Sidekick / Glen St. Charles

Selbstgebaute Ausrüstungsgegenstände wie Armschutz, Köcher, etc.
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Bruder Plattschuss
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Sidekick / Glen St. Charles

Beitrag von Bruder Plattschuss » 01.08.2016, 22:56

Moin.

Nachdem ich meinen ersten Bogen samt Pfeilen hatte, machte ich mich auf die Suche nach einem passenden Köcher. Die Varianten die ich bei Freunden gesehen hatte begeisterten mich nicht. Auf dem Rücken schlecht zu erreichen, an der Seite ein Gebambel... Und dann entdeckte ich diese Dinger...

Den Protoprototyp erspare ich Euch. Hier der Bau des ersten Cabrioköchers für Seiteneingriff. Wie bei der guten, alten Unterhose ;D .

Zuerst eine Skizze um abschätzen zu können was ich an Leder brauche, welche Maße die Teile bekommen sollten.
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Dann aus einem geeigneten Material eine Bodenplatte sägen. Gegen nähen hatte ich mich entschieden um dem Ding mehr Stabilität zu geben. Aber gibt sich wohl wenig.
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Nach dem aussägen die ganze Scheibe mit Feile und Papier halbwegs rund und glatt machen.

Dann einen Pfeil und einen Zollstock zum abschätzen der benötigten Länge...:
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Schlau wie ich war hatte ich die Worte der Verkäuferin ignoriert: "Wenn sie eine Weile schießen können sie die Pfeile kürzer nehmen. Ich lasse sie jetzt mal zwei Zoll länger."

Dann den Rücken des Köchers zuschneiden. Wobei schneiden hier sägen bedeutet.
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Die Länge geht dabei von der Bodenplatte bis ans obere Ende des Köchers. Also vorher überlegen ob die Federn im Köcher verschwinden sollen oder nicht.

Gucken wie weit die Latte über die Scheibe übersteht...
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...und diese Kanten brechen.
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Die Latte liegt später im inneren des Köchers. Da muss wirklich das Material weg. Beim Nachfolgemodell liegt die Latte quasi aussen. Da bleibt dieser Teil kantig und nur der Teil am Rücken wird verrundet! Vorher denken hilft.

Immer mal gucken ob 's passt.
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Jetzt beginnt die Arbeit mit dem Leder:
Zuschneiden:
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Wie beim Nähen gilt: Nahtzugabe beachten!!!

Patex Lehrgang:
1. Kanten brechen:
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2. Klebefĺäche anrauhen:
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3. Kleben.
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Ja, ich traue hier jedem zu eine Tube Patex zu leeren. Eigentlich hätte ich das Photo nicht gebraucht... ::)

4. Kloppen.
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Patex lebt davon das er kurz und heftig zusammen gedrückt wird.

Genau so wie das Leder kann man auch den Holzboden einkleben. Und vorher hatte ich schon den Trageriemen an den unteren "Becher" des Köchers geklebt.
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Ob man den Rücken auch kleben muss? Ich jedenfalls habe es getan. Zur Sicherheit. Letztlich bekommt sowohl der Boden, als auch das Rückgrad des Köchers seinen Halt aus den Nägeln. Dabei fand ich im Baumarkt Ziernägel mit großen, silbernen Köpfen.
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Der Trageriemen wird vernäht. Einfacher geht das wenn die beiden "Becher" noch nicht zusammen geklebt sind. Ich hatte Glück dass meine Nähnadel dann noch genug Raum zum nähen fand. Aber eng war 's!
Beim Auffädeln mit dem Faden durch das Nadelöhr, dann drei mal den Faden durchstechen und nach hinten über das lange Ende ziehen. Das sichert den Faden im Öhr gegen durch rutschen.
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(Im Hintergrund die Schwertahle zum vorstechen der Löcher)

Hier die Ahle und der Faden mit zwei Nadeln für den Sattlerstich.
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Vorstechen, dabei lege ich gerne einen Schleifklotz aus Kork unter.
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Und mit Sattlerstich vernähen.
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Das Ergebnis dann noch mit Beize Nussbaum behandelt und anschließend das Leder innen, außen und an den Kanten mit Schuhcreme und Lederfett behandeln. Dann dunkeln die Kanten nach und die raue Seite des Leders wird glatt. Und siehe da, die beste Lady Marian aller Zeiten war glücklich.
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Auch weil ich den Köcher aus dem selben Leder geschnitten habe aus dem ich ihren Armschutz gemacht hatte. Das war eine Nacht-und-Nebel Aktion letzten Dienstag. Denn Mittwoch fuhren wir ihren Bogen kaufen.

