Zugstärken älterer Bögen

Alles über das Mittelalter.
MaNa
Full Member
Full Member
Beiträge: 163
Registriert: 19.06.2006, 13:50

Zugstärken älterer Bögen

Beitrag von MaNa » 28.06.2006, 10:54

Mich interessiert, was die ganzen älteren Bogen (engl. Langbogen, Reiterbögen,...) für Zugstärken hatten.

Bei Wikipedia habe ich gefunden, dass englische Langbögen bis zu 60kg Zuggewicht haben konnten. Weiß jemand, was andere Bögen hatten (militärische) und auf wieviel Metern man damit normalerweise geschossen hat?

Im Forum habe ich dazu nichts gefunden.
de sagittis Hungarorum libera nos, domine

Karl-Heinz

Beitrag von Karl-Heinz » 28.06.2006, 12:01

In der Bogenbauer Bibel Teil 3 Seite 170 ist ein ELB mt 150 lbs abgebildet. Bei Bickerstaffe hat ein Typ Namens Mark Stretton den "Weltrekord" aufgestellt mit 200 lbs.
Ich habe ein ELB mit 122 lb gebaut, am Kompressionriss verstorben, das ist aber alles nichts zum normalen Schießen.
Reichweite war Pfeilgewichtabhängig, die Bögen waren für schwere Pfeile gedacht, ich schätze die aus 250-350 m Reichweite, wie gesagt nur meine Schätzung.

K-H

Falkenstadl
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 571
Registriert: 18.11.2005, 12:05

120# bei Hermanski

Beitrag von Falkenstadl » 28.06.2006, 12:48

@MaNa...bei Hermanski hat ein Kunde einen 120# Bogen von Bickerstaffe bestellt. Abgesehen davon, dass so eine Sonderanfertigung ein Saukohle kostet, hat der Kunde seine 'warbow' gar nicht ausziehen können, weil schlichtweg die Kraft fehlte. Aber es gibt eben Leute, die wollen so was haben. Wie so mancher einen Sportwagen mit 350PS braucht, den er nicht ausfahren kann.
D.h. die Engländer, die Bögen jenseits der 100# grenze geschossen haben, waren seit Ihrem 6ten Lebensjahr auf Bogenschiessen trainiert (per Gesetzt dazu verpflichtet) und hatten entsprechende Muskulatur aufgebaut und die unerlässliche Technik dazu.
Im Süddeutschen Raum kenne ich einen Bogenschützen (Amerikanischer Soldat - asiatischer Abstammung) den man oft auf Turnieren sieht, der schiesst einen Osage flatbow mit 105#. Das ist so beeindruckend wie selten.
Gruß
Falkenstadl
btw. Ich erhalte in den nächsten Tagen (hoffentlich schon morgen) meinen 60# ELB von Bickerstaffe. Hermanski, über den ich den Bögen bekomme, muss ich in den höchsten Tönen für seine freundliche und kulante Art loben. Ich hatte zwar schon viel Gutes über Ihn gehört, durfte es aber heute in eigener Person erleben.
Bei den Alten schauen, für die Jungen bauen.

MaNa
Full Member
Full Member
Beiträge: 163
Registriert: 19.06.2006, 13:50

Beitrag von MaNa » 28.06.2006, 14:37

Danke schon mal für die Antworten :-). Weiß aber jemand, was die asiatischen Bögen und die der Steppenvölker hatten?
de sagittis Hungarorum libera nos, domine

LaCroix
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 552
Registriert: 25.02.2005, 15:27

Beitrag von LaCroix » 28.06.2006, 14:47

Auf atarn gibts einige artikel, und er hat einige ältere Bögen mit gut 3-stelligen zuggewichten mal getestet.

Und der Record für weitschuß liegt bei gut 900 metern für türkische Flightbows.

Der getestete 136# kriegsbogen schafft bei 1000 grain-pfeilen 210ft/sec, das sollte leicht für 4-500 meter reichen.
temporarily out of order

Benutzeravatar
kra
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6728
Registriert: 06.08.2003, 23:46

RE: 120# bei Hermanski

Beitrag von kra » 28.06.2006, 15:52

Original geschrieben von Falkenstadl
...
Im Süddeutschen Raum kenne ich einen Bogenschützen (Amerikanischer Soldat - asiatischer Abstammung) den man oft auf Turnieren sieht, der schiesst einen Osage flatbow mit 105#. Das ist so beeindruckend wie selten.
...


