YUGAERI - Sein oder Schein

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shokunin
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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von shokunin » 21.05.2011, 09:25

ist alles sehr interessant, aber zwei Punkte würden mich näher interessieren auch wenn es das Gespräch evtl leider noch weiter vom Thema Yugaeri entfernt...

RoLi hatte Handstudien und Unterschiede zwischen dem Tenouchi italienischer und deutscher Schützen erwähnt. Gibt es da mehr Infos dazu? Was kam dabei denn raus?

Yabusame schrieb sinngemäss Inagaki Sensei hätte den deutschen Kyudoka geraten sich nicht der ANKF anzuschliessen. Hat er tatsächlich explizit gesagt nein, er wünscht es nicht? Wie vereint sich das damit dass er doch selbst Mitglied war, Prüfungen machte etc?
Ich zweifle es nicht an, es wundert mich aber daher interessiert mich Näheres...




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danke Nihonto - point taken...
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RoLi
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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von RoLi » 22.05.2011, 19:10

Hallo Shokunin

shokunin hat geschrieben:Gibt es da mehr Infos dazu? Was kam dabei denn raus?


Das Ergebnis wurde nie, jedenfalls nicht für alle zugänglich, vorgestellt.
Ich weiß nur vom darüber sprechen, dass es nicht an irgendwelchen Verhältnissen an den Händen gelegen haben kann.
Gruß
Rolf

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Markus
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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Markus » 22.05.2011, 19:17

Wenn ich mich recht entsinne, hat Herr Kurosu im vergangenen Jahr von einer solchen Studie berichtet. Er wäre hier sicherlich ein guter Ansprechpartner.

Markus

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Yabusame » 23.05.2011, 13:00

Yabusame schrieb sinngemäss Inagaki Sensei hätte den deutschen Kyudoka geraten sich nicht der ANKF anzuschliessen. Hat er tatsächlich explizit gesagt nein, er wünscht es nicht? Wie vereint sich das damit dass er doch selbst Mitglied war, Prüfungen machte etc?
Ich zweifle es nicht an, es wundert mich aber daher interessiert mich Näheres...

An der folgenden Aussage von RoLi kann man feststellen, dass darüber nicht offiziell informiert wurde:
Wie wir in die ANKF kamen weis ich auch nicht sicher. Zu Beginn meiner Kyudozeit waren wir Mitglied im „Urakami Domonkai„. Soweit ich mich erinnere, hieß es nach ein paar Jahren, dass es diesen „Verband“ nicht mehr gäbe, und wir wurden Mitglied in der ANKF.
Ich selbst habe bei verschieden Gesprächen mitbekommen, dass das nicht mit dem Einverständnis von Herrn Inagaki ablief, in einem nicht mehr existierenden Forum ist das etwas deutlicher angeprangert worden, demnach ist man Herrn Inagaki nicht gefolgt.
Konkretere Aussagen gibt es meines Wissens nicht bzw. diese sind nur einem kleinen Personenkreis bekannt.
Meiner Meinung nach dürften Graduierungseitelkeiten eine entscheidende Rolle gespielt haben, die ANKF ist das Kaufhaus zur Befriedigung dieser Begehrlichkeiten.
Herr Inagaki war Mitglied der ANKF, er war aber ein sehr kritisches und unbequemes Mitglied und hat die ANKF auch zwischendurch mal verlassen.
Wirkliche Aufklärung können nur die geben, die an der Entscheidung beteiligt waren, ich bezweifele, dass es da eine offizielle Stellungnahme geben wird und wenn, dann wird man organisatorische Gründe herbei argumentieren.

