Arrrgh falsch geraspelt

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disco
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Arrrgh falsch geraspelt

Beitrag von disco » 10.08.2017, 19:32

Liebes Forum,

ich weiss nicht ob ich lachen oder heulen soll ... eher Letzteres. Ich habe meinen Eschebogen gerade auf Standhöhe getillert und wollte in einem nächsten Schritt ein Stück Eibenholz als Griff aufkleben. Hierfür musste noch der Griffbereich mit einer Raspel begradigt werden. Also habe ich den Bogen eingespannt und mich ans Werk gemacht. Nachdem der Bereich einigermaßen grade geraspelt war ist mir aufgefallen, dass ich den Rücken des Bogens und nicht den Bauch gerade geraspelt habe. Passiert ist diese Dummheit, da ich vorher im Griffbereich noch einen Jahresring auf dem Rücken stehen gelassen habe. Somit sahen der Griffrücken und der Bauch sehr ähnlich aus. Leider führte das dazu, dass ich den Bogen falschrum eingespannt habe und den Rücken soweit begradigt habe, dass auch der offizielle oberste Jahresring durchtrennt wurde. Hier die Fotos:
IMG_0202.JPG
IMG_0204.JPG
IMG_0203.JPG
IMG_0205.JPG


Ist der Bogen noch zu retten oder muss er als Brennholz verbucht werden?

Frustrierte Grüße
Lutz

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Kemoauc
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Re: Arrrgh

Beitrag von Kemoauc » 10.08.2017, 20:12

Hi,Disco,
keine Panik,solange der Griff nicht biegen soll, ist noch nicht Hopfen und Malz verloren. :) ;) im WA wär das ein Fall für Agent McGhee,den ich immer für seine Hartnäckigkeit bewundere... ;D , aber im Griffbereich...nuja....
Es spricht nichts dagegen,ein Teilbacking aus Hanf, Leinen oder einem sonstigen zugfesten Material aufzubringen, natürlich etwas mit den durchtrennten Fasern überlappend. So wie ich das sehe, geht der Schaden kaum oder garnicht über die Fades hinaus, liegt also in einem Bereich mit wenig Biegung. Ebenso ist m.M.n. noch genügend Material auf der Rückseite vorhanden.Also.... Kopf hoch, die Werkstatt nach was Brauchbaren durchsuchen, Eule anrühren und drauf damit.... ;D
Gruß und viel Erfolg,
Kemoauc
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Fitzgerald

Re: Arrrgh

Beitrag von Fitzgerald » 10.08.2017, 20:31

Donnerwetter.....das hab ich ja auch noch nicht gesehen.
Sollte aber noch funktionieren....no panic. Denk dir Mal die Fadeouts die wenn ich richtig denke noch 1-3cm das Malheur von unten versteifen.....
Kleber oben Leinenbacking drauf....oder ein ganz hauchdünnen Laminat auf Griff Länge.
Gruss Fitz

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ralfmcghee
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Re: Arrrgh

Beitrag von ralfmcghee » 10.08.2017, 21:25

Genau so wie Kemoauc es vorschlägt würde Agent McGhee es wohl machen.

Ungläubig und entsetzt dreunschauen,
Sch... sagen und vor den Kopf kloppen,
bei Bedarf eine rauchen,
emotionalen Abstand gewinnen; ggf. ein oder zwei Bierchen trinken,

Hanffasern in Längsrichtung über die Schadenstelle kleben (Eposy). Hanf - endlich mein HANF! ;D
Griff aufkleben wie geplant,
das Werk leidlich verschleifen,
wenn die Optik stört: unter einem Griffleder o.ä. verstecken (mache ich aber eher selten; meistens stehe ich zu meinem shice).

Zu solchen Bögen entwickelt man mitunter eine besondere Beziehung, insbesondere, wenn sie am Ende funktionieren.*



* Irgendwann muss ich einmal wieder in den Schwarzwald - Fichte holen... ;D
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

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Re: Arrrgh

Beitrag von schnabelkanne » 10.08.2017, 22:55

Servus,
wenn der Griffbereich steif bleibt ist das kein Problem, Leinen mit Epoxy drauf und in die Fade Outs hinein in einem Spitz auslaufen lassen, dann sieht das doch recht gut aus. Hab auch schon mal den Rücken mit dem Bauch verwechselt - kommt in meiner Hektik schon mal vor.
lg Thomas
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Re: Arrrgh

Beitrag von killerkarpfen » 11.08.2017, 08:33

Schau mal

Der schiesst heute noch.

