Wo den Köcher, wo die Bogentasche befestigen...

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
Der Steppenreiter

Die Sache mit der Geschichte

Beitrag von Der Steppenreiter » 25.01.2005, 13:25

Irgendwie war ich dann doch verdutzt über die geschichtlich fundierte Auffassung Köcher seine am Pferd zu befestigen, auch im 8. Jahrhundert, vorallem deren röhrenförmige Köcher. "Die können so blöd doch nicht gewesen sein", oder was haben sie so anders gemacht, ich habe es in verschiedensten Feldversuchen nicht hingekriegt.

Und so machte ich mich wieder auf die Suche und bin bei einem Wandfries aus dem 8.Jahrd gelandet. Schaut es euch an, das ding hängt wenn auch sehr tief am Gürtel.

Der Held Rustam 8.Jhrd

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RE:

Beitrag von Archiv » 25.01.2005, 16:25

Hallo Claus,

erstmal vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht.

Original geschrieben von Polvarinho
......außerdem gehören Stahlspitzen mit Splittern aus bestem Zedernholz im meinem warmen Hüftfleisch eindeutig NICHT zu meinen Lieblingsfantasien........

Ich dachte schon Krieger reden nicht darüber vom Pferd zu fallen. :D ;-)


Original geschrieben von Polvarinho
3. ...zwischen Köcher und meiner linken Hüfte (da sitzt der Köcher mit den Spitzen nach seitlich vorne gerichtet) befinden.


Original geschrieben von Der Steppenreiter

@Benzi der Köcher wird so getragen wie es Claus (Polvarinho) beschrieben hat, quer über den Rücken in Hüfthöhe.


Ich bin ja immer etwas schwer von Begriff, also das hier ist doch genau andersrum oder?

Bild

Vielleicht habt Ihr Bilder vom Tragen Eurer Köcher, das wäre toll.

Ok, langsam seh ich es ein:
Beim letzten Versuch im Gelände auf eine Scheibe zu schießen, mußte ich solange am Köcher rumfummeln, bis meine Rika es satt hatte und und mal eben durchgegangen ist. Ok der Neuschnee und ein schlechte Köcherposition waren sicherlich auch dafür verantwortlich. Aber Ihr habt schon recht, daß die Pfeile, die während der Bewegung entnommen werden müssen an den Reiter gehören. Ich muss halt immer alles selber ausprobieren :D
Ach ja, das Training wurde mit Schüssen im Stand und im Schritt erfolgreich beendet, beide Pfeile steckten in der Scheibe und Rika war vollkommen ruhig.

liebe Grüße benzi

Niels

Beitrag von Niels » 25.01.2005, 16:28

@ steppenreiter
Aber gerade bei der Abbildung sieht man meiner Ansicht nach auch sehr deutlich, den Nachteil eines so langen, mit der Öffnung nach vorn gehängten Köchers.

Wenn Held Rustam dann nämlich mal etwas schneller galoppiert, muss der untere Bereich des Köcher doch seinem Pferd heftig gegen den Allerwertesten schlenkern. :D

Aber vielleicht waren die Pferde damals einfach auch besser an so etwas gewöhnt.:-(

Die Aufhängung am Pferd für die Altungarn war übrigens nicht wirklich historisch fundiert, sondern eher die blanke Spekulation (abgeleitet aus Form und Gewicht). Fundiert ist dabei lediglich, dass man es eben nicht genau weiss, wie und wo die alten Magyaren ihre Köcher befestigt haben.

Polvarinho
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Position Hüftköcher

Beitrag von Polvarinho » 25.01.2005, 19:47

@ Benz:

Hi Benz,

Glückwunsch zum erfolgreich abgeschlossen Training...... Und jetzt weißt Du ja wo der Köcher hängen muss.. ;-)

Zur genaueren Positionierung:

Das Bild vom Yabusame-Reiter mit seinem Köcker RECHTS an der HÜFTE ist sehr schön anzusehen und man verweilt gerne einen laaangen Moment.....bei der Betrachtung dieser farbenfrohen Angelegenheit...

Genauso lange brauchen die aber auch um einen einzigen Pfeil nachzuladen..

