lange Reiterbögen

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Tygradon
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lange Reiterbögen

Beitrag von Tygradon » 03.06.2009, 22:02

Moin moin aus dem hohen Norden.


Ich bin nun schon seit anderthalb Jahren im JBC Hasselfelde und habe dort angefangen mit einem Recurve zu schiessen, aber mir ist schnell bewusst geworden, daß es nicht so das wahre für mich ist und habe nun schon seit knapp einem Jahr einen tartarischen Reiterbogen mit 45 Pfund. Was ich nur schade finde, ist, daß er mir persöhnlich ein wenig zu klein ist.

Und da wollte ich mal fragen, ob hier jemand weiß, wo man ziemlich lange Reiterbögen kaufen kann.

Mein Wunsch wäre es. einen Reiterbogen mit 70-75" zu haben und um die 60 Pfund.

Weiß jemand, wo ich sowas herbekomme?


Mfg Tygradon

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Snake-Jo
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Re: lange Reiterbögen

Beitrag von Snake-Jo » 04.06.2009, 08:46

Da bin ich Purist:
Reiterbogen: kurzer Bogen, langer, weicher Auszug bis mindestens 32", wird vom Pferd geschossen und daher auch entsprechend geringes Zuggewicht
Langbogen: mind. körperlang, Auszug entsprechend bis Kinnanker (in der Regel)

Natürlich kann man den Reiterbogen auch vom Boden aus schießen, aber dafür ist er nicht gedacht. Genauso ist de englische Langbogen nicht für das Schießen vom Pferd gebaut.

sundance
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Re: lange Reiterbögen

Beitrag von sundance » 04.06.2009, 10:42

Dann erst mal ein herzliches willkommen hier im Forum aus dem tiefen Süden.
Auch wenn ich nicht so puristisch bin, wie Snake-Jo, und durchaus Reiterbögen schieße, ohne Besitzer eines dazugehörigen Pferdes zu sein, im großen und ganzen hat er wohl recht. In der Länge gibt es nur japanische Jumis, sind ja schließlich auch Reiterbögen.
Ein paar etwas längere Reiterbögen sind der Grózer Chinesenbogen mit 65", wird aber nur noch als Biokomposit und bis 50# Zuggewicht gebaut, und die ungarischen Bögen mit etwa 62" Länge.
Die meisten heutigen RB's sind mehr oder weniger Nachbauten historischer Horn-Sehnen Bögen, was auch die Länge erklärt. Es ist ziemlich schwierig, zum Bogenbau geeignete Hörner in solchen Längen zu bekommen - und es ist vor allem auch nicht nötig. Und halbmeter lange Holzscheite an die Enden zu kleben, nur um einen längeren Bogen zu bekommen, macht auch keinen Sinn.
Deshalb ist die "traurige" Wahrheit, wie Snake-Jo schon sagte:
Langbogen = lang
Reiterbogen = kurz
Wer "O..." sagt, muss auch "...sage" sagen

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Snake-Jo
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Re: lange Reiterbögen

Beitrag von Snake-Jo » 04.06.2009, 11:28

Ach, da fällt es mir wieder ein: Die Mandschu-Bogen sind so lang, ca. 180 cm und haben auch ein sehr hohes Zuggewicht (z.B. bis 90 lb). Sie werden auf der Jagd vom Boden aus geschossen und ich kann mal Unterlagen zusammensuchen. In der letzten TB war eine Kurzvorstellung des Bogens.

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Re: lange Reiterbögen

Beitrag von Howard Hughes18 » 04.06.2009, 12:14

Snake-Jo hat geschrieben:Da bin ich Purist:
Reiterbogen: kurzer Bogen, langer, weicher Auszug bis mindestens 32", wird vom Pferd geschossen und daher auch entsprechend geringes Zuggewicht
Langbogen: mind. körperlang, Auszug entsprechend bis Kinnanker (in der Regel)

Natürlich kann man den Reiterbogen auch vom Boden aus schießen, aber dafür ist er nicht gedacht. Genauso ist de englische Langbogen nicht für das Schießen vom Pferd gebaut.