@RoLi
Ich bin sicher, dass es mit den deutschen Mokurokuempfängern anders gelaufen ist. Wurde nicht hier schon ein Grundstein für ein Aufweichen gelegt?
Ein wichtiges Merkmal, das ein Lehrer lt. Herrn Inagaki haben muss, ist Gewitztheit. Vielleicht hat er diese Eigenschaft genau hier eingesetzt. Ihm war vielleicht klar geworden, dass man auch die Bürokraten benötigen wird um den Verband organisatorisch zu stabilisieren und hat sie befriedigt.
Spuren der Bürokratenfraktion kann man viele finden, nicht nur der fleißige Besuch der Prüfungslehrgänge samt Prüfungsvorbereitung, auch das Kadertraining, die wissensbasierte Übungsleiterausbildung, die Wettkampfregulierungen etc.. Das sind alles bürokratisch erfolgsorientierte Maßnahmen und entsprechen keinesfalls einer den Weg weisenden Einstellung.

Letztendlich wird sich jeder in Eigenverantwortung auf das Thema Kyudo mehr oder weniger einlassen müssen und die Früchte ernten, die seiner Einlassungstiefe entsprechen.


Dass Herr Inagaki und auch Herr Mori, einen besonderen Bezug zu den Italienern hatten/haben ist bekannt
Das größere Emphatie- Vermögen der Italiener allg. dürfte dazu geführt haben, dass sich unsere jap. Lehrer dort verstandener fühlen.
Mit " Die Deutschen Kyudokas wissen schon alles" hatte ein jap. Lehrer vor ein paar Jahren weiter Besuche in D in Frage gestellt.
Das Werk der Bürokraten trägt halt Früchte, die für die Arbeit am Bogen nicht immer förderlich ist - verantwortlich sind all die, die die Früchte genießen (wollen), statt sich auf den Weg zu begeben.

Ich hoffe wir können Italien, sowie die nicht gern gesehenen Tabu- und Bürokraten-Themen damit abschließen.

Grüße
Yabusame

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Markus » 23.05.2011, 14:37

Markus hat geschrieben:Das ist die Sichtweise einer Seite. Gut verständlich und wer die Szene etwas kennt, zumindest nachvollziehbar.
Schön wäre es jetzt noch, wenn man auch mal andere Meinungen von damaligen oder heutigen Entscheidungsträgern hören könnte. Diese sind hier leider nicht aktiv und so kann keine wirkliche Diskussion stattfinden.
Markus[/color]


Ich zitiere mich ungern selber, in dem Fall macht es aber Sinn und ich gebe Yabusame recht - lassen wir das Thema Italien, ANKF und wer wie zu wem steht doch einfach auf sich beruhen.
Offensichtlich hat keiner der hier Anwesenden Informationen aus erster Hand und somit ist der Spekulation Tür und Tor geöffnet, was jeder, der möchte, für sich und seine Zwecke ausnutzen kann. Das wollen wir doch nicht ... >:)

Markus

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Toxophil » 23.05.2011, 15:21

Ich bin jedenfalls dankbar für die bisherigen Beiträge.
Die historischen Zusammenhänge sind hochinteressant.

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Markus
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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Markus » 23.05.2011, 16:29

Da gebe ich Dir recht und ja, auch ich würde gerne mehr und aus erster Hand über dieses Thema wissen.
Aber - wie schon gesagt - ist hier niemand, der die Worte Herrn Inagakis zum genannten Thema selbst gehört hat und auch niemand, der fundiert und als damals Beteiligter oder gar Entscheidungsträger die Situation zur damaligen Zeit schildern kann.
In dieser Runde wird bislang nur vermutet, gedacht, angenommen und/oder interpretiert.
Daher meine Bitte, das Thema ruhen zu lassen.
Danke.
Markus

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von shokunin » 23.05.2011, 16:58

Für die jenigen unter uns die erst ein paar Jahre dabei sind ist das schon sehr interessant. Klar ist vieles Meinung eher als reine Fakten, interessant aber nichts desto trotz.
Danke Euch allen.

Also Yugaeri Sein oder Schein...

bin des Zitierens auch nicht ganz mächtig... daher...

