Weihnachtszeit - Vielschreibzeit ... ich hab mir mal n paar Kekse und ne Kanne Tee gekrallt und schreib jetzt mal n bischen was zu jeder offenen Frage ...
Janitschar hat geschrieben:Sateless.. mach mal
Du kannst doch so schön zusammenfassen.
Ja und Nein. Falls ich mal Waffengeschichte und Frühzeitliche Archäologie mit 60, oder in der Berufsunfähigkeit, studiere, geb ich dir gern meine Doktorarbeit zu dem Thema, zum korrekturlesen. Könnt aber noch so 3-4 Jahrzehnte dauern. Bischen was kann ich ja mal schreiben, schließlich hab ich grad Kekse
. Achja, Musuke, du hättest grad gerne nen Überblick von der Bogenschießtechnik eines Gebiets von Ungarn als hypothetischer Westgrenze bis in den Osten der Plains in den USA - und das von Südsibirien bis Südkorea in der Nord-Süd-Ausbreitung, und zeitlich über grob 2000 Jahre. Nur mal so, hehe.
Musuke hat geschrieben:Ich hatte schon befürchtet, dass diese Frage etwas zu komplex sein könnte um sie einfach so zu beantworten.
Aber wenn ich es richtig verstanden habe, kann man jeden Reiterbogen so schießen wie man möchte wenns der Bogen zum aushält (z.B. der Auszug reicht)?
Gibt es denn in der Bauform der Bögen Unterschiede / Merkmale, sodass man schnell sieht :" Ah das ist ein ungarischer und der daneben ist ein mongolischer"? [...]
Nunja, die Frage ist von meinem Wissensstand unmöglich in einer Detailtreue machbar, die ich selbst an meine "nicht plauder Beiträge" habe. Es gibt ein paar Stile, die ich kenne. Ich schaue sie mir nicht an, um diesen Stil zu konservieren, sondern um mir Anregungen zu suchen, was ich für meinen Stil an sinnvollen Ideen übernehmen kann. Z.B. der osmanisch kurze Auszug, da ich sonst nur Maßbögen schießen könnt. Jeder Stil hat ewig viele Feinheiten, die ich beim Kyudo mal in Ansätzen erlebt habe, beim Osmanischen erarbeite und generell immer sehe. Die Asiatischen Bogenschulen waren etwas völlig anderes, als unsere Bauerntruppen mitm Stock in der Hand. Es gibt komplexe Abläufe, die total gegen unser "Fass den Bogen so an, dass er sich möglichst wenig bewegt, damit du keine Fehler ins System bringst." läuft. Bogenhandbewegungen bringen dann etwa 1% mehr Leistung (Behauptung!!), daher wurde das in die Schule integriert und erhalten, weil man die Zeit hatte, es weiterzugeben, da die Landstriche weniger Kriege hatten, als z.B. Europa (Behauptung!!). Und zack wird das ganze kompliziert, da alles sich auch an dieser Änderung verändert, angepasst werden muss ... Rattenschwanz². Das hier für 1,5 Kontinente mal so eben darzustellen ... in nem Forenpost ... nope
Es gibt zum beispiel Bögen mit wenig Standhöhe, wie die chinesischen Bögen der Armee in der Song-Dynastie, oder den modernen Windfighter (oder wars der KTB? Kein Plan). Wenn du den Bogen ohne Bogenhandbewegung und mit gestreckten Handgelenk schießt, hast du die Sehne nach jedem Pfeil sowas von auf dein Handgelenk krachen, dass es dir spätestens nach 25 Mal (annahme eines masochistischen Wesens für diese Zahl) auf die Klötze geht.
Die türkischen Bögen waren dagegen so getillert, dass man die Bogenhand aktiv nach vorne klappen muss, damit man den Pfeil überhaupt sauber auf die Reise schicken kann. (Bei optimaler Leistungspotentialausschöpfung natürlich, scheiße bauen kann man natürlich immer... ^^) ... und da kommt dann der nächste Rattenschwanz, der aber auch nur über mein bescheidenes Wissen geht und nicht über die Wahrheit.
Bei der Erkennung des Bogentyps kann ich dir auch wieder nur ein "Ja und Nein" an den Kopf werfen, ohne mehrseitig zu schreiben. Generell sieht n Türkenbogen um 1800-1900 (Schätzung) so aus:
Quelle:
http://www.atarn.org/islamic/akarpowicz/turkish_bows.htmAber es gab auch kriegsgefangene Bogenbauer, die z.B. einen Krimtatarischen Bogen viel besser bauen konnten, und naheliegender Weise eben zur Zwangsarbeit im Bogenbau gezwungen wurden. Dadurch gibts auch Bögen krimtratarischer oder krimtartarischerer Bauform im osmanischen Heer. Sind das jetzt keine türkischen Bögen mehr, weil da etwas Setback im Griff ist und die Biegung am Kasan etwas anders geformt wird? Und da geht der erste Definitionskrieg los, nachdem man überhaupt erstmal den türkischen Bogen definieren darf, was aus technischer Sicht und historischer Sicht logischerweise anders aussieht. Noch spaßiger wirds bei den Mongolen um 1400 (+- geschätzte 200 Jahre). Da war die Bevölkerungsdichte geringer und die Armee kann man sich wohl mehr wie ein Freiwilligencorps vorstellen. Man nimmt halt alles was nen Pfeil vom Pferd schießen kann und geht marodieren (sehr vereinfachte, boulevardeske Darstellung des Authors unterhalb des Bildzeitungsniveau zur Sachverhaltskomprimierung). Da hatte jedes "Dorf" nen Bogenmacher und nen Pfeilmacher, der das von "Vaddi gelernt hat" und an "Söhnchen weitergibt", statt einer Militärischen Produktionsvorschrift wie bei den Osmanen... things get tricky ... and i don't get it, yet.
benzi hat geschrieben:@sateless
woher stammt Deine Aussage bzgl. heutiger mongolischer Technik? Wann war die Tradition in der Mongolei unterborchen?
Grüße benzi
Hab ich glaub als erstes im Atarn aufgeschnappt. Ich untermauer mir das mit den Berichten von enttäuschen Leuten, die nen Mongolischen Bogen bekamen und das Ding als "really bad shooter!" wieder in die Ecke stellten. Außerdem unterscheiden sich die Grabfunde (ich kenn hier nur das Felsengrab vom Arcat-Del einigermaßen) total von den Manchu-Artigen "Schrottrepliken*" (*Meinung des Authors, basierend auf Hörensagen bei Leuten, denen er Fachkompetenz unterstellt).
Musuke hat geschrieben:Lassen sich denn so allgemeine Aussagen machen wie zum Beispiel:
"Der mongole hat die Daumentechnik genutzt, rechts aufgelegt und im Gesicht geankert. Der Bogen hat besonders Schwere Tips." ?
Nö. Aber man könnt dir das Buch von Hein, das sich auf das Manuskript von Kani bezieht in die Hand drücken und dir sagen: So ham die Türken aufm Okmeydan damals geschossen. Für die Mongolen gibts halt keine so ne Quelle. Aber man kann die paar mongolischen Bögen ausbuddeln, vermessen, die Messergebnisse speichern und die Originale konservieren und replizieren um dann mit ihnen experimentell zu weiterzugehen. Da zwischen sind allerdings einige Interprätationsdinge, wie z.B. der Tiller des Bogens und sicher noch ein paar mehr. Da wär richtig Aufwand nötig, der zu wenig Geld bringt, damit man ein paar fähige Leute dafür bezahlt, das herauszufinden.
*Kekse alle*
Froh' Weihnachten