Wie bau ich einen Ofen aus Ton?

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BegineEva
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Wie bau ich einen Ofen aus Ton?

Beitrag von BegineEva » 16.08.2006, 18:31

Da wir in der Schule eine Projektwoche vorbereiten, brauch mal etwas Hilfe. Ich war schon mal beim Bau eines solchen Ofens dabei, bin mir aber nicht mehr ganz sicher.
Was ich noch weiß, ist folgendes:
- Ton mit etwas Wasser gut durchkneten
- Den Boden mit Ziegelsteinen belegen
- auf den Boden eine "Sandburg" bauen, mit hinten einem "Turm"
- Über die Sandburg den Ton aufbringen
- dabei forne eine Öffnung und hinten im Turm ein Loch als Abzug lassen
- Den Ton soweit an der Luft trocknen lassen, dass der Sand herausgekratzt werden kann
- Danach den Ofen gut befeuern, damit er aushärtet
1. Hab ich was vergessen?
2. Ist es möglich in dem Ganzen ein "Backblech" oder einen Rost zu integrieren? z.B. indem die Ziegel seitlich als kleine Mauer dafür die Basis bieten?

Nun hab ich auch noch eine Idee, könnte man so einen Ofen nicht auch in ein Zelt "einbauen", wenn der Abzug mit einem Ofenrohr verlängert wird? Oder besteht da Gefahr zu vergasen?
Würde es funktionieren, wenn man die Frontöffnung mit einer Blech/Eisentür verschließt? Voraussetzung ein verschiebbarer Regler wird in diese Tür integiert?

Wer eine Ahnung hat, soll mir bitte helfen. Danke im Voraus und ich werd sie oder ihn bestimmt beim Gebet nicht vergessen
Begine Eva de Colonia hauptamtlich Mutter eines Bogensch?tzen

Karl-Heinz

Beitrag von Karl-Heinz » 16.08.2006, 18:39

Was möchtest Du den mit dem Ofen machen?
Backen brennen schmieden?

K-H

BegineEva
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Ton-Ofen-Bau

Beitrag von BegineEva » 16.08.2006, 19:00

Der Ofen in der Schule soll zum Backen von Brot und wenn machbar auch von Pizza dienen, mein Ofen im Zelt hat primär die Aufgabe eine warme Bude zu bekommen, wenn man dann darin mittels Topf mit Deckel oder auf dem Rost kochen bzw Aufläufe backen kann, dann wär das ideal.
Begine Eva de Colonia hauptamtlich Mutter eines Bogensch?tzen

Karl-Heinz

Beitrag von Karl-Heinz » 16.08.2006, 19:05

Den ofen kannst du aus Lehm und Stroh machen mit ein paar Ziegeln für den Boden. Muß aber min 1 Woche trockengeheizt werden.
Schau mal auf mein Profil (wohn um die Ecke)und schreib ne IM ist besser.
K-H

Sanvean
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Beitrag von Sanvean » 16.08.2006, 21:51

Ich weiß jetzt nicht, ob es das ist, was Du suchst, aber ich hab mal auf ner Grabung vom Techniker gelernt, wie man nen jungsteinzeitlichen Ofen baut.

1.) Den Boden mit Flusskieseln (schöne große flache suchen) belegen, bei Bedarf hier schon mit Lehm arbeiten
2.) Ein Geflecht aus Weide fabrizieren, das der endgültigen Ofenform nahe kommt und über die Kiesel stellen (Kamin nicht vergessen!)
3.) Das Ganze gut mit Ton von innen und außen verschmieren
4.) Anschüren
5.) Die Asche an den Seitenwänden verteilen, Gargut in die Mitte geben, garen lassen
6.) ESSEN :)


Trotz Weidengeflecht hält der Ofen relativ lange, hat auf dieser speziellen Grabung auch 2 sintflutartige Regengüße überstanden

Gruß
Martin
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Markus
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guck mal hier

Beitrag von Markus » 17.08.2006, 10:21

Hallo,

ich habe mich selbst mal an einem Ofen versucht und kann dazu dieses Buch empfehlen.

Des weiteren wuerde ich Dir raten, im Forum der IGB (www.igbauernhaus.de) mal nach "Backofen" zu suchen und bei Fragen die dortigen Leute freundlich anfragen. Es gibt dort sehr viel Wissen zum Thema Lehm und Ton.

