Formel zur Berechnung der Sehnenlänge!

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Variatio
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Formel zur Berechnung der Sehnenlänge!

Beitrag von Variatio » 08.07.2004, 16:25

Hallo zusammen,

erst einmal zur Information: ich bin nagelneu hier, hab noch nie einen Bogen gebastelt (na, abgesehen von ein paar Jugendsünden ;-)), geschweige denn einen abgefeuert, und bin irgendwie hierhergeraten wie die Jungfrau zum Kinde...

Nichtsdestotrotz habe ich mir in den letzten Tagen ein wenig Theorie angelesen, und in einem anderen Forum kam die Frage auf, ob man denn die Länge einer Bogensehne in Abhängigkeit von Standhöhe und Länge des Bogens mathematisch exakt berechnen kann.

Im Allgemeinen ist das natürlich schwierig bzw. unmöglich, da man ja die Bogenform irgendwie in eine mathematische Gleichung quetschen müsste.

Wenn man aber speziell einfache Lang-/Flachbögen betrachtet, welche weder Recurves, noch sonstigen Schnickschnack besitzen, und bei welchen sich idealerweise noch der Griff mitbiegt, dann kann man die Bogenform annähernd durch einen Kreisbogenabschnitt approximieren.

Doch auch hier gibt es keine exakte Formel!
Sei trotzdem H die zu erreichende Standhöhe, und L die Länge des Bogens. Dann berechnet sich die Länge S der Sehne annähernd durch

S = sqrt( L2 - 16/3*H2)

Wenn man von dieser Größe dann noch etwa 5% abziehst, um die Sehnendehnung zu berücksichtigen, könnte das Ergebnis stimmen.

Bsp.:
Bogenlänge: 170cm
Zu erreichende Standhöhe: 20cm
-> Sehnenlänge: 163,6cm
-> abzüglich 5%: 155,4 cm

Könnt ihr mal die berechneten Daten in etwa bestätigen, so dass überprüfbar ist, ob mein (einfaches) Modell annähernd zutrifft?!?
Wie gesagt, ich hab noch nie einen richtigen Bogen geschnitzt...

Ciao
Johannes

carpenter
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Beitrag von carpenter » 08.07.2004, 16:47

68" Bogen <> 172.2 cm
65" Sehne bei LB (68"-3") 165.1 cm benötige ich
für die Sehne und die passt dann auch.

Carpenter

Variatio
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RE:

Beitrag von Variatio » 08.07.2004, 17:23

Original geschrieben von carpenter

68" Bogen <> 172.2 cm
65" Sehne bei LB (68"-3") 165.1 cm benötige ich
für die Sehne und die passt dann auch.

Carpenter


Hm, und wie hoch ist deine Standhöhe?
Ist deine Sehne in gedehnten Zustand 65" lang? Ich vermute fast, dass dem so ist...

Die Idee hinter der Formel ist ja auch, dass man die Bogenlänge fest vorgegeben hat, und dann eine Sehne basteln will, die dem Bogen eine wohldefinierte Standhöhe verleiht!

Evtl. ist auch der Faktor "5%" ein wenig zu hoch oder zu niedrig angesetzt, je nach verwendetem Sehnenmaterial.

Nullman
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Beitrag von Nullman » 08.07.2004, 17:50

Erst einmal herzlich willkommen hier im Forum!

Zu deiner Rechnerei... "sqrt", *langenachdenk*
Ist das die Quadratwurzel? Bin schon was länger aus der Schule raus, und hab so eine Rechnerei seit dem nicht mehr gebraucht (ich habs ja immer gesagt, aber auf mich hört ja keiner :) ).

Ein Problem beim Abstimmen der Sehnenlänge ist auch, daß ein gewisses Maß an Eindrehung gewünscht ist, weshalb die Sehne wieder ein Stückchen länger sein muss! Hast du das bei deinen 5% schon mit eingerechnet?

Gruss

Nullman
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Schiessen lernen, Freunde Treffen.

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RE:

Beitrag von Variatio » 08.07.2004, 18:25

Original geschrieben von Nullman

Erst einmal herzlich willkommen hier im Forum!