Zitat RoLi von woanders...:

"Dafür wurden aber Anwärter auf den 5. Dan vor das Makiwara gestellt um das aktive Öffnen der Bogenhand zu üben, damit ein Yugaeri entsteht
Gruß
Rolf"


Und hier ein kleiner Clip...

http://www.youtube.com/watch?v=es4qrYedYYk

Gute Shomen Technik ist so rar wie gute Heki Technik - gute Lehrer so wie so...
Wenn man also vergleichen will dann eben nicht Inagaki mit der Anfängergruppe von John Bush sondern mit einer Person wie Ishii Sensei.

Ishii Sensei ist der zweite Schütze und ist so ziemlich das Beste was Japan heute zu bieten hat.
Geht die Hand auf?
Ist es ein schlapper Schuss?
Ist Ishii Sensei's Yugaeri nur Schien?

Hat "echtes" Yugaeri wirklich etwas mit der Schule zu tun?
Ist "echtes" Yugaeri den Hekischützen vorbehalten und lehrt Honda-ryu meinetwegen ein Öffnen der Hand im Hanare als "richtige" Form oder nur als Behelfsform für die die noch kein Gefühl für den Bogen haben?

Wenn nun ein deutscher Yon-Dan eine für ihn unverständliche Korrektur bekommen hat muss das heissen ANKF/ Honda-ryu etc,..verlangt ein Öffnen der Hand?
Ein Lehrer - einer - hat es verlangt... von einem Schüler...
So weit ich weiss ist Locker-lassen bei Shomen Schützen auch besten falls ein Hilfsmittel um Bogengefühl und Timing zu lernen nicht aber Teil der Technik.
Der Bogen soll sich drehen, wenn er es nach 15 Jahren (geraten,... aber 4. Dan...?) noch nicht macht dann muss man evtl nachhelfen. Ich nehme an es war eine Korrektur nicht eine Anweisung fürs Leben.

Was ich hier sagen will ist dass ein Lehrer im Seminar oder ein paar englische Kyudoka auf Youtube noch keinen Schluss erlauben darauf ob nun Shomen Schützen die Hand aktiv aufmachen sollen als Teil ihrer Technik.
Sollen sie es?
Wo steht das?
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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von RoLi » 23.05.2011, 22:24

@ Shokonin
Langsam, nichts in den falschen Hals bekommen.
Zunächst einmal wollte ich damit nicht werten oder unterscheiden zwischen richtigem und falschem Kyudo. Für mich gibt es kein falsches oder richtiges Kyudo. Es gibt nur Schützen, die sich innerhalb einer Schule nicht an die vorgegebene Technik halten. Es ist aber wohl unzweifelhaft, dass Schönheit eines der Prinzipien des ANKF-Kyudo ist, und Yugaeri ist ein Ausdruck von Schönheit.
Ich habe nicht geschrieben, dass EIN Schütze vors Makiwara gestellt wurde, sondern dass Anwärter dies tun mussten.
Wenn Du sagst „ein Lehrer „ hat es verlangt, dann muss ich Dir sagen, dass der im Auftrag der ANKF hier in Europa lehrte und korrigierte, und als Abgesandter der ANKF vertritt er auch diese und deren Einstellung und Vorstellung vom richtigen Kyudo. Die Go Dan Anwärter bekamen keine für sie unverständliche Korrektur, sie bekamen eine klare Anweisung, was zu üben sei.
shokunin hat geschrieben:Der Bogen soll sich drehen, wenn er es nach 15 Jahren (geraten,... aber 4. Dan...?) noch nicht macht dann muss man evtl nachhelfen. Ich nehme an es war eine Korrektur nicht eine Anweisung fürs Leben.

