Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Chirion
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Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Chirion » 11.12.2012, 09:43

chirionlogokl.JPG
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chirionlogokl.JPG (8.77 KiB) 5792 mal betrachtet

Hallo Zusammen dieser Thread dient dazu die Erfahrungen, Freuden, Frustrationen, zu sammeln, die beim Bau des ersten Komposits auftreten. Jeder ist herzlich eingeladen hier den Bau seines ersten Komposits zu dokumentieren oder Fragen dazu zu stellen und natürlich hoffen wir auf die Unterstützung und den Rat derer, die auf dem Gebiet schon mehr Erfahrung haben.



So dann will ich auch mal, ist zwar etwas eigenartig für mich unter der Rubrik "Bogenreiten Ausrüstung" zu schreiben, aber hier ist der Kompositbogenbau ja nun mal angesiedelt.

Ich muss nämlich zugeben, dass ich mit Kräuterbutter auf dem Pferderücken wesentlich mehr anfangen kann als mit einem Sattel.

Ich hab ja schon begonnen mich mit Horn zu beschäftigen und mich ein wenig mit dem Material vertraut gemacht, bevor ich nun meine Hornstreifen aus meinem Experiment mit Wasserbüffelhornseitenteilen verklebe, habe ich mich entschlossen mal schnell einen ersten Rahmen für einen Osmanen zu bauen um besser abschätzen zu können wie die Hornstreifen am besten geformt sein sollten.

Zuerst hab ich 2 Streifen 52,5cm lang und 35mm breit aus einem verschnittenen Stück Ahornbacking mit durchgehend freigelegtem Jahresring geschnitten. die Dicke der Streifen beträgt ca 6mm.
Dann hab ich ein Griffstück aus Hainbuche geschnitten.
Ein Stück Ahorn aus dem Brennholzstapel mit einem breiten Wurzelansatz hat angesichts der geöffneten Ofentür wehement seine Bereitschaft erklährt als Siyas dienen zu wollen und diesem Wunsch wurde umgehend entsprochen.

osgriff.jpg
hier eine kleine Zeichnung des Griffstücks


Nun gleich meine erste Frage ich habe mit überlegt das Griffstück rückenseitig nicht ganz gerade zu lassen sondern die Wurfarme um 5 Grad reflex anzustellen, wie in der Zeichnung angedeutet, ist das noch mit der osmanischen Bauweise vereinbar?
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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Sateless » 11.12.2012, 11:32

Chirion hat geschrieben:Nun gleich meine erste Frage ich habe mit überlegt das Griffstück rückenseitig nicht ganz gerade zu lassen sondern die Wurfarme um 5 Grad reflex anzustellen, wie in der Zeichnung angedeutet, ist das noch mit der osmanischen Bauweise vereinbar?


Nö, aber mit ner phantastischen oder tartarischen Bauweise.
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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Arry » 11.12.2012, 14:14

Erstmal willkommen in der Reiterbogen-Ecke!

Simon, doch, es gab auch schon osmanische Bögen mit einem Reflex im Griff. Aber, wenn ich mich an die Stelle im Karpowicz richtig erinnere, waren das eher schwächere Bögen für Frauen und Jugendliche.

Chirion, wenn Du einen einfach gestrickten Kompost ausprobieren möchtest, der so einen reflexen Griff hat und überhaupt wenig rumzickt, würde ich einen Moshcheveya Balka-Bogen empfehlen (Dank an Feanor für diesen Link):
http://www.freebirdarchery.com/images/MB%20Plans%20v2.pdf

Grüße
Jarek
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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Sateless » 11.12.2012, 14:18

Stimmt auch wieder ...
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Snake-Jo » 11.12.2012, 14:28

Arry hat geschrieben:Chirion, wenn Du einen einfach gestrickten Kompost ausprobieren möchtest, der so einen reflexen Griff hat und überhaupt wenig rumzickt, würde ich einen Moshcheveya Balka-Bogen empfehlen (Dank an Feanor für diesen Link):
http://www.freebirdarchery.com/images/MB%20Plans%20v2.pdf

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Mmmh, ja, und wo sich beim Spannen der Griff abschert? Ich habe es nie verstanden, warum so ein dickes, knubbeliges Griffstück auf den Bogenrücken geklebt wird. ???