-> einen laaaaaaaaaaangen Moment

Falls Du schon mal eine Video vom Yabusame gesehen hast weißt Du`s schon, ansonsten hier nochmal ne Kurzbeschreibung:

Sie reiten eine lange, gerade Bahn (ca.200m) entlang, brauchen dafür je nach Pferd zwischen 40 und 50 Sekunden und schießen dabei 3 (in Worten drei!) Pfeile ab auf ein Ziel, welches in 4 m Entfernung orthogonal zur Bahn steht.

Nochmal: 200m/3Pfeile

Und man hat das Gefühl, das sie sich dabei beeilen müssen, denn: Sie laden umständlich jeden Pfeil einzeln AUS DEM KÖCHER nach.

Die Bewegung beim Nachladen sehen so aus:
1. Griff an den Pfeil im Köcher
2. Vorziehen dieses (ellenlangen) Pfeils
3. Rausziehen dieses Pfeils
4. Übergeben an die Bogenhand und anlegen des Pfeilschaftes an den Bogen.
5. Rückziehen der rechten Hand entlang des Schaftes bis zum Nock
6. Nocken des Pfeils
7. Spannen des Bogens und endlich.....
8. ......Schuss !!

Sieht nett aus, wirkt auch recht flott so im Galopp auf Pferden, die vor sich selbst weg laufen in einer Bahn, die sie zusätzlich nochmal beschleunigt weil sich die Tiere eingeengt fühlen......aber von der Effektivität her (Nachladen aus dem Köcher und Schüsse pro Zeiteinheit) ist diese Technik, im Vergleich zu anderen, eher ein beschauliches tun....
Und die trainieren lange und hart...so wie Nachkommen der Samurai eben trainieren, wenn sie in ihrer Tätigkeit eine besondere Hinwendung an die Götter sehen.....

Kassai Lajos aus Ungarn und seine Schüler haben wahrscheinlich andere Götter....aber sie schiessen auch nach einer gewissen Zeit der ernsthaften Vorbereitung ohne weiteres 4 bis 6 Pfeile auf einer Strecke von 90 m, Kassai selbst lässt auf dieser Strecke regelmässig 12 (in Worten "zwölf") Pfeile ab!
Und trifft auch noch auf Entfernungen von gut 40 m!

Was ich damit sagen möchte:

Nachladen während eines Rittes aus dem Köcher ist gut möglich..... aber es dauert schon sehr lange wenn man einen Hüftköcher benutzt! Noch länger dauert es, aus einem Sattelköcher zu laden.... Gähn..... ;-)
Und so ein Galopp dauert eben nicht ewig.

Also:
die zu verschiessenden Pfeile (und das können eben derzeit bis zu 12 sein) gehören m.E. auf die Bogenhand!! o.k. das muss man üben....
.... aber es wird ja auch gelehrt..!

Reservepfeile gehören an den Boden oder an die Hüfte.

Hier nochmal den Versuch einer Beschreibung aus einer älteren mail:

"...trage ich meine Pfeile (für dieses Traning) im Gürtel meiner Hose. Ich stecke sie mir hinter dem Rücken von rechts in den Gürtel und verrücke das Bündel dann so nach links, dass die Spitzen neben meiner linken Hüfte zu liegen kommen und die Schäfte direkt nach hinten zeigen. So habe ich keine Probleme mit Kontakt zwischen Bogenarm und Pfeilschäften beim Release bzw. mit "überstehenden" Pfeilschäften und Kontakt an der Aussenseite des Round Pen auf der linken Hand....
Wenn ich später mehr Pfeile am Mann tragen muss, werde ich in gleicher Position einen Hüftköcher im Gürtel tragen und so Rappeln und Pfeilverlust beim schnelleren Reiten zu verhindern suchen....

Also an der LINKEN Hüfte.
Nicht wie bei den Yabusame-Leuten.

Herzliche Grüsse
muss noch arbeiten...
Claus
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Beitrag von shewolf » 26.01.2005, 13:52

Wie haben das eigentlich die Prärie-Indianer gemacht, wenn sie mit Pferden Büffel gejagt haben?

