Jungpferde Ausbildung und Erfahrungen

Alles zum Thema Pferde, Pferdeausbildung, etc.
Niels

RE: RE:

Beitrag von Niels » 15.10.2004, 10:16

geschrieben von Benz:

Sehe ich GEFÜHLSMÄßIG auch so, aber kannst Du es auch irgendwie logisch begründen. Du weißt ich muß immer alles ganz genau verstehen, und das dauert bei mir halt immer etwas
:D [/quote]

Also erstmal vorweg. Ich meinte den Bestrafungsklaps (auf den Hintern, nie in Richtung Kopf) und nicht das "belohnende" Halsklopfen, was meiner Ansicht nach nichts mit Lob zu tun hat, sondern vom Pferd wohl entweder gar nicht oder als milde Strafe verstanden wird. (und trotzdem macht man es immer mal wieder gedankenlos, ich auch:D )

Der Bestrafungsklaps ist sozusagen, die höchste Form der Bestrafung. Deshalb sollte sie nur in Maßen angewendet werden.

Zum einen will man ja bei der Hilfengebung immer feiner werden und zum anderen nutzt sich diese Höchststrafe schnell ab, wenn sie bei jeder Kleinigkeit erteilt wird. Da hat Alphastern recht, in der Angemessenheit des Vorgehens im Einzelfall liegt gerade die Schwierigkeit.

Bei zuviel und vor allem unverhältnismäßigem Geklapse kann das Pferd am Ende auch scheu werden und das Vertrauen verlieren, was gerade beim Bogenreiten fatal wäre (deshalb sollte die Gerte oder andere Stöckchen, die für das Pferd Ähnlichkeit mit einem Bogen haben, bei Leuten mit Bogenreitambitionen wohl sogar tabu sein).

Wenn Dein Wallach allerdings in Deine Richtung keilt, kann er eine resolute Gegenreaktion schon richtig einordnen. Innerhalb der Pferdeherde wird schließlich auch nicht mit Samthandschuhen gearbeitet.

Aber wenn die Fronten erstmal grundsätzlich geklärt sind (er also z.B. ohne zu Keilen nur noch an Dir vorbeistürmen will), muss ein ranghohes Pferd nicht mehr beißen und treten (und der ranghohe Mensch nicht mehr klapsen), sondern das Drohen und anderweitige Betrafen (zum Beispiel Anstregung ohne Raumgewinn - da haben wir halt sogar schlauere Mittel als die Leitstute) genügt.

Noch ein Mittel der Vermeidung härterer Bestrafung ist das Ersticken der Revolte im Keim, also bevor sie begonnen hat.

Wenn das Pferd beim Führen mit den Ohren nicht mehr Dir ist, droht in wenigen Sekunden irgendetwas eigenständig vom Pferd entschiedenes. In diesem Stadium genügt oft schon das wieder Aufmerksammachen (und das Pferd lernt dabei: Der Chef passt auf und weiß ganz genau, dass ich drauf und dran war, wieder Blödsinn zu machen)

Der Steppenreiter

Klaps oder nicht Klaps

Beitrag von Der Steppenreiter » 26.10.2004, 10:21

Ich klapse meine Pferde nie, weil die garnicht wissen was das soll. Mein vierjähriger Hengst braucht, wenn er gerade mal wieder meint rossige Weiber oder übelstinkende Nebenbuhler seien interessanter als ich, keinen Klaps, den merkt der garnicht!

Hier hilft nur viel Selbstvertrauen und eine Demutsübung, auf die Knie Bursche! Und dann ist er wieder ein Lämmchen. Bei meiner jungen Stute funktioniert es auch nicht mit Klapsen, wenn sie mal wieder vor lauter dem Pony eigenen Eigensinn und "Ach ist das wieder aufregend!" macht, was sie will oder meint durchgehen, steigen, sich überschlagen sei angesagt. Ruhe, Beharrlichkeit und "komm Mädel ich erklär's dir nochmal" ist es, was ihr weiterhilft. Desensibiliserung sagen andere dazu.

