Lisowczycy Wettkampf in Polen 2009

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AVONACO
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Lisowczycy Wettkampf in Polen 2009

Beitrag von AVONACO » 04.10.2009, 12:54

Nachdem wir wieder glücklich zurück sind, für alle die es irgendwie nicht geschafft haben, dabei zu sein, hier ein Bericht unseres Abenteuers! Viel Spaß beim Lesen und vielleicht bekommt der eine oder ander ja auch Lust


Hubertowy / Lisowczycy  Wettkampf in Przygodziczki 27.09.2009

Polen ist immer wieder eine Reise wert und nach den überaus super Erfahrungen des letztes Jahres (Wettkampf Masuren 2008), fuhren wir wieder voller Erwartungen und Freude mit unserem tapferen Bully gen Osten! Und wir wurden nicht enttäuscht!

Unser Gastgeben Jarek demonstrierte uns die polnische Gastfreundschaft per Excellenze !
Unser Quartier war vom Feinsten, zwar kein Hotel, aber unsere vielen Extrawünsche wurden aufs Beste respektiert und erfüllt!
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In dem kleinen Dörfchen Przygodziczki gab es auch zwei kleine Kioske, in denen wir uns, nach einigen Verständigungsschwierigkeiten, mangels vergessener Polnischevokalen, mit den Leckereien der polnischen Küche (vor allem eingelegte Gurken!!!!) u.a. eingedeckt haben. Unser erstes Augenmerk lag aber bei den Pferden und den für uns etwas neuen Wettkampf Lisowczycy. Was die Pferde angeht, es gab keine!  Als wir zur Försterei mit Jarek fuhren und er uns die Pferde in seinem fast perfekten Deutsch vorstellte, kamen wir uns irgendwie etwas klein vor:  es waren Pferdeelefanten!!!  Kaum eines unter 1,80m!  alles Riesenklopper! Jarek meinte, das dies hier so üblich ist und diese Rassen hier besonders gezogen und beliebt sind, halt Großpolen!  Naja, wir haben uns dann mit den Elefanten angefreundet und hatten jede Menge Spaß beim Training. Uns wurde sehr freie Hand gelassen und da noch keine weiteren Teilnehmer da waren, hatten wir den ganzen Hof nebst fast einem Dutzend Elefanten, äh, Pferden für uns!

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So nach und nach kamen in den nächsten Tagen die anderen Teilnehmer an und es wurde zunehmend hektischer, da der eine oder andere Teilnehmer mit dem für sich eingeteilten Pferd nicht so zufrieden war, Jarek gab sich die allergrößte Mühe, jeden auch noch so kleinen Wunsch zu erfüllen und hat sich echt für alle den A... aufgerissen!!!

Die Vorbereitungen auf der Bahn, einem großen Acker, liefen auf Hochtouren, hier wurde vor allem auf die Hilfe der Dorfjugend gesetzt, die sich wirklich richtig ins Zeug legte, alle Achtung!!! So wurde in wirklich landestypischer Manier aus dem Nichts innerhalb kürzester Zeit eine Turnierbahn, Ziele, Zuschauerabsperrungen, Richterbereich usw. gezimmert! Wirklich beeindruckend! Da die Pferde etwas 3 km vom Wettkampfplatz entfernt stationiert waren, kamen die Reiter gleich in den Genuß eines tollen Rittes durch die unglaublich weitläufigen und schönen Wälder! Beim Training mit einigen Stürzen stellte sich dann heraus, dass der eine oder andere Reiter eventuell mit seinen Start noch bis zum nächsten Turnier warten wollte und so kam es, dass nach vielem hin und hertauschen noch ein knappes Dutzend Verrückte übrig waren, die den Wettkampf wirklich bestreiten wollten. Die Bahn war trocken, sehr trocken und staubig, die Pferde groß, sehr groß und sehr schnell!! Die Ziele klein und die Sprünge wirkten auch nicht gerade beruhigend!


Am Vorabend gab es ein sehr gemütlichen Beisammensein am Lagerfeuer im Wald, lecker Essen, fast nur selbstgebackenes, gekochtes und gebranntes, mit viel Spaß, Gesang (hier hatten wir uns diesmal vorbereitet! Von Beatles über Ännchen von Tharau und Arbeiter- und Kampflieder ging wirklich alles!), und Säbelgeklirre, die Reenactmentgruppe gab selbst in völliger Dunkelheit noch ihr Bestes!

