Fletchers-Corner

Servus -

beim "Ausmisten" der Institutsbibliothek bin ich über dieses Bild gestolpert - ein Lopa Bogenjäger aus Leyu. Obwohl ich keine China- oder Tibetfreak bin, dachte ich mir, das Bild mal zu posten, denn die Jungs sind ja doch recht schneidig - mit dem Bogen auf einen Tiger loszugehen!



(durch Anklicken müßte das Bild groß werden)

Lopa (auch Lhoba) ist eine chinesische Fremdbezeichnung für eine Gruppe indigener Völker in Südosttibet (und in der angrenzenden indischen Region). Sie sprechen verschiedene sino-tibetische Sprachen, sind Buddhisten oder Animisten und leben von der Jagd oder Brandrodungsackerbau. Die Lopa jagen (zumindest bis in die 80ziger Jahre des 20. Jahrhunderts) in Gruppen, die Beute wird unter allen Jägern verteilt, aber Fell und Kopf gehen an denjenigen, der das Beutetier zuerst getroffen hat. Köcher, Bogen und „Schwert“ gehören zur Alltagstracht und sind zugleich „Männlichkeitssymbol“. Gejagt werden auch Tiger. „Das ganze Dorf zieht aus, um die Männer zuhause willkommen zu heißen. Wenn ein Tiger erbeutet wurde, wird der Jäger, der ihn zuerst getroffen hat, gefeiert und mit einer Tigerfellkappe als Trophäe beschenkt“. (Ngapo Ngawang Jigmei u.a., Tibet, Belgrad, 1981, S. 145, eigene Übersetzung).

Der gezeigte Lopa gehörte also zu einer Gruppe, die mit dem Bogen einen Tiger angegriffen und erlegt hat! Oder er ist blos ein Poser? Denn er hat ja keine Tigerkappe auf!

Fröhlich
K02

Schönes Bild, danke dafür. Sein Bogen erinnert mich an die Nachzeichnungen der Bildnisse von Rama aus dem "Indian Archery" Buch, über das wir uns auf dem Ludwigstein vor Manfreds Jurte länger unterhielten.

Hmm...,

... ein schönes Bild....ob das eine Pose ist oder nicht, ob der Mann wirklich zu einer Gruppe gehörte, die den Tiger erlegt hat oder nicht, oder ob es vielleicht ein Erbstück ist und sein Vater oder Großvater ihn erlegt hat... wird man wohl nie feststellen können. Die Turnschuhe gabs 1980 im Ostblock jedenfalls schon (und die waren grauenhaft)

Mir fällt dazu auch ein, dass einem Laowai in China auch oft ein Bär aufgebunden wird...bzw. auf einem örtlichen Flohmarkt meinem einem als Vertreter dieser Spezies mal eine "echte Tigerpranke" (nebst anhängender Fellfetzen) übergeholfen werden sollte (welche, wenn sie denn echt , aufgrund mythologischer Verortung des Tieres ein (ziemlich teurer) Bestandteil traditioneller, chinesischer Medizin ist).
Abgesehen davon, dass ich dafür keine Verwendung hätte haben können, roch das auch nach dem erwähnten Bären... am übernächsten Stand fand sich dieselbe Tigerpranke...vier Stände weiter noch eine... bei der fünften hab ich dann mal näher hingeschaut und an den "Krallen" gekratzt... es roch verdächtig nach Plastik....

Nicht das dieser Tiger hier auch ein aufgebundener Bär ist...

Ralph

Nichts gegen das Bild, zumal da auch ein toller Bogen mit drauf ist.
Thema "Jagd" s. Forumsregeln.

Ganz abgesehen von Tiger oder nicht, hat der Bogen eine bemerkenswert niedrige Standhoehe. Koennt mir vorstellen, dass einem da die Sehne sauber auf die Pfote patscht.

Sieht aus als schreibt der "Jäger" gerade eine SMS oder postet seinen Beutezug beim Fratzenbuch!

Sateless hat geschrieben:Schönes Bild, danke dafür. Sein Bogen erinnert mich an die Nachzeichnungen der Bildnisse von Rama aus dem "Indian Archery" Buch, über das wir uns auf dem Ludwigstein vor Manfreds Jurte länger unterhielten.

Ach ja - das waren noch Zeiten! Ludwigstein ...

