Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

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nyíl
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Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von nyíl » 16.11.2018, 20:42

Hallo alle zusammen.

Nach längerer Pause mach ich mich mal wieder an den Bau eines Komposits.
Ich habe ja bereits vor ein paar Jahren schonmal den Bau eines Kompositionens mit Indo Persischer Optik vorgestellt, allerdings empfinde ich mittlerweile einige Dinge an diesem Bogen verbesserungswürdig. ::)
Die Hornsteifen habe ich diesmal nicht bis über die Siyahs laufen lassen (das spart unnötiges Gewicht) und der Bogen ist auch um einiges kürzer. Desweiteren besteht der Holzkern diesmal aus 7 Teilen.
Für den Griff, die Wurfarme und den unteren Teil der Siyahs habe ich Eschenahorn verwendet. Für die Siyahenden Apfelholz.
Die Hornstreifen wurden aus ganzen Wasserbüffelhörnern gesägt und die verwendeten Sehnen sind vom Strauß.

Anbei ein paar Bilder, um den Herstellungsprozess und den aktuellen Zustand darzustellen.

IMG_E4225.jpeg
IMG_4269.jpeg

Nachdem alle Teile des Holzkernes mit Epoxy verklebt wurden, habe ich mich daran gemacht die Form der Siyahs herauszuarbeiten.
(die Siyahenden heb ich mir auf, damit ich noch was zu tun hab, wenn die Sehne trocknet ;D )

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Fertiger Holzkern

Anschließend folgte das Anbringen der Verzahnung am Holzkern und den Hornstreifen. Diese habe ich anschließend ebenfalls mit Epoxy verklebt und mithilfe der Wickeltechnik fixiert.

IMG_E4270.jpeg
Griffspleiß und Zahnung
IMG_E4309.jpeg

Nachdem der Kleber getrocknet war, habe ich den Hornbelag geglättet und dem Bogenrücken für den Sehnenbelag aufgeraut.
Anschließend habe ich den Bogen in den Reflex gespannt und die erste Sehnenschicht aufgelegt.

IMG_E4313.jpeg
Bogen bereit für die erste Sehnenschicht
IMG_E9793.jpeg
Auflegen der Sehnenschicht

Im Moment trocknet die erste Sehnenschicht und der Bogen zieht sich weiter in den Reflex.

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Da dies mein erster Kompositionen mit solchen Biegeradien ist, erhoffe ich mir Hilfe und Tipps beim späteren Tillervorgang. :)
Beim Zuggewicht lasse ich mich überraschen. Die Dicke des Holzkerns und des Horns betragen im sich biegenden Bereich ca 8mm.
Für zusätzliche Tipps und Verbesserungsvorschläge wäre ich sehr dankbar.

Grüße Erik

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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von Elbenberger » 17.11.2018, 17:23

Hallo Erik!
Schön wieder einen Hornbogenbauer hier zu haben ,es sieht besser aus als meine Anfänge.Den Griffbereich würde ich nicht so eng verkleben so geht dir beim ausarbeiten fast der halbe Spleiss verloren,sollte mit Epoxy aber halten,den Spleissbereich zum Schluss mit Sehne wickeln dann kann da nichts schlimmes passieren. Gutes gelingen wünscht Gerd.
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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von Elbenberger » 17.11.2018, 17:25

Schau doch mal auf Facebook bei Hornbowers rein, da kann man ne' Menge lernen.
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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von Hieronymus » 17.11.2018, 18:39

Hi Erik,

das mit dem Griff hat Gerd schon gesagt. So weit sieht er nicht schlecht aus...er kommt mir nur so massig vor(kann aber täuschen) Wie sind denn die Maße von dem Bogen ? Was für ein Zuggewicht strebst du an?
Es freut mich , wenn die Kompositbauer Zuwachs bekommen ;)

Gruß Markus
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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von nyíl » 19.11.2018, 21:40

Guten Abend

Danke für die Antworten :)
...Ja die Sache mit dem Griffspleiß habe ich mir auch anders vorgestellt :D Ich hatte mir durch den Griffnahen Spleiß mehr Biegebereich in den Wurfarmen erhofft. Habe nun die zweite Sehnenschicht aufgelegt und den Griffbereich wie vorgeschlagen mit Sehne umwickelt.

Gerd, danke für den Tipp mit Facebook

Markus, um die Maße zu entnehmen habe ich bei dem 2. Bild einen Meterstab mit dazu gelegt.

Wurfarme: 39x4x0,5 cm
Griff: 23x2x3,5cm
Syhahs (fertig verklebt und über alles gemessen): 33x3,5x2,5 cm
Gesamtlänge (über alles gemessen): ca. 133 cm

Als wirklich massiv würde ich ihn jetzt nicht bezeichnen :)
Kann aber an den noch nicht ausgearbeiteten Siyahenden liegen.
Ich trau mich noch nicht Prognosen über das Zuggewicht abzugeben, da ich bis jetzt nur deutlich längere Kompostbögen gebaut habe und diese sich im Bezug zum Zuggewicht bei gleicher Stärke der Wurfarme ganz anders verhalten.
Ich hoffe allerdings auf zwischen 50- 60 lbs.