Der Wettkampftag dann begann bei wieder prima Wetter. Es sammelten sich diverse Reiter und Kutschen, da Jarek den Wettkampf an die zeitgleich stattfindende Hubertusjagd angedockt hatte. Jung und Alt kam festlich geschmückt mit oder ohne Pferd auf den Festplatz und es wurde ein Volksfest, wie man es sich nur wünscht!  Geschätzte 600 Besucher wohnten dem Wettkampf, den Vorführungen der Säbelkämpfer und natürlich der Hubertusjagd bei und sparten nicht mit Anerkennung und Ablaus!

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Der Wettkampf wurde sehr gewissenhaft und mit viel Eifer von Teilnehmer, die sich allesamt nebst ihren Pferden in Schale, teilweise in kostbare Gewandung, geschmissen hatten!!! und Helfern durchgeführt, es gab kaum nennenswerte Probleme. Die Pferde hämmerten die Bahn herunter, hinter sich eine riesige Staubfahne herschleifend, die Ziele wurden unbarmherzig ins Visier genommen und jeder war froh, die 3 Durchläufe (ohne Probegalopp) des ungarischen halbwegs heil hinter sich gelassen zu haben!

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Dann kam der für uns neue Wettkampf, benannt nach einer Regionalen Kavallerieeinheit der Vergangenheit, Lisowczycy. Der meiste Bammel war natürlich vor den Sprüngen, die zwischen dem Schießen eingebaut waren.  Und der Veranstalter hatte ein Einsehen! Die Bahn wurde um den gefürchteten 180 Grad Bogen reduziert und es brauchte auch nicht erst nach dem ersten Schuß aufgestiegen zu werden, was dem einen oder anderen beim Elefantenklettern sicherlich unendlich Zeitgekostet hätte!!
Ich hatte das Glück, eines der Pferde mit nur einem sehenden Auge zu reiten, was angeblich NICHT springen kann,  tapfer wie alle Pferde hier, SPRANG es dann aber, war wirkliche ein Adrenalinsprung, wenn man, den Bogen im Vollauszug, die Schenkel ans Pferde gepresst, auf den Sprung zudonnert und NICHT WEISS, OB DAS PFERD JETZT SPRING UND WENN JA, WOHIN!!! Für jemand, der schon alles kennt, wirklich sehr empfehlenswert!

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Da die Bahn verkürzt wurde, kamen alle in den 2-maligen Genuß eines Laufes!

Nach dem Wettkampf gab es erst mal die Hubertusjagd, auf die alle anderen Reiter und Kutschen schon ungeduldig warteten. So viel, wie ich bei dem Staub gesehen habe, ging es hier nicht um das stundenlange Reiten durch die schönen Wälder, sondern eher um lokale Wettbewerbe. Es wurde Ringestechen usw. gemacht und am Ende wurde der Fuchs (der Reiter der den Fuchspelz umhatte) unbarmherzig gejagt und von alles Reitern und Pferden bedrängt und die Lunte des Pelzes vom glücklichen Gewinner abgejagt.

Hernach hatte Jarek uns beide einzige ausländischen Teilnehmer, leider haben alle anderen Angemeldeten aus Deutschland und Tschechien kurzfristig abgesagt, gebeten, etwas Reiterisches vorzuführen. Dem kamen wir gerne nach, hatten allerdings mit den fremden Pferden (auf einem der beiden saßen wir das erste Mal 10 min. vor Beginn der Show!), vorher so unsere Bedenken, ob sie „Waffentauglich“ waren.  Sie waren es!!!

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Irgendwie gelang die spontan zusammengestellte „Show“ wohl ganz gut und spielte uns damit in die Herzen der Zuschauer, Pferdebesitzer und Teilnehmer! Zusammen mit den Reenactment-Darstellern und weiteren Reitern wurde dann noch ein Kavallerieangriff auf unschuldige Kohlköpfe und Strohpuppen gemacht und einige Nahkämpfe aufgefochten, dabei „durfte“ ich auch einen Blundtreffer vom Weltmeister Norbert „einstecken“, der Blaue Fleck und die schmerzende Rippe sind eine tolle Erinnerung an diese wilde, spontane Schlacht!
Den Zuschauern hats prima gefallen, sie feierten noch bis tief in die Nacht, während wir die Pferde in die wohlverdiente Ruhe geleiteten und uns nachher, neben einem prima Dinner über die tollen Preise (z.T. von Jarek selbstgefertigte Lederausrüstung!) und Urkunden, Pokale usw. freuten, die sehr großzügig verteilt wurden! So kam es, dass wirklich jeder für irgendwas (leider verließen mich da die Polnischkenntnisse völlig) einen Preis in Händen hielt, diese Verfahrensweise fand ich in Südkorea schon toll, immerhin hat ja auch jeder sich eingebracht!