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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Genni » 11.12.2012, 14:36

@Jo,

bei den Türkisch/Osmanischen Bögen würde ich es vllt dadurch erklären, dass erst dadurch die entsprechende Technik möglich ist.
Außerdem wird dadurch der Bogen ETWAS ruhiger und stabiler, da soweit ich weiß in allen Fällen bei denen der Griff auf dem Bauch angesiedelt ist, auch ein mehr oder minder starker Reflex im Griff vorhanden ist, was die eh schon kurzen Bögen zum einen noch ein bissl nervöser macht, und zum anderen, sie dadurch instabiler/sensibler werden, das beste Beispiel sind die (zugegebener Maßen ein extremes Beispiel vom Reflexen Griff :D) koreanischen Bögen, die durch den Reflex im Griff sehr schnell zum Umschlagen neigen. Vielleicht wollten die Osmanischen Bogenbauer genau DAS verhindern indem sie diesen auf mich schon fast etwas deflex anmutenden (ja, er ist nicht deflex, sah für auf den ersten Blick aber immer so aus ;) "Reverse Grip" in modernen Worten triffts vllt eher) Griff verbauten. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass man einen mitten in der Schlacht umschlagenden Bogen haben wollte, nur weil man im Kriegsgetümmel nicht 1000% auf ein Fluchten der Sehne etc. achten konnte, noch dass ein noch höher belasteter Flightbogen beim Schuss umschlug und brach.
So könnte jedenfalls ICH mir das vorstellen :)

Gruß, Felix
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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Chirion » 11.12.2012, 14:40

Hm war ja nur eine Idee, 5 Grad sind auch nicht gerade die Welt und würden kein echtes Setback ergeben aber ich kann beim ersten das Griffstück auch gerade lassen und beim klassischen Osmanendesign bleiben. Später sehen wir weiter
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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Snake-Jo » 11.12.2012, 14:50

@Genni: Das ist ja richtig, was du schreibst, nur liegt bei mir die Betonung AUF den Bogenrücken. Jedenfalls deute ich die Zeichnung so.
Man kann das ja auch durch einen Spleiss machen und den Griff rückseitig hervorstehen lassen, so wie es bei Micha Wolf gezeigt wurde.

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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Genni » 11.12.2012, 14:56

Mhm... stimmt jo, das meinte ich im Prinzip auch eigentlich :D
Vllt lässt sich das mit dem aufgestzten Griffstück so erklären, dass es baulich einfacher ist (SPEKULATION!) aber dadruch das das Sehnenbacking glaube ich drüber gezogen wird trotzdem stabil genug ist ???
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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Chirion » 11.12.2012, 14:59

@Snake Jo gemeint war bei meiner Zeichnung ein in den Griff gespleisster Wurfarm
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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Snake-Jo » 11.12.2012, 15:44

Sorry, jetzt seh ich das! Mein Fehler.... :'(

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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Chirion » 11.12.2012, 15:56

@Snake Jo, kein Problem ist ja auf der Zeichnung auf den ersten Blick auch nicht gut zu sehen.
Ich auch extra Hainbuche für den Griff gewählt da es schlecht spaltbar ist und so an den Grenzen des Spleiss nicht so leicht Spannugsrisse auftreten. Ich werd auch zur Sicherung des Spleiss noch eine Brücke aus 4mm Hainbuche auf dem Bauch anbringen.
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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Arry » 11.12.2012, 17:08

Snake-Jo hat geschrieben:
Arry hat geschrieben:Chirion, wenn Du einen einfach gestrickten Kompost ausprobieren möchtest, der so einen reflexen Griff hat und überhaupt wenig rumzickt, würde ich einen Moshcheveya Balka-Bogen empfehlen (Dank an Feanor für diesen Link):
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Na ja, der Griff wird ja an den Ausläufern mit Sehnen gewickelt.
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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Chirion » 11.12.2012, 20:55

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hab etwas weiter gebastelt und malö das Brennholzstück in Siyha ähnliche Form gebracht

Die Teile des Rahmens aufgelegt so wie ich mir das Design vorstelle.

rahmen1.jpg


Dazu meine Frage: Macht das so Sinn?

Hier noch ein Bild wie ich mir die Siyhas vorstelle

rahmen2.jpg


auch hier die gleiche Frage: Macht das so Sinn?
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Re: Erster Komposit, Osmane?

Beitrag von Arry » 11.12.2012, 22:12

Chirion, bei allem Respekt, da sind einige Fragen hinsichtlich Maßen und Winkeln noch offen. Du müsstest zunächst für Dich klären, was für einen Komposit Du bauen möchtest:

a) einen, bei dem die Sehne im gespannten, aber nicht ausgezogenem Zustand auf dem Rahmen aufliegt (und zwar an der Stelle, von der aus die Siyahs dann abgehen); so ist es u.a. bei Osmanen, Koreanern und Mandschu-Bögen. Erfordert ggf Sehnenbrücken, hat Vorteile beim Ausziehen, ist aber schwieriger zu stabiliseren und der Winkel der Siyahs zum biegenden Bereich muss stimmen.

b) einen, bei dem die Sehne nicht aufliegt; z.B. den M.Balka-Bogen (älterer Mongolentyp), einen Hunnenbogen oder eine Variante. Hier sind die Siyahs "nur" Hebelenden. Dein Holzrahmen sieht schon bis auf das eingespleisste Griffstück ziemlich danach aus!

Es würde sich, glaube ich, anbieten, einem historischen Baumuster zu folgen und Maße/Winkel zu übernehmen. Freestyle hat seinen Charme, bringt aber auch etliche Unwägbarkeiten.
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