Grüße Erik

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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von nyíl » 25.11.2018, 21:27

So... heute ging es ein bisschen weiter.
Ich habe mich dazu entschlossen noch eine weitere Sehnenlage aufzubringen. Diese soll vor allem den Seitenbereich der Wurfarme an den Übergangsstellen Holz zu Horn überdecken. Allerdings werde ich wahrscheinlich erst wieder nächstes Wochenende die Zeit dazu finden. Trotzdem habe ich die Sehnenwicklungen am Griff bereits entfernt.

Heute habe ich meine Zeit den Siyahs gewidmet, welche noch etwas unförmig aussahen. Ich habe mich für Horn inlays entschieden, wobei die Sehnenkerben zusätzlich mit Leder ausgelegt wurden. (Hab ja noch genug Seitenwände rumliegen ::) )

IMG_4452.jpeg
Inlays aus Horn werden angepasst
IMG_4454.jpeg
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In Form gebrachte Siyahs
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Die Siyahenden werde ich noch etwas schmaler auslaufen lassen. Allerdings arbeite ich die endgültige Form erst ganz am Ende heraus, da so eventuell entstehende Macken ausgeglichen werden können.

Grüße Erik

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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von nyíl » 25.01.2019, 18:13

So wie soll ich anfangen... das könnte jetzt etwas länger werden ::)

Nachdem der Bogen genügend Zeit zum trocknen hatte, habe ich ihn vorsichtig geöffnet.
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Anschließend habe ich ihn mithilfe der Tepliks in Form gebracht und erst mal zwei Tage liegen gelassen.
IMG_4609.JPG
IMG_4610.JPG
Nachdem der Boge eingebogen war, wurde er auf dem Spannbrett bis auf Standhöhe getillert.
IMG_4613.JPG
IMG_4630.JPG
IMG_4636.JPG
Als nächstes habe ich die Bogensehne eingehangen und wollte ihn vom Brett nehmen um ihn weiter zu tillern. Ich war nur einen kurzen Moment nicht aufmerksam und der Bogen ist umgeschlagen. Das Horn hat es durch die Verdrehung vom Kern gerissen und es hingen große Stücke des Holzes am Horn...
Ich vermute, dass die Verdrehung durch die Wickeltechnik entstanden ist und ich sie beim Aufspannen am Brett nicht bemerkt habe weil dort der Siyah nicht umschlagen konnte.
Naja... dämlicher Fehler ::)
Ich habe anschließend noch den ganzen Wurfarm fertig getillert, um zu überprüfen ob die verwendeten Materialien was taugen.
IMG_4661.jpg
Die Klebestellen und das verwendete Material scheinen in Ordnung gewesen zu sein, was es natürlich noch ärgerlicher macht :'(
Naja beim nächsten mal werde ich den Fehler nicht mehr machen und der nächste Rahmen ist schon fertig gestellt. Diesmal mit eine Wurfarmbreite von 4,5cm um Torsion entgegen zu wirken. Der Griffbereich wurde diesmal etwas länger gestaltet und die Wurfarme etwas kürzer.
Verwendet habe ich Hickory für die Wurfarme und Kirsche für den Rest.
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IMG_4776.jpg
IMG_4777.jpg
IMG_4780.jpg
IMG_4783.jpg
Über Verbesserungsvorschläge oder dergleichen wäre ich sehr dankbar!
Ich werde wohl für das Anbringen der Hornplatten diesmal Schraubzwingen benutzen, oder hat jemand Tips wie sich diese Verdrehung vermeiden lässt?

LG Erik

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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von Snake-Jo » 26.01.2019, 09:18

@Erik: Respekt und Glückwunsch, auch wenn der Bogen umgeschlagen ist. :) :) :)
Du hast vieles richtig gemacht, der Rest ergibt sich über die Erfahrung. ;)

Zuerst mal das Wichtigste:
Deine Technik mit Tepeliks und Aufspannhilfe ist sehr gut. Aber: nach dem Einhängen der Sehne auf Standhöhe Folgendes beachten:
1. Die Wurfarme einzeln unter Zuhilfenahme von Dübeln auf dem Aufspannbrett Stück für Stück (Zwischenlöcher bohren) langsam lösen. Die meisten Sehnen dehnen sich bei einem kräftigen Bogen anfangs so stark, das die Spannhöhe nicht gehalten werden kann und der Bogen umschlägt.
2. Wenn du das bemerkst (der Bogen ist ja über die Dübel noch gesichert): kürzere und stärkere Sehne einhängen.
3. Und: Anfangs mehr Aufspannhöhe nehmen, dann passiert nichts.

