Koreanischer Komposit

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Koreanischer Komposit

Beitrag von acker » 02.10.2012, 20:09

Hallo,

Bei meiner Nachfrage zu den Maßen eines koreanischen Komposits hat sich Penumbra helfend angeboten . Danke schon mal dafür :)
Neben den beiden Osmanen ist das nun die dritte Baustelle , wollen wir hoffen das wenigstens einer von dehnen etwas wird und einen Pfeil anständig beschleunigt.
Ziel wäre bei mir ein Bogen von 50# bei 28" , wenn der dann bei um 60 bei 30 " oder mehr liegt ist das auch ok.
Schauen wa mal .
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Penumbra » 04.10.2012, 10:36

Ok los gehts, als Grundlage kann ich dir meinen im Bau befindlichen Koreaner anbieten. Ziel bei diesem Bogen sind 55-60 lbs bei 32" Auszug, die Gesamtlänge ist 135cm über alle Rundungen. Je nach deiner Auszugslänge und Zuggewicht können wir das dann umrechnen.

Als Basis für den Rahmen dient mit Bambus mit 3cm Breite und 92cm Länge, der gekocht und gehebelt in einen runden Kreis geformt wurde. Dann an den Enden zusammmen gebunden 2 Wochen trocknen lassen. Parallel die Siyahs in 35cm Länge und 1,5cm Dicke herstellen. Die Rohlinge aber mindestens 45-50 cm lang verarbeiten, die lassen sich so besser nach dem Kochen und Hebeln im 90 Grad Winkel verarbeiten ( ich nehme dafür Honigrobinie)
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von acker » 04.10.2012, 13:09

:) Ja dann kann ich ja meine Werkstatt unsicher machen und auf Materialsuche gehen.
Bambus und Robinie habe ich , wollen nur die richtigen Stücke gefunden werden.

Frage zum Bambus :
Welche Seite wohin ?

Ich kann bei Dir keine Nodien erkennen ? Alle Plangeschliffen ?
Der scheint auch keine Wölbung zu haben ???
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Penumbra » 04.10.2012, 14:08

Die Außenseite nach innen (Bauch) und die Wölbung ergibt ja der Durchmesser vom Rohr. Durch das hebeln wird das bambus ja relativ gerade und das einbiegen im Kreis hilft auch dabei, mann kann auch die Innenseite mit einem messer etwas einritzen vorm Kochen. Ich habe 3 Nodien drin, wichtig ist die Aufteilung. Eine ist in Griffmitte und die anderen schon Richtung Spleiss für die Siyahs. Den Bereich wo später die Hauptbiegung in den Wa´s auftritt "Nodienfrei lassen. Auf der Innenseite (Rücken) vom Bambus hast du ja nicht die Erhöhungen der Nodien, im Baubereich wird es dann plan angepasst, aber soweit bist du ja noch nicht. Als Erstes den Bambus schön parallel in der Dicke im Bereich 8mm und 1m Länge herstellen, kochen und einen runden Kreis bilden, die Enden mit ner Schnur verbinden und trocknen lassen.

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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von benzi » 04.10.2012, 14:24

find ich super dass Penumbra sein Wissen hier teilt!!
ich freu mich auf den weiteren thread!

Grüße benzi
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von acker » 04.10.2012, 16:22

Ja benzi das ist nicht selbstverständlich und ich freue mich ebenfalls drüber :)

Ok, Ich habe 2 Bambuslatten (Moso) angefertigt wobei die eine in Reserve bleibt.
92cm lang , 3,1mm breit und 7,5mm dick.
Die Nodien an den Enden sollten im Spleißbereich liegen .
Ich habe zwar ein paar Robinienstücke gefunden aber um etwas gescheites haben zu wollen hätte ich einen stave opfern müssen :'( ...das ging nicht übers Herz :-\
Also habe ich für die Syhas Ulme genommen .

Zwecks biegen der Syhas bräuchte ich noch ein paar Maße ;)

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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Penumbra » 04.10.2012, 17:35

Anhand des Bildes selbstklärend. Wichtig nach beiden Seiten am Anfang 10cm zugeben, damit du besser hebeln kannst. Beim Formen (zusammenbinden) mindestens 50 Grad, nach dem Abkühlen beide auf 45 Grad zurück biegen und trocknen lassen. Den Spleiss in die siyahs vorschneiden, durch den taper erreicht man die gleiche Vorbiegung wie das Bambus, damit die Spleisse in der Höhe passen ;) (entfällt wenn du dir ne Holzform zum biegen baust). Der Hebel sollte mindestens 14cm lang sein nach dem Winkelübergang!
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von acker » 07.10.2012, 11:01

Die Ulmenstreifen haben sich sehr unkooperativ gezeigt bei dem Versuch sie zu biegen :P
Da muß ich neue anfertigen , mal sehen was das Lager so hergibt. Kirsche wäre eine Option wert.
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Arry » 07.10.2012, 11:06

Ui. Magst erzählen, woran das wohl lag? Ulmenholz generell? Oder war dieses spezielle Holz kammergetrocknet?
Wenn ich groß bin, will ich ne richtige Werkstatt.