Und dann gibt es so eine tolle Erfindung wie Reitgerten, wobei ich Haselnussruten Gekauften vorziehe, mit denen läßt sich wunderbar Touchieren (Berühren) und die Pferde wundern sich wie lange Arme wir haben. Mit diesen Dingern kann man aber nicht klapsen, sondern allenfalls peitschen, was durch die Luft über dem Pferdekopf, von hinten eine tolle Übung zum Desensibilieren für den Pfeilschuß ist.

Und wer auf das Vertrauen seines Pferdes keinen Wert legt, peitsche es, aber klapsen?

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Beitrag von Azora » 18.01.2005, 20:35

und ich habe am Wochenende meinen kleinen Tiwah das erste Mal mit Bogen und Pfeilen bekannt gemacht (ich reite ihn ja erst gerade an).
Hab ihn zuerst mit dem Bogen abgestrichen - stört ihn nicht.
Hab mit den Strick zwischen die Füße geklemmt und neben ihm geschossen - stört ihn nicht
Hab mich draufgesetzt - mein Freund hat Tiwah gehalten und mir den Bogen gegeben, ich hab ihn mit Bogen und Pfeilen abgestrichen - stört ihn auch nicht.
Ich schieße - zuerst im Halten, dann im Schritt, nach vorne, zur Seite, nach hinten - stört ihn alles nicht :) :) :)

freudige Grüße,
Azora

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Beitrag von Archiv » 18.01.2005, 20:42

hey, super, wenn das nicht der Start zu einer super Bogenreitkariere ist :D
Wie alt ist Dein Tiwah?

liebe Grüße benzi

Niels

Beitrag von Niels » 19.01.2005, 10:20

Hallo Azora,

Das ist doch eine gelungener Auftakt. Freut mich sehr für Dich, dass es auf Anhieb so gut geklappt hat.

Ich kann mich dem Benzi nur anschließen. Schreib doch bitte noch mehr zu Deinem Tiwah. Wie alt ist er?. Hengst oder Wallach? Welche Rasse?

Ich habe übrigens auch die Erfahrung gemacht, dass einige Pferde das Bogenschießen von vornherein überhaupt nicht stört.

Der Tweety, der Hafi, der auch in Berlin beim Wettkampf mit dabei war, ist so ein Fall. Da habe ich mich draufgesetzt, jemanden halten lassen und geschossen - kein Problem. Das ganze allein in Schritt und Trab - kein Problem. Angalppiert und geschossen - kein Problem. Und diese ganze Entwicklung in ca. einer Stunde. Ähnliches habe ich dann nochmal mit einem Quarterhorse-Wallach erlebt.

Und dann gibt es da noch die entgegengesetzten Extreme. Man muss nur mit dem Bogen auf der Koppel erscheinen und schon geht es auf die Flucht. Diese erste Reaktion hatte ich bisher immer bei Warmblütern aller Art.

Bevor mir jemand unterstellt, ich wolle daraus etwas allgemeingültiges ableiten, will ich betonen, dass dies lediglich meine persönlichen Erfahrungen mit den Pferden unterschiedlicher Rassen sind. Kann gut sein, dass auch mal ein Quarter beim Anblick des Bogens austickt und des irgendwo auch so gelassenen Warmblüter gibt, bei denen es auch sofort losgehen kann.

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Beitrag von shewolf » 19.01.2005, 13:42

Ich kenne kaum einen (englisch gerittenen) Warmblüter,der beim Anblick eines "erhobenen Stockes in Menschenhand" = Bogen nicht zuckt. Hat wohl leider mehr mit der Ausbildung bzw. dem Umgang (reiten mit Gerte, longieren mit Peitsche etc.) zu tun als mit der Rasse.