Mein Ofen war ein sehr aufwaendiger und fuer eine Projektwoche vielleicht etwas zu gross. Aber in den o.g. Buch werden Oefen beschrieben, die an einem Tag gebrauchsfertig sind und in denen man wunderbar Brot backen kann.

Dein Wissen ueber den Ofenbau ist schon gar nicht schlecht. Es gibt ein paar Dinge, die Du beachten solltest:
- Ton, oder besser Lehm, denn reiner Ton laesst sich schlecht verbauen, und Ton und Ton sind viererlei - soll heissen, nicht jeder Lehm ist ideal fuer den Ofenbau. Ohne das noetige Grundwissen merkst Du das aber erst hinterher, wenn das Ding geplatzt ist (leider) Aber versuch`s in jedem Fall, es macht sehr viel Spass.
- nimm nicht zu viel Wasser in den Lehm, denn dann schrumpft der Lehm beim trocknen weniger und es entstehen weniger Risse.
- langsam trocknen lassen und immer wieder die entstandenen Risse mit Lehm zuschmieren erhoeht die Lebensdauer, aber es dauert halt auch laenger, bis der Ofen fertig ist.
- ganz wichtig!! das allererste Feuer im Ofen muss!! ein kleines sein. Wirklich ein kleines und sollte nur wenig mehr als 15 bis 20 min. brennen. Wenn Du gleich ein grosses Feuer machst, damit der Ofen ja auch schoen schnell trocknet, entsteht im Lehm zu viel Spannung und die ganze Arbeit war fuer die Katz. Ich habe meinen zweiten Ofen, der allerdings z.T. aus Fertigelementen bestand, in drei Tagen trocken geheizt. Beim ersten Feuer lief das Wasser in rauen Mengen aus dem Ofen.

Backbleck, im Sinne von hoehenverstellbar, brauchst Du meiner Ansicht nach nicht, denn Du stellst das Backgut samt Blech oder Backform einfach auf den Boden. Klappt wunderbar.

Viel Spass beim basteln und wenn Du Fragen hast, kann ich gerne versuchen, sie zu beantworten (per IM).

Markus
Arroganz ist der Tod der Kunst.

Hagen von K
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bleibt im Forum!

Beitrag von Hagen von K » 17.08.2006, 12:18

Hey Leute,

bitte tauscht doch die Info nicht per IM sondern im Forum aus, dann haben alle 'was davon.
Es könnte ja sein, dass andere auch noch etwas zu dem Thema beitragen.

Danke

Gruß

Hagen
Wenne Mittwoch ?berlebs is Donnerstach!

Karl-Heinz

Beitrag von Karl-Heinz » 17.08.2006, 12:50

@ Hagen

wir sollten von der Aktion Blider machen und ne Bauanleitung einstellen, zufrieden.

Gruß

K-H

BegineEva
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Bilder und Bericht

Beitrag von BegineEva » 17.08.2006, 15:02

Da meine Schulleitung sicher Bilder macht und ich eh die Sache schriftlich dokumentieren muss, werd ich gerne das Ergebnis zur Verfügung stellen. Das PC-Technische muss dann aber ein anderes Lehrerlein machen, da tu ich mich echt schwer mit.

Ich find es klasse, dass ihr wirklich mitdenkt. Auf die Frage, ob Ton oder Lehm besser ist, wär ich garnicht gekommen.

Zwischenzeitlich hab ich erfahren, dass der Ofen, den eine Gruppe in den Sommerferien baute, von einem Platzregen zerstört wurde und dass er erhebliche Risse bekam.

Die Jugendlichen hatten wahrscheinlich mindestens 3 Paradefehler gemacht.

1. Der Trockenbrand dauerte max. 10 Stdn.. Und sie haben gleich ein großes Feuer gemacht.
2. Entstande ne Risse während der Lufttrocknung haben sie nicht mit neuem Lehm zugeschmiert.
3. Sie kamen auf die Idee und haben den Ofen als Esse benutzt. Die haben Eisen tatsächlich rot glühend bekommen.

Bereits jetzt hab ich ne ganze Menge Neues gelernt. Danke dafür.

Es bleibt mir aber die Fragen:

1. Muss ich unbedingt Stroh benutzen? Wenn ja, wo wird das eingesetzt?
2. Ist meine Idee, so auch mein Zelt zu beheizen realisierbar? Ich hab nächstes Jahr nämlich einen Saison-MA-Standplatz auf der Eyneburg. So ne Sonderform des Dauercämpings.

