Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
sambuehler
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Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von sambuehler » 02.07.2022, 09:37

Hallo zusammen

Ich bin neu hier. Vor einiger Zeit habe ich angefangen meinen ersten osmanischen Reiterbogen zu bauen. Ich habe das Buch von Adam Karpowicz und einige Forenbeiträge gelesen. Nun habe ich es geschafft den Bogen ein erstes Mal aufzuspannen.
IMG_20220621_191655.jpg
IMG_20220621_191723.jpg
Ein paar Fragen an die Profis, wie ihr das einschätzt:
Ich habe das Gefühl der Kasan-Auge