Pferde, die keine schlechten einschlägigen Erfahrungen gemacht haben, finden auch an einem Bogen nichts besonderes.
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Touchiergerte

Beitrag von Archiv » 19.01.2005, 15:16

Original geschrieben von shewolf

Hat wohl leider mehr mit der Ausbildung bzw. dem Umgang (reiten mit Gerte, longieren mit Peitsche etc.) zu tun als mit der Rasse.
Pferde, die keine schlechten einschlägigen Erfahrungen gemacht haben, finden auch an einem Bogen nichts besonderes.


Es kommt meiner Meinung nach auf den RICHTIGEN Einsatz einer Gerte oder einer Peitsche an. Ich habe mir bei einem Kurs mit Eva Wiemers deren Umgang mit der Touchiergerte angeschaut. Der entscheidende Punkt ist meiner Meinung nach, daß die Gerte ein Instrument ist, das sowohl negativ als auch positiv eingesetzt wird. Eva Wiemers vergleicht es mit dem Maul eines Pferdes: es kann beißen UND es kann graulen! Ich würde also sagen, ein Bogenreitpferd darf, ja soll sogar mit einer Gerte gearbeitet werden. Seit ich mit Rika mit der Touchiergerte arbeite ist ihre Angst vor stockähnlichen Gegenständen gesunken nicht gestiegen. Es kommt natürlich auf den richtigen Einsatz an und geprügelt wird dabei selbstverständlich nie.

liebe Grüße benzi

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Beitrag von dschin » 19.01.2005, 15:35

wer hat sich schon einmal intensiver mit dem geitner-system auseinandergesetzt??? (stichwort gelb/blau)

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RE: Touchiergerte

Beitrag von shewolf » 19.01.2005, 15:40

Original geschrieben von benz

Ich würde also sagen, ein Bogenreitpferd darf, ja soll sogar mit einer Gerte gearbeitet werden. Seit ich mit Rika mit der Touchiergerte arbeite ist ihre Angst vor stockähnlichen Gegenständen gesunken nicht gestiegen. Es kommt natürlich auf den richtigen Einsatz an und geprügelt wird dabei selbstverständlich nie.

liebe Grüße benzi


ja ja, du hast ja recht... aber ich meinte was anderes. ;-) wenn Du einem unbekannten Pferd gegenübertrittst, und es hat Angst vor dem Bogen, dann würde ich dahinter schlechte Erfahrung eben durch falsche Bestrafung vermuten.
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Beitrag von Azora » 19.01.2005, 20:56

Hallo ihr!

also mein Tiwah ist 5 Jahre alt - ich hab ihn seit letzten August, und da war er noch ganz und gar roh, konnte nicht mal Hufe heben.

Er ist ein Paint-Horse-Mischling (Mama Paint Horse, Papa Öster. Warmblut) und von der Größe her bissi größer als ein Hafi, so gute 150.

Er ist jetzt angeritten - also man kann ihn im Schritt und Trab frei reiten auf dem Platz, im Gelände war ich bisher meistens spazieren und nur kurze Strecken reiten, Schritt und Trab, aber so richtig ausreiten in unbekanntes Gelände war ich noch nicht.
Ich hab ihn unter anderem in Bodenarbeit nach Parelli, Hempfling und was mir selbst so eingefallen ist ausgebildet, und dann mit Knotenhalfter angeritten, weil ihm die Trense nicht so geschmeckt hat....;-)
Er ist eigentlich eher sensibel und sehr aufmerksam und neugierig, eher flotter vom Tempo.
Aber er hat ein unglaubliches Vertrauen zu mir (**) , ich kann echt alles mit ihm machen - solange er mich sieht, vom Sattel aus ist er da schon empfindlicher.
Aber Stöckchen aller Art und Länge kennt er, lässt sich überall damit anfassen und man kann auch mit der Longiertgerte über ihm Kreise in der Luft wedeln bis es pfeift.

