konstanter griff

Technik und praktische Umsetzung
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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo » 20.02.2007, 11:45

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Die Bilder vom Naadam-Fest in der Mongolei zeigen deutlich, wie hier über die Griffwicklung (farblich abgesetzt) eine konstante Pfeilanlage (ANLAGE !!) erreicht wird

@Niels: Ich bin zur Zeit im Thema aus aktuellem Anlass (Nachbau eines historischen Reiterbogens fürs Museum) und bringe zum 1. Mai mal ein paar Abbildungen von 2000 Jahre alten Griffstücken mit.

Niels

Beitrag von Niels » 20.02.2007, 12:19

Das hört sich ja nach einem interessanten Projekt an. Ich freue mich schon auf die Abbildungen und darauf, Dich über dieses Museumsprojekt ein wenig auszuquetschen.

mal außerhalb dieses Themas:
Was mich an den mongolischen Fotos immer wieder erstaunt ist die "mediterrane" Pfeilanlage bei der Daumentechnik. Bei dem oben stehenden Foto erkennt man dann auch die dazu passend "abgewandelte" Daumentechnik. Daumen und Zeigefinger werden da vor der Sehne verschränkt, wodurch der Daumen sehr schräg auf die Sehne kommt. Dadurch gibt es dann keinen seitlichen Druck durch den Zeigenfinger und der Pfeil liegt nur locker auf.

Irgendwie erscheint mir dieses Konstrukt aber für das berittene Schießen nicht sehr praktisch. Naja so richtig beritten schießen die Mongolen ja auch schon einige Zeit nicht mehr. Vielleicht liegt das daran. Die Auflage des Pfeil auf der Seite, in die man sich bewegt, ist für mich ja gerade einer der Vorteile der Daumentechnik, eben wegen des Fahrtwindproblems. Wenn der Daumen dann im 90° Winkel zur Sehne aufgesetzt wird und der Zeigefinger senkrecht herunterstehend verriegelt, wird das ganze eine auch noch sehr stabile Sache, während mir dieses lockere Auflegen des Pfeils über den vor der Sehne verschränkten Fingern auf dem Foto doch recht instabil aussieht. Man müsste sich mal mit einem mongolischen Bogenschützen über die Hintergründe dieser Technik unterhalten können.

Jedenfalls klappt bei mir als Rechtsschütze die mediterrane Linksanlage des Pfeils mit der zuletzt beschriebenen "geraden" Daumentechnik, die Steppi aus Korea "mitgebracht" hat, nicht. Das habe ich schon ausprobiert. Man drückt sich mit dem Zeigefinger den Pfeil nach links vom Bogen weg.

Steppenreiter

Re: konstanter Griff und Pfeilauflagen

Beitrag von Steppenreiter » 23.04.2007, 11:02

Stimmt Niels, ich habe diese Variante auch nie verstanden. Bei ein paar Koreanern aber bemerkt, dass Sie sich ihre Griffe schon speziell zusammen geabstelt hatten, so wie Claus, der daran auch immer weiter optimiert .

Und sie haben in die Griffwicklung eine Kerbe für den Pfeil hinterlassen, Der Nockpunkt besteht bei einigen von Ihnen aus einer Holzperle, Mittlerweile verstehe ich auch weshalb so knubbelig, groß aber vorallem auch weshalb rund. An den Klemmnocken bleib ich nämlich immer wieder hängen und dann hakt und öst es ganz furchterbarrr...

Polvarinho
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Re: konstanter griff

Beitrag von Polvarinho » 23.04.2007, 15:22

Bin jetzt etwas verwirrt, Steppi.... ???

Griffwicklung hat doch nix mit Pfeilauflage zu tun...jedenfalls nicht direkt...?!?

Und was hat die Art oder Form des Nockpunktes mit der Verwendung von Klemmnocken zu tun?

Klar kann man eine Griffwicklung auch zu einer Pfeilauflage formen, aber Pfeilauflage wirdespräche ja unserem Regelwerk.....

Und wieso verwendest Du Klemmnocken....? Das MUSS ja haken!

Und in welcher Abhängigkeit dazu steht Dein Nockpunkt - wenn Du überhaupt einen verwendest.....?!
Claus
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Snake-Jo
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Re: konstanter griff

