Siyahs zu laut

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Whiskysour
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Siyahs zu laut

Beitrag von Whiskysour » 17.04.2017, 00:47

Hallo zusammen!

Ich habe gerade einen kleinen Rattanreiterbogen für meine Freundin geschnitzt. Das gute Stück hat Siyahs aus Fichte. Die Sehen habe ich im "korenaischen" Stil gebaut.

Soweit so gut, aber beim Einschiessen habe ich folgendes "Problem" festgestellt: Die Sehnenschlingen schleifen an den Siyahs und machen ein knatterndes/quitschendes Geräusch, beim 1.mal dachte ich der Bogen bricht, aber da er kaum Set hatte hab ich weiter gemacht.

Ich habe die Sehne ca 10x eingedreht um sie auf passende Länge zu brinden, weil ich fürs einschiessen zu faul war mich weiter mit diesem Knoten weiter herum zu spielen, kann es daran liegen? Außerdem war es mit der ungewachsten Tillersehne weniger deutlich. Hat sonst irgendjemand eine Idee wie ich das Geräusch weg bekomme?

Außerdem was hat man traditionell an den Siyahs zum versiegeln genommen? Die meisten Lacke werden an der stelle recht schnell abgewetzt werden.

LG Whisky

IMG_44122nd.JPG
Jaja alles noch im Rohbau

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Heimwerker
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Re: Siyahs zu laut

Beitrag von Heimwerker » 17.04.2017, 01:11

Hallo Whisky,
Wie stark ist der Bogen denn? Je nach Stärke könntest Du die Siyahs hinten vielleicht etwas schmaler schleifen, dann ist nicht mehr soviel Druck auf der Sehne, was die Geräusche und den Verschleiß reduzieren sollte.

Versiegeln würde ich mit Leinölfirniss. Das zieht ins Holz ein und ist nicht so schnell runtergerieben.

Mach Späne
Kai
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Snake-Jo
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Re: Siyahs zu laut

Beitrag von Snake-Jo » 17.04.2017, 08:49

Whiskysour hat geschrieben:Ich habe die Sehne ca 10x eingedreht um sie auf passende Länge zu brinden, weil ich fürs einschiessen zu faul war mich weiter mit diesem Knoten weiter herum zu spielen, kann es daran liegen? Außerdem war es mit der ungewachsten Tillersehne weniger deutlich. Hat sonst irgendjemand eine Idee wie ich das Geräusch weg bekomme?


Selbstverständlich kann man der Ursache leicht auf die Schliche kommen. Dazu muss man sich ein wenig mehr mit der Materie beschäftigen. Es gibt einige Grundtypen der Kombi Sehnenschlaufe-Siyah, z.B.:
- Kleines Ohr an der Nocke, Sehne hängt frei ohne Sehnenbänkchen
- Kleines Ohr, Sehne läuft in Rinne am Bauch des Siyah
- Langes Ohr, Sehnenteile laufen seitlich am Siyah bis sie verbunden sind (dein Beispiel). Das gibt es mit und ohen Sehnenbänkchen, welches natürlich auch Geräusche produziert, je nachdem, wie heftig dort die Sehne aufknallt und welche Materialien verwendet werden.
Abhilfe bei dir: Nocke breit, Siyah schlank, sodass wenig Reibung da ist (s. Beitrag von Heimwerker und mein Bild). Sehnenbänkchen mit Leder oder komplett aus Leder.

Holz-RB-Siyah.JPG

Siyah im Querschnitt dreieckig: breit am Rücken, schmal am Bauch, dadurch wenig Reibung. Der Lack hält.

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fatz
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Re: Siyahs zu laut

Beitrag von fatz » 17.04.2017, 09:26

Ich denk, dass es schon helfen wuerde in die Nocke ein Stueck Horn einzusetzen. Man sieht da auch deutlich Abriebspuren am Holz. Nocke direkt in Fichtenholz halt ich sowieso fuer einigermassen mutig.
Haben ist besser als brauchen.

Whiskysour
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Re: Siyahs zu laut

Beitrag von Whiskysour » 17.04.2017, 11:43

Erst einmal vielen Dank für die Antworten.

Ja ich muss sie noch dünner, davor habe ich mich noch gedrückt, ich hasse Fichte feilen ::) . Der Bogen hat aber nur 23# da kann ich noch einiges wegnehmen. Zum Leinöl: Damit habe ich noch nie gearbeitet, Griff und Siyahs sind geklebt, würde Leinöl die "Naht" auch schützen?

