Daumentechnik-verschiedene Stile

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
Sateless
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Re: Daumentechnik-verschiedene Stile

Beitrag von Sateless » 17.04.2017, 10:28

Ob zu viel vermutet wird? Nun, diese Frage kann man immer nur mit: "Ja!", beantworten müssen, egal wieviel Wissen bereits gesammelt ist. Denn letztlich ist doch jede Vermutung immer eine Krücke, und jedes Bein ist besser als eine Krücke. Gleichzeitig ist Allwissenheit nicht erreichbar. Also wird man immer auch Krücken nutzen müssen.
Dennoch habe ich noch wenig Bedarf an der Suche nach Druckspuren, da sich zwei Handbücher einheitlich, über das Greifen, äußern.
Dies ist, in Grenzen natürlich, hilfreich. Mir reicht es.


Auszüge für Desinteressierte:

Saracen Archery S.45
Versuche den Bogengriff in der Mitte zu greifen, so dass oberhalb und unterhalb des Griffes gleichviel Platz bleibe.
(Try to apply your grasp to the middle of the grip so that the space remaining at the top of the grip should be the same as on the bottom.)
Was sicher zu Verwirrungen führen wird: Die Mitte des Griffs beim zugehörigen Bogen ist unterhalb der geometrischen Mitte des Bogens! Siehe Seite 16!

Bogenhandwerk und Bogensport bei den Osmanen S. 61
Die nähere Ausführung über den Griff der linken Hand geben wir wörtlich nach Kani: "Die ziemlich lose Haut der leeren Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger soll man der Mitte der Handfläche zu zusammenziehen und fest gegen die Mitte des Bogengriffes pressen, (...)"
Was sicher bekannt sein könnte: Bei dem zugehörigen Bogen ist die Mitte des Griffes, entlang des Bogens, die geometrische Mitte des Bogens.


Das hilft jetzt natürlich nur bedingt für andere, dennoch verleitet mich das doch sehr dazu, Millimeterschwankungen bei der Platzierung der Bogenhand auszuschließen. Und daher klappts auch mit dem Nockpunktbegrenzer, so ganz theopraktisch jetzt.

Weiterhin frohe Ostern!
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Janitschar
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Re: Daumentechnik-verschiedene Stile

Beitrag von Janitschar » 17.04.2017, 10:45

@Snake-Jo

Da gebe ich dir komplett Recht.

Einen historischen Bogen, im besten Fall einen osmanischen putabogen, der auch tatsächlich stetig genutzt wurde und nicht nur ein Zierbogen war, in die Hände zu bekommen wäre tatsächlcih ein Traum, um die Thematik "Druckpunkt zu Zugpunkt" annähernd und passend zu beantworten.
Ich seh es eben rein von der physikalischen Seite her, aber auch aus meinen Erfahrungen mit Horn-Sehnen-Komposits die eine Variation des Druckpunktes und dem daraussfolgenden Zugpunkt nicht wirklich mochten. Sprich, sich der Tiller zügig verschob. War der Druckpunkt und der Zugpunkt gut gewählt kam es zu fast keiner Tillerveränderung. Aber, wie du ja auch besser als ich weißt, verändert sich der Tiller immer wieder ein bißchen auch mit passendem Druckpunkt/Zugpunkt.
Ergo, ich muss meinen Bogen sehr gut kennen und verstehen. Und zwangsläufig natürlich meine Schießechnik grundlegend reflektieren.

Gruß
Stephan
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Re: Daumentechnik-verschiedene Stile

Beitrag von Snake-Jo » 17.04.2017, 15:32

@Sateless: Ja, das ist schon sehr präzise und wird für den osmanischen Bogen als Richtlinie langen. Ich hatte jedoch ursprünglich auch die anderen Kompositbögen im Kopf; aber bleiben wir besser nur beim Osmanen.

@Janitschar: Ja, sehe ich auch: Wenn die Sehne-Holz-Horn-Komposits falsch gegriffen werden, können sie schnell verwinden oder aus dem Tiller kommen. Erstaunlich war für mich die Erfahrung, das das Einnocken im starken Gerüttel auf dem Pferd sehr leicht und schnell zu einer gleichbleibenden Position führte, die in Harmonie mit dem Tiller stand. Naja, nicht millimetergenau, aber ausreichend passend. ;D

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Re: Daumentechnik-verschiedene Stile

Beitrag von Sateless » 18.04.2017, 09:42

Du darfst das gerne auch für zentralasiatische und andere Bögen ausweiten, wenn du kannst, Snake-Jo. Mir selbst traue ich das momentan nicht zu. Daher hab ich etwas beigetragen, wo ich kann. Und zwar in der Verbreitung einer in meinen Augen wertvolleren Information, als man sie aus einem einzigen Bogen mit Gebrauchsspuren herauslesen könnte. Nämlich einer eindeutigen Richtlinie, in welcher Höhe des Griffes man greifen soll.
Bei deinem Ansatz muss man ziemlich viel Aufwand leisten, um an dieses Ziel zu kommen. Daher hielt ich diese Info für interessant für euch.

Das schöne bei den Bogentraditionen des Mittleren Ostens, ist eben diese Verfügbarkeit von Informationen, von denen man auch fürs "westliche" Bogenschießen noch einiges lernen kann. In weiten Teilen von Zentralasien fehlt dafür leider eine geeignete Schriftkultur. Daher müsste man dann zu so arbeitsaufwändigen Methoden greifen, wie du sie nennst. Am besten auch bei mehr als 30 Bögen. Und ja, ich habe eine leise Ahnung, was für ein Aufriss das ist.
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