Der Abend verging mit tollen Gesprächen, dem nicht wegzudenkenden Selbstgebrannten und leckerem Selbstgebackenen! Als wir uns für den nächsten Tag mit einigen Reitern, die zum Wettkampf die 40 km hingeritten waren, verabredeten, sie eine Strecke auf dem Rückweg zu begleiten, kam einer der Pferdebesitzer der „Showpferde“, er war so überglücklich und stolz, über die Leistung seines Pferdes, dass wir ab sofort unbegrenzte Reiterlaubnis auf allen seinen Pferde haben ;). Nachdem wir am nächsten Morgen noch zufällig 6 andere Pferde nach langer zäher Verfolgung durch die Wälder Polens, Bully auf Zuckersand vs 6 PS im Galopp , vor dem sicheren Tod auf der Bundesstraße  (es war sehr sehr knapp!!) retten konnten, am Nachmittag nochmals 3 ausgebrochene andere Pferde eingefangen hatten, meinte Jarek, es wird wohl noch ein Denkmal für uns errichtet werden müssen ;).

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Der Ritt wurde ausgesprochen schön, 150km Reitwege, nur Wald und tolle Sandwege! Ab und zu mussten wir kurz halten, um auf die noch nicht ganz ausgenüchterten Hutverlierer zu warten, dann verabschiedeten wir uns und ritten, nein wir flogen, in einem etwas ausgedehnteren Bogen auf unseren Reitelefanten wieder in etwa dem Stall zu!  Irgendwann hatten wir uns so verritten, dass wir den Pferden einfach den Weg überließen und siehe da, nach kurzer Zeit standen wir zielsicher genau vor der alten Försterei!

Am Abend wurden wir von Jarek noch zum Essen in ein etwas weiter entferntes Gasthaus eingeladen, bis hierher hatten sich inzwischen bereits unsere Heldentaten herumgesprochen und wir mussten tatsächlich, etwas verschämt, Autogramme geben! 

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Am nächsten Morgen traten wir dann die Heimreise an, der leichte Regen half auch nicht gerade, die Wehmut zu dämpfen,  wir haben uns fest vorgenommen, wiederzukommen!

Fazit nach 900km Autofahrt, geschätzte 100km Reiten und jeder Menge super Erinnerungen :

Polens Wettkämpfe sind eine Reise wert! Die Menschen sind supergastfreundlich!!! Die Gegend umwerfend! die Straßen in gewisser Weise auch, aber anders. Man sollte etwas trinkfest oder konsequent sein, Musik und Lieder vorher geübt haben und sich auf die eine oder andere Überraschung einstellen! Und Pfeilverluste tapfer wegstecken!
Wir haben neben den Reisekosten nur die überaus preiswerte Unterkunft, Startgeld und 2 € Versicherung bezahlt. Pferdeausleih, Training, Ausritt usw. war alles frei! Wir waren etwas beschämt, als in einigen Gesprächen die hohen Kosten der Wettkämpfe in Deutschland beklagt wurden! Unser nächstes Turnier auf der Ranch wird auf jeden Fall für alle Teilnehmer aus Polen OHNE Pferdeausleihgebühr sein! Das steht fest!
Und, wir werden es wieder tun!  Danke Jarek, Du warst ein Super Gastgeber, Organisator, Veranstalter, Pferdeversorger, Fremdenführer, Dolmetscher usw. usw., obwohl Du genug anderes um die Ohren hattest!
Das, was von uns bleibt, ist das, was wir unseren Kindern hinterlassen und gegeben haben!

Rena
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Re: Lisowczycy Wettkampf in Polen 2009

Beitrag von Rena » 04.10.2009, 21:01

Danke für diesen schönen Bericht.

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