Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

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Keiler
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Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von Keiler » 09.11.2016, 17:16

Hallo Community.

Ich hoffe, es verdrehen nicht alle gleich die Augen bei den doch recht häufig nachgefragten Hilfestellungen zum Tillern. ;)

Nach einer kleinen, verletzungsbedingten Auszeit habe ich heute mal ein bisschen an meinem ersten Hasel-Selfbow herumgetillert und würde mich freuen, wenn der ein oder andere Experte da nochmal draufschaut und seine Meinung dazu kund tut.

Der Stave hat einen Drehwuchs (im Bild am linken WA, unteres Drittel), mit dem ich leider leben muß und der für diese komisch verdrehte stelle links verantwortlich ist. Ich habe natürlich auch dort, dem Faserverlauf des Holzes folgend, gearbeitet.

tiller_01.jpg


Was ich selber sehe:

Im ersten Bild ist schön zu sehen, dass der Drehwuchs zu einer reflexen Verformung des linken WA führt.
Daher ist bei minimalem Auszug auf halbe Standhöhe (Bild 2) der WA auch noch nicht symmetrisch mit dem rechten WA gebogen.

Im dritten Bild sehe ich eine Schwachstelle am linken WA (rot markiert). Ausserdem ist m. M. n. das äußere Drittel beider WA noch zu steif und muss nachgearbeitet werden (grün markiert).

Was sagen die Experten dazu?

Vielen Dank vorab schonmal für die Hilfe

Gruß,

Marcel
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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von schnabelkanne » 09.11.2016, 17:39

Servus,
nicht sooweit ausziehen bevor der Tiller nicht halbwegs passt, Auszug auf Standhöhe genügt momentan - da sieht man schon genug und er bekommt keine Knitterfalten am Bauch.

Linker WA biegt viel mehr als der Rechte, daher den rechten WA etwas schwächen (ausser in der WA-Mitte, da biegt er etwas zuviel).

Tillersehne kürzen.

Links Finger weg von der deflexen Stelle (rote Markierung).

Gruss Thomas
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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von Roby-Nie » 09.11.2016, 17:56

So schlecht sieht das nicht aus, aber um die Balance zwischen den Wurfarmen begutachten zu können und um zu sehen ob die Enden zu steif sind, gibt es nur eins ... mach die Sehne kürzer und spann den Bogen mit ein klein wenig Standhöhe auf.
Dann mach ein neues Foto.
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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von Balian79 » 09.11.2016, 18:05

Hallo
wie schon gesagt der recht Wa biegt viel mehr als der linke dazu kommt die Schwachstelle im ersten Drittel bei den rechten Wa die du beobachten solltest.
Also erstmal den rechten Wa den linken angleichen aber du bist auf den richtigen Weg.
Mfg Martin
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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von Keiler » 09.11.2016, 18:22

Danke für die Tipps.

@Martin: kann es sein, dass Du rechten und linken WA verwechselt hast? Die Schwachstelle, die ich rot markiert habe, ist am linken WA ;)
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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von Ilmarinen » 15.11.2016, 20:01

Hi Keller,
Du kannst der Verdrehung im linken WA entgegenwirken, indem Du beim Tillern einseitig abträgst. Und zwar an der Bauchseite mehr, die weniger biegt. In deinem Falle ist das die Seite, die zum Betrachter schaut.
Außerdem musst Du die deflexe Stelle steifer halten, dann verdreht sie auch nicht so stark.
Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Grüße

Jörg
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ist die Wandlung meiner selbst.“ Martin Buber

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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von Keiler » 22.11.2016, 01:01

Hallo und danke für die Tipps. Ich bin mittlerweile schon sehr gut voran gekommen.
Hier ein Foto des letzten Tillerdurchgangs.

tmp_32544-20161122003637001507639068.jpg


Er hat im Laufe des Tillerns ein wenig Set bekommen. Dadurch sind die WA jetzt ziemlich parallel und gleichmäßig (vorher war eine Seite deflex).
Wenn ich mir dazu das erste Bild am Anfang ansehe. Ist das schon ganz nett geworden.

Gestern war der große Tag und ich habe ihn im braunschweigischen Landesmuseum im Rahmen der dortigen Ötzi-Ausstellung probeschießen können. Ein Freund von mir arbeitet beim Amt für Denkmalschutz und Archäologie und macht dort Führungen. Er hat vorgeschlagen, den Bogen mitzubringen und einen kleinen Zusatz Exkurs zum Thema Bogenbau in der Steinzeit einzuschieben. In dem Rahmen hatten die Teilnehmer dann ein bisschen Archäologie zum Anfassen. Hat sehr gut funktioniert und es gibt auch zwei kleine Schußvideos von der Aktion.

https://youtu.be/puqjLlneZeM

https://youtu.be/8Tc3n8TcKvY

Jetzt wird er noch ein paar mal ordentlich geschossen, dann nachgetillert und am Ende kommt das finish mit Leinölfirnis.
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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von fatz » 22.11.2016, 07:27