und nebenbei schießt er auch beeindruckend gut.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

Benutzeravatar
sundancewoman
Full Member
Full Member
Beiträge: 162
Registriert: 08.06.2005, 21:27

Kriegsbogenstärke/Angriff

Beitrag von sundancewoman » 30.06.2006, 16:55

Nachdem der Bogenreiter -ich rede hier z.B.über die Magyaren-nicht den Nahkampf bevorzugt hat, müsste er seine mit Kriegsspitzen versehnte Pfeile auf eine Entfernung an das Feind bringen, dass er selber aus der Reichweite die Speere blieb. Wie viel war das?!30,-40,-50 Meter? Das ist die Frage. Meine Meinung nach hatten sie ab 40# aufwärts die Bögen. Bitte kein Vergleich mit heutigen Bogenreiter, die Konditionen sind ganz anders.
Lebenslauf, Ernährung, Erziehung, usw. Wie die Samurai, die waren auch Berufsoldaten und lebten in ständigen Training.
Stellt ADu vor, beim Turnier hast ein Ziel etwa 30 M entfernt. Ist das eine Entfernung, wo du weit genug wärst von deinen Feind? Oder hättest du lieber 70 Meter dazwischen? Na, genau so weit muß du dann schiessen können. Und das muß man vorstellen, wie der Ritereinheit sein Sturmanrgiff in Wellen ausführt. Hättest du lieber ein Kriegsbogen mit 35#? Ich nicht.
Beim Longbow war das anders. Da gibts sogar Beschreibung darüber.
Wir werden nie alles erfahren, können nur aus unseren heutigen Verstand manches erraten.
Grüßt: Sundancewoman :-)
Es komt nicht darauf an, den bequemsten Weg zu finden, sondern den Richtigen zu gehen

Boettger
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 508
Registriert: 30.10.2005, 20:56

RE: Zugstärken älterer Bögen

Beitrag von Boettger » 02.07.2006, 16:24

Original geschrieben von MaNa

Weiß jemand, was andere Bögen hatten (militärische) und auf wieviel Metern man damit normalerweise geschossen hat?


Irgendwo habe ich über Weitschussrekorde mit Langbögen gelesen... Wenn ich das wiederfinde, stell ich`s noch rein.

Jürgen Junkmanns hat schöne Weitschussversuche mit seine Nachbauten prähistorischer Langbögen gemacht. Er erzielte dabei (je nach verwendetem Pfeil) Weiten zwischen 120 und 180m. Das waren Bögen, die von ihrer Zuggewichtsstärke hervorragend für die Jagd geeignet waren.

Eibenlangbogen 16 kg Zuggewicht: 147 m
Eibenlangbogen 28 kg Zuggewicht: 184 m

Diese Weiten wurden jeweils mit einem "Weitschusspfeil" mit Knochenspitze und minimaler Befiderung erzielt.

(vergl. Junkmanns: Pfeil und Bogen. Herstellung und Gebrauch in der Jungsteinzeit, 2001, S. 57)

Al Herrin beschreibt in der TBB Bd. 3 S. 85 die Entfernungen, über die auf dem historischen Gelände von Finsbury am Stadtrand von London mit dem englischen Langbogen (Kriegsbogen) geübt wurde.

Die Ziele standen in Abständen von 64m und 229m, "mit Schüssen meist zwischen (...) 146 und (...) 183m." (ebd.)

Die Cherokee übten ebenfalls nach Al Herrin mit ihren dem englischen Langbogen vergleichbaren Bögen übungshalber auf Maisbündel in einer Entfernung von 73-110 m. (ebd.)

Das gibt finde ich schon eine gewisse Vorstellung von Reichweiten "älterer Bögen".

mfG

MaNa
Full Member
Full Member
Beiträge: 163
Registriert: 19.06.2006, 13:50

Beitrag von MaNa » 02.07.2006, 17:00

Ja, danke für die vielen Infos :-)

Bei Wikipedia habe ich noch gefunden, dass die Japanischen Schützen mit ihren Kyudo-Bögen, die eine Zugstärke von ca. 13-20 kg hatten, auf 28 Meter entfernte Ziele schossen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kyudo
de sagittis Hungarorum libera nos, domine

Benutzeravatar
sundancewoman
Full Member
Full Member
Beiträge: 162
Registriert: 08.06.2005, 21:27

