Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus" eine Versuchsserie...

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the_Toaster (✝)
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Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus" eine Versuchsserie...

Beitrag von the_Toaster (✝) » 28.05.2008, 18:31

Habe den Threadtitel mal geändert:

Grund siehe weiter unten.
Antwort 5.

Den Rest des Threads lasse ich aber unverändert...


Ich hab ja nun meinen ersten Bogen soweit fertig. Ich schieße jetzt mit dem Ding und mache noch etwas Feinschliff um das Schießverhalten zu verbessern. Zuletzt habe ich die Tiefe der Pfeilauflage etwas erhöht...

Aber das ist nicht meine Frage...

Wie das so ist, man hat ein Projekt beendet, da denkt man schon ans nächste... oder besser: übernächste...

Also:

Hat jemand Erfahrung mit dem Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus"?
Ich denke nämlich daran meinen übernächsten Bogen mit Recurves auszustatten.
Allerdings sollen Bauch und Rücken diesmal aus Bambusrohr bestehen.
Mittellage dann halt aus Actionboo.
Ich wollte die einzelnen Komponenten zunächst in Form bringen, vortillern und dann im Perry-Reflex verleimen und an den Enden etwa 12 - 15 cm Recurves anbringen.
Nicht mal für effektiv, eher für schön. ;D

Meine Frage geht dahin, ab welcher Temperatur sich da Zeug überhaupt biegt und ab welchen Temperaturen die Gefahr besteht, dass die Verleimung des Actionboo den Geist aufgibt.

Mein nächster Bogen soll allerdings erstmal ohne Recurves nur mit Perry gebaut werden. An ihm will ich das Tillern eines dreilagigen Bambusbogens üben.
Zuletzt geändert von the_Toaster (✝) am 29.05.2008, 06:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Squid (✝)
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Re: Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus"

Beitrag von Squid (✝) » 28.05.2008, 19:26

Hmm, ist schon genug Zeit für eine Antwort vergangen?  ;D

Ich würde etwas vorher ansetzen. Ist es denn überhaupt nötig, die Mittellage zu erhitzen? Bei 3 Lagen Bambus plus Perry plus Recurves sind die Bogenenden recht dünn. Die Stärke der getaperten Mittellage liegt an den Enden nach meiner Erfahrung mit mehrlagigen Holzbögen bei ungefähr 3 mm.
Bei der Stärke kannst du Actionboo ziemlich sicher völlig erhitzungsfrei in 60 ° oder gar 75 ° Revurves biegen. Wenn du dann die Bellyleiste an den Enden etwas dicker lässt - ca. 3 bis 4 mm - kannst du damit sogar beeinflussen, ob es mitbiegende oder statische Recurves werden...

Ansonsten hilft vielleicht eine Nachfrage beim Hersteller, womit die verleimen? Ist bestimmt die sicherste Info...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus"

Beitrag von the_Toaster (✝) » 28.05.2008, 19:52

Präzise wie eine Schweizer Uhr... ;D

Und auch noch so sinnige Hinweise.

Manchmal kommt man auf die einfachste Lösung zuletzt.
Eigentlich fast immer...

OK. Ich werde denen mal ne Mail schicken.

Trotzdem wärs cool, wenn jemand hier noch was dazu wüsste.

Zu Deiner Vorgehensweise:

Stehen die Recurves im Inneren dann nicht zu sehr unter Spannung?
Können die dann nicht eher die Form verlieren oder gar brechen?
Rücken und Bauch sollte ich in diesem Bereich dann aber auf jeden Fall heiß biegen, oder?

Ergänzung:

Habe mal eben was ausprobiert.
Ich habe noch ein drei mm dickes Reststück hier rumliegen. Habe es mal eben auf 12 mm Breite zugesägt und versucht zu biegen.
Das Ergebnis ist, dass die Biegung grenzwertig ist. Es knirscht und knarzt ganz fürchterlich im Material. Das carboniserte Actionboo ist dann doch recht spröde.
Ich werde ein weiteres Reststück einfach mal in nen Kochtopf legen und gucken was dann geht...