Kleb doch beidseitig ein Stückchen drauf ;) ;)
Mir ist damals die Fuge am Fadeout wieder gerissen. ich musste das Deckblatt noch einmal neu machen. Da habe ich es mit einer kleinen Wicklung gesichert. Der Bogen schiesst heute noch und das nicht selten.
Eppur si muove

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Re: Arrrgh

Beitrag von Hetzer » 11.08.2017, 11:23

Mach 'n chiqes Griff-overay drauf oder irgend etwas, das dir sonst als Flicken tauglich scheint und gut.
Wenn du anschließendd noch 'n handle wrap vorhast, juckt es sowieso nich. Sieht doch nachher keiner, also was solls.

Das is nun wirklich kein Grund zur Sorge... 8)
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Re: Arrrgh

Beitrag von disco » 12.08.2017, 16:24

Hallo und vielen Dank für die netten Kommentare,

den Ratschlag mit dem Bier habe ich in die Tat umgesetzt. Insbesondere
ralfmcghee hat geschrieben:Zu solchen Bögen entwickelt man mitunter eine besondere Beziehung, insbesondere, wenn sie am Ende funktionieren.*
hat dazu geführt, dass ich mich fast über die Herausforderung freue :). Mit so einem "besonderen" Projekt setzt man sich gedanklich vielmehr auseinander, als mit einem Bogen, der keine Wellen, Astlöcher, Drehwuchs etc. hat. Wenn er fertig ist und funktioniert kann ich mir gut vorstellen, dass die Beziehung zu dem Bogen ebenfalls "besonders" sein wird (auch wenn er dann nicht unbedingt die Leistung bringt, die er ohne seinen Makel haben würde).

So, nun bin ich wieder motiviert, habe jetzt den Griff fertig gestellt und warte auf mein Leinenband, dass heute oder Montag mit der Post hier eintreffen wird. Ihr habt davon geschrieben, dass Epoxy das Mittel der Wahl wäre. Ginge es auch mit Leim? (Mein Epoxy geht langsam dem Ende zu, aber Leim hätte ich noch genügend vorrätig. Falls ja, tränkt man den gesamten Stofffetzen im Leim, oder bestreicht man nur die Klebeseite und den Bogenrücken?)

LG
Lutz

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Re: Arrrgh

Beitrag von schnabelkanne » 12.08.2017, 17:31

Servus,
ich streiche etwas Leim auf den Bogen, den Leinenstreifen einweichen in ein Leim/Wasser Gemisch - dann ausdrücken und auf den Bogen auflegen, danach streiche ich noch etwas Leim mit einem Pinsel auf das Backing, schön glatt streichen - keine Falten.
Vor dem Kleben natürlich aufrauhen und entfetten, ich klebe mit Wasserfesten Holzleim - Ponal/blau.
lg Thomas
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Re: Arrrgh falsch geraspelt

Beitrag von Ravenheart » 15.08.2017, 16:44

Überkleben und WICKELN! Dann hält der.

Rabe

PS: Hab den Threadtitel mal ergänzt! Bitte IMMER aussagekräftige Titel verwenden!

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Re: Arrrgh falsch geraspelt

Beitrag von Squid (✝) » 15.08.2017, 19:06

Naturbogen hin oder her: Ich würde Glasfasergewebe verwenden. Über den gesamten beschädigten Bereich plus 3 cm links und rechts. Das scheint mir am sichersten zu sein, Hanf oder Leinen ist immer son Gefummel und eine gewisse Dehnbarkeit ist auch da. Das kann man mit Glasfaser sicher ausschließen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Arrrgh falsch geraspelt

Beitrag von Ravenheart » 16.08.2017, 10:11

Da irrt die Krake...
Glasfaser deht sich eher MEHR...

(Das E-Modul, also der Dehnungs-WIDERSTAND liegt bei Glas zwischen 40 und 90, bei Hanf aber zwischen 70 und 90, bei Leinen (Flachs) 70 - 85. Das bedeutet, beide sind damit sogar WENIGER dehnfähig als einige Glassorten!)

Rabe

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Re: Arrrgh falsch geraspelt

Beitrag von Squid (✝) » 16.08.2017, 10:42

Ach gar...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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