@Snake-Jo
Ich hätte mich wirklich präsiser ausdrücken müssen: Das Geräusch das mich stört entsteht beim Spannen und nicht beim Schießen.
Kannst du mir die Dimensionen und Querschnitt von deiner/em Siyah verraten?
Es sieht auf deinem Foto so aus, hast du die ganze Sehenschlaufe gewickelt? Das wollte ich bei so einem leichten Bogen vermeiden um Gewicht zu sparen, aber da ich Bienenwachs als Mitverursacher im Auge habe, könnte es helfen.
Die Bänkchen sind übrigens aus dickem Leder, ich bin am überlegen sie mit Rohfell zu bespannen, aber im Moment habe ich nur weisses Kanninchen und das passt da finde ich nicht.

@Fatz
Ich glaube die "Abriebspuren" sind in Wirklichkeit Wachsreste von der Sehne, oder noch nicht entfernte Bearbeitungsspuren, kannst du was du meinst vl. im Foto einkreisen?
Wenn du ganz genau schaust, siehst du dass ich die Nocke nicht nur ins Fichtenholz gemacht habe, sondern einen Hornstreifen eingesetzt habe ;) Ist auf dem Foto aber wirklich nicht einfach zu sehen.

LG Whisky

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fatz
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Re: Siyahs zu laut

Beitrag von fatz » 17.04.2017, 12:46

Untitled.png


Schau dir mal Jo's Foto an. Da ist auch Horn eingesetzt, aber ganz anders als bei dir.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Siyahs zu laut

Beitrag von Whiskysour » 17.04.2017, 13:10

Ok die Spuren sind nicht von der Sehne sondern von der Feile, geputzt wird ganz am Ende, vorher kann imo einfach zu viel nachbearbeitet werden müssen, als dass ich mir das schon jetzt antue (wie zB dünner machen, oder einen Hornpfropf reinkleben).

Ja er hat sie anders eingesetzt, aber ich sehe nicht ganz warum das nicht halten sollte (zumal der Bogen recht schwach ist). Bei einem Pfeil macht man es ja auch so und nicht anders rum.

Der wichtigste Punkt für mich warum ich es so und nicht anders gemacht habe ist, dass ich für Snake-Jos Methode nicht das passende Material da ;) .

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fatz
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Re: Siyahs zu laut

Beitrag von fatz » 17.04.2017, 18:41

Mach mal n Schritt zur Seite, du stehst auf der Leitung ;) Worauf ich rauswill, ist dass bei dir die Sehne an der Nock ueber's Holz schhubbert und beim Jo ueber Horn. Wenn das schoen glatt ist geht das ganz easy und ruhig
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Siyahs zu laut

Beitrag von Ralph » 21.04.2017, 12:31

@ Whisky

Jo hat schon einiges dazu ausgeführt.

Du solltest versuchen, eine entsprechend lange - bzw. entsprechend kurze - Endlossehne zu fertigen, deren Öhrchen ohne vorheriges Eindrehen so lang bzw. weit sind, dass die beiden Sehnenstränge - vom Ende der Siyahs her gesehen - erst kurz vor dem Auftreffen auf das - oder besser noch erst auf dem - Sehnenbänkchen selbst mittels Wicklung oder Knoten zusammenkommen. Vergleiche: hier!

Dann sollte es von daher auch keine Geräusche mehr geben. Ich hatte dies auch einmal, als ich aus Faulheit eine zu lang geratene Endlossehne so lange eingedreht hatte, bis sie mutmaßlich passte. Es knarkste, insbesondere, wenn es kalt war, wie ein alter Schaukelstuhl. Das Selbe passierte mit einer Sehne, deren Öhrchen per se zu kurz geraten waren. Dadurch nimmst Du dem Bogen auch etwas an Leistung.

Einen seitlichen Kontakt der Sehne zu den Siyahs wirst Du nicht vermeiden können. Einen Abrieb an diesen Stellen haben die altvorderen Chinesen - deren Bögen mutmaßlich Vorbild für Deinen Bogen sind - daher auch mit seitlich an den Siyahs angebrachten Horn- bzw. Knochenplatten oder geschliffenem Stachelrochenleder zu vermindern gesucht - vgl.: hier!(die beiden unteren Bildreihen mit den Details der Siyahs).