Fortsetzung folgt...
Zuletzt geändert von the_Toaster (✝) am 28.05.2008, 20:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus"

Beitrag von Squid (✝) » 28.05.2008, 20:17

Da versagen bei mir die Hinweise, ganz einfach weil ich noch kein Bambus heissgebogen hab. War bisher nicht nötig.

Aber drei Dinge dazu:
- Brechen tut da gar nichts. 3 Lagen Bambus (je ~3 mm) sauber schichtverleimt sind sichere Garanten für Bruchfestigkeit - selbst wenn es ein 50 oder gar 60 Pfünder wird.

- Auch die anderen beiden Bambuslagen sind ja recht dünn. Ich meine, dass man diese ziemlich sicher ebenfalls ohne Hitze biegen kann. Aber das müsste man tatsächlich mal austesten... hängt mit Sicherheit auch von Sorte und Qualität des Bambus ab.

- Die Recurves wären letztlich nur übertriebene Perryreflexabschnitte. Dadurch liegen die Spannungen in den Leimfugen und in der Mittellage. Ich denke nicht, dass du dir um Spannungsspitzen innen Sorgen machen musst.
Ich würde mir dazu 2 Formen aussägen, die Lagen mit Epoxy einschmieren und den ganzen Saukram dann mit ein paar Schraubzwingen auf den Formen fixieren.


PS: Kennst du die Methode, bei der Recurves dadurch gebogen werden, dass das Wurfarmende parallel zum Bogen eingesägt wird, und dann in den Sägeschnitt entweder ein weiteres Stück Furnier eingesetzt wird, oder die beiden jetzt nur noch halb so dicken Bogenenden einfach hochgebogen und verleimt werden? Dadurch, dass die sich beim Hochbiegen gegeneinander verschieben können, geht das relativ spannungsfrei ab. So wie eben auch bei 3 Lagen Bambus...
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Re: Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus"

Beitrag von the_Toaster (✝) » 28.05.2008, 20:39

Squid hat geschrieben:
PS: Kennst du die Methode, bei der Recurves dadurch gebogen werden, dass das Wurfarmende parallel zum Bogen eingesägt wird, [...]


Ja kenne ich.
Habe ich auch schon angewendet. Allerdings nicht im Bogenbau sondern im Schiffsmodellbau.

...

Actionboo kocht grade...

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Re: Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus" eine Versuchsserie...

Beitrag von the_Toaster (✝) » 29.05.2008, 06:54

So. Erste Ergebnisse. - alles muss man selber machen -

Maße des Teststücks:

12mm breit
3,5 mm dick
120 mm lang

Bambus hat zehn Minuten auf kleiner Flamme geköchelt.
Ergebnisse:

Irgend eine Substanz ist aus dem Bambus entwichen und hat das Wasser gelb verfärbt.
Die Klebestellen haben gehalten.
Der Bambus ist aufgequollen und hat eine rauhfaserige Oberfläche bekommen. Vorher war er sehr glatt.
Der Bambus lässt sich sehr gut biegen. Biegeradius ca. fünf cm. Winkel ca 90°.
Nach ca. acht Stunden warten öffnet sich der Streifen, wenn der Spannfaden geöffnet wird, auf einen Winkel von ca. 70°.
Der Streifen lässt sich recht leicht weiter aufbiegen.

Ich vermute, dass kochen Gummibambus produziert.

Nächster Versuch:

Dämpfen.

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Re: Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus" eine Versuchsserie...

Beitrag von nordwandclimber » 29.05.2008, 07:49

Hi,

ich habe besagte Bambusplatte schon mit dem Heißluftfön (Warmluft) gebogen. Geht sehr gut und bei mir hat es funktioniert. Dämpfen habe ich bisher nur bei Massivholz verucht, da ich Bedenken ob der Wasserfestigkeit des Klebers hätte.

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Re: Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus" eine Versuchsserie...

Beitrag von kra » 29.05.2008, 08:28

Kleber ist ne Art "Industrie-Weißleim". Beim tempern überlebt er ca. 150°, wobei ich nicht weiß, wieviel er dann noch hält.
Bei >170° gibt er definitiv den Geist auf, auch phne Kraftaufwand  ???.