Beitrag von Snake-Jo » 24.04.2007, 13:24

@Claus: Kein Mensch weiß genau, wie zum Beispiel die Hunnen vor 2000 Jahren ihre Griffe gestaltet haben. Da mir einige Fotos von Ausgrabungen vorliegen, weiß ich auch, dass meistens Wickklungen und Lederbestückungen "vergangen" sind.
Aber es erscheint logisch, dass jeder gute und nachdenkliche Bogenschütze Verbesserungen im Hinblick auf eine bessere Trefferquote vorgenommen hat.
Nockpunkt: gewickelt oder mittels Perle oder Klemm-Öse; da brauchen wir nicht zu diskutieren: Ein Nockpunkt hat nur Vorteile (außer, man öst da immer rein, wie Steppi  ;D)
Klemmnocke: Könnte eine neuere Entwicklung sein. Ich finde sie auch bei Selfnocken sehr praktisch. Bei mir erhöht sie die Sicherheit, weil abfallende Pfeile nicht vorkommen.
Pfeilauflage: davon reden wir nicht, entspricht nicht den Regeln
Pfeilanlage: Durch optische Markierung (Farbe) oder durch mechanische Markierung (Kerbe, Wicklung, Hornplättchen etc.)
Ich bin der festen Überzeugung, das hinsichtlich der Pfeilanlage viel gebastelt wurde von den Altvorderen.
Die sparsamen Griffe ohne alles, wie man sie meist an den neuen Glasfaserteilen sieht, sind meiner Meinung nach schlichtweg "Unfug".
Wozu mit so einem Griff mühsam daneben schießen, wenn man mit leichten Veränderungen einen stabilen Griff hinbekommt?  ;D ;D

Niels

Re: konstanter griff

Beitrag von Niels » 24.04.2007, 15:10

Die partielle Lederwicklung am Griff auf Höhe der Pfeilanlage habe ich inzwischen dran. Ganz einfach deshalb, weil das Griffleder dort nun auch völlig abgeledert war. Ein wenig hilft die Wicklung das Durchrutschen des Bogens einzudämmen. Aber Wunder bewirkt sie nicht.

Von einer speziellen Pfeilanlagemarkierung halte ich nicht soviel, weil man beim schnellen Aufnocken im Galopp ja ohnehinin nicht hinschauen sollte. Wenn der Griff konstant ist und bleibt, ist mE diesbezüglich eigentlich alles getan, was sinnvoll ist.

Sorry Snake-Jo, ich kann mir eher nicht vorstellen, dass die Altvorderen an der Pfeilanlage viel gebastelt haben. Erstens fehlt dazu bislang jeder Nachweis (ohne ausschließen zu wollen, dass er künftig evtl. erbracht werden könnte - hatten wir ja oben schon mal). Zweitens habe schon ich, der bestimmt nicht so viel schießt, wie die Altvorderen, ein Gefühl für den Griff meines Bogens entwickelt. D.h. ich merke sofort und ohne hinzuschauen, wenn er mir mal wieder beim Galoppieren minimal nach unter durchgerutscht ist. Dazu benötige ich gar kein Hilfmittel. Und drittens habe ich die optische Markierung ja ohnehin und automatisch. Dazu muss ich lediglich ein paar Pfeile an dem Leder langrauschen lassen, die dort im Laufe der Zeit Ihre Reibungsspuren hinterlassen.

Verbunden mit der Daumentechnik habe ich nun auch seit einiger Zeit einen Nockpunkt. Ich musste mir aber dabei erst lange angewöhnen, den Pfeil deutlich unterhalb auf die Sehne zu bringen und ihn dann hoch gegen den Nockpunkt zu schieben. Durch die Zeit ohne Nockpunkt hatte ich ein gutes Gefühl für die Lage des (nicht vorhandenen) Nockpunkts entwickelt. So gut, dass ich den (dann vorhandenen) Nockpunkt vor der langwierigen Umstellung auf dieses Hochschieben dann auch immer prima getroffen habe, so dass es ordentlich Hacker bis hin zum einen oder anderen Leerschuss beim Schnellschießen gab. Insofern kann ich Steppi schon verstehen. Dicke Holzperle geht aber eben auch nur - und dann ausschließlich und ohne die Option des Wechselns - für die Daumentechnik, oder liege ich da falsch?

Polvarinho
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Re: konstanter griff

Beitrag von Polvarinho » 24.04.2007, 17:37

Snake-Jo hat geschrieben:Nockpunkt: gewickelt oder mittels Perle oder Klemm-Öse; da brauchen wir nicht zu diskutieren: Ein Nockpunkt hat nur Vorteile (außer, man öst da immer rein, wie Steppi  ;D)
Klemmnocke: Könnte eine neuere Entwicklung sein. Ich finde sie auch bei Selfnocken sehr praktisch. Bei mir erhöht sie die Sicherheit, weil abfallende Pfeile nicht vorkommen.


Über Verwendung oder Nicht-Verwendung eines Nockpunktes würde ich mit Dir auch gar nicht diskutieren wollen......

Aber Steppi hat im letzten Jahr immer wieder darüber geschrieben, lieber OHNE Nockpunkt zu schiessen...! Beim Wettkampf im September hatte er aber sehr wohl eien Nockpunkt auf der Sehen.... ober habe ich mich das geirrt...?!?

Jetzt schreibt er was von Klemmnocken und seinen Problemen (Haken) damit....

Ich persönlich halte Klemmnocken nicht nur für unnötig sondern auch für völlig ungeeignet, daher wundert es mich, dass Steppi über deren Verwendung bzw. über Probleme bei deren Verwendung schreibt.