Gruß
Ralph
"Timur spricht:
Was ? Ihr missbilliget den kräftigen Sturm
Des Übermuts, verlogne Pfaffen!
Hätt' Allah mich bestimmt zum Wurm,
So hätt' er mich als Wurm geschaffen." - Goethe, West-östlicher Diwan, Buch Timur

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Re: Siyahs zu laut

Beitrag von Benedikt » 21.04.2017, 16:43

fatz hat geschrieben:Mach mal n Schritt zur Seite, du stehst auf der Leitung ;) Worauf ich rauswill, ist dass bei dir die Sehne an der Nock ueber's Holz schhubbert und beim Jo ueber Horn. Wenn das schoen glatt ist geht das ganz easy und ruhig


Sowie ich das verstanden hab, entsteht das Geräusch durch das Rutschen der Sehne über die Siyahs. Dann bringt Horn in der Sehnenkerbe auch nix ???

Egal ob Holz oder Horn, das Geräusch wird hier entstehen, vorallem wenn die Sehne stark gewachst ist.

Wie schon gesagt, Siyahs unten dünner und die Sehnenöhrchen vlt. einen Ticken größer, dann sollte das vergehen.


Die Nock so in das Fichtenholz ist trotzdem gewagt, ich würde da sofort ein Inlay/Overlay anbringen. Fichtenholz ist da jetzt nicht sooooo spaltungsresistent. :-X
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Re: Siyahs zu laut

Beitrag von Snake-Jo » 21.04.2017, 18:25

Whiskysour hat geschrieben:@Snake-Jo
Ich hätte mich wirklich präsiser ausdrücken müssen: Das Geräusch das mich stört entsteht beim Spannen und nicht beim Schießen.
Kannst du mir die Dimensionen und Querschnitt von deiner/em Siyah verraten?
Es sieht auf deinem Foto so aus, hast du die ganze Sehenschlaufe gewickelt? Das wollte ich bei so einem leichten Bogen vermeiden um Gewicht zu sparen, aber da ich Bienenwachs als Mitverursacher im Auge habe, könnte es helfen.
Die Bänkchen sind übrigens aus dickem Leder, ich bin am überlegen sie mit Rohfell zu bespannen, aber im Moment habe ich nur weisses Kanninchen und das passt da finde ich nicht.


@Whisky: O.k. verstanden, Reibung seitlich an den Siyahs. Da hilft die Wicklung, glatte Oberfläche und der entsprechende Querschnitt. Bei leichten Bögen wickle ich auch, nur nehme ich da weniger Einzelfäden für die Sehne, unterfüttere aber die Mittenwicklung, damit die Pfeile nicht von der Sehne rutschen.
Bänkchen aus Leder ist o.k., noch weicher würde ich nicht machen.
Dimensionen richten sich nach Länge des Bogens, Krümmung der Siyahs, Spannhöhe u.a.m. Da gibt es keine Pauschalangaben, das ist von Fall zu Fall zu entscheiden.
Querschnitt:
Siyah-quer.jpg
Siyah-quer.jpg (6.32 KiB) 3976 mal betrachtet

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Re: Siyahs zu laut

Beitrag von Whiskysour » 22.04.2017, 17:33

Hi!

Erst einmal zum Geräsch:
Endlich dazu ein wenig nach zu arbeiten. Keilförmiger machen hat viel gebracht, das hat das Geräusch schon deutlich reduziert. Dann habe ich mich noch hingesetzt und die Sehnenohren auf die richtige länge gebracht, so daß keine Drehung mehr den Winkel reduziert hat (Ging ja recht einfach da die Ohren nach koreanischen Vorbild nur angknotet sind, ?%&$§knoten btw). Ich glaube außer mir wäre das Geräusch ab dann vermutlich keinem mehr aufgefallen. Ganz weg bekommen habe ich es dann indem ich die Sehnenohren mit Kerzenwachs eingerieben habe.
Ich denke wenn ich noch eine Sehne für den Bogen baue werde ich die Ohren oben und unten noch 5cm länger machen, dann sollte auch Kerzenwachs nicht mehr nötig sein.

Auf jeden Fall vielen Dank an alle für die Hilfe!

Jetzt noch zu Fichte als Material: Ich habe einen Hornstreifen in die Mitte eingelassen um die Nocke zu verstärken. Offensichtlich bin ich der Meinung, daß das Reicht sonst hätte ich es ja nicht gemacht ;D (nicht vergessen der Bogen hat nur 23#), aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, ein gebrochener Bogen kann einem schließlich den ganzen Tag versauen. Die Siyahs sind mit Hautleim angebracht, also könnten sie zur Not getauscht werden. Und ja ich hätte das Hornstück auch lieber noch 5-10mm länger gehabt, aber es war nicht mehr da.
IMG_20170422_171427.jpg

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