Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

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LittleOlli
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Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von LittleOlli » 21.11.2016, 16:43

Hallo Zusammen,

mich hat das Bogenbaufieber zum Herbst hin wieder gepackt und mich reizt es mich an einem Hornbogen zu versuchen.
Hab mich dazu schon etwas eingelesen in divesen Beiträgen und allgemein im Internet.
Ein paar Unsicherheiten gibts aber noch... ::)

Ich wollte versuchen mit den Materialien, die ich aktuell verfügbar habe etwas zu bauen

für den Rahmen hätte ich wahlweise Esche oder Ahorn (Ahorn hab ich mehr, daher würde ich das bevorzugen)
Ein Ahornstab hatte ich mir vorgestellt, der ist 136cm lang und recht gerade mit einem Durchmesser von 5,5cm.
Die Jahresringe sind trotz des geringen durchmessers im Verhältnis recht dick die ersten drei von aussen nach innen
6,5 / 7 / 5,5 mm
Aus dem Teil würde ich aus der Mitte eine "Leiste" rausarbeiten

Sehnen hab ich auch welche da

Horn - hier hab ich eine Kiste mit Platten verschiedener Größen, wobei ich mir die längsten Stücke nehmen würde und
die dann aber über die Wurfame anstückeln müsste
Ich hab gelesen das das geht - hier bin ich mir aber unsicher - ob mein Material da ausreichend ist.
Je Wurfarm würde da sicherlich 3 bis 4 Stücke aneinander gereiht werden
würde das funktionieren? oder ist dann die Wirkung der Hornauflage quasi für die Katz?

ach ja, Verleimung des Horn wollte ich mit 2K Epoxy machen

Gruß
Oliver

Windkanter
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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von Windkanter » 22.11.2016, 04:39

Hallo,

ein interessantes Projekt und ein langer Weg. Welcher Bogentyp soll es denn werden?

Wenn ein stärkerer Recurve gebogen werden soll: ist das Holz noch grün, ist es ofengetrocknet (Sägewerk) oder grün + luftgetrocknet? Das 2. wäre eine harte Nuss beim heissbiegen (dämpfen).

Bei den Reiterbogentypen muss der Holzkern wirklich astfrei sein.

Beide Hölzer, Ahorn u. Esche, sind gut. Ahorn ist gleichmäßiger d.h. bei stärkeren Biegungen kommen keine Unterschiede im mechan. Verhalten der Schichten zu Tragen und es gibt keine Schichten mit Hohlräumen die deutlich Blasen beim Verleimen bilden. Bei stärkerem Recurve (z.B. Krim-Tartar, Crab-Bogen, Osmane) wäre wohl Ahorn besser.

Hornplatten? Darf man das so verstehen, daß Du die auf Stoß aneinanderreihst, entlang des WA´s? Davon habe ich noch nicht gehört. Meine Vermutung: Die Verbindung an der Stoßkante wird die Schwachstelle sein. Je stärker der Bogen gebogen wird, desto mehr kommt die Schwachstelle zum Tragen. Üblicherweise nimmt man bogenbau-geeignete (nicht sehr heiss gebogene) Hornstreifen, d.h. pro WA 1 Stück von Bogenmitte bis in Tip-Nähe bzw. man nimmt ganze Hörner, z.B. Oryx oder Wasserbüffel und sägt sich die Streifen selber raus.

Wenn Du uns schreibst, welcher Bogentyp es werden soll, kann man gezielter antworten. Gut wäre es auch zu wissen, aus wieviel Teilen der Bogen aufgebaut sein soll (3-teilig wäre z.B. Griff + 2 WA´s die die Tips schon beinhalten)

Grüße
Windkanter

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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von LittleOlli » 22.11.2016, 09:09

Hallo Windkanter,

erst einmal vielen Dank für einige sehr hilfreiche Informationen! :)

Also das Ahorn was ich habe stammt aus Abschnitten, die aus dem Sturmtief 2014 viele Bäume umgerissen hatte.
Ich hab da zwei Ahorn Stämme und diesen - ich nenne es mal dickeren Stock - her.
Ist also langsam draußen getrocknetes Holz.