Sei müssen haken, dafür sind es ja Klemm- oder sagen wir HAK-Nocken ;-)

Steppi, sortiert das doch bitte mal ein wenig....
Claus
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Steppenreiter

Re: konstanter griff

Beitrag von Steppenreiter » 25.04.2007, 13:19

Also Claus,

Das mit Ohne Nockpunkt schiessen bezog sich auf die mediterane Technik,  mir fiel auf, dass ich den Pfeil immer am Nockpunkt ausrichte und damit eine Korrekturbewegung ausführe, die zum Zeitverlust führt. Ergo: weg damit!

Ob das bei der Daumentechnik möglich ist weiß ich nicht, soweit bin ich darin noch nicht fortgeschritten. Ich übe sie deshalb so intensiv, weil ich sie schon seit langem für die Zukunft halte, aber jetzt erst, seit Korea, weiß worauf es ankommt. Schon vor Jahren habe ich Novottnyx und andere gesehne, die schon damals mit mehr als 10 Pfeilen schneller als Kassai waren.

Habe gestern mit Simone um die Wette geschossen, immer 21 sets, sie war wenigstens 2-6 Pfeile schneller, dabei hatte sie nicht einmal geübt... ich hingegen habe überlegt und überlegt, was ich wie optimieren könnte, mich selbst damit wahrscheinlich blockiert, seis drum.

Aber nicht nur die Auflage, die Fingerhaltung, der Nockpunkt, auch die Schulterspannung, das Release, das Pfeil ziehen und halten alles muß passen, wenn es passen soll und optimiert werden. Manches davon am Material, manches an der Technik, mich täts wirklich wundern, wenn unsere Altvorderen sich nicht auch schon ähnliche Gedanken gemacht haben.
Zuletzt geändert von Steppenreiter am 25.04.2007, 13:22, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: konstanter griff

Beitrag von Snake-Jo » 25.04.2007, 13:31

Polvarinho hat geschrieben:Jetzt schreibt er was von Klemmnocken und seinen Problemen (Haken) damit....
Ich persönlich halte Klemmnocken nicht nur für unnötig sondern auch für völlig ungeeignet, daher wundert es mich, dass Steppi über deren Verwendung bzw. über Probleme bei deren Verwendung schreibt.
Sei müssen haken, dafür sind es ja Klemm- oder sagen wir HAK-Nocken ;-)


Nö, Claus, da liegst Du etwas daneben. Eine ordentliche Klemmnocke hakt und öst nicht und das liegt an folgenden Feinheiten:
Der Nockboden ist gebohrt und besitzt einen Durchmesser leicht über demjenigen der Sehne. Hier kann die Sehne also rutschen.
Die Nockflügel wiederum sind etwas enger geschnitten. Hier wird die Nocke über die Sehne geschoben und hängt dann frei verschiebbar im Nockbodenloch, aber eben auch auf der Sehne ohne Abzufallen.
Und dies natürlich sowohl bei der Selfnocke als auch bei Horn- oder Plastiknocken.
@Niels: Klar, glaub ich Dir, dass sich mit der Zeit ein Feingefühl für die richtige Stelle entwickelt. Aber für den Anfänger und Fortgeschrittenen ist das etwas zuviel am Anfang: Hektik im Galopp, rutschende Nocken, rutschender Handgriff, rutschende und schlackernde Pfeile... ;D
Vielleicht schieß ich in einem jahr auch mit Daumenring und ohne Nockpunkt.
::) ::) ::)

Polvarinho
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Re: konstanter Griff und Pfeilauflagen

Beitrag von Polvarinho » 25.04.2007, 15:01

Der Steppenreiter hat geschrieben:An den Klemmnocken bleib ich nämlich immer wieder hängen und dann hakt und öst es ganz furchterbarrr...


??? Wieso KLEMMnocken ????

@ Snake: Ich weiß ja, wie die Teile aussehen und funktionieren und z.B. für die Jagd sind ihre Vorzüge sicher unbestritten.

Aber zum Schnellschiessen sind sie wirklich völlig ungeeignet.....es sei denn, es kommt einem nicht so sehr auf die Geschwindigkeit an, beim Schnellschiessen ;-)

Aber es stimmt:

Das Schnellschiessen wird sowieso überbewertet.

Auf dem Pferd bringt Dir das sehr schnelle Nachladen überhaupt nichts!
Claus
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Niels

Re: konstanter griff

Beitrag von Niels » 25.04.2007, 16:54

Moment, Daumentechnik ohne Nockpunkt mache ich auch nicht. Da weiss ich noch nicht mal, ob das geht. Weil ich viel Daumentechnik schieße, habe ich ja nun den Nockpunkt dran.

Aber mediterran ohne Nockpunkt geht recht leicht und dabei einen Gefühl für die richtige Haltung am Griff und den richtigen Ausetzpunkt auf der Sehne zu bekommen, das ist so schwierig und  langwierig gar nicht.

Öh, das Klemmnockenproblem war mir gar nicht so bewusst Ich wechsle ja immer mal wieder zwischen Holzpfeilen mit einfachsten Selfnocks und den Aludingern, die Klemmnocken dran haben. So dramatische Unterschiede habe ich gar nicht empfunden. Hat alles seine Vor- und Nachteile. Aber nichts, was mich hindern könnte, da immer mal ganz zwangslos hin- und herzuwechseln.

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