Dem Wunsch nach Diskussion hier im Forum komm ich gerne nach. Das ist eigentlich vernünftig.

Ihr seid richtig lieb und freu mich über eure Unterstützung. Sowas ist auch die beste Werbung für unsere Szene, Lehrer sind ja Multi-plikatoren und für Schüler ist es wichtig, dass die Lehrer sie untstützen, wenn sie sich für Bogenschießen, Geschichte etc. interessieren, statt sie nur auf irgendwelche Sportvereine zu verweisen.

Fühlt euch umarmt Eure Eva
Begine Eva de Colonia hauptamtlich Mutter eines Bogensch?tzen

los osos
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Beitrag von los osos » 17.08.2006, 15:26

Hallo,

ich war letztes Wochenende in einem Freilichtmuseumsdorf im Elsass (Ecomusee, Ungersheim) und konnte dort die nach historischen Vorbildern verbauten Lehmöfen bewundern. Hier ein paar Anregungen aus meinen Beobachtungen:

1. Die Öfen waren alle von aussen an die Küchenseite der Häuser angebaut. Starke Hitzeentwicklung?
2. Aufbau und Konstruktion ähnlich wie vorweg beschrieben.Unterlage aus Feldsteinen und Sand, flache Ziegel (ähnlich Bieberschwanz) als Ofeninnenboden, Sandaufbau für die Formgebung, usw.
3. alle Öfen standen auf einer Holzplatform um die Bedienbarkeit zuerleichtern und hatten eine Bedachung bzw. einen Bewitterungsschutz um den Lehm vor Regen/Schnee zuschützen.
4. z.T. war die Befeuerungs-/Belüftungsklappe sogar aus Holz gestaltet. Brandgefahr?

Viel Spass beim Bau

Fabian
"If it can't be done today, don't wait until tomorrow."
P.S.: los osos = (span.) die B?ren

thorstain
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RE: Bilder und Bericht

Beitrag von thorstain » 17.08.2006, 15:53

Original geschrieben von BegineEva
3. Sie kamen auf die Idee und haben den Ofen als Esse benutzt. Die haben Eisen tatsächlich rot glühend bekommen.

Ist kein Problem: Öfen für Keramikbrand, Glasperlenherstellung und Eisenverhüttung werden mit den gleichen Werkstoffen hergestellt und müssen noch weit höhere Temperaturen aushalten. Auch eine Schmiedeesse wird im Prinzip ähnlich hergestellt (nur daß sie nicht gedeckt, sondern offen ist).

1. Muss ich unbedingt Stroh benutzen? Wenn ja, wo wird das eingesetzt?

Du kannst auch Pferdemist oder Kuhdung nehmen. Das hat in etwa den gleichen Effekt, d.h. macht die Ofenwände porös und verhindert dadurch die Rißbildung bei wiederholtem Anfeuern und Abkühlen (nur daß die Poren eben größer sind) - Stroh ist aber angenehmer und bei der niederigeren Temperatur gut verwendbar - nur gehäckselt sollte es sein.
Eingesetzt wird es beim Abmagern des Lehms (d.h. Du machst eine Pampe aus Lehm, Sand und Mist/Dung/Stroh). Durch das Abmagern kann dann der Ofen höhere Temperaturen bzw. schnellen Temperaturanstieg/-abfall vertragen und wird haltbarer.

2. Ist meine Idee, so auch mein Zelt zu beheizen realisierbar? Ich hab nächstes Jahr nämlich einen Saison-MA-Standplatz auf der Eyneburg. So ne Sonderform des Dauercämpings.

Für ein Zelt würde ich eher eine Feuerschale und Holzkohle nehmen. Ein Lehmofen wäre zu sehr der Witterung ausgesetzt wenn Dein Zelt da gerade nicht steht und müßte jedesmal wieder Instand gesetzt werden.

thorstain
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RE:

Beitrag von thorstain » 17.08.2006, 15:58

Original geschrieben von los osos
4. z.T. war die Befeuerungs-/Belüftungsklappe sogar aus Holz gestaltet. Brandgefahr?

Brandgefahr besteht nicht. Die Klappe wird erst geschlossen, wenn das Backgut im Ofen ist. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich im Ofen kein Feuer mehr, d.h. gebacken wird nur mit der Hitze, die in der Ofenwand gespeichert ist. Außerdem wird die Klappe normalerweise vor dem Schließen etwas gewässert (wirkt sich auch auf die Qualität des Backgutes aus, da durch den im Innenraum entstehenden Wasserdampf ein Anbrennen der Oberfläche es Backgutes verhindert wird).