Der Reflexbogen wurde zwar ursprünglich nicht für den Infanteriekampf gedacht, aber spätestens die Oströmer setzten ihn auch bei den Infanteriebognern ein.


@Tygradon: Für dich wären die Pseudo-Reiterbögen von Kassai was. Besonders der Medved (Bär), oder einige Bögen von hier:
http://tarvei.extra.hu/
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Re: lange Reiterbögen

Beitrag von Tygradon » 04.06.2009, 21:37

Snake-Jo hat geschrieben:Ach, da fällt es mir wieder ein: Die Mandschu-Bogen sind so lang, ca. 180 cm und haben auch ein sehr hohes Zuggewicht (z.B. bis 90 lb). Sie werden auf der Jagd vom Boden aus geschossen und ich kann mal Unterlagen zusammensuchen. In der letzten TB war eine Kurzvorstellung des Bogens.



Ja, vielen dank für die Infos @ Snake-Jo, würd mich freuen, noch ein paar infos zu erhalten.

Um meine Sicht noch einmal ein klein wenig zu erläutern:

Ich habe weder Pferd noch bin ich gewillt mich auf son Ding zu setzen. Zumindest jetzt noch nicht.
Ich selbst bin nich der kleinste und da wollte ich gern mal einen vernünftig grossen RB in die Hände bekommen.
Vielleicht werde ich mich in Zukundft mal auf son rutschiges Vieh setzen um es mal zu testen,
dann habe ich ja immernoch meinen Tartaren  ;) ;)

An allen anderen natürlich auch vielen Dank. :D

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Re: lange Reiterbögen

Beitrag von Snake-Jo » 05.06.2009, 14:53

@Tygradon:
Some Manchu bows can reach up to nearly 190 cm when strung, but the majority is around 160-170 cm from ear to ear in strung condition. (!!!!)

Hier ist der Link:
http://www.manchuarchery.org

Ansonsten: Die traditionell hergestellten Reiterbogen aus Holz, Horn und Sehnenmaterial ziehen sich weicher und weiter als jeder Glasfaserbogen.
Aber sie sind teuer!

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Re: lange Reiterbögen

Beitrag von Howard Hughes18 » 05.06.2009, 15:53

@Tygradon:

Vielleicht wären ja die Bögen von www.marook-armouries.de was für dich. Sie sind zwar recht teuer, aber authentisch und gar nicht mal klein.

Hier zB ein mongole (djingide)

http://www.marook-armouries.de/Mongolis ... rbogen.htm
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Dilara

Re: lange Reiterbögen

Beitrag von Dilara » 05.06.2009, 16:42

Die haben ja tolle Bögen....  ;D

Taubert
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Re: lange Reiterbögen

Beitrag von Taubert » 05.06.2009, 20:27

@ Tygradon
bezüglich Deiner Anfrage verstehe ich noch nicht ganz Dein Motiv. Auf dem Userbild sehe ich Linksanlage des Pfeils und vermutlich mediterranenen Ablaß. Von daher wird Deine Auszugslänge nicht übermässig groß sein.
Wenn der Bogen eine entsprechene Auszugslänge bis 33 Zoll hergibt, dann gibt es eigentlich keinen Grund für einen längeren Bogen. Der einzige Nachteil der kurzen Bögen ist der eher spitze Sehnenwinkel im Vollauszug,  bei dem die mediterranen Finger mehr gequetscht werden. Dies wäre für mich noch der einzige nachvollziehbare Grund für einen langen Reiterbogen, der jedoch dann mit tendenziell weniger Wurfleistung aufgrund der schwereren Wurfarme erkauft wird.
Warum also eigentlich Dein Wunsch bzw. Deine Anfrage? 