Die haben doch garantiert auch mehrere Pfeile dabeigehabt, und saßen auf dem blanken Pferderücken...
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RE:

Beitrag von Netzwanze » 26.01.2005, 16:03

Original geschrieben von Schattenwolf
zum einen wurde das Pferd erst von den spaniern im 16-17 jhd in nordamerika "eingeführt"


Nicht ganz richtig. ;-)

In den Urzeiten gab es in Amerika sehr wohl ein dem europäischen Urpferd ähnliches Tier. Diese Zwergpferderasse war aber bei der Besiedlung des amerikanischen Kontinentes bereits ausgestorben. Fossile Funde bestätigen dies.

Das moderne Pferd wurde aber tatsächlich erst durch die spanischen Konquistadores eingeführt. Erst da entdeckten die Ureinwohner das Pferd (zunächst nur als Fleischquelle).
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht tun muss was er nicht will" (Jean-Jacques Rousseau)

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RE:

Beitrag von Archiv » 26.01.2005, 16:17

Original geschrieben von shewolf

Wie haben das eigentlich die Prärie-Indianer gemacht, wenn sie mit Pferden Büffel gejagt haben?

Die haben doch garantiert auch mehrere Pfeile dabeigehabt, und saßen auf dem blanken Pferderücken...


Die Plainsköcher wurden auf dem Pferd auf der linken Seite des Reiters getragen mit der Öffnung nach vorne. Der Köcher hing relativ hoch, etwa auf Hüfthöhe mit der Oberkante Köcher. (siehe Jim Hamm "Bogen und Pfeile der nordamerikanischen Indianer" Seite 157)

liebe Grüße benzi

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RE: RE: ein rückenköcher, der funktioniert...

Beitrag von jo » 26.01.2005, 16:50

Original geschrieben von benz

Vielleicht habt Ihr Bilder vom Tragen Eurer Köcher, das wäre toll.

[url=http://www.fletchers-corner.de/images/noimg.jpg]
Bild[/url]
bitte sehr.
die pfeile im köcher sind die für die nächste runde, wie claus schon bemerkte.

jo
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der grundlegende unterschied zwischen einem gewöhnlichen menschen und einem krieger ist, dass der krieger alles als eine herausforderung nimmt, während der gewöhnliche mensch alles entweder als einen fluch oder einen segen nimmt.
juan matus

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wohin damit

Beitrag von gerdnix » 12.03.2005, 21:16

habe auch lange rumgemacht und erst die pfeile im köcher auf den rücken gehabt oder in der hand. bin dann zufällig drauf gekommen den köcher einfach vorn auf der linken seite zu befestigen und muß sagen ich kann flüssig aufs pferd und schnell meine pfeile ziehen.
ich muß mir ne digi-kamara mal zulegen,das ich das mal zeigen kann,für meinen kurzen bogen 110 cm ,hab ich den köcher nachgefertigt aus leder und fell ,funktioniert super.
gerd

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sorry

Beitrag von gerdnix » 12.03.2005, 21:23

auf der rechten seite vorn,ich glaub ich werde langsam alt, also rechts vorn in höhe vom sattelhorn

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blider sind fertig

Beitrag von gerdnix » 02.04.2005, 13:39

ist ein köcher aus fuchsfell und leder ind dem pfeile und der gespannte bogen platz finden, ist einmal über den horn eingehängt
und mit einer losen schlaufe am sattel fest gemacht. das pferd sollte aber daran gewöhnt sein das ab und zu was am bein wischt,also ich komme damit gut zurecht
gerd Bild Bild

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Beitrag von Snake-Jo » 09.04.2005, 15:46

Jetzt haben wir ja einen Haufen Meinungen und auch viele authentische Aufhängungsformen gesehen. Fest steht, es gibt sehr viele Möglichkeiten, aber nur sehr wenig praktikable. Das gilt auch für unsere Altvorderen und die noch praktizierenden Asiaten: Auch da immer noch viel Praktisches und noch mehr Unpraktisches, je nach Schütze, Stil, Tradition etc. Ich fass mal zusammen:
Es haben sich für mich folgende Prämissen zum Aufhängen des PFEILKÖCHERS herausgebildet:
1. Der Köcher darf nicht behindern, weder beim Aufsteigen, noch beim Reiten, noch beim Schießen.
2. Er sollte weder Pferd noch Reiter gefährden, auch nicht bei einem Sturz.
3. Er sollte nicht klappern und die Pfeile auch im wilden Galopp halten
4. Die Pfeile müssen problemlos und rasent schnell zu ziehen sein.
5. Bei allem muss das Gleichgewicht gewahrt bleiben.

