Die "Trompeten" der Wikingerbögen

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acker
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Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von acker » 04.05.2008, 19:26

Hallo,
Heute Nachmittag stöberte ich durch meine Bogenbaulektüre und lasden Beitrag von Jürgen Junkmanns in :"Das Bogenbauer-Buch ...Die Bogen der Wikinger"
Nur nun stellt sich mir die Frage: Warum diese Wurfarmenden ...was hatten die für einen Auftrag?

Ich meine die Wikinger müssen sich ja irgendwas dabei gedacht haben, das sie so sind wie sie sind ;-die "Trompeten" ??? ???

Gruß Acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Rado
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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von Rado » 04.05.2008, 23:45

So viel ich weiß, munkelt man ob die Trompeten eine Art wikitypisches Erkennungszeichen waren.
Das glaube ich aber selbst nicht so recht.
Daß man im Handgemenge Freund und Feind auseinander halten muss ist klar.
Aber bei Distanzwaffen?
Und was ist das für ein Erkennungszeichen, das man auf 50m nicht mehr richtig sieht ?
Aber stimmt schon, was sollte es sonst sein?

Man wees et nich, man wees et nich...

Die Trompeten sind der Grund weshalb ich wohl nie einen Wikibogen nachbauen werde.
Unnötiges Extragewicht, warum sollte ich meine Bögen extra uneffizient machen?

Gruß
Rado
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Halvarson
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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von Halvarson » 05.05.2008, 10:10

tach auch

nach kurzer überlegung bin ich einstimmig zu diesem ergebniss gekommen:

eventuell wurde der bogen im nahkampf als kampfstock benutzt. somit haben die massiven enden auch einen nutzen.  ;)

gruss
thorsten
Gruss
Thorsten

Rechtschreibfehler sind gewollt und auch als solche anzusehen.
Wer wenig zuviel hat hat meist viel zuwenig - altes chinesisches Sprichwort

Broken Arrow
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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von Broken Arrow » 05.05.2008, 10:16

Hi

Das war schonmal Thema in einem anderen Forum :-)

Ich schrieb:
Übrigens habe ich über die Trompeten mal nachgedacht.
Wenn man einen Bogen mit einfachen Mitteln wie ein Ziehblech oder mit Flintsteinen baut, dann lässt man beim schaben zwangsläufig die WA Enden aus welche dann ja immer mit Messer und Feile "nachgesetzt" werden. Was wenn der Haitabu Bogner sich diese Arbeit geklemmt hat und diese dickeren Enden einfach aus Faulheit einfach formschön beigeschliffen hat?
Nur ein gedanke. Bitte keine Ausarbeitung über faule Wickis oder der Nachfrage nach wissenschaftlichen Belegen 
Denkbar???

Gruss
BA
Sieh nicht nur den Baum, sieh auch den Bogen darin

gian-luca
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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von gian-luca » 05.05.2008, 14:56

meine meininung zu den dicken 'wikinkger-enden':

sie sind unheimlich robust, was im kriegsgeschehen durchaus positiv ausfiel. ich mache an meine bögen minimalste nöcklein die ich dann aber auch sehr behutsam behandle. im schlachgetümmel könnten diese delikaten dinger wohl ziemlich schnell kapputt gehen und den bogen unbrauchbar machen.

die wikingerbögen waren sehr starke kriegsbögen (in richtung engl. longbow) und es wurden entsprechend schwere kriegspfeile verschossen. bei sehr schweren pfeilen spielt das gewicht der wurarmenden eine kleinere rolle. gefragt war nicht primär ein lebhafter abschus mit leichten pfeilen, sondern einen gute beschleunigung von 'killerpfeilen'.

nur so meine meinung.

gruss,
gian-luca

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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von Rado » 05.05.2008, 16:35

Das glaube ich nicht so recht.
Schaut euch mal die Enden der Mary Rosebögen an.Winzig:
http://www.youtube.com/watch?v=nDoggUZTOJs&feature=related
Und ich glaube daß kurze Pinnocks(kann man bei Eibe zwar eh nicht machen aber warum nicht kruze, dicke Nocken?) weniger bruchgefährdet sind als verlängerte massive Nocken, die auch noch extra deflex gebogen wurden.
Der Hebel ist länger.
Im Grunde ist doch alles was oberhalb der Sehne ist nur Balast.
Es sei denn da sind noch Kerben für eine Spannschnur.
Vieleicht wurde ja eine Spannschnur benutzt,
mit sich festziehenden Knoten.Dan macht das  verdicken zum Ende auch wieder Sinn.
Wer weiß dat scho...

Gruß
Rado
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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von Ravenheart » 05.05.2008, 17:15

Ich sehe es so:

Problem bei Eibe: Bei starken Bogen kann sie an der Sehnenkerbe spalten.

Lösung engl. LB:
Hornnocken.

Lösung der Wikinger:
Die Sehne wird am unteren Ende GAR NICHT in einer Kerbe gehalten, sondern nur angewickelt. ("Schweinerücken"-Knoten)

Damit sie nicht im Vollauszug zum Ende hin abrutscht, muss dann aber der WA zum Ende hin wieder breiter werden.

Da man erst NACH dem Tillern wusste, welcher WA der untere wird, hat man erst mal beide Enden so ausgeführt.

Am Oberen wurde dann später eine Kerbe + Wicklung angebracht, damit man den Bogen leicht Spannen/Entspannen konnte. Eine Nachbearbeitung der da dann überflüssigen Verbreiterung hat man sich geschenkt... Vielleich aber auch extra belassen, zur Balance...

