Reiterbogen mit geringem Zuggewicht

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Beitrag von Archiv » 05.04.2005, 08:14

Hallo zusammen,

ich möchte meine Frage bzgl. der Eindringtiefe nochmal wiederholen. Was meinen die Physiker unter Euch, was für einen Einfluss haben die Siyahs mit ihrem hohen Gewicht an den Wurfarmenden, auf das Eindringen eines schweren Pfeils in sein Ziel.

Schließlich gewinnt nicht der eine Schlacht, dessen Pfeile als erste beim Gegner sind :D Das ist übrigens bei einem Turnier heute nicht anders, nicht der gewinnt, dessen Pfeile zuerst auf der Scheibe stecken :D

liebe Grüße

daritter

Beitrag von daritter » 05.04.2005, 09:11

@benzi
Die Eindringtiefe eines Pfeiles nur indirekt vom Bogendesign ab, das einzige was zählt ist sein Impuls (Masse * Geschwindigkeit) beim Auftreffen und die Art der Spitze.

Also für möglichst hohe Eindringtiefen empfiehlt es sich einen verdammt schweren Pfeil auf verdammt hohe Geschwindigkeiten zu bekommen :)

Ergo haben die Siyahs nur einen Einfluss auf die Eindringtiefe wenn sie den Pfeil beschleunigen. Und wichtig ist dabei wirklich nicht nur die Geschwindigkeit sondern das auch schwere Pfeile sauber beschleunigt werden.

Mongol
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Beitrag von Mongol » 05.04.2005, 09:16

@Johnny.Winter

Wenn Du bereits bei einem 40# Türken einen starken Handschock merkst, hälst Du den Bogen zu fest... RBn zu schießen IST WAS ANDERES als Langbogen, Flat oder Recurve und braucht eine etwas andere Schußtechnik.
Daher muß man sich nicht wundern, wenn Lnabogenschützen sehr oft mit RBn nicht so recht zu Rande kommen - allein der andere Sehnenwinkel und der oft weitere Auszug reichen schon...
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Beitrag von Snake-Jo » 05.04.2005, 09:33

@daritter: ja, das sind die Hauptkriterien: Masse mal Geschwindigkeit, wobei die Masse oft entscheidender ist, z.B. dringt ein lahm abgeworfener Speer immer tiefer ein als ein Pfeil: er hat halt eine weit höhere Masse.
Maßgeblich sind aber auch Querschnitt des Pfeils und Oberfläche. Ein glatter, dünner Karbonpfeil (Stricknadel) dringt deswegen mit dem gleichen Bogen und gleichem Pfeilgewicht (Pfeilspitze etc. alles gleich) abgeschossen tiefer ein.
@Benz: Schwere Siyahs verringern die Effiziens des Bogens und führen nur zu einem: Handschock. Ich bin ja eigentlich LB-Schütze, der jetzt langsam an diese kleinen, hibbeligen Dinger herangeht. Allerdings muss ich sagen: Sie schießen sich problemlos und man kann besser treffen, als ich dachte. Oder liegt das daran, dass ich meine selbstgebauten RB´s solange trimme, bis alles hinhaut? ;-)

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Beitrag von Mongol » 05.04.2005, 09:52

... und nicht zu vergessen, das Material, in das eingedrungen werden soll... Wenn ich ein eher "gummiartiges" Material hab, werden da Holzpfeile wohl auch tiefer eindringen als Carbon aufgrund ihrer höheren Masse
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Beitrag von Snake-Jo » 05.04.2005, 10:29

@Mongol: Wenn ich einen Vergleich zwischen Karbon- und Holzpfeil mache, dann erst einmal mit dem gleichen Pfeilgewicht. Ich habe z.B. sehr feste und leichte Kiefernschäfte, die genau das Gewicht eines Karbonpfeils haben. Standardmäßig nimmt man für die Eindringtiefe einen Gelantinewürfel oder aber neues Ethafoam.
Tatsächlich ist es aber so, dass selbst bei ungleichem Gewicht, z.B. Karbon 26 g und Holzpfeil 32 g, die Eindringtiefe des Karbonpfeils überwiegt, aus den o.g. Aspekten.

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Siyahs und Stabilität

Beitrag von bighand » 05.04.2005, 14:07

Ich denke ein Problem bei leichten Reiterbogen "von der Stange" ist das Gewicht der Siyahs. Wenn ich mir verschiedene Kassai Modelle anschaue(von anderen Reiterbogenherstellern habe ich noch nicht genug Bogen gesehen um mir ein Urteil bilden zu können) kommt mir der Verdacht, das der einzige Unterschied zwischen Bogen des selben Designs im Zuggewicht liegt und der Rest, also Griff und Siyahs gleich bleiben. Das führt dann natürlich dazu das ein Bogen mit 25# in einem Design das bis 100# verkauft wird Siyahs mit sich rumschleppt die auch 100# aushalten würden. Das wäre wie ein Langbogen mit 25# bei dem man das nicht biegende letzte Stück des Wurfarms in denselben Maßen bauen würde wie bei einem 100# langbogen, schliesslich hälts ja und wozu soll man dann an dieser Stelle was ändern?
Obwohl ich nicht behaupten will das die Siyahs eines Bogentyps unabhängig vom Zuggewicht immer gleich sind schliesse ich mal daraus das die modelle mit geringerem maximal gefertigten zuggewicht effektiver sind.

ps: wie ist das eigentlich bei richtigen Reiterbogen mit Horn und Sehne? werden oder wurden da die siyahs so gebaut das ihre stabilität gerade für das zuggewicht des bogens ausreicht oder sind die siyahs immer gleich? könnte man dann nicht aus den siyahs auf das zuggewicht des bogens schliessen wenn nur noch die holzteile übrig sind?

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Beitrag von Hunbow » 05.04.2005, 18:59

kleine anmerkung: nicht alle reiterbögen sind kurz. der hunne von kassai ist immerhin 60" lang und damit schon fast so lang wie manche langbögen.

die siyahs sind übrigens bei meinen zwei hunnenbögen sehr unterschiedlich. der 40#-bogen ist deutlich schwerer und hat dickere siyahs als der 45#-bogen. der 40#-bogen hat jedoch erheblich weniger handschock.

beide bögen gehen übrigens ab wie schmidts katze, aber sie zählen auch nicht zu den geringgewichtigen reiterbögen, da ich sie auf bis 52 bzw. 57# ziehe.
"Der starke Mann trotzt dem Regen. Der kluge Mann stellt sich unter."

Filmtipp:
http://www.struckthefilm.com/

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RE: Siyahs und Stabilität

Beitrag von horsebow » 05.04.2005, 21:02

Original geschrieben von bighand

ps: wie ist das eigentlich bei richtigen Reiterbogen mit Horn und Sehne? werden oder wurden da die siyahs so gebaut das ihre stabilität gerade für das zuggewicht des bogens ausreicht oder sind die siyahs immer gleich? könnte man dann nicht aus den siyahs auf das zuggewicht des bogens schliessen wenn nur noch die holzteile übrig sind?


Bei den "richtigen" Kompositbögen wurde die Form der Siyahs wahrscheinlich zum großen Teil von der verwendeten Beinverstärkung mitbestimmt, das schreibt zumindest Coulston (Coulston, J.C.: Roman Archery Equipment. In: The production and distribution of Roman military equipment, Hrsg. M.C. Bishop, Oxford 1985, S. iii, iv, vii, viii, 220-348, 349-377) über die sog. Qum-Darya-Form, bei der die Beinplatten, mit denen die Siyahs verstärkt wurden, offensichtlich aus Rinderrippen entstanden (daher wohl auch die gebogene Form).

Überbleibsel der Kompositbögen sind interessanterweise einzig und allein die beinernen Verstärkungen, die man bis in die 30er Jahre des 20. Jh. nicht als Teile von Bögen indentifizierte. Erst Sebestyén erkannte, daß es sich um Teile von Kompositbögen handelte, und erstellte die erste Rekonstruktion (Sebestyén, Károly: Rätselhafte Beinplatten in Gräbern der Völkerwanderungszeit. In: Arbeiten des Archäologischen Instituts der Königlich-Ungarischen Franz-Josefs-Universität Szeged 6, 1930, S. 179-220. ders.: Bogen und Pfeil der alten Ungarn. In: Arbeiten des Archäologischen Instituts der Königlich-Ungarischen Franz-Josefs-Universität Szeged 8, 1932, S. 167-255. Siehe auch den hervorragenden Artikel von Holger Riesch über die Rekonstruktion des Hunnenbogens aus Wien-Simmering in der vorletzten TB).
Die Rekonstruktionen beruhen zum großen Teil auf der Anordnung der Beinplatten in ungestörten Grabfunden, da dies die einzige Möglichkeit ist, verläßlich die Größe/Länge eines Bogens zu schätzen. Letztendlich bleibt immer ein gewisser Spielraum für Interpretationen, weil auch zeitgenössische Abbildungen nicht immer verläßlich sind.

Gruß, horsebow
I shot an arrow in the air,
it fell to earth, I knew not where;
for so swiftly it flew, the sight
could not follow it in its flight.
Longfellow, Oct. 16, 1845

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Beitrag von Cowboy » 16.04.2005, 21:39

...habe einen Kassai Mongolen mit 35#, wenn ich dann noch die Galoppgeschwindigkeit dazurechne komme ich doch auf eine gute Geschwindigkeit:) :)

Also schnappt Euch mal einen 50# Bogen sprintet 50m und schieß dabei mal Pfeile ab. Viel Spaß.

Lg Thies
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RE: Reiterbogen mit geringem Zuggewicht

Beitrag von Snake-Jo » 17.04.2005, 10:20

Original geschrieben von ravenheart

Reiterbogen unter 40# Zuggewicht sind unsinnig!
Begründung:

Reiterbogen haben einen relativ langen Auszug. Bei geringen Zuggewichten ist dies von Nachteil.
1. neigen die langen Pfeile mit niedrigem Spine zum "Schlabbern",
2. sind die langen Schäfte im Verhältnis zur Bogenleistung zu schwer.
Die (relativ) geringe Bogenleistung kommt m.E. daher, dass die Siyahs bei schwachen Bogen relativ (Siyah-Gewicht je # Zuggewicht) zu schwer sind und viel Leistung "wegnehmen"!! Eine Lederbespannug tut auch noch ihren Teil dazu!

Was sagt Ihr?


@Rabe: Möchte nochmals auf deine Eingangsfragen eingehen und meine Erfahrungen kund tun:
Grundsätzlich stimme ich dir in allen Punkten zu, allerdings gilt dies, wie immer, nur bei den gekauften Bögen.
Abhilfe bei meinen RB´s:
- Leichte Pfeile (26 g) aus Kiefer, 8 mm
(Schlabbern nicht)
- Siyahs angepaßt und dreidimensional ausgeformt (leicht, Messerform)
- Leichte, schnelle Sehne (Fastflight oder noch höher, 12 Strmg max.)
- kein Leder, sondern, wenns denn sein soll, eine Stoffbespannung, z.B. Seide, sieht auch super aus (schwarz, seidenmatt!!!!)
Und bei den selbstgebauten kann ich mir gut vorstellen, z.B. einen 30 lbs-Bogen aus Bambus und Sehne mit einer Krabbenform oder noch stärker vorgespannt, zu verwirklichen, der seine Schnelligkeit aus der Vorspannung holt. Also hohe gespeicherte Energie im Bogen.


[royalblue](edit: Zitat repariert! Rabe)[/royalblue]

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erste Ergebnisse

Beitrag von kra » 17.04.2005, 14:06

So, ich habe heute Benzi's Tsunami-Bogen durch den Chronographen geschossen:

Pfeile: ca. 25,5", 22gramm
Zuggewicht: ca. 33#
Bogen: Bambus-Reiter(ähnlicher) Bogen, 123cm NtN im aufgespannten Zustand
Pfeilgeschwindigkeit zw. 135 und 145 ft/sec, je nach Ablass

Die Pfeile sind nicht auf Geschwindigkeit optimiert (große, hohe Federn) und stimmen im Spine auch nicht gut.

P.S. Bilder kommen noch
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Beitrag von Netzwanze » 17.04.2005, 14:23

Interessant wären jetzt noch die Geschwindigkeiten mit einem komplett anderem Pfeilgewicht. Dann könnte man doch auch die Geschwindigkeiten bei anderen Gewichten berechnen (von wem war nochmal die Formel?)
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht tun muss was er nicht will" (Jean-Jacques Rousseau)

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Beitrag von kra » 17.04.2005, 14:56

Der Bogen ist nur als Übungsbogen vom Pferde aus gedacht, deshalb das geringe Zuggewicht und auch die Form (ungleichlange Wurfarme). Für schwere Pfeile wird er nicht viel bringen, kann's aber mal testen.

Interssant wäre es ihm mit sauber angepassten Pfeilen zu testen!
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Beitrag von Snake-Jo » 17.04.2005, 15:01

@Kra: Dann lass doch mal ein Bild reinwachsen von dem Tsunami-Bogen, wo kommt eigentlich der Name her?

@Netzwanze: Die Formel war von Eberhard Koltze, man nimmt vorzugsweise einen 20 g A/C/E, den man dann innen mit einem Schweißdraht auf 50 g Gewicht bringt. Mit diesen beiden Pfeilgewichten (20 und 50 g) ist die Berechnung optimal.
Allerdings sag ich immer, man sollte die Pfeilgeschwindigkeit derjenigen Pfeile angeben, die man üblicherweise mit diesem Bogen verwendet.

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