Leider sind die Bögen in dem Band nicht näher beschrieben. Aber es ist ein Menpa-Jäger (das Nachbarvolk) mit seinem Bogen abgebildet (idiotischerweise geht das Bild über den Falz - ich habe zwei draus machen müssen) -



- auf dem Detailbild ist der Rücken des Bogens ganz gut zu erkennen. Leider habe ich von solchen Fragen keine Ahnung - besteht der Bogen aus zwei verschiedenen (braunen bzw. scharzen) Materialien?



Jedenfalls ist bei denen nix mit Daumenring !

P.s.: Natürlich musses Jigmei heißen und nit Jigmein. Schlamperei!

@ fatz

Ich glaube nicht, dass das zwingend sein muß: Wenn der Jäger den Bogen (diesen "Flachbogen) beim Schuß freiläßt, patscht der nicht auf die Hand, sondern dreht sich um sich selbst und dadurch vom Schützen und dessen Hand weg. Hab so etwas schon mal anläßlich einiger historischer Aufnahmen gesehen. Könnte hier auch so sein.

Ralph hat geschrieben:Nicht das dieser Tiger hier auch ein aufgebundener Bär ist...

Danke für die Warnung. Der Band, dem die Bilder entnommen sind, erfüllt zwar keine wissenschaftlichen Kriterien, aber die Textbeiträge wurde von Tibetern und einem Chinesen geschrieben, die Photographen waren (wenn ich mich mit den Namen nicht völlig verhau) allesamt Chinesen. Wobei für die Menpa und Lopa Chinesen und Tibeter natürlich alle miteinander Laowei (Fremde - wenn ich das richtig gegoogelt habe ) sind.

Ich kann einfach nur hoffen, daß die Aufnahmen authentisch sind.

Apropos Bär - ich kanns nit lassen - hier ist die Frau des Jägers:



Und trotz der schlagenden Ähnlichkeit ihres posierlichen Haustierchens mit meinem Herrn Pelz handelt es sich um einen Hausbären ...

P.S. Das wars jetzt aber mit den scans. Der Band geht übrigens demnächst als Geschenk an den hier sattsam bekannten Tibetfan Benzi - da sind doch gar zu schöne Lifeaufnahmen von tibetischen "Luftbestattungen" wiedergegeben ...

Snake-Jo hat geschrieben:Nichts gegen das Bild, zumal da auch ein toller Bogen mit drauf ist.
Thema "Jagd" s. Forumsregeln.

Ich hatte das eher unter "Ethnologie" etc gesehen. Und die Überschrift Tigerjagd nur gewählt, damit das Bild auch wahrgenommen wird. Unter "sino-tibetan hunter/cut and burn agriculturalist ethnies in southeastern Tibet" guckt doch keiner!

Gruß
K02

@Ralph klingt interessant.

@ Krolm

Na ich denke mal, der (Haus-) Bär geht durch, da er nicht auf- sondern angebunden ist. - Und manche Leute haben zu Hause einen Hausdrachen... das ist noch viel schlimmer .

Krolm02 hat geschrieben:Leider sind die Bögen in dem Band nicht näher beschrieben. Aber es ist ein Menpa-Jäger (das Nachbarvolk) mit seinem Bogen abgebildet (idiotischerweise geht das Bild über den Falz - ich habe zwei draus machen müssen) -

- auf dem Detailbild ist der Rücken des Bogens ganz gut zu erkennen. Leider habe ich von solchen Fragen keine Ahnung - besteht der Bogen aus zwei verschiedenen (braunen bzw. scharzen) Materialien?

@Krolm: Danke für das Detailbild. Das ist ein Bambusbogen aus einem Stück, also Bambus-Selfbogen, mit der Innenseite des Bambusrohres als Bogenrücken.
Auf dem ersten Bild erkenne ich auch Nodien vom Bambus, wird also ein ähnliches Modell sein.

Snake-Jo hat geschrieben:@Krolm: Danke für das Detailbild. Das ist ein Bambusbogen aus einem Stück, also Bambus-Selfbogen, mit der Innenseite des Bambusrohres als Bogenrücken.
Auf dem ersten Bild erkenne ich auch Nodien vom Bambus, wird also ein ähnliches Modell sein.

Stimmt - wenn man genau hinschaut, sind sie zu erkennen.
Vielen Dank - wieder was dazuglernt.

derMaddin hat geschrieben:Sieht aus als schreibt der "Jäger" gerade eine SMS oder postet seinen Beutezug beim Fratzenbuch!

Maddin, das Buch wurde 1981 veröffentlicht. Da war noch nix mit SMS und Fratzenbuch.

Fröhlich
K02

Da wird sich ein Jemand aber sehr freuen