Bau eines osmanischen Kompositbogens

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Arcito
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 29.06.2016, 09:19

Guten Morgen,

Gestern Abend hab ich dann alles für die Horn-Holz-Verklebung vorbereitet.
Zuerst habe ich Horn und Holz mit (nicht-passenden) Rillen versehen. Das hat mit meinem
Q&D-Schaber ziemlich gut funktioniert. Im Holz sogar noch sauberer als im Horn.

Dann hab ich die Teile angewärmt, damit sich die Poren öffnen und alle 2 Mal mit 10-prozentigem heißem Hasenleim grundiert.

Hier ein paar Bilder:

IMG_7623 (Copy).JPG
vor dem Grundieren
IMG_7622 (Copy).JPG
Die Komponenten
IMG_7625 (Copy).JPG
Der Q&D-Schaber
IMG_7624 (Copy).JPG
gerilltes Holz
IMG_7628 (Copy).JPG
...glänzt nach dem Grundieren


So, ich mach mich jetzt ans Verleimen. Drückt mir die Daumen!

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LemanRuss
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von LemanRuss » 29.06.2016, 09:40

Moin.

Viel Erfolg dabei. ;D

MfG

LR
Nur weil viele etwas falsches tun, ist es noch lange nicht richtig!

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Arcito
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 29.06.2016, 11:06

Soooo, das war sehr nervenaufreibend, anstrengend und warm!

Bin mit dem Ergebnis vorerst ganz zufrieden. Richtig gut kann ich die Klebefuge ja erst beurteilen wenn das Seil runter ist.

Allerdings wurde durch das Wickeln mit dem Tendschek der eine Wurfarm ein wenig verdreht. Kann wohl passieren, erwähnt Karpowicz auch. Ich hab ihn jetzt mit Gegendruck eingespannt und hoffe es hält sich in Grenzen...

Zum Vorgehen: 1. dicken Leim anrühren, ca. 35-prozentig. Parallel alle Teile erwärmen, Tendschek bereitlegen, Klemmen und Zwingen bereitlegen.
2. Holrahmen einspannen, erwärmte Flächen großzügig mit Leim bepinseln und aufeinanderlegen. Am Griff mit Schraubzwinge festziehen. Tendschek-Seil mit Webleinstek (Segelwissen, dass man immer wieder brauchen kann ;) ) festknoten und Wickeln.
Dabei muss man mit der freien Hand einen Gegendruck zur Wickelrichtung aufbauen, damit sich der Wurfarm nicht gnadenlos verdreht (Hat bei mir auf der einen Seite nicht ganz hingehauen) und nach jeder Umdrehung das Seilende um den Bogen rum-werfen (nervig!).
3. Am Ende angekommen, das Seil mit kleiner Federzwinge sichern und Seilende aus dem Tendschek rausziehen.
4. anderen Wurfarm nach gleicher Manier verkleben.
5. Sauerei (hielt sich noch in Grenzen) in der Küche beseitigen bevor die Freundin von der Uni zurückkommt O0

Hier nochmal zwei Bilder vom Ergebnis.

IMG_7629 (Copy).JPG
den verdrehten Wurfarm hab ich zurückgedreht zum Trocknen eingespannt
IMG_7630 (Copy).JPG
Entlang der Klebefuge muss überall Leim seitlich austreten


Jetzt heißt es erstmal abwarten, Geduld üben. Eigentlich würde ich mir jetzt nen Single-Malt oder ein Pils öffnen, aber ads verschieb ich wohl doch auf heute Abend

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Galighenna » 29.06.2016, 12:16

Oh das sieht sehr gut aus. Ich lasse mich von diesen Bauanleitungen inspirieren und werde relativ bald auch so ein Projekt starten, da ich jetzt wieder etwas mehr Zeit habe (Aus Freundin wurde Ex- ...)

Du arbeitest ja wirklich sauber. Ich denke der Bogen wird die gelingen wenn du weiter so entspannt und sauber arbeitest.
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Snake-Jo » 29.06.2016, 13:25

Arcito hat geschrieben:
Allerdings wurde durch das Wickeln mit dem Tendschek der eine Wurfarm ein wenig verdreht. Kann wohl passieren, erwähnt Karpowicz auch. Ich hab ihn jetzt mit Gegendruck eingespannt und hoffe es hält sich in Grenzen...



Wenn nicht, bitte ein paar Wochen alles trocknen lassen, dann mit Gegendruck einspannen, erwärmen und im Gegendruck (etwas über die Verdrehung hinaus) erkalten lassen.
Ansonsten: sieht gut aus, alles bestens! :)

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 29.06.2016, 13:27

@Galli: danke, ja sieht ganz gut aus bisher, ist aber noch ein langer Weg...

Ich kann dir nur dazu raten so was zu starten, ist wirklich interessant und birgt viele neue Herausforderungen.
Nutze die neue Freiheit! ;)

@Snake-Jo: Alles klar, wird so gemacht! Danke!