Und weil es so schön war gleich noch mal. Dann aber mit statt rund in flach und mit Trennung für zwei Pfeilgruppen. Statt der Stahlstifte diesmal mit Messingnägelchen. Die Saudinger sind so weich wie japanische Motorradschrauben der 80er Jahre. Nach dem die ersten fehl gingen oder krumm waren habe ich die Löcher mit dem Drehmel etwas vorgebohrt. dann ging es.
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Ich bin mit meinem Köcher völlig zufrieden :-* ...

...Zumindest bisher >:) .

Wobei ganz genau betrachtet die Position des Tragerimens nicht optimal ist. Statt an der Stirnfläche hätte ich ihn besser an der Seite angebracht. Denn ich trage den Köcher mehr hinten auf dem Rücken als seitlich neben dem Körper. Für die seitliche Trageweise ist es so sehr gut!
Zuletzt geändert von Bruder Plattschuss am 01.08.2016, 23:34, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Sidekick / Glen St. Charles

Beitrag von Balian79 » 01.08.2016, 23:10

Richtig geile Idee finde ich,wenig Materialverbrauch und Effizient!!!
Mfg Martin
Handwerk ist durch Gewohnheit erlangte Geschicklichkeit.

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fatz
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Re: Sidekick / Glen St. Charles

Beitrag von fatz » 02.08.2016, 07:14

Hallo,
erstmal willkommen im Forum.
Wie beurteilst du das Handling? Ich hab mir anfangs meiner Bogenzeit mal sowas aehnliches gebaut. Hab es aber recht fummelig gefunden die Pfeile wieder reinzustecken, weil man 2 mal zielen muss
Haben ist besser als brauchen.

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Bruder Plattschuss
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Re: Sidekick / Glen St. Charles

Beitrag von Bruder Plattschuss » 02.08.2016, 22:37

Hallo fatz,

Danke für 's Willkommen. Eine Vorstellung kommt auch noch... :-\

Zur Fummeligkeit:
Ich empfinde Rückenköcher als sehr fummelig, denn ich muss immer irgendwie verrenkt über den Kopf greifen um an den Pfeil zu kommen. Und wenn die Pfeile dort nach Gruppen sortiert sind habe ich das auch schlecht (Achtung Wortspiel!) im Griff. Zum einstecken der Pfeile muss er runter.
Seitenköcher stören mich beim gehen, je nachdem wie der Untergrund ist, je nachdem was ich an habe. Und wenn es nur der Weg vom Parkplatz zur Scheibe ist.

Dieser Köcher ist beim beladen asseliger als ein Seitenköcher, aber einfacher zu handhaben als ein Rückenköcher. Wenn ich die Pfeile aus der Scheibe ziehe stelle ich sie neben kurz ab, greife dann ein Bündel und stecke es ein. Dann das anderes Bündel. Das geht beim Seitenköcher leichter. Zugegeben.

Im Überblick was ich gerade greife ist meiner klasse. Bei meiner Lady Marian muss ich da gegebenen Falles noch einen Trenner einbauen.

Ziehen der Pfeile ist perfekt. Ein kurzer Griff seitlich hinten. Den Pfeil kurz anlupfen und durch die Hand bis zu den Federn gleiten lassen. Auflegen. Schuss. Alles in Allem ein sehr fließender Ablauf. Mir gefällt es sehr.

In der Kombination aller Eigenschaften bin ich sehr zufrieden.


Hoffe geholfen zu haben,
Mike

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fatz
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Re: Sidekick / Glen St. Charles

Beitrag von fatz » 03.08.2016, 07:28

Ich denk, das man das Problem minimieren koennte, indem man die seitliche Oeffnung deutlich kleiner macht. Sollte auch beim Rausziehen nicht stoeren.
Rueckenkoecher taugt mir uebrigens auch nicht. Mein Seitenkoecher stoert mich eigentlich nicht, wenn er an der richtigen Stelle haengt. Aber: alles Geschmackssache
Haben ist besser als brauchen.

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