Zu deiner Rechnerei... "sqrt", *langenachdenk*
Ist das die Quadratwurzel?
jep...


Bin schon was länger aus der Schule raus, und hab so eine Rechnerei seit dem nicht mehr gebraucht (ich habs ja immer gesagt, aber auf mich hört ja keiner :) ).
Das darfst du aber keinem Mathematiker sagen!
:anbet...alles ist Mathematik...:anbet :D:D:D


Ein Problem beim Abstimmen der Sehnenlänge ist auch, daß ein gewisses Maß an Eindrehung gewünscht ist, weshalb die Sehne wieder ein Stückchen länger sein muss! Hast du das bei deinen 5% schon mit eingerechnet?
Hm, ich bin davon ausgegangen, dass man die (neue) Sehne in ungestrecktem und ungespanntem Zustand misst/herstellt. Die Länge, die man dann misst, ist die Länge L meiner Formel.

Man will ja im Endeffekt auf eine feste Standhöhe hinaus (evtl. 15 - 20 cm). Wenn man nun die Sehne genau auf die Länge, die durch meine Formel berechnet ist, fertigt, dann sollte sich zunächst eine leicht zu große Standhöhe ergeben. durch Strecken der Sehne (im Gebrauch) stellt sich schließlich die Standhöhe ein, die man haben wollte.

Daher auch meine Frage: sind die berechneten Längen realistisch?

Ciao
Johannes

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Mathe hin Mathe her.....

Beitrag von Archiv » 08.07.2004, 19:28

....ich mache mir die Sache da recht einfach und das ganze ganz ohne Kopfverdrehformelzeuchs.
Wenn ich einen Bogen baue mache ich die passende Sehne dazu ganz einfach ca. eine Handbreit(ca.12 cm) kürzer als die Nockkerben auseinander sind. Und ja man sollte es kaum glauben aber die Dinger passen irgendwie immer.
Eine Formel ist mir da auch viel zu aufwendig in der zeit wo ich das alles ausgerechnet habe, habe ich auch eine Sehne gemacht.

Nighty
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Beitrag von Nighty » 08.07.2004, 19:55

Bei mir passsen die immer. Lieber mach ich sie etwas länger. Durch Eindrehen kann man die ja gut einstellen die Stabdhöhe. Und wenn das nicht hilft.... kürzer machen geht immer. Oder man macht statt 2 Ohren ,ein Ohr und ein Bogenbauerknoten . Stufenlos Verstellbar das ganze. Kurz gesagt man kann beim Ablängen des sehengarn nur einen Fehler machen: Geizen!



:-)
...lerne auch aus den Fehlern anderer ,das Leben ist zu kurz um Alle selber zumachen...

Ulmenblatt
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Ösen zum Dösen

Beitrag von Ulmenblatt » 08.07.2004, 22:11

Je nach Bogentyp - Flatbow, Longbow - und Tip- und Nockendesign fertige ich andere Sehnenschlaufen an. Diese beeinflussen die Länge der Endlossehne endlos ;(


Deshalb gilt für mich als Grundregel: Bogenlänge (Nock-zu-Nock) als Ausgangsmass (z.B. 172 cm) geteilt durch 2 (=86 cm), geteilt durch 10 (8,6 cm) plus 1 cm. Ergibt total 9.6 cm.
Das heisst, wenn der Bogen von Nock zu Nock 172 cm misst, muss die Sehne 162,4 cm Länge aufweisen. Dies bei einer Standhöhe (Fistmele) von 16 cm).

Beim Erstellen einer Endlossehne muss man jedoch beachten, dass die Sehne im Herstellungsprozess je nach Garn (Dacron) und Wickeltechnik noch einmal 2 bis 3 cm kürzer wird. Diese Länge muss man natürlich vorgängig dazu geben.

Grundsätzlich gilt: Lass die Sehne länger werden (ca. 1 cm). Eindrehen kann und sollte man sie ohnehin können. Zudem verträgt es im Brutalo-Fall auch einmal einen Überhand- oder Achterknoten in die zu lange Sehne zu knüpfen, da die Kunstfasern sehr strapazierfähig sind. 14 Dacronstränge reichen gut bis 60 Pfund.