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Heidelzerg » 01.07.2016, 23:07

Hallo Arcito bzw. wer sonst sich noch damit auskennt,

bezüglich der Rillen auf Holz und Horn: mir leuchtet nicht ein, was sie bringen, wenn sie nicht aufeinanderpassen. Bei einem Leim, der sein Volumen beim Aushärten beibehält, bringen solche Rillen sicher was. Aber Hautleim härtet aus, in dem er trocknet und seine Volumen auf ein Drittel verringert. Ich würde glauben, dass da Rillen, die nicht aufeinander passen, wenig bringen, da entstehen ja Hohlräume - oder wie sehen das die Experten bzw. die Fachliteratur?

siehe auch e.g. JVB bows, https://www.youtube.com/watch?v=mW7kttBUib4)

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Snake-Jo » 02.07.2016, 10:11

Ja, natürlich sind ineinander verzahnte Rillen besser. Auch der Hinweis auf die technischen Eigenschaften von Hautleim ist richtig und gut. Das "Riefen" der Oberflächen ohne Verzahnung ist eine mittelgute Lösung, wobei man darauf achten sollte, dass die Riefen oder Rillen nicht zu groß geraten.
Es geht grundsätzlich um Vergrößerung und um Aufrauen der Oberflächen für eine bessere Haftung der Verklebung, was man mittel "Aufrauen", "Riefen oder Rillen" oder "Verzahnung" erreichen kann. Weiterhin ist ein Entfetten der Hornschicht notwendig. Wenn man dies alles nicht ausreichend durchführt, kann es zu Delamination der Hornschicht kommen, wie es vor Kurzem hier im Forum berichtet wurde.
Das Blasenziehen von Hautleim beim Schrumpfen wird in der Regel durch mehrmaliges, sattes Auftragen, sowie Einarbeiten mittels HLP vermieden.

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 04.07.2016, 09:57

Ja, ist ein kontroverses Thema. Ich hab mich dafür entschieden folgender Meinung zu folgen: Die Längsrillen bilden, auch wenn sie nicht zueinander passend sind, Ausleger ins Material. Erstens "merkt" das Holz bzw. Horn dann weniger den Unterschied zwischen den unterschiedlichen (Biege-)Eigenschaften der Materialen Holz/Leim/Horn, der Übergang wird gewissermaßen weniger abrupt. Zweitens kann eine Längsrille (bei guter Klebung) eine mögliche Delamination des Horns in der Rille stoppen...Klar, wenn Hohlräume entstehen ist das suboptimal.

Ich lad nachher mal Bilder hoch, hab die Seile abgewickelt...

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 04.07.2016, 19:17

Abend,

so, das Seil ist ab, das meiste vom überschüssigen Leim auch.
Größtenteils sieht die Klebefuge sehr gut aus. Ein paar potenzielle Problemstellen gibt es natürlich trotzdem.
Soweit bin ich aber zufrieden, damit kann man arbeiten denke ich.

IMG_7651 (Copy).JPG
IMG_7649 (Copy).JPG
IMG_7646 (Copy).JPG
IMG_7647 (Copy).JPG
hier sieht man den bereits erwähnten seitlich austretenden Riss im Horn, der dann aber seitlich vom Sehnenbelag gesichert werden wird. Daneben, im Übergang zum Kasan, scheint die Klebefuge nicht ganz optimal. Könnte aber auch wieder gut aussehen, wenn ich noch 1 oder 2mm abtrage.


Als nächster Schritt steht dann das Herunterarbeiten und Formen des Holzkerns an. Momentan wiegt alles komplett 440 Gramm.

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Heidelzerg » 04.07.2016, 21:06

Sieht jedenfalls schon jetzt super ordentlich und auch sehr schön aus, finde ich! Wieviel mm Holz ist jetzt noch dran? Und wie dick ist das Horn?

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 04.07.2016, 21:45

Danke :) 5mm Horn (am Griff) und 10-12mm Holz

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 15.07.2016, 20:38

Abend,

Habe gerade leider nicht viel Zeit zum Bogenbauen.
Immerhin, der Celik aus Knochen ist eingeklebt, die Hornkanten gerundet.

IMG_7698 (Copy).JPG


Inzwischen habe ich angefangen, den Holzkern in die endgültige Form zu bringen und bin mir dabei an
vielen Stellen unsicher, zB. im Übergang Kasan/Tip. Dass ich noch nie einen solchen Bogen in der Hand gehabt oder aus der Nähe betrachtet habe macht es nicht leichter. Langsames Herantasten also. Wenn jemand eine Bildquelle mit aussagekräftigen Bildern zur Formgebung kennt, immer her damit.

Grüße in die Runde

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 17.07.2016, 19:43

Wieder ein wenig weiter...
Ich hab die Kasanbereiche geformt und einfach mal probiert den Übergang Kasan/Tip herauszuarbeiten.
Als nächstes wird der Griff und Sal auf Endmaße gebracht. Dann geht es ans Sehnenklopfen.

IMG_7702 (Copy).JPG
Der Kasanbereich wird zu einem Dreieck geformt und dann mit einem Stemmeisen konvex ausgehöhlt um Gewicht zu sparen

IMG_7703 (Copy).JPG
IMG_7704 (Copy).JPG
IMG_7705 (Copy).JPG
IMG_7707 (Copy).JPG


Bitte um Meldung, wenn ihr kapitale Fehler in der Formgebung seht.

Grüße

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von LemanRuss » 17.07.2016, 20:53

Sieht doch gut aus soweit ich das beurteilen kann. Da kommt wohl bald die Sehne drauf.
Viel Erfolg dabei.

MfG LR
Nur weil viele etwas falsches tun, ist es noch lange nicht richtig!

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