Feuerholzfrust

Themen zum Bogenbau
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Bruder Plattschuss
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Feuerholzfrust

Beitrag von Bruder Plattschuss » 20.12.2016, 14:46

Liebe Gemeinde,

vor einiger Zeit fing ich an mit dem grobschlächtigen Bearbeiten eines Hasels. Da ich damals nicht mal eine Möglichkeit zum Tillern hatte, aber voll sinnfreiem Tatendrang war enstand diese Wanddekoration.
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Da wo die Punkte sind ist im Realen das hier:
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Knitter :-\ ! Und zwar an genau einer Stelle. Also ein klarer (nicht-)Tillerfehler.
Aber das war absehbar, das konnte realistisch betrachtet nicht anders kommen. Irgendwie dachte ich Anfangs die Schwachstelle eines Bogens ist der Rücken. :D ...

Aus einem kurzen Reststück wollte ich einen Juniorbogen machen:
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Inzwischen mit Tillerwand, bog er sich schön gleichmäßig. Und als ich ihn mir genauer beguckte stellte ich fest:
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Richtig, Knitter! Diesmal über beide Wurfarme. Kom-plett! Als ich meine Freundin mal den gespannten Bogen ziehen lies guckte sie mich groß an und sagte "der hat mehr Zug als dein Falco." Und der hat 43#. Ok, das konnte der kurze Hasel wohl nicht halten. Immerhin war er diesmal so gleichmäßig getilltert dass er überall knitterte. Nennen wir es 'irgendwieeinerfolg' :-\ '

Zwischendrinne...:
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Trockenungsfehler.

Vor zwei Jahren hatte ich einen schmalen Ahorn geerntet. Der ruhte bis dato im Keller. Jetzt sollte er Bogen werden. Das Holz lies sich gut, aber auch merkwürdig bearbeiten. Keine langen Spähne, eher Spähne die während des abziehens noch mal brachen und brachen und brachen.
Dann im Auszug an der Tillerwand -und der Tiller war gut!!!- PENG!
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Ich vermute dass erst der Nockteil brach und der "Leerschuß" den WA zerrissen hat. Wie buchstabiert man F-r-u-s-t!?!

Im Detail:
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Dann habe ich mit einer Esche angefangen. Leider kein Bild des ganzen Bogens, aber die WA getrennt. Die Knoten waren übrigens kein Problem. Die konnte ich (mMn) halbwegs sauber integrieren. Aber dann, es war spät nachts, hatte ich das Gefühl das da noch ordentlich Holz weg musste. Immerhin hatte ich zum Vergleich mal einen 30# und einen 50# an die Tillerwand gehängt. Und die Esche war arg widerspenstig... Ja, und mit dem Zugmesser wurde eine Stelle dann etwas zu dünn... Und dann noch beim ausziehen überzogen...
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Hätte ein Kerl mit Charakter werden können:
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Und was hat das alles gebracht ??? ? Nix! Ausser Frust, Nerv, einem blauen Sack voller Spähne und Stunden an der Werkbank ::) .



...Und einen kleinen Kinderbogen. Den bekommt Junior zu Weihnachten. Mit ein paar passenden Pfeilen. Dann hat er ausser dem gekauften Takedown noch was Hübsches. Die Präsentation kommt gleich... Für Edith, hier ist sie: http://fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=29331


Euer plattschüssiger Holzverwerter
Zuletzt geändert von Bruder Plattschuss am 20.12.2016, 15:08, insgesamt 1-mal geändert.

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fatz
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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von fatz » 20.12.2016, 15:04

Immer mit der Ruhe. Immerhin weisst du jetzt wie Stauchrisse aussehen.

Mit ein bissl mehr Gefuehl an die Geschichte drangehen und nie mit mehr am Tillerstock ziehen, als er nachher auch Zuggewicht haben soll, dann wird das schon
Haben ist besser als brauchen.

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Bruder Plattschuss
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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von Bruder Plattschuss » 20.12.2016, 15:12

Hi Fatz,

als ich mich über Esche eingelesen habe, die letzten Tage, da fand ich auch einige Beiträge von Dir. Anscheinend hast auch Du mal angefangen :o . Das lässt mich hoffen ;) . Und die Zugwaage ist inzwischen bestellt und auf dem Weg zu mir. Das wird schon. Ist halt zwischen drinne manchmal frustrierend.

Als die letzte Esche knitterte habe ich noch in der Nacht mit dem nächsten Bogen angefangen. Nur nicht aufgeben! ;)

Danke fur die Zuspruch!

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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von schnabelkanne » 20.12.2016, 15:36

Servus,
nur kein Frust Esche und Hasel ist bekannt dass sie zu Knitter neigen, meine Eschebögen haben teilweise auch Knitter am Bauch, schießen aber trotzdem gut, es muss nicht immer ein Bearbeitungsfehler die Ursache sein.
Bei Esche und Hasel ist ein Trapping nicht schlecht, es kommt aber auch auf die Holzqualität an. Kann dir aber auch nicht sagen, wie man Guten oder schlechten Hasel unterscheidet.
Hasel sollte m. E. eher langsam gewachsen sein, aber keine zu dicken Stämme nehmen, die sind eher spröde.
The proof of the pudding is in the eating!