Dies alles habe ich mir durch den Kopf gehen lassen (durch was auch sonst?8-| ) und kam für mich zu folgendem, pragmatischen Entschluss:
Wenn ich die Pfeile nicht in der Hand halte, sondern im Köcher parke, muss das so aussehen:
- Rückenköcher flach, breit, bequem
- mindestens 3-Punkt-Aufhängung, damit der Köcher selbst absolut in der Lage bleibt.
- Pfeile nebeneinander in Reihe mit Klemmeinrichtung an der Oberkante
- ein Spitzenschutz am Boden des Köchers, der absolut verhindert, das ich mich beim Sturz aufspieße (und wenn es eine Metalleinlage sein soll)
- Der Köcher nur so hoch, dass ich mit einem Griff an der Nocke den gesamten langen (32") Pfeil in EINER Bewegung ziehen und einnocken kann.

So einen Köcher hatte ich mal zum Schnellschießen benutzt und war damit schneller als die meisten, die ihre 12 Pfeile im Boden stecken hatten (13 Pfeile in der min).:D
Den Köcher für den Bogen würde ich (beim Aufsteigen von der linken Seite) rechts hinter das Sattelblatt hängen. Bei einem Sturz fliegt man in der Regel vorne rüber, also muss der Bogen hinter mir sein.
Hab ich was vergessen?

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 11.04.2005, 14:27

@Snake Jo

Vergessen ne? - ich glaub nicht - ausser vielleicht, dass beim vielen Auf- und absteigen der Köcher so wie Gerdnix es macht besser vorne rechts aufgehängt ist als hinten rechts. Dann müßest du nämlich mit dem Bein über die Pfeile und wenn dein Hottehü schon mal vorangeht, weil ihn was erschreckt - man weiß ja nie - dann hast du eine Problemzone. 8-)

Und noch ne Erfahrung habe mal meinen schönen Original Tartarischen Hüftköcher etwas zu lose getragen, bin aufgestiegen und irgendwie ich weiß auch nicht wie verklemmte sich was und ich war auf dem Pferd und die Pfeile lagen alle auf dem Boden - auch blöd. 8-|

Und dann noch eins, Ich dachte es wär ne gute Idee, so zum Desensibilisieren und so... Habe den Köcher am Pferd am Sattel festgemacht und geübt und irgendwie - keine Ahnung wie es passierte, meinte das Pferdchen jetzt reichts und ist auf und davon. Zuguter letzt irgendwo auf der Koppel hat es sich dann noch gewälzt und ich denke nur - Scheiße meine Pfeile... ;D

Archiv
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Beitrag von Archiv » 11.04.2005, 22:34

Hallo zusammen,

ich hab heute die Köcherposition von gerdnix und Katinka ausprobiert (also vorne rechts) und sie hat mir sehr gut gefallen. Kein Problem beim Auf- und Absitzen (sowohl von rechts, als auch von links), kein Hängenbleiben mit dem Zügel, problemloses Entnehmen der Pfeile.

Auch für das Pferd war es deutlich besser als hinter dem Sattel, obwohl die Pfeile durchaus geklappert haben und der Köcher an der Schulter und am Bein streift, kein Problem.

Meine Aufhängung war etwas tiefer als bei gerdnix und Katinka, so daß die Nocken deutlich unter dem Sattelhorn sind, fast noch unter dem Vorderzwiesel.

liebe Grüße benzi

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Beitrag von Snake-Jo » 13.04.2005, 13:06

@Steppenreiter: Ich schrieb ja auch vom Bogenköcher. Also gut: vorne rechts scheint günstiger zu sein. Den ultimativen Pfeileköcher zum Umhängen werd ich noch bauen und dann hier reinstellen. Im Kopf hab ich schon den Bauplan. Auf jeden Fall sollten die Pfeile sich nicht rühren, selbst wenn das Ding auf dem Kopf steht.

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