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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von kra » 07.10.2012, 11:16

Bei meinen Versuchen hatt sich Kirsche als extrem unkooperativ gezeigt.
4mm dicke Streifen, 20 min gekocht --> 1 von 8 hat das Biegen überstanden...

Allerdings Brettware aus dem Holzhandel. Alle Brüche waren extrem kurzfaserig
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von acker » 07.10.2012, 11:34

Arry ich glaube die ist für diese Zwecke evtl überlagert . Die dürfte schon um 35 Jahre alt sein die Bohle.

Axel, notfalls nehm ich eben Osage , da weiß ich das das klappt . ;)
Kirsche lies sich bei mir immer ohne Probleme dämpfen . Diese hatte ich dann aber selbst geschlagen .
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Penumbra » 07.10.2012, 14:44

Bei diesen radikalen Biegungen sind nur wenige Hölzer geeignet, am besten die Maulbeerbaumgewächse und Osage ist immer eine gute Wahl. Bergahorn eventuell auch zähe Esche gehen gut, Holz mit langen Fasern die den Reflex auch halten ist notwendig. Ulme lässt sich zwar gut formen, nur fehlt hier die Steifigkeit und tendiert zum gummiartigen Zustand.

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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von acker » 07.10.2012, 15:28

Ich werde morgen mal ein paar Testlatten schneiden. Ist ja alles da , nur der Geiz muß überwunden werden ;)
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von acker » 07.10.2012, 17:11

Ha, die Bambusstreifen bekommt man in der Tat recht plan :)
Ein Video, noch mal danke ;) und dann 2 Test in der Werkstatt mit der Klauschen Roströhre verliefen beim 2ten Versuch erfolgreich :)

Ich habe mir da nun die Tage mal Gedanken drüber gemacht, warum früher die Bambus - Aussenseite als Bauch genommen wurde .
Ich für meinen Teil kann da den Grund grade nicht finden ?
Die meisten Kraftfasern liegen dicht unter der Wachsschicht des Bambusses , nach innen hin werden sie rapide weniger.
Je dichter die Kraftfasern je Leistungsfähiger der Bambus. Vornehmlich auf Zugbelastung aber auch auf Druck.
Wenn ich mir im Geiste den neutralen Bereich vorstelle, so müsste der Bambus eigentlich mehr auf Zug belastet werden als auf Druck.
Da die Asiaten es aber erfolgreich seid Jahrhunderten so machen muß es auch einen Sinn haben , nur welchen ?
Was übersehe ich ?
Oder kommt das aus der Zeit als man die Bogen evtl mit recht hohen Zuggewichten gebaut hatte und deswegen...
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Re: Koreanischer Komposit

Beitrag von Feanor1307 » 07.10.2012, 19:48

Hmmmm die Koreaner benutzen per se dickeren Bambus mit ca. 1 cm. Ich denke der erste halbe cm "Kraftfasern" kann da schon genutzt werden. Weiterhin kann man aufgrund der von Dir genannten Faserverteilung (außen fest, innen weich) im Holz nach dem Spalten des Bambus beobachten wie er einen natürlichen Reflex nach innen ausbildet. Das entspricht damit der natürlichen Biegungsrichtung des Bambus. Jedes Biegen dagegen erfordert mehr Kraft und solange der Bambus nicht bricht kann in diese Richtung mehr Energie pro Gewicht gespeichert werden. Außerdem erscheint es auch vernünftig den Reflex in der Richtung zu verstärken in der er schon vorliegt. Alles andere ist eher wie "weichklopfen". Im besten Fall verliert der Bambus jegliche Eigenspannung und ist nurmehr ein butterweicher Träger ohne Seele. Im hässlichsten Fall behält er seine Eigenspannung und drückt gegen den Reflex der durch Horn und Sehne induziert wird. Das bringt ggf. Instabilität und innere Spannungen.
Weiterhin ist die Außenseite gerundet was es ermöglicht mit hohlen Hörnern zu arbeiten was auch bei der Länge der Hornstreifen beim Koreaner (50cm+) nötig erscheint.
Eigentlich erscheint es unter fast allen Gesichtspunkten sinnvoller mit der klassischen Ausrichtung zu arbeiten, es sei denn man hat nicht den richtigen Bambus :S

viele Grüße

Kevin
Niemand versucht es herauszuholen, wenn er einmal weiß was in Ihm steckt!

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