Ein Riesen-Vorteil bei ihm ist sicher, dass er noch keien shclechten Erfahrungen gemacht hat, und mir daher so vertraut und allem Neuen grundsätzlich sehr offen und neugierig gegenüber steht.

soweit meine Erfahrungen in Sachen Pferde-Ausbildung....:-)

Liebe Grüße,
Azora

Niels

RE:

Beitrag von Niels » 19.01.2005, 21:26

Original geschrieben von Azora

Er ist ein Paint-Horse-Mischling (Mama Paint Horse, ...

Liebe Grüße,
Azora


Na da haben sich meine Vorurteile doch wieder mal bestätigt, da hat sich Muttern wohl interieurmäßig duchgesetzt.:D

Aber im Ernst: Das war sicher nicht die einfachste Aufgabe, wenn er mit 4 Jahren noch vollkommen roh war.

Hast Du mal so ein schön angerostete Wassertrense aus dem Westerbereich ausprobiert (müssen ja nicht gleich die schmalen und dann natürlich schärferen sein). Mein Kleiner mag diese Rostteile sehr und will sie gar nicht mehr hergeben.

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Beitrag von Azora » 20.01.2005, 14:21

hey niels,

genau mit so einem Gebiss hab ich angefangen - allerdings schon mit einem dünnen, weil ich mir denke, je weniger, desto angenehmer, weil im Maul eigentlich kein Platz frei ist.
Naja, inzwischen ist es auch recht angerostet. Weiß auch nicht, warum es ihm nicht passt, aber auf meine Lenk-Versuche hin hat er meistens mit Kopfschlagen und Widerstand reagiert. Ich denke mal, dass für ein junges Pferd die Signale, wenn sie nur übers Gebiss kommen, sehr unklar sind.
Das Knotenhalfter hingegen gibt sehr deutliche Signale, wenn die Zügel seitlich eingeschnallt sind, das ist, denke ich, viel leichter zu verstehen.
Vielleicht werd ich ihn später wieder auf Trense umstellen, wenn wir schon ein bisschen weiter sind, mal schauen.

ja von der Mutter hat sich vor allem die Farbe durchgesetzt ;-)

ne, er hat eigentlich fast keine Probleme gemacht beim Einreiten.
Ich hab eben vorher sehr viel am Boden gemacht, mir ein Programm ausgedacht, viel gelesen, ganz viel Basisübungen gemacht, immer wieder alles hinterfragt..... Tagebuch geführt.... und nichts überstürzt.
Und er hat eigentlich noch nie Scheiß gemacht... noch nie weggelaufen, gebuckelt oder durchgegangen wenn ich draufsaß, oder sich irgendwie aufgeführt wenn ich was neues von ihm wollte.8-)

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Lenken?

Beitrag von baro » 20.01.2005, 14:40

Du lenkst dein Pferd mit Zügeln?
Ein Vergn?gen erwarten ist auch ein Vergn?gen

Niels

RE:

Beitrag von Niels » 20.01.2005, 16:27

Original geschrieben von Azora
ne, er hat eigentlich fast keine Probleme gemacht beim Einreiten.
Ich hab eben vorher sehr viel am Boden gemacht, mir ein Programm ausgedacht, viel gelesen, ganz viel Basisübungen gemacht, immer wieder alles hinterfragt..... Tagebuch geführt.... und nichts überstürzt.


Genau diese vermutete Basisarbeit meinte ich ja. Hut ab.;-) :D

@ baro

Dann erzähl doch mal. Wie lenkst Du denn ein Jungpferd nach dem ersten Aufsitzen? Bin gespannt.

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Beitrag von Azora » 20.01.2005, 17:54

@niels

danke :D

@ baros

ja, würde mich auch interessieren!


hier mal ein Bild von meinem Kleinen, das war im August, kurz nachdem ich ihn gekauft habe (**)

Bild

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