Gruss
Ulmenblatt
Denn die Eibe, nicht die Esche, ist der Weltenbaum!

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Beitrag von Archiv » 08.07.2004, 22:22

Erstmal hat Henning die richtigen Maßeinheiten: eine Handbreit:D
Aber mal im Ernst, die Sehnenlänge kann man in einem gewissen Maß variieren (durch eindrehen, oder bogenbauerknoten auf einer Seite s.o.) und anpassen. Was viel wichtiger ist, ist doch die Frage : " wie lang müssen die Sehnenfäden sein, um eine Sehne von der richtigen Länge zu bekommen?"
Dazu mal ein Tipp: Anvisierte Sehnenlänge plus 46 cm bei zwei Öhrchen oder anvisierte Sehnenlänge plus 35 cm bei einem Öhrchen und einem Bogenbauerknoten. Ansonsten ist die Handbreitformel von Henning goldrichtig8-)

@Variatio
Jedes Sehnenmaterial dehnt sich, aber es gibt je nach Material unterschiedliche Dehnungskoeffizienten. Es gibt keine festgefügten Standhöhen, denn das ist zum einen Geschmackssache und zum anderen auch noch bei jedem Bogen unterschiedlich (denn die Standhöhe beeinflußt das Schießverhalten und den Schießkomfort nicht unwesentlich). Deswegen ist es meiner Meinung nach besser, wenn sich jeder die passende Standhöhe für seinen Bogen herausprobiert, oder sich auf die Empfehlungen der Bogenbauer verlässt.

Variatio
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RE: Ösen zum Dösen

Beitrag von Variatio » 09.07.2004, 08:12

Original geschrieben von UlmenblattZudem verträgt es im Brutalo-Fall auch einmal einen Überhand- oder Achterknoten in die zu lange Sehne zu knüpfen, da die Kunstfasern sehr strapazierfähig sind. 14 Dacronstränge reichen gut bis 60 Pfund.

Hm, was Knoten in der Leine angeht, bin ich skeptisch.Hier ist beispielsweise aufgelistet, wie stark eine (gemantelte!) Leine nach Knüpfen verschiedener Knoten noch ist. D.h. wenn die Leine nicht gemantelt ist, kann man sich ausmalen, wie stark (bzw. schwach) die Bruchfestigkeit dann sein wird...:-(
Im Zweifelsfall also eher einen Schutzmantel übersiehen, wenn man knotet!

Ciao
Johannes

Edit: Hm, ich google grad ein bisschen, und hab einen Knotn gefunden, der nach Angaben die Tragkraft der Sehne nicht verringert!
Toller Knoten

Trebron
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Sehnenlänge

Beitrag von Trebron » 09.07.2004, 08:21

Hi zusammen,

Henning, Snake, und Ulmenblatt haben alles gesagt was wichtig ist. Mehr ist nicht nötig.
Die Öhrchenlänge richtet sich nach der Form er WA-Enden. Wie ist das aber bei den Reiterbögen ? Ich habe einen von Grocer. Beim letzten Gebrauch am Mittwoch stand einer unserer Jugendlichen neben mir als ich ihn auszog (den Bogen ).Er sagte zu mir: " Der Bogen quitscht aber komisch". Das kommt wohl von der Reibung der Sehnenöhrchen an den Wurfarmflanken. Mich stört das auch.
Kann man das minimieren, wenn ja, wie ?

Gruß

Trebron
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RE: Sehnenlänge

Beitrag von Ravenheart » 09.07.2004, 09:13

Original geschrieben von Trebron
"Der Bogen qui[green]e[/green]tscht aber komisch". Das kommt wohl von der Reibung der Sehnenöhrchen an den Wurfarmflanken. Mich stört das auch. Kann man das minimieren, wenn ja, wie ?


Nimm die Sehne runter und reibe die Schlaufen im fraglichen Bereich dick mit einer handelsüblichen Kerze (Stearin! Keine echte Wachskerze!) ein. Das sollte das Quietschen beheben...