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Bruder Plattschuss
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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von Bruder Plattschuss » 20.12.2016, 16:51

Ok, danke für den nochmaligen Hinweis. Der Eschen-Knitter geht optisch gefühlt ( ;D ) zwei-drei Millimeter tief in den Wurfarm der Esche. Ist es die Chance wert den Bogen weiter zu bauen? Momentan hat er dicke 50# und sollte eigentlich bei grob 30# zum Roving landen. Oder besser gleich zum Sonnenwendfeuer rechnen?


remotivierte Grüße
Mike

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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von Spanmacher » 20.12.2016, 16:53

Nun, warum soll Deine Lehrzeit kürzer sein, als die von den meisten hier?

:D
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von Onkel Tom » 20.12.2016, 17:25

Nun ja, du könntest sie zum Sonnenwendfest nehmen. Oder du machst weiter. Esche kann trotz Knitter nach mehreren Aussagen Jahre halten, von Hasel weiß ich es aus eigener Erfahrung. Irgendwer hat mal eine Reparatur mit Nadeln beschrieben. Vielleicht hilft das? Nur zu stark sollte der Bogen nicht sein.
Was den (ich vermute Spitzahorn?) angeht.Wenn sich das Holz bröselig schneidet, empfiehlt sich ein Bruchtest. Ich hatte bröseligen Spitzahorn, manche knitterten erst bei weit über 60° Biegung und der Rücken hielt, brachen dann bei 90°, andere knallten fast sofort.
Zuletzt geändert von Onkel Tom am 20.12.2016, 17:35, insgesamt 1-mal geändert.
Kaum macht man es richtig, schon funktioniert es.

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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von reni.n » 20.12.2016, 17:35

Also bei ner Esche würde ich persönlich da nicht nich ewig dran rumgurken.
Hol dir lieber ein paar vernünftige neue Hasel.

Lg Verena
"Besser einen Stock in der Hand als einen Stock im ***"

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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von Neumi » 20.12.2016, 18:08

Tach, das iss halt so, dass nicht alles gelingt. Mir hat es Vorgestern einen fast fertigen Eibe-Bogen bei über 80# zerrissen (im wahrsten Sinn des Wortes) - und das Holz war nicht für umme.
So what - shit happens ;)
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von Rotzeklotz » 20.12.2016, 18:20

Also ich muss mal ne Lanze für die Esche brechen. Ich habe gerade zwei Bögen daraus fertiggestellt, beide nur ca. 1 Zoll Set und werfen sehr gut. Geknittert hat bei all meinen Bögen aus Esche (7 oder 8 ) noch nie einer. Anfangs habe ich mir sau viel Set eingefangen, wenn man geduldig tillert lässt sich aber auch das weitestgehend vermeiden.

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Klink
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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von Klink » 20.12.2016, 18:21

@Neumi

gibts dazu auch solch ein aussagekräftiges Foto, wie beim Hartriegel? :D
In China essen sie Hunde.

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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von Schleicher » 20.12.2016, 19:30

Hallo Bruder Plattschuß, such dir ein paar Holler, da knittert nichts. Und wenn die Qualität gut ist, kannst du den biegen ohne Ende, und mehr als ein bisschen Set passiert nicht. Und wenn dir ein guter tiller gelingt hast du einen wirklich guten Bogen!
LG Schleicher

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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von Mario294 » 20.12.2016, 19:38

Also das mit den Bögen am Anfang mache ich auch gerade durch nur habe ich weder stauchbrüche noch Brüche bisher davongetragen ;D dafür den ein oder anderen Bogen vertilert ::) mein erster sieht so schlimm aus den habe ich nicht ein mal geschossen weil ich lieber gleich den nächsten gebaut habe. Mein zweiter geht so einIgermaßen vom Teller her ist aber auch nicht das wahre und der dritte ist recht gut und wirft auch flott das ist der erste eigene Bögen an welchem ich jetzt mit Freude schießen kann. Und vor meinen eigenen versuchen habe ich einen im Bogenbaukurs gebaut der ist zwar gut aber im Kurs klappt das wohl meistens ;D . Der Kurs hat mir glaube ich sehr geholfen ich mache auch im nächsten Jahr im märz noch einen Kurs da freue ich mich schon drauf :) .

Mit Hasel kannst du gut üben und wenn du beim nächsten mal Trillern immer wieder Bilder hier ins Forum stellst dann sollte das gut werden ;) und noch einen Tipp:

Besorg dir soviel Holz es geht jetzt ist Holzzeit ;D denn wenn du im Sommer merkst das du mal gerne was anderes als Hasel testen möchtest musst du warten oder Holz kaufen denn im Sommer sollte man außer Hasel normalerweise kein Holz ernten.

Viele Grüße und viel Erfolg beim nächsten

Mario

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ralfmcghee
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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von ralfmcghee » 20.12.2016, 20:11

Dein Frust - mein Trost. Dieses Jahr war bei mir allgemein schwierig und bogenbauerisch die vollkommene Katastrophe. Der schwärzeste Tag war eindeutig der schöne Sommertag, an dem mir zwei unfertige Bögen brachen: Einer im Bodentiller und der andere auf dem Tillerstock.

Umso mehr: Mein Beileid und alles Gute für den nächsten Bogen.
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

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Ilmarinen
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Re: Feuerholzfrust

Beitrag von Ilmarinen » 20.12.2016, 21:38

Eigentlich ist schon alles gesagt.
Dein gebrochener Hasel war sicher spröde. Wenn Hasel zu dick (= zu alt) ist wird er spröde.

Stell Fotos von deinen Tillerprozessen ein, dann ersparst Du Dir ne Menge Frust.

Grüße

Jörg
„Der archimedische Punkt, von dem aus ich an meinem Ort die Welt bewegen kann,
ist die Wandlung meiner selbst.“ Martin Buber

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