Karl-Heinz

Beitrag von Karl-Heinz » 17.08.2006, 16:02

Du kannst auch Pferdemist oder Kuhdung nehmen. Das hat in etwa den gleichen Effekt, d.h. macht die Ofenwände porös und verhindert dadurch die Rißbildung bei wiederholtem Anfeuern und Abkühlen (nur daß die Poren eben größer sind) - Stroh ist aber angenehmer und bei der niederigeren Temperatur gut verwendbar - nur gehäckselt sollte es sein.

Am besten funktioniert 2 Teile Lehm, 1 Teil Stroh und 1 Teil Sand.
Wichtig wäre nur bei 1 Woche Gesamtzeit die Variante zu nehmen bei der im vorfeld "Steine aus Lehm angefertigt werden und dan vermauert werden. Ein komplettbau aus Lehm trocknet ab einer gewissen Größe zu lange.
Thorstein hat recht das Material ist Grundsätzlich gleich, der Unterschied steck nur im Detail. Ich habe vom Grundofen im Haus über Schmiedeöfen und BAcköfen schon ein paar gemacht, ist wirklich keine Hexerei, nur ein wenig Knowhow.

K-H

BegineEva
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also das ist dann wohl ein Lehmofen

Beitrag von BegineEva » 17.08.2006, 16:32

ich muss schon sagen, in so kurzer Zeit hab ich noch nie so viel Wichtiges, Interessantes gelernt. Ihr seid besser als jedes Fachseminar. Für dieses Wissen brauchen die mindestens ein Wochenende.

Den ersten und einzigen Ofen, den ich gesehen habe, war ziemlich dünnwandig. Dachte ich , dass müsste so sein. Logisch wär aber folgendes, denk ich mal.

Dicke Wände halten länger die Hitze. Also besser dicker den Lehm aufbringen als dünn.

Da mein Zelt von Ostern bis in den Herbst an einer festen Stelle steht, ist das mit dem Regen kein Problem. Außerdem hab ich unbegrenzt, na ja 2 Wochen Osterferien, Zeit, um den Ofen möglichst fest auszubrennen.
Nur in der Schule wär es vielleicht sinnvoll, wenn ich mit meiner Garten-AG schon was vorbereite.

Ich bin mal gespannt, wo mein Chef den Lehm her bekommt. Ton wär kein Thema. Aber bei Lehm, weiß ich nur, dass ich den in der Nähe der Eyneburg finde, weiß irgendwer, ups in Frechen muss es auch welchen geben. Hat jemand eine Ahnung.

Dass ich keinen teuren Ton brauche, war mir schon klar.

Wenn das mit dem Brandschutz kein Problem ist, hatte ich eigentlich schon vermutet, der wird in der Schule besonders in Köln sehr hoch gerechnet, dann bekommt der Ofen ein "Wettehäubchen" oder "Regen-Verhüterli".
Wenn er befeuert ist, dann macht ihm der Regen eh nichts aus. Und in der Schule kann ich ihn ja zur Not, bis wir was passendes gebaut haben, auch mit der Plastikfolie abdecken. Da muss ich ja nicht auf das MA-"a" achten :-)

Bin mal gespannt, was euch noch einfällt.
Begine Eva de Colonia hauptamtlich Mutter eines Bogensch?tzen

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Lehmofen im Wohnzimmer

Beitrag von BegineEva » 17.08.2006, 16:59

find ich ne tolle Idee.

Als bei uns mal der Strom länger weg war, wurden die Nachbarn echt nervös. Wir nicht! Kochen auf dem heißen Stein mit Petrolium, Licht mit Kerzen und Öl, Kühlen mit Fellen und Salzwasser. Nur mit dem Heizen wär das ein Problem geworden. Mein Sohn, damals 10, meinte nur: Was regen die sich eigentlich auf, geht doch auch so.

Heizen mit Holz oder Kohle in einer Etagenwohnung geht nur, wenn man über einen Kamin verfügt und den haben wir nicht.

Aber jetzt kenn ich sogar dafür eine Lösung. Toll das.
Begine Eva de Colonia hauptamtlich Mutter eines Bogensch?tzen

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