Bogenform - hatte ich noch gar nicht so 100% drüber nachgedacht - als erstes kam mir die Idee einfach einen Kurzbogen zu bauen und ihn mit Horn und Sehnen zu versehen. Einfach um zu schauen, wie es sich auswirkt/verhält.
Von den diversen Kompositbögen, die ich bislang gesehen habe gefallen mir am besten die Mongolischen und Mandschu Bögen.
Wenn ich das richtig gesehen habe ist bei denen kein Revurve gebogen, außer ggf. bei den Bögen, die wie ein C geformt sind.

Ich hatte nicht vor ein geschichtlich sauberen Nachbau zu versuchen, halt erste Erfahrungen damit sammeln.

Wegen der Hornplatten - also was ich da habe ist eine Kiste von Platten, die wo aus aufgebogenen Hörnern gemacht sind und für Messerhefte verwendet wurden - hab die mal recht günstig bekommen.
Und ja, ich hätte jetzt vor gehabt die auf Stoß, allerdings mit Keil ineinander (so wie man auch die Syhas eingebaut sind)
Aber das ist kein Muss, so Hornteile für Bogenbau bekommt man ja auch zu kaufen.

Vom Aufabau her hatte ich verschiedene Ansätze: (eigentlich so wenig einzelne Teile wie möglich)
entweder ein "Streifen Holz" in reflexe Form bringen (das scheint wohl bei schon getrocknetem Holz schwieriger)
oder mittels Spleissen Mittig eine reflexe Lage anzusetzen
die Syhas hätte ich versucht entweder mit reinzu biegen, oder halt separat zu bauen und einzuleimen

Ich hatte noch einen weiteren Ansatz mit Manau - quasi ein Bogen aus Manau (läßt sich ja sehr einfach hitzebehandelt biegen)
und den Bauch dann mit Horn verstärken - Sehnen hätte ich hier gar nicht erst verwendet..

Gruß
Oliver

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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von Wilfrid (✝) » 22.11.2016, 12:05

die Platten je am Ende Anschärfen und überlappend kleben
Klappt bei rohhautbacking hervorragend, bei Facing mit Holz auch sehr gut

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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von LittleOlli » 22.11.2016, 12:54

Hi Wilfrid,

was meisnt du mit anschärfen.. quasi nicht so gespleisst ineinander laufend, sondern angeschrägt übereinander, richtig? (ich versuch mir das bildlich vorzustellen :) )

Gruß
Olli

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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von Wilfrid (✝) » 22.11.2016, 13:09

Angeschrägt übereinander, wie Schuppen. Nur eben jede Platte schräg von Oben nach unten und von Unten nach oben angeschrägt, das es ne gerade Fläche nachher gibt

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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von LittleOlli » 22.11.2016, 15:23

ah jetzt ja.. :-)

Danke dir !!

Windkanter
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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von Windkanter » 22.11.2016, 20:55

Hallo LittleOlli,

ob die Hornplatten "Bogenqualität" sind, ja, kann sein, muss aber nicht. Für untergeordnete Zwecke bei denen es z. B. nur auf feste Oberfläche ankommt, wird Horn z.T. auch bei höheren (über 100°C) gebogen, was das Horn dann für Bogenzwecke weniger gut geeignet macht. Aber vielleicht haben da ja schon Leute Erfahrung, ich schneide das immer -legis arte- aus dem ganzen Horn raus.
Wenn Du Ahorn biegen möchtest, vorher ca. 2-3 Tage einweichen in kaltem Wasser, dann 20-30Min auf 95-100°C bringen und biegen bevor es abkühlt. Ich biege in der selbstgebauten Dampfkammer (Styroporkasten, innen graues Abflussrohr, Dampf aus Kärcher-Dampfstrahler bei dem wirklich nur Dampf rauskommt) bei ca. 98°C. Manche arbeiten auch mit dem Heissluftfön, ok dazu kann ich nichts sagen.
Viel Erfolg
Windkanter

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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von LittleOlli » 23.11.2016, 09:19

Moin,

aaaah okay, das mit dem Horn - ggf. Dampfbehandelt kann natürlich sein, das kann man dem Zeug ja nicht ansehen..
Dann werd ich das Hornmaterial, was ich habe weiterhin für Tips oder andere Schutz und Verschönerungsarbeiten verwenden.

für den Bogen werd ich mir dann passendes besorgen

Und danke für den Tip mit dem Biegen - bislang hab ich nur Manau gebogen und das allerdings gut eingeölt und über Herdplatte (Gasflamme) erhitzt ;D

noch ne Frage zu dem Sehnenbelag - gibts da ne Faustformel, wieviel/dick das sein muss?