Rabe
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Re: Die

Beitrag von Wilfrid (✝) » 05.05.2008, 17:52

Wie wärs:
wir legen beim Wiki einfach mal die Sehn über die Enden! Schon ist es ein Reflexbogen mit weighted Tips. Ist so abwegig nicht, weil ich weiß, das diese Sehnenführung nicht nur mir bekannt ist , sondern auch in Litauen von "Papas" so gehandhabt wird.
Wer je schon mal "richtige" Pfeile verschossen hat, lernt die Vorzüge verdickter Bogenenden schätzen. ( Pfeilgewichte über 60g oder 750 grain)
Der Vorteil solcher Pfeile : Sie gehen auch in ein Wildschwein rein, denn dei Energie eines Pfeils ist E=1/2mv^2, leider nimmt sie  mit dem Quadrat der Geschwindigkeit ab. D.h. ein leichter und schneller  Pfeil  hat seine Energie viel schneller verloren als ein langsamer schwerer, und damit dringt der langsame, schwere , wenn er denn ankommt, tiefer ein als der schnelle, leichte.
Und außerdem bei den Wikingern war meines Wissens der Bogen als Kriegswaffe nicht besonders angesehen.
Bogenschützen sind irgendwo alle Spanner, aber das Schießen entspannt definitiv
Der schönste Pfeil ist der im Centerkill

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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von Rado » 05.05.2008, 19:51

@Rabe:Hm, aber deshalb gleich so große Trompeten?
Die fallen(zumindest aus der Nähe) ja richtig auf.
Kleinere würden den Sehnenhaltezweck doch auch erfüllen, denke ich.
Und wozu das nach hinten Biegen?
Und wenn ich schon Tage und Stunden am Bau dieses Bogen sitze, nehme ich mir nochmal die 15min und mach die Enden eben aus Efizienzgründen leichter.
Ich kann mir einfach beim besten Willen nicht vorstellen, daß man auf vielleicht lebensrettende Wirksamkeit verzichtet, weil man zwei Enden nicht kurz nachschnitzen mag.
Und eben nochmal dieses Zurückbiegen, die Mühe hat man sich gemacht?

Gruß
Rado

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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von AZraEL » 05.05.2008, 21:34

außerdem finde ich, dass wenn man die enden dicker lässt um das abrutschen der sehne zu verhindern, es doch mehr sinn machen würde, sie reflex statt deflex zu biegen, oder?
...jedenfalls werfen sie keine sachen mehr nach mir, vielleicht, weil ich einen bogen mit mir rumtrage?

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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von Ravenheart » 05.05.2008, 22:07

Abwinkeln und Breitenverlauf sind evtl. 2 unterschiedliche Themen?

Ich bezog mich nur auf Zweiteres...

Rabe

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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von AZraEL » 05.05.2008, 22:30

ähm ja...sorry...hatte das in deinem beitrag irgendwie so verstanden. aber du bist ja nur auf die breite eingegangen, nicht auf das deflex biegen. my fault ;)
...jedenfalls werfen sie keine sachen mehr nach mir, vielleicht, weil ich einen bogen mit mir rumtrage?

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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von Archiv » 05.05.2008, 22:42

Ich denke das es Griffe sind, mit denen der Bogen gebogen wird, so dass man die Sehne um das Ende wickeln kann.
In einer latent gewaltbereiten Gesellschaft ist die Spannzeit eines Bogens durchaus von Wichtigkeit. Diese Griffe erleichtern das Spannen der Sehne. Die geminderte Wurfkraft wurde dafür hingenommen.


Da auch andere Bögen die nach hinten gebogenen Enden haben, z.B. der Bogen von Wassenaar, ist ein ethnische Komponente eher unwahrscheinlich.

Siehe auch: http://www.ffc1066.de/pdf_ffc/KG_BGS_V1.pdf

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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von acker » 05.05.2008, 23:36

Hallo,
Würd für mich Sinn machen.Die Trompeten würden einen guten Griff abgeben der gut in der Hand liegt.

Interessant, soviele Meinungen zu dem Thema.

Vieleicht wollten uns die alten Wikinger einfach was zum Nachdenken hinterlassen ;)

Gruß Acker
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Re: Die "Trompeten" der Wikingerbögen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 10.05.2008, 18:48

Also, meiner bescheidenen Meinung nach, und nachdem ich mir hier den Thread nochmal überflogen habe, einschließlich der Meinung des Frankoflämischen Kontigents, sind diese "Trompeten" wegen der Pfeile nötig, die Sehnenführung kann , muß aber nicht über die Enden gegangen sein. wenn eine Seite dicker sein soll um abrutschen zu vermeiden, MUSS das andere auch dicker sein, sonst sind die Wurfarme unterschiedlich schnell. Und dann , kann ich euch aus eigener Erfahrung sagen, schießt ein Bogen absolut Sch.....! Bei den in Haithabu gefundenen Pfeilen handelt es sich ja meines Wissens um ziemliche "Speere". Auch die anderen Spitzen aus frühmi Funden sind ja halbe Speerspitzen.
Abgesehen davon müßte ich die gefundenen Bögen selber sehen bzw ein Bogenbauer sie mit Verstand betrachten, denn ich traue Archäologen durchaus zu, Rücken und Bauch zu verwechseln. Auf dem Teppich von Bayeux sind nur Reflexbögen dargestellt und 100 jahre vorher sollen nur deflexe vom gleichen Volk verwendet worden sein? Wie gesagt, wer ´s glaubt wird selig, wer nicht auch
Wilfrid
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