Der Bogen soll sich nicht drehen, egal ob nach 15 oder 25 Jahren. Er dreht sich, wenn die Technik kerrekt ist. Nachhelfen ist dann nur, etwas für die Schönheit zu tun, hat aber nichts mit der Bogentechnik zu tun. Egal ob Heki, Honda, ANKF, .. oder was auch sonst immer.
shokunin hat geschrieben:Was ich hier sagen will ist dass ein Lehrer im Seminar oder ein paar englische Kyudoka auf Youtube noch keinen Schluss erlauben darauf ob nun Shomen Schützen die Hand aktiv aufmachen sollen als Teil ihrer Technik.
Sollen sie es?
Wo steht das?

Ich weiß nicht, ob sie sollen oder ob das irgendwo steht. Aber woher hast Du dann, dass man "eventuell" nachhelfen muss?
Zu Ishi-sensei. Das ist kein schlapper Schuss, im Gegenteil, und ob seine Hand aufgeht kann ich nicht sehen. Und wenn, wäre es mir auch recht. Ich würde dann sagen, er kann es noch nicht besser, er übt noch ;) .
Zum Schluss noch mal. Für mich gibt es kein richtiges oder falsches oder gar entartetes Kyudo.
Grüße
Rolf

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Yabusame » 23.05.2011, 22:50

Allen 3 Schützen im Video gelingt es sehr viel Kraft aufzubauen und diese auch umzusetzen, das sind knackige Schüsse.
Der Bogen rutscht bei den ersten beiden Schützen durch, beim ersten Schützen (bei ihm sieht man es wegen dem dunklen Griffleder am besten) um geschätzte 2 cm – das ist eine einfache Feststellung, ob es da noch Verbesserungsbedarf gibt oder der Situation geschuldet ist, ist nicht zu beantworten.

Der große Unterschied zur Heki-Technik ist die fehlende Kraftsteigerung in der Drehbewegung, nachdem die Sehne die rechte Hand verlassen hat.

Der Bogen soll sich drehen, wenn er es nach 15 Jahren (geraten,... aber 4. Dan...?) noch nicht macht dann muss man evtl nachhelfen. Ich nehme an es war eine Korrektur nicht eine Anweisung fürs Leben.


Sorry, aber das ist Unsinn und wenn Nachhelfen ein Öffnen der Hand bedeutet, dann ist das eine leider eine immer wieder vorkommende Nichtrespektierung von Heki-Kriterien bzw. Unkenntnis.
Wenn sich bei einem Schützen nach 15 Jahren kein Yugaeri einstellt, dann ziehe ich eher den Hut als ihn deswegen zu kritisieren, denn er ist dann kein Dekorations-Schütze.
Es ist immer wieder traurig zu hören, was sich da in den Prüfungslehrgängen so abspielt und hingenommen wird.

Es gab in der Vergangenheit immer wieder Shomen-Schützen, die bei den jap. Heki-Lehrern um Unterweisung gebeten haben und belehrt wurden, dass man auch in der Shomen-Technik die Hand fest schließt. Die haben sich immer gewundert, ich hatte aber den Eindruck, dass sie sehr zufrieden waren, endlich kompetente Anweisungen erhalten zu haben.

Es kann sein, dass meine Feststellungen bei den hier anwesenden Shomen für Unmut sorgt, deshalb ist es vielleicht besser einen Thread für Shomen-Technik zu eröffnen. Ich habe auch den Eindruck, dass die Unterscheidung in den Stilrichtungen nicht richtig begriffen wird, weil einfach die Erfahrung fehlt.

Grüße
Yabusame

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von shokunin » 24.05.2011, 06:13

@RoLi
Ich bin Sicher Ishii Sensei übt noch. ;) Niemand wird so gut wenn er nicht immer und unaufhörlich übt.
Ich hab Dich nicht in den falschen Hals bekommen ich hoffe Du mich auch nicht.
Ich stimme Dir hier auch zu. Auch mich freut jeder der Kyudo macht egal welche Schule.