Wenn es knarzt und knakct macht das an den Recurves nix, angenommen du verleimst mit Epoxy oder einem anderen spaltenfüllenden und aushärtendem Kleber. Ich hab auch schon gebrochene Mittellagen (habe eine etwas andere Klebetechnik) wieder geklebt.
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Re: Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus" eine Versuchsserie...

Beitrag von the_Toaster (✝) » 29.05.2008, 17:26

Kochen zweiter Teil:

Die Klebenähte des Actionboo haben dem Kochen ohne Probleme stand gehalten. Die Leimfugen zeigten keine Aufspaltungen oder farbliche Veränderungen, als das Probestück im Topf vor sich hin köchelte.
Es handelt sich demnach um einen wasserfesten Kleber, der mindestens 100°C stand hält.

Nach insgesamt 18 Std. trocknen im eingespannten Zustand hat sich die Festigkeit des Actionboo gesteigert. Sie ist allerdings nicht mehr so hoch wie vorher.
Weiteres zusammenbiegen ist genau so schwer wie bei geradem Material. Die gestauchten Fasern setzen dem wohl einigen Widerstand entgegen.
Auseinanderbiegen der Krümmung ist allerdings recht leicht. Die gedehnten Fasern haben wohl einen Gut teil ihrer Belastbarkeit verloren.
Meine bisherigen Erfahrungen mit gekocht gebogenem Holz ist allerdings, dass es, in zwei bis drei Schichten verleimt, recht stabil wird.

Dämpfen folgt im nächsten Teil.
Stay tuned...  ;)
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Re: Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus" eine Versuchsserie...

Beitrag von the_Toaster (✝) » 30.05.2008, 17:04

Methode 2, Dämpfen:

Gedämpft habe ich mit zwei verschiedenen Zeiten:

5 Minuten und 15 Minuten
Maße der Teststücke und Biegeradien wie oben.

Nach jeweils 18 Std. trocknen verhalten sich die Stücke wie folgt:

Beide Stücke sind weicher geblieben als das gekochte Stück.
Das fünf Minuten Stück ist im eingespannten Zustand gebrochen.
Eine Wiederholung des Versuchs wird zeigen, ob das an einer fehlerhaften Durchführung lag, oder ob es sich um eine generelles Problem handelt.
Um einen potentiellen Fehler einzugrenzen werde ich eine Biegeform mit den bereits bekannten Maßen bauen.

Das gekochte Stück hat nach weiteren 24 Std weiter an Festigkeit gewonnen.

Alles in allem scheint mir kochen im Moment besser geeignet zu sein als dämpfen.

Da ich mir eh noch ein Heissluftgebläse kaufen muss um den nächsten Bogen bauen zu können, werde ich dann auch mal das Biegen mit trockener Hitze testen.

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Rifle
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Re: Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus" eine Versuchsserie...

Beitrag von Rifle » 30.05.2008, 17:36

Danke für Deine Versuche und der Weitergabe Deiner Erkenntnisse. ;D

Ich suche auch Antworten auf die gleiche Fragen, war bis jetzt aber zu faul. Bedenke das du für die Recurves nicht gleich den richtigen Radius brauchst. Es reicht, wenn du etwas vorarbeitest, und den Rest beim Verkleben in der Form erledigst.
Bild

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Re: Heißbiegen von Actionboo von "Alles Bambus" eine Versuchsserie...

Beitrag von the_Toaster (✝) » 30.05.2008, 18:11

Irgendwer muss die Arbeit ja machen... ;D

Ich habe mich jetzt entschlossen eine kleine Biegeform zu machen um die Ergebnisse reproduzierbarer zu machen.
Ich werde also die gesamte Testserie wiederholen und dann schreibe ich die Ergebnisse hier rein.
Kann ne Weile dauern bis ich damit durch bin, denn das Material soll nach dem Biegen jeweils 24 Std. in der Form bleiben.

Fortsetzung folgt... ;D

Die eigentliche Arbeit geschieht ja später...
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