Leder entfernen und Reiterbogen tunen

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
benz

RE:

Beitrag von benz » 14.03.2006, 20:23

Original geschrieben von shantam

polyester ist nicht durchsichtig,sondern hat meist einen grünstich.
die plastikbögen meiner jugend waren mit ziemlicher sicherheit polyester.

gruss shantam


Da es sich ja nun um dieses grüne Zeug handelt, muss ich nochmal nachfragen, schließlich hab ich mir ja grad einen alten Skythen zugelegt.

Die Glasfasern werden durch einen Kunststoff zusammengehalten, richtig? Das kann Epoxid-Harz sein oder Polyester, richtig oder falsch? Warum verwendet man in einem Fall einen Holzkern und im anderen Fall nicht? Oder hat das keinen kausalen Zusammenhang?

liebe Grüße benzi

Taran
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Nicht kausal

Beitrag von Taran » 14.03.2006, 21:04

Gutes Bogenholz hat bessere Rückstelleigenschaften, es ist auch leichter als ein massiver GfK-Wurfarm. Bei so einem kurzen Bogen wie dem Skythen fällt es nicht so ins Gewicht, aber bei einem Langbogen schon, denke ich.
Wo der Unterschied zw. Polyester und Epoxy liegt, interessiert mich auch...
Taran von Caer Dallben

... και δόξα τω Θεώ !

Steinmann

Beitrag von Steinmann » 15.03.2006, 09:52

Der i.m.A. wichtigste Unterschied ist der unterschiedliche Elastizitätswert. Epoxi ist nach dem aushärten wesentlich elastischer als Polyester. Die Aushärtezeit ist bei Epoxidharzen im Normalfall auch länger, was keine Hektik bei der Verarbeitung aufkommen läßt. Bei mischen Härter/ Harz ist bei Epoxidharzen allerdings peinlich genau auf die richtige Dosierung zu achten ( auswiegen ). Bei zuviel oder zuwenig Härter bleibt das Harz oft klebrig, härtet nicht richtig aus und bekommt nicht seine vollen Eigenschaften. Nachtempern hilft da oft ein bisschen weiter.
Polyesterharze reagieren da nicht so sensibel.
m.E. ist Epoxidharz für den Bogenbau das bessere Material.
UV-stabiler ist Epoxidharz i.d.R. auch.

tomtux
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Beitrag von tomtux » 15.03.2006, 09:53

meine erfahrungen mit polyester und epoxy aus modellbau und motorradverkleidungen basteln:

polyester reagiert sehr viel toleranter auf das mischungsverhältnis, wenn das harz einmal anspringt härtet es auch aus. dabei wird jedes bisher von mir verarbeitete polyester wesentlich spröder als die epoxys, die ich bisher hatte.

die bauhaus- und für den poolbau verwendeten polyester haben ein grundsätzlich anderes verhalten im verbund mit glasfaser als meine epoxys.

im polyester schwimmt die glasfaser und die art der verwendeten gewebe ist eigentlich ziemlich egal. gleichzeitig wird im normalfall der harzanteil im verbund sehr viel höher als bei sauber verarbeitetem epoxy, das macht die bauteile schwerer und weniger belastbar.

epoxy benetzt im idealfall die glasfaser nur, die endfestigkeit kommt nicht zuletzt aus dem umschlingunswinkel der fasern, köpergewebe hat einen höhere festigkeit als leinengewebe bei gleichem gewicht. der harzanteil kann bis auf 30% runtergehn (soll er meistens sogar), bei polyester ist das eher kontraproduktiv.

für die glaspapperfraktion heisst das, die epoxy-glas-laminate können bei gleicher festigkeit leichter und auf dauer elastischer gebaut werden, als das mit polyester möglich wäre.

ich gebe hier nur meine erfahrungen mit den beiden harzen wieder, ohne anspruch auf vollständigkeit.

am treffendsten hats wohl ein freund von mir für motorradverkeidungen zusammengefasst:

"wenn ich eine verkleidung mit polyester baue, zerbröselt die bei einem sturz, aus epoxy bricht nichts und alles andere ist hin, weil das ding rumfliegt wie ein gummiball"

benz

Beitrag von benz » 15.03.2006, 09:59

Nochmal nachgefragt an die Fachleute:

ich könnte beide Materialien mit und ohne Holzkern verarbeiten? richtig oder flasch?

Wie kann denn nun eindeutig festgestellt werden, um was für ein Material es sich handelt? Gibts nen Test? Geruch bei
Erhitzen oder dergleichen?

danke und liebe Grüße benzi

Steinmann

Beitrag von Steinmann » 15.03.2006, 10:04

@ benz

zu 1. grundsätzlich ja!

zu 2. im nicht ausgehärteten Zustand sind die Harze leicht am Geruch erkennbar ( Polyester riecht stärker - allerdings kannst Du da ja auch auf die Verpackung schauen 8-) ) nach dem aushärten kenne ich kein einfaches Verfahren das den Unterscheid erkennbar macht.

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Beitrag von tomtux » 15.03.2006, 10:08

@benz

ohne holzkern würde ich das nicht probieren, ausser du schaffst es einen hohlen wurfarm zu bauen. das aber vorzugsweise mit kohle und nicht mit glas.
angelruten geben für sowas ein gutes beispiel ab.

am fertigen material unterscheide ich meistens nach oberflächenfestigkeit, polyester wird (nach ein paar monaten!) glashart, epoxy schleift sich irgendwie immer ein bischen wie gummi.

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york
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r&g

Beitrag von york » 15.03.2006, 11:37

um alle hier angesprochenen Fragen zu beantworten, empfehle ich euch die Downloads auf der >> R&G << - Homepage.

Ich habe das Werk als gedruckte Version zu Hause.

z.B. für diesen Anwendungsbereich kann empfehle ich:

--> R&G Handbuch Edition 8
--> Faserverbundwerkstoffe - Einführung
--> Gestalten von Werkstücken aus Faserverbundstoffen + Verklebungen

R&G hat sicher die teuersten, aber auch mit Abstand die besten Harze. Ich arbeite schon seit Jahren im Modellbau damit.
>>>>=========================================================>
Man sollte sich lieber durch Schweigen zum Idioten machen, als durch einige Worte alle Zweifel auszuräumen.

horsebow
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RE: Rohseide

Beitrag von horsebow » 15.03.2006, 21:34

Original geschrieben von Taran

In welcher Form meinst du das?
Gibts die farbig?
Wäre ja sicher stimmig...

Übrigens: Thanks für den Link zum Gervase Markham!


Rohseide ist sehr reißfest (man sollte mal einen Sehnenwickelversuch damit unternehmen), aber afaik immer rohweiß. Erhältlich zum Beispiel hier:
Friedrich Traub
oder einfach mal im nächsten Wollgeschäft nachfragen...

Gruß, horsebow

P.S.: Gervase Markham, ja das war schon ein alter Gauner ... und übrigens nicht mit unserem Gervase verwandt! :D :D :D :D
I shot an arrow in the air,
it fell to earth, I knew not where;
for so swiftly it flew, the sight
could not follow it in its flight.
Longfellow, Oct. 16, 1845

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