Grüße
Oliver

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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von Osboan » 23.11.2016, 11:04

Hallo Olli,

interessant dein Projekt, hab auch grad vor meinen ersten Komposit zu bauen, alles Gute von mir ;)

Beim Holz bin ich grad an der selben stelle, bloß probier' ich es mit Grünholz.

Jetzt ohne eigene Erfahrung!:
Zum Horn gestückelt glaube ich aber, gelesen zu haben, dass man es lieber mit einer geraden Stoßkante zusammenfügen sollte. Wilfrid, so wie du es beschreibst, denke ich, würden durch die engen Biegeradien und den hohen Druck. die einzelnen Hornschuppen übereinandergeschoben und herausgedrückt.

Bin gespannt, was die Erfahrenen hierzu sagen.

Auf jeden Fall werde ich dein Projekt gespannt verfolgen und drück dir die Daumen :)
"Lernresistenz ist kein Privileg des Alters ;D" (fatz)

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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von LittleOlli » 23.11.2016, 11:22

Ich überlege aktuell noch, ob ich nicht ggf. auch noch grünholz besorgen soll um das dann in Form zu trocknen - ist ja momenten die richtige Zeit dafür ;D

Und mit dem Horn, das werd ich eh nicht verwenden, wenn es wirklich gedämpft in Flache Form gebracht ist, würde es ja nicht funktionieren.

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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von fatz » 23.11.2016, 11:30

Osboan hat geschrieben:Zum Horn gestückelt glaube ich aber, gelesen zu haben, dass man es lieber mit einer geraden Stoßkante zusammenfügen sollte. Wilfrid, so wie du es beschreibst, denke ich, würden durch die engen Biegeradien und den hohen Druck. die einzelnen Hornschuppen übereinandergeschoben und herausgedrückt.

Ohne Ahnung davon zu haben, haett ich das auch eher V-foermig zusammengesetzt. Dann drueckt Platte stumpf an Platte und
es gibt keine Stelle mit verminderter Biegefestigkeit.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von Victor_Eremita » 23.11.2016, 18:07

Hallo, Hornsegmente auf Stoß zu verleimen geht. Jedoch sollte der Kern dabei schon etwa dicker sein. Bei einem Bogen, die traditionell über einen starken Reflex verfügen und damit auch einen recht dünnen Kern haben, würde ich davon abraten. Gut funktioniert es, einfach einen schwachen sehnenbelegten Indianer zu bauen und diesen noch mit Hornsegmenten zu belegen. Ich habe mehrere solcher Bögen gebaut. Kern aus Maulbeer oder Osage. Geht hervorragend.

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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von Wilfrid (✝) » 23.11.2016, 18:08

Das kommt auf Deinen kleber an.
Solage der fester ist als Dein Horn, delaminiert da nichts

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Re: Hornbogen/Kompositbogen 1.Versuch

Beitrag von kra » 24.11.2016, 08:21

Bei der Verwendung von segmentiertem Hornbauch sollte man aber immer auch bedenken, das Horn kein kompaktes, strukturloses Material ist sondern eine Struktur in Längsrichtung (wie zusammengebackene Fasern) hat. Und wenn man 2 Faserbündel stumpf aufeinandersetzt dringen die beiden Faserbündel gerne etwas ineinander ein und pilzen dadurch etwas auf.
Ich habe noch keinen Hornbogen mit gespleißten Bauch gesehen, der nicht dieses Verhalten gezeigt hat, wenn die Hornstreifen stumpf aufeinander geleimt wurden.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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