Neuer Bogen: Die Breite von 4,5 cm ist auf jeden Fall günstiger. Schraubzwingen oder Wickeltechnik: egal! Hauptsache: kraftschlüssig.
Mir ist mal ein Mongolenbogen im Abschuss umgeschlagen, weil die Sehnenkerbe gerissen war. Die Hornplatten hat es zerrissen, der Rest war heile.

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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von Elbenberger » 26.01.2019, 14:32

Erik mein Mitgefühl hast du,bei mir ist auch eine Menge daneben gegangen.Der Bogen sah gut aus , mit Respekt und Glückwunsch schließe ich mich Snake Jo an, auch dafür das du gleich weiter machst. Die Wickeltechnik nicht aufgeben ,der frisch gewickelte Bogen lässt sich mit etwas Wärme leicht richten. Ich sichere die Sehne am Kassan mit einer Wicklung oder Kabelbindern bevor ich ihn vom Brett nehme. Bin gespannt auf den neuen.Gruß Gerd
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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von nyíl » 26.01.2019, 17:51

Vielen Dank euch beiden für das Mitgefühl und das Lob! :)

Der Hinweis mit den zusätzlichen Dübeln und der Sicherung der Sehne werde ich bei dem nächsten Bogen umsetzen.
Ich werde wahrscheinlich erst in ein paar Wochen dazu kommen weiter zu machen, denn jetzt beginnt leider wieder die heiße Prüfungsphase. :D
Zum Spaß habe ich das Bild nochmal gespiegelt ... wär echt ein schönes Ding geworden ;D

Bildschirmfoto 2019-01-26 um 17.40.09.jpg
Grüße Erik

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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von Snake-Jo » 26.01.2019, 18:19

@Erik: In der Tat, sehr harmonische Biegung und das gleich am Anfang. Das bekommt nicht jeder hin!

Ja, Sehne nach dem Aufspannen am Siyah fixieren, aber irgendwann muss man ja ohne arbeiten. Daher sind bei stark gekrümmten Wurfarmenden eben gute Sehnenbänkchen oder Rillen so wichtig, sofern die Sehne aufliegt. Bei nicht aufliegender Sehne (schmale Siyhas wie beim Hunnen) muss auf genügend Spannhöhe geachtet werden.

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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von Hieronymus » 27.01.2019, 09:36

Hi Erik,

echt schade! Ich weiß genau wie das ist... . Ich weiß nicht genau wie der Bruch aussieht, aber lohnt sich die Rep. nicht? Ich würde versuchen das Horn wieder aufzuleimen und am Ende und in der Mitte eine Wicklung aus Sehnen drum. Sieht dann nicht mehr ganz so gut aus , aber sollte funktionieren. Es wäre echt schade drum und der Gerd hat das schon mehrfach gemacht … mit Erfolg ;)

Ich presse das Horn erst mit Schraubzwingen fest und dann wickel ich das Seil drum herum. Nach und nach fallen dann die Zwingen weg . Nach dem wickeln prüfe ich den Bogen auf Verdrehung und richte ihn notfalls nach. Wenn er nach dem öffnen eine Verdrehung zeigt, dann musst die erst richten bevor du den Bogen auf das Spannbrett legst. Wie Snake Joe schon sagte, solltest du ein paar Bohrungen auf dem Spannbrett dazu machen und ihn nach dem Aufspannen (mit einer höheren Standhöhe als vorgesehen) langsam die Spannhilfe losen. Ich lasse ihn meist noch ein paar Minuten darin liegen, um zu gucken wie er sich verhält. Sollte er im Brett umschlagen wird er darin gehindert und man hat keinen Schaden.

Gruß Markus
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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von Elbenberger » 27.01.2019, 15:09

Mach doch mal Fotos von dem Schaden. Wie Markus schon geschrieben hat,ich konnte meinen nach dem umschlagen reanimieren.
2.jpg
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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von nyíl » 27.01.2019, 18:03

Danke Markus für die zusätzlichen Tips, werde das mit den Schraubzwingen und der Wickeltechnik das nächste mal ausprobieren. Ich habe die Hornplatten bisher nur mit einer dünnen Schnur vor dem Wickeln gesichert.

Das mit dem Reparieren könnte schwierig werden.. :D
Da große Stücke des Holzrahmens am Horn hingen, habe ich eine Reparatur für nicht möglich gehalten und aus diesem Grund den kompletten Bogen in eine Tonne mit Wasser gesteckt. Anschließend habe ich den Sehnenbelag abgezogen und "gewaschen" um die Sehnen wieder zu verwerten. Den Holzrahmen habe ich anschließend zersägt, um Den Griffteil und die Siyahs später wieder zu verbauen.

Gerd, schicker Boge! der Tiller sieht echt traumhaft aus

Grüße Erik

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Re: Bau eines Indo-persischen Kompositbogens

Beitrag von Hieronymus » 27.01.2019, 20:49

Schade... vielleicht hätte man noch was machen können, aber du warst schneller. So sei es, der nächste wird besser ;)

Gruß Markus
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