Servus Leute!
Hab mir den Thread mal gut durchgelesen und einige interessante Sachen gelesen. Und auch gute Denkansätze gefunden.
Ich hab auch das Buch von H. Riesch gelesen und muß dazu sagen...naja manches ist gut nachvollziehbar...anderes...sollte man vielleicht überdenken.
Die von ihm angesprochene Sandwichbauweise...hmmm...ich hab mir seine Veröffentlichung mit dem Gefügeschliff angesehen und halte es für sehr gut möglich. Bzw. würde sagen: ja ist so.
Im Endeffekt erinnert einen die Spitze im Schliff stark an die japanischen Klingen, oder die skandinavischen 3 Lagen Messer.
Als Grund kann ich mir vorstellen, dass man a) den teuren Stahl sparen wollte und eben nur die Schneidenschicht daraus herstellte (sei es nun wie bei Riesch eine Ummantelung, oder wie bei H. Cole zu lesen einen Schneideneinlage) und das man evtl. b) wie der liebe H. Riesch es schrieb die duktilität des Weicheisens mit der Härte des Stahls kombinieren wollte.
Was ich dem Mann aber absolut nicht abkaufe sind die gemessenen Härtewerte. Es sei denn, der Pfeilspitze ist irgendwas zugestoßen (Feuer, oder ist nur ein ungehärtete Rohling).
Ich arbeite selber im Bereich Werkstoffprüfung und seine Gefügeanalyse und die Härtewerte sind mehr oder minder ein Witz. Vor allem seine Aussage warum die Härte so eingestellt wurde, bei welcher er sich in seiner Veröffentlichung in einer archäologischen Zeitschrift sogar widerspricht.
Auch seine Aussage dass man die Pfeilspitze nicht gehärtet hat, weil man lieber nen weichen aber sicheren Stahl hat, anstelle eines harten "spröden" Stahls... Hallo? Man konnte da schon gute Schwerter schmieden die auch nicht gleich bei jedem Schildkontakt zerbröselt sind! Außerdem warum sollte ich mir dann überhaupt die Mühe eines Laminats machen?
Aus eigener Erfahrung (Beschuß eines Hochmittelalterlichen Stahlschildes aus Federstahl) weiß ich dass bei unzureichender Härte, die eben mit zu geringer Festigkeit einhergeht, der beschoßene Stahl sich einbeult, evtl. noch (sofern möglich) ein Stück einfedert. Die Spitze verformt sich dabei ebenfalls und so wird die ganze Energie absorbiert.
Wohingegen eine gehärtete Stahlspitze (sagen wir mal grob 500-600HV30 was einem gut gehärteten C45 entspricht, der noch einmal leicht angelassen wurde) die leicht ballig geschliffen ist (wie eine Fällaxt, um der Schneide mehr Stabilität zu geben) kurzen Prozess mit Stahlblechen von 2-3mm macht, sofern diese nicht auch gehärtet wurden.
Von daher finde ich seine Spitzenrekonstruktion hinsichtlich der Schmiedetechnik gut...aber hinsichtlich der Werkstoffwahl etwas unglücklich...
zum Thema Lamellenrüstung: diese Rüstungen müssen schon recht guten Schutz und Komfort geboten haben, aufgrund ihrer Flexibilität werden sie zusammen mit einem Polsterwams ne Menge Energie absorbieren. Die meisten Völker die so gerüstet waren trugen keinerlei Schild als Schutz.
Zum Thema Kolbenpfeil: Ich hab selber schon mal gesehen was so eine Klotz anrichtet. Ein Archäologe hat damit mal ne dicke freistehende Spanholzplatte beschossen...Ergebniss: Durchschuß und zwar sauber!
Also das Ding macht schon mit einem entsprechenden Bogen 45lbs aufwärts muß aus den Knochen.
Ich hab selber mal mit meinem Oberflachtbogen (der wirklich ab ner gewissen Auszugslänge sehr steif wird wie bei Riesch beschrieben, aber keineswegs sofort bei mehr als 40cm Auszug knackt) mit Gummibluntpfeilen ein Stück Kiefernholzbohle beschossen, dass absolut nicht eingespannt war, also beim Treffen umkippte...Ergebniss: schöne kreisrunde ca. 2mm eingedrückte Vertiefungen. Und das nur durch die Massenträgheit des Holzes!
Also ich möchte auch Distanzen von bis zu ca. 30-50m keinen soclhen Pfeil abkriegen. Das gäbe übelste Hämathome und ich denke auch fiese Brüche.
Ein Karnickel wär vermutlich schon Matsch innerlich.
Der wahnsinnige Vorteil dieser Spitzen ist, dass sie eben Fehlschüsse verzeihen...naja..solange der Schaft es mitmacht!
Und da ein Karnickel ein kleines Ziel ist und man es also auf Distanzen um die 10m Jagd...schießt man auf ein sich schnell bewegendes und richtungsänderndes Ziel...da is ein Kolbenpfeil schon ganz gut, da er nicht gleich bis zum anschlag im Boden steckt, oder knackst falls man nen Stein trifft.
Für die Vogeljagd könnte ich mir als Vorteil vorstellen, dass dieser Pfeil eine geringere Gefahr darstellt, wenn er runterfällt...außerdem wird wirklich die gesamte Energie absorbiert...wenn ich ne kleine schlanke Spitze nehme um nen Vogel zu treffen und nicht gleich Geschnetzeltes vom Himmel zu hohlen, wie es ne breite Jagdspitze verursachen würde, dann hätte ich mit Sicherheit ne glatten Durschuß...und 2 Probleme...der Vogel fliegt evtl. weiter und geht irgendwo runter wo ich ihn evtl. nicht finde...und mein Pfeil ist auch noch weg...und bleibt evtl. irgendwo stecken wo ich es nicht will...z.B. meinem Nachbarn, der gerade irgendwo im Unterholz 100m entfernt Pilze sammelt.
Naja...alles nur Gedankenspiele...wenn auch ne Menge.