Rabe

Archiv
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Beitrag von Archiv » 09.07.2004, 10:42

Noch mal zu den Knoten:
Ulmenblatt redet von einer ENDLOS-SEHNE. Das ist etwas vollkommen anderes als eine Sehne mit FLÄMISCHEM SPEIß (davon rede ich). Zwar nimmt man beide zum Bogenschiessen, aber eine Sehne mit f. S. kommt, wenn man zwei Öhrchen anbringt, vollkommen ohne Knoten aus. Die innere Reibung der einzelnen Sehnenfäden wird durch das wachsen stark erhöht und durch den Spleiß (gegenläufig) bekommt man Sehnenöhrchen, die nicht aufgehen!!! Sie können durchscheuern (bei schlecht gearbeiteten Nocken oder langem Einsatz) aber das ist dann was ganz anderes. Die Länge der Sehne steuert man im Zielbereich dann über ein-bzw.aufdrehen (kürzer - länger).
Bei einem Bogenbauerknoten handelt es sich um einen Palstek (oder wie immer man das schreibt;( ). Dieser Knoten zieht sich selbst zu und kann sehr leicht verstellt werden, selbst wenn er schon eine ganze Weile in Gebrauch ist/war. Der Knoten ist zwar ein Schwachpunkt (an der Stelle, an der die Sehne den Knoten verlässt) aber wenn man beim Herstellen der Sehne an dieser Stelle einfach 4,5,6,...Stränge mehr mit einflicht, dann erhöht dieses die Reissfestigkeit doch erheblich.

Es gibt noch eine ganze Reihe von Knoten, die bei den indianischen, prähistorischen, ... Bogen eine Rolle spielen (vielleicht haben wir ja auch einen Knotenfachmann im Forum?8-) ), aber die heute gebräuchlichtsen beim traditionellen Bogenschiessen sind mit den üblichen Sehnenmaterialien KEIN KNOTEN (zwei Öhrchen) oder EIN KNOTEN (ein Öhrchen und dann der Bogenbauerknoten).

P.S. Einfach so einen Knoten in die Sehne machen, würde ich auch nicht. Da kann man die Sehne doch auch einfach eindrehen:o

jaberwok

Beitrag von jaberwok » 09.07.2004, 13:27

@ Snake: Der Bogenbauer-Knoten ist ein Zimmermannsstek.

Der Palstek zieht sich auch nicht zu!

@ Variatio: Ich glaube nicht das man einen Biminitwist ein eine Bogensehne schlagen kann, da diese aus bis zu 16 einzelnen Strängen besteht.

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RE: RE: Ösen zum Dösen

Beitrag von Archiv » 09.07.2004, 15:14

Original geschrieben von Variatio

Original geschrieben von UlmenblattZudem verträgt es im Brutalo-Fall auch einmal einen Überhand- oder Achterknoten in die zu lange Sehne zu knüpfen, da die Kunstfasern sehr strapazierfähig sind. 14 Dacronstränge reichen gut bis 60 Pfund.

Hm, was Knoten in der Leine angeht, bin ich skeptisch.Hier ist beispielsweise aufgelistet, wie stark eine (gemantelte!) Leine nach Knüpfen verschiedener Knoten noch ist. D.h. wenn die Leine nicht gemantelt ist, kann man sich ausmalen, wie stark (bzw. schwach) die Bruchfestigkeit dann sein wird...:-(
Im Zweifelsfall also eher einen Schutzmantel übersiehen, wenn man knotet!

Ciao
Johannes

Edit: Hm, ich google grad ein bisschen, und hab einen Knotn gefunden, der nach Angaben die Tragkraft der Sehne nicht verringert!
Toller Knoten



Ach du liebe Güte. Ein etwas abgewandelter Henkersknoten am Bogen.
Also da ist der Zimmermannssteg wohl doch die bessere Lösung, zumal der schneller zu machen ist und sich auch schnell verstellen lässt.
Wer probleme hat das sich Knoten und oder Öhrchen an den Tips aufscheuern der sollte sich vielleicht mal 10 min. Zeit nehmen und die Tips nacharbeiten anstatt alle Nase lang eine neue Sehnen zu machen :D

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