Na, fertig ist der noch lange nicht. Ich seh da wenig Veraenderung zum vorherigen Foto, ausser dass du zu weit ziehst. Eigentlich biegt er fast nur an den zwei Schwachstellen. Den solltest du weder so weit ausziehen, noch schiessen (und am besten auch nicht unwissenden Museumsbesuchern als Oetzibogen praesentieren ;) ). Das der Bogen Set hat wundert mich nicht. Eher, dass du noch keine Stauchrisse gefunden hast. Links hat er sicher schon welche
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von schnabelkanne » 22.11.2016, 09:07

Servus,naja für den Erste ist er gut gelungen, meine waren bei weitem nicht so gut.
Wo ich fatz aber zustimmen muss, nicht so weit ausziehen und eingespannt lassen ,dass tötet den besten Bogen - nur mit Unlenkrolle und nur kurz auf Vollauszug ausziehen. Am Tillerbaum haben schon viele Bögen ihre Seele verloren - Zitat v. D. Torges.
Wieviel Zuggewicht hat er?
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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von Keiler » 22.11.2016, 09:44

Umlenkrollen hab ich noch nicht. Hab den Bogen immer kurz eingespannt, fotografiert und dann an Foto ausgewertet, wo noch was weg muss.
Ich hab den Bogen auch nicht als Ötzi-Bogen präsentiert. Der hat weder die richtige Bauform noch das richtige Material dafür. Sonst wäre es ein Stabbogen aus Eibe. Es ging ausschließlich allgemein um den Bogenbau in der Steinzeit und geschossen haben den die Besucher
nicht ;-)

@Fatz: du sprichst von zwei Schwachstellen, wo er sich ausschließlich biegt. Die eine am linken WA Mitte sehe ich, aber wo ist die andere? Mir fehlt noch der geschulte Blick dafür Ich finde auch, er könnte im letzten Drittel beider WA noch besser biegen.
Liege ich da richtig?

Vielen Dank für die konstruktive Kritik.

Gruß,

Marcel
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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von fatz » 22.11.2016, 10:05

Erstmal: ich halt nix vom Schoenreden, davon lern keiner was. Ist auch ned boes gemeint.

OK, eigentlich nur eineinhalb Schwachstellen. Die links kennst du ja schon. Da ist m.E. nimmer viel zu machen, ausser einen neuen anfangen. Rechts sieht's besser aus, aber in der Mitte biegt er zu stark, wenn auch ueber einen groesseren Bereich. Was ich noch zu sehen glaube (ist ein bissl schwierig wegen der Perspektive) ist, dass zumindest der rechte WA sich deutlich verdreht. Das kommt von einem ungleich dicken Querschnitt. D.h. der Bogen ist an der vom Foto abgewandten Seite dicker als an der anderen.
Als Tipp: Bau dir mal sowas http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=12&t=28084&p=503843#p503843. Das hat mir am Anfang sehr geholfen
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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von inge » 22.11.2016, 10:19

13 sec im Vollauszug?
LG
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von Keiler » 22.11.2016, 11:11

@ Inge: ich nehme an, das bezieht sich sicher auf das erste Video. Natürlich hatte ich den Bogen nicht 13 Sekunden lang im Vollauszug. :-D
Der Macher des Videos hat hier vom Zeitpunkt des Auszugs bis zum Lösen eine Zeitlupe eingebaut, warum auch immer.

@fatz: Alles gut. Immer frei raus sprechen. Das bringt mich weiter. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich bei meinem ersten Bogen sofort ein perfektes Ergebnis erziele. Dafür hab ich mir wohl auch ein recht schwieriges Stück Holz ausgesucht.
Allerdings werde ich bei meinem nächsten viele Fehler vermeiden, die ich hier gemacht habe und ich werde mit Umlenkrollen arbeiten ;-)

Cooles Teil, was du da gebaut hast. Das ist gerade für mich als Anfänger sehr hilfreich. Werd ich mir mal bauen. ;-)
Zuletzt geändert von Keiler am 22.11.2016, 11:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von fatz » 22.11.2016, 11:17

Der fitz ist wer anders, auch wenn er am gleichen Tag Geburtstag hat ;)

Versuch alle Fehler zu erkennen und dann auf zum naechsten Stave. Und nochwas, auch wenn ich jetzt wieder von den Haselliebhabern verbal gehauen werde: Probier auch mal gscheites Holz. Bei mir ging der Knoten erst mit dem ersten Hartriegel auf.
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Re: Anfänger-Haselbogen: Tillern - mein erstes Mal

Beitrag von Wilfrid (✝) » 22.11.2016, 11:35

Der Bogen biegt nur griffnah, die letzte Hälfte der WA ist quasi steif.
Das liegt bei vielen Hasel daran, das der Rücken gewölbt ist. Folglich ist in den breiteren Bereichen eben verhältnismäßig weniger Holz als in den schmaleren
am Griff hast du sowas wie ne Brotform und zum Ende hin ein Rechteck. Bei dünnen staves ist eben eine gleichmäßige Dicke nicht der hit

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