Zugstärke

Beitrag von sundancewoman » 05.07.2006, 13:36

Es gibt einen Unterschied in der Bauweise, zwischen Zugstärke für den Gebrauch von Bogen als Kriegswaffe und Bogen für Weitschussrekorde. Welche wolltest eigentlich wissen? Auf Rekord waren schon damals die Kollegen aus, die Osmanen, der Wettbewerb wird immer noch fortgesetzt, glaub ich. Aber dies sind eben andere Bogen, als die eigentlichen Kriegsbogen. Da sind riesen Unterschiede! Die Kyudo Schützen üben das ganze wiederum für Medirtation aus, :anbet immer für die 28-30 M Entfernung. Historische Zugstärken variieren eben. Für Jagd,-Krieg,- oder Rekordschuß ausgelegt. Nur zu Info.
Gruß: Sundancewoman :-)
Es komt nicht darauf an, den bequemsten Weg zu finden, sondern den Richtigen zu gehen

MaNa
Full Member
Full Member
Beiträge: 163
Registriert: 19.06.2006, 13:50

Beitrag von MaNa » 06.07.2006, 10:23

Naja, eigentlich wollte ich was über die Kriegsbögen wissen (Antike, Mittelalter,..). Etwas habt ihr ja schon gesagt, aber der Rest ist auch ganz interessant.
de sagittis Hungarorum libera nos, domine

Benutzeravatar
Kyujin
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 719
Registriert: 16.03.2004, 10:01

Beitrag von Kyujin » 06.07.2006, 10:55

Der Wikipediaartikel über Kyudo ist hmnja... offenbar ein Kompromiss.

Aber du darfst hier modernes Kyudo (dafür sind die Angaben schon ungefähr richtig, auch wenn das Enteki auf 60m fehlt) nicht mit den historischen Verhältnissen verwechseln. Zu der Zeit hiess das Kyujutsu und die Bögen waren sicher stärker als die heutigen Durchschnittswerte. Aber die 28m sind von einer klassischen Schlachtordnung abgeleitet, und schon "realistisch" - aber natürlich waren alle mögliche Distanzen (bis 400m) relevant.

Unser eigenes Wiki hat übrigens auch etwas über Kyudo

Das mit der Meditation sitzt immer noch fest in den Köpfen, ich muss wohl noch mal was dazu schreiben...
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会

belabear
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 97
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Roving Clout

Beitrag von belabear » 21.07.2006, 22:20

Komme gerade von einem Schiessen der Fraternity of St. George.

Der Gewinner des Cloth of Gold war mal wieder Nigel Canning mit 274 yard, geschossen mit einem 108 Pfünder.....

Ich war ohne Flightarrow leider weit abgeschlagen mit 179 yards....

Aber das nächste mal.......

:D :D :D
Herold of the Fraternity of St. George-Austrian Chapter

Robster
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 883
Registriert: 28.02.2004, 15:37

Beitrag von Robster » 22.07.2006, 09:17

Das sind ziemlich genau 250 meter, ich dachte da geht mehr ! 8-)
Wenn die Zeit kommt, in der man k?nnte, ist die Zeit vor?ber, in der man kann.
- Marie von Ebner-Eschenbach

darkblade
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 55
Registriert: 12.07.2005, 19:24

Beitrag von darkblade » 23.07.2006, 00:29

naja, also die englischen langbogenschützen waren darauf traiert flächendeckend über große reichweiten zu schießen. es gibt ein historischen schlachtbericht, zur blütezeit der englischen langbogenschützen, in dem von ersten pfeilen ab einer entfernung von 400 metern die rede war (also ich kenne nur diesne einen bericht, ob es mehr aus dieser zeit gibt, weiß ich nciht). das macht ja auch sinn, denn sobald die eigenen truppen im nahkampf sind, ist es wenig sinnvoll weiter zu feuern...kollateralschaden, und so^^

bei den steppenvölkern bin ich weniger ut informiert, aber ich denke dadurch, dass sie sehr mobil, um im gegensatz zu den europäischen schützen meist auch im kampf mann gegen mann zu gebrauchen waren, konnten sie wesentlich näher an den feind heran. dann würde auch nciht mehr das prinzip "möglichst viele schüsse in die grobe richtung" angewendet werden, sondern, durch die niedrige reichweite wäre es möglich platziert zu schießen.

auch alles nur vermutung, der zweite teil, aber so klingt das für mich logisch, und das passt zu dem, was amn aus filmen kennt...^^
Mit besten Gr??e
Sven
---
Bogensportgilde Langenfeld

Antworten

Zurück zu „Mittelalter Allgemein“