Ich wollte nur dass es interessant bleibt >:) daher die Spekulation was denn nun war mit den/dem Go-Dan Anwärter/n.
Ich habe auch den Aufschrei vernommen der bei dem besagten Lehrgang aufging (auch wenn ich nicht dort war).
Was da genau dahinter steckt und ob der Shomen Stil vielleicht (auch?) verwässert wird wäre interessant daher hatte ich es aufgegriffen.
Es ist in Japan allgemein schon so dass das Los-lassen als Behelfslösung toleriert wird. Man sieht es z.B bei all den youtube Studenten Clips - auch Heki hier z.B.http://www.youtube.com/watch?v=xroMBU4m ... re=related - ich nehme an weil man sie schnell auf eine hohe Trefferquote rauf-trainieren will.
Ob es zum Verlust der korrekten Technik führt oder ein Lernen evtl sogar erleichtert wäre schon ein Gespräch wert.
Das war mein Punkt hier. So wird in Jp gelehrt - auch Heki offenbar.

Der andere Punkt war eben noch dass man nicht Anfänger als Beispiele heranziehen kann.
Der Thread begann ja damit dass Yabusame zu einem Clip linkte und verkündete was da für ein Unfug gemacht wird.
Ich wollte eben mal wieder zu diesem Punkt zurück.
Die Diskussionen um Wortwahl oder Lehrer, Rang etc waren sehr interessant aber der Thread hat das Thema Yugaeri...
So nun haben wir einen guten Shomen Schützen (es gibt etliche Clips von Ishii Sensei) auch einen der am höchsten graduierten. Wenn wir also die Qualitäten der verschiedenen Stile vergleichen wollen - was hier ja oft passiert - dann können wir jetzt vielleicht Herrn Ishii nehmen und nicht einen Haufen englische Anfänger.
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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Yabusame » 25.05.2011, 16:32

RoLi hat geschrieben:@ Shokonin
Zum Schluss noch mal. Für mich gibt es kein richtiges oder falsches oder gar entartetes Kyudo.
Grüße
Rolf

Ich verstehe das jetzt mal nicht in dem Sinn, dass Du keine Referenz hast, nach der zumindest eine Abgrenzung möglich ist.

Dann bleibt aber immer noch die Frage, ob man noch von Fußball reden kann, wenn zunehmend die Hand ins Spiel kommt.
Erst wird der Oberarm erlaubt, dann der Unterarm und irgendwann sagt man sich, warum nicht auch die Hand, so lässt sich der Ball am einfachsten stoppen und es kommt doch nur auf das Stoppen an. Man schraubt den Schwierigkeitsgrad herunter.

Sicher, in einem Spiel ist das eine Sache der Regeln, die man ändern kann, beim Kyudo ist es eine Angelegenheit von Verständnis des Do in Verbindung mit einem Yumi, bei dem die Qualität des Do mit dem Schwierigkeitsgrad der Schießtechnik korreliert. Was natürlich auch einen Sinn haben muss, der sich im Treffen und in der Durchschlagskraft ausdrückt.
Das ist wohl auch der Punkt, der allg. so wenig verstanden wird. Herr Inagaki hat das auf zweierlei Weise (vielleicht auch noch mehr) zu erklären versucht. Er hat das Kyujutsu als das wahre Kyudo beschrieben, da das Erlernen der Technik die Persönlichkeit auf allen Ebenen nicht nur beansprucht, es führt (unter richtiger Anleitung) an die physische, emotionale und mentale Grenze - womit hier auch mal festgestellt sei, dass die Vorstellung, nur Kyujutsu üben zu wollen, also auf der rein physischen Ebene zu bleiben, eine irrige Vorstellung ist.
Das hat er auch in einem Diagramm verständlich zu machen versucht, wo die Freude über eine Übung vom techn. Schwierigkeitsgrad abhängig dargestellt wurde, die Kurve verlief über dem Schwierigkeitsgrad exponential ansteigend.

Somit ist die zitierte Aussage zumindest für mich völlig unverständlich.

Einfache Frage: Ab wann kann man nicht mehr von Kyudo sprechen?
Ab wann ist es nur noch ein Pfeilefliegenlassen mit einem Yumi oder ein Tai Chi mit dem Bogen in der Hand oder eine Aufmerksamkeitsübung bei der der Yumi dem Zweck dient mehr Aufmerksamkeit zu bekommen als selbst geleistet wird. Was sind die Kriterien oder ist alles egal, sobald jemand mit dem Yumi hantiert, handelt es sich um Kyudo?

Ich behaupte, die Grenze ist dann überschritten bzw. es handelt sich dann um eine Entartung, wenn statt durchschlagenden sicheren Treffen (nicht gelebte) philosophische Werte in den Vordergrund rücken.


Das ist zumindest immer noch ein Thema von SEIN und SCHEIN.

Grüße
Yabusame

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von shokunin » 26.05.2011, 12:37

Wann bei jedem Kyudo beginnt und aufhört ist eine spannene Frage.
Mit Deiner Wortwahl kann ich nicht so recht übereinstimmen aber sonst kann ich Dir durchaus in vielem recht geben.
"Entartet" ist etwas unglücklich weil es eben eine unangenehme Herkunft hat als Begriff, besonders wenn man von Kunst (oder einer Kunst) spricht.
Aber ok,...

Ich kann RoLi's Einstellung zu Kyudo absolut verstehen und halte sie für die einzig richtige.
Es macht kaum einer Kyudo der nicht nach einer Perfektion strebt. Wo jeder für sich den Schwerpunkt seiner Bemühungen setzt ist seine Sache. Schlussendlich führt alles Streben auf ein Ideal zu wo wahre Technik zu wahren Treffern führt.
Jedem anderen ständig zu unterstellen er suche nach etwas anderem klingt stark nach Missgunst und ist schlichtweg unrichtig.

Natürlich gibt es im Heki Kyudo Ideale die stehen und sich nicht ändern, da timme ich Dir zu.
Die Form ändert sich schon - hat sich auch historisch immer wieder geändert.
Ich könnte mir vorstellen dass ein Heki Danjo ein Uchi-Okoshi das die Achselhöhle preis gibt "entartet" fände, oder dass Männer mit 10er und 12er Bögen schiessen (von Frauen im Kyudo ganz zu schweigen) oder dass jemand nur 50 Pfeile die Woche schiesst anstatt 800 pro Tag.
Auch dass Schützen meinen dass sie Rang oder Form wie z.B. Abknien nicht interessierten braucht hätte er evtl als "entartet" empfunden.
Wer weiss....

Änderungen sind Teil jeder lebendigen Kultur.
Es gibt hier viele die nicht knien können oder die nicht in der Lage sind Bögen die vom Zuggewicht dem historischem Standard entsprechen zu ziehen.
Es gibt Schützen die die Form und Kultur nicht interesiert.
Wir zwingen keinen zu knien, starke Bögen oder 6-7-800 Pfeile am Tag zu schiessen.
Jeder sucht sich den Weg aus der ihm zusagt. Manch einer findet Gruppenharmonie, From, Prüfungen, Wettkämpfe, Kimono, Abknien auch wenn's vielleicht nicht genehm ist etc sind Teil von Kyudo. Für Dich mag Kyudo nur in der linken Hand daheim sein, andere sehen es anders, deswegen sind sie aber nicht "entartet".
Kyudo ist ein breiter Begriff und wenn man sich schon auf grosse Worte wie "gelebte philosophische Werte" beruft dann sollte man dem auch rechnung tragen und andere respektieren.

Heute wird Kyudo, wie der Heki-Student im Clip oben zeigt, mitunter anders aufgefasst und auch gelehrt.
Das heisst nicht dass das Ideal anders ist, es trägt lediglich den heutigen Gegebenheiten rechnung.
Das muss Dich ja nicht abhalten so zu üben wie Du es für richtig hältst. Manch einer mag ein formloses Schiessen wo es nur um Technik geht nicht als kyudo ansehen belässt Dir aber dennoch das Recht alles andere zu ignorieren und das was Du tust immer noch als Kyudo zu bezeichnen...

Hier ein weiterer Clip:
http://www.youtube.com/watch?v=lCKLGMK_ ... grec_index
Die Arm-Haltung hier ist fast standard für Studenten in Japan.
Jedes Gelenk abgewinkelt... total falsch?
Vorallem Frauen haben oft das Problem dass das Ellenbogengelenk über 180 Grad hinaus öffnet. Versucht man den Arm durch zu strecken klappt er um und knickt nach innen was zu Verletzungen führt.
Man umgeht dies indem man ihn gar nicht erst ganz streckt. Natürlich hat das einen Verlust an Spannung zur Folge.
Die Form ist nicht "richtig" sondern eine Hilfestellung.
Genau so ist ein künstliches Yugaeri nicht richtig sondern ein Übergangslösung.
Richtig ist die Form von Ishii Sensei - Arm gestreckt und keine Öffnen der Hand.

Um Deinen Ballsport-Vergleich nochmal aufzugreiffen, man fördert in Anfängern erst einmal Ballgefühl und Körpergefühl.
Bei Dir wird gleich mit den höchsten Idealen der Kunst begonnen.
Ich frage mich ob das dem Erlernen wirklich dient.

Die Japaner haben mittlerweile den Begriff "german Kyudo" - was kein Kompliment ist...
Er bezeichnet einen mechanischen hölzernen Schiesstil ohne Gefühl für Bogen und Gruppe.
Man sagt hier jedem Anfänger von ersten Tag dass er halten muss so fest er kann und drehen kann er auch nicht stark genug...
das alles bevor der Schütze irgendein Gefühl für Bogen oder Körper hat.
Das Resultat ist oft ein sehr verkrampfter Schiesstil.
In Japan versucht man gerade in jungen Schützen oft eher Bogengefühl zu entwickeln (auch Spass am Schiessen - weil man mehr trifft) was bei krampfhaftem Halten und Würgen schlichtweg nicht geht.
Die "Übergangslösung" soll eine bessere ganzheitliche Entwicklung des Schützen ermöglichen auch wenn Fehler zeitweise geduldet werden wenn es einfach noch nicht besser geht.
Mit zunehmender Reife schliesst man dann auch die Hand mehr und mehr und versucht das Ideal zu erreichen.

Ich stimme Dir in Deinen Aussagen zu den Idealen der Technik schon zu, kann Deine Einstellung anderen Schützen und dem Erlernen gegenübr aber halt nicht teilen.
Wir sind Freizeitschützen und weit weg von dem was die Begründer der Heki Schule gemacht haben.
Wir sollten uns da auch nichts vor machen, wir alle machen uns es leichter auf unsere Weise - durch leichte Bögen, durch geringes Trainingspensum, dadurch dass wir Form, Gewand, Prüfungen vermeiden,...
Wenn einen nur die linke Hand interessiert macht man vielleicht gern eine Tugend daraus nur die zu trainieren aber die Form, die Prüfung und der Kinono sind auch Teil vom Kyudo.
Man muss jeden respektieren und so üben lassen wie er will, das gebietet rein schon der Anspruch "gelebte philosophische Werte" zu besitzen - da passt der hassatische Ton den Du mitunter an den Tag legst nicht dazu.
Gruss,
Mark
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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Yabusame » 26.05.2011, 16:07

shokunin hat geschrieben:..........da passt der hassatische Ton den Du mitunter an den Tag legst nicht dazu.
Gruss,
Mark

Was auch immer mit dieser kreativen Wortschöpfung gemeint sein mag, ich finde die Wertigkeit dieses Beitrages verlangt in einen extra eingerahmten Shomen-Thread gestellt zu werden.

Grüße
Yabusame

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Markus » 26.05.2011, 16:24




Loitee ... benehmt Euch ...




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