Gruß  Götz

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Re: lange Reiterbögen

Beitrag von Tygradon » 05.06.2009, 21:35

@Taubert

In erster Linie ist es bei mir ein optischer Aspekt. Reiterbögen sind ja schon echt schön
und gut zu schiessen und kein "Allerweltsbogen".  Auf Turnieren findet man nur selten
einen, so meine Erfahrungen.

Der Bogen, mit dem ich zu sehen bin ist ein Bogen,ist nicht meiner, es ist ein Leihbogen
vom Spectaculum in Hamburg.

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Re: lange Reiterbögen

Beitrag von Howard Hughes18 » 05.06.2009, 21:43

Tygradon hat geschrieben:@Taubert

In erster Linie ist es bei mir ein optischer Aspekt. Reiterbögen sind ja schon echt schön
und gut zu schiessen und kein "Allerweltsbogen".  Auf Turnieren findet man nur selten
einen, so meine Erfahrungen.

Der Bogen, mit dem ich zu sehen bin ist ein Bogen,ist nicht meiner, es ist ein Leihbogen
vom Spectaculum in Hamburg.


Jedem das seine....

Meine Philosphie ist ja "Reiterbögen sind nicht nur Bögen, sondern eine Weltanschauung!" ;D
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irbis26
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Re: lange Reiterbögen

Beitrag von irbis26 » 06.06.2009, 10:19

Moin.

Tygradon, ich klink´ mich hier mal ein.
Falls Du nicht wissen solltest, wer hinter meinem nick steht, ich bin Marcus, marook armouries ist meine Firma.
Es ist interessant, Deinen Wunsch zu lesen, ich hatte nämlich gerade genau so einen Fall wie Deinen.
Dieser Kunde hatte auch einen besonders langen Reiterbogen angefragt weil er selbst an die 2 meter groß ist und was entsprechendes haben wollte.
Auch die Auszugslängen der am Markt verfügbaren Bögen waren ihm zu klein.
Ich hatte am Anfang etwas Bauchschmerzen bei dieser Sonderanfertigung, genau aus einigen der Gründe, die hier im Thread schon genannt worden sind: wird ein Bogen zu lang steigt das Gewicht der Wurfarme derart an, daß die Wurfleistung darunter leidet.
Ich habe mir folgendermaßen beholfen:
Ich habe nicht den mandschurischen Jagdbogen gewählt, sondern einen sassanidischen Bogentyp des 6. Jahrhunderts, weil hier, im Gegensatz zum Mandschuren, der Griff zurückgesetzt ist, wodurch sich schon von vornherein eine höhere Vorspannung ergibt.
Zum anderen habe ich das Längenverhältniss von Siyahs zu Wurfarmen auf 1:1 gesetzt, und die Siyahs selbst so dünn wie möglich gehalten, ohne deren Stabilität zu gefährden. Der Siyahaufbau ist, wie es sich gehört, ein Sandwich mit Holzkern und Belag aus langen, durchgehenden Knochenplatten.
Mit diesen sehr langen Siyahs, die übrigens für die Zeit zwischen dem 5. bis 8. Jahrhundert typisch sind, erreichst Du genau diese Vorgabe: ein langer Bogen, ausreichend geringes Gewicht um die Wurfleistung nicht zu beeinträchtigen und durch die langen Hebelarme ein butterweicher Auszug und guten Wirkungsgrad.
Das Ergebniss dieses Auftrages war ein Kategorie II Bogen, also traditioneller Holzkern, Glaslage auf der Zugseite unter einem Bezug mit Störleder und Hornbelag aus Highlandrind-Hörnern auf der Druckseite mit 188cm Sehnenlänge und 41 Zoll AUszugslänge.
Wie ich den Bogen eingeschossen habe war ich selber sehr überrascht über die ausgezeichnete Wurfleistung.
Also, wenn das für dich interessant ist, dann setz dich doch mal per IM oder e-Mail mit mir in Verbindung, dann können wir sehen, was Du genau für Vorstellungen hast, was Du ausgeben willst und Dir dann einen Bogen für Dich zurechtschneidern.

Liebe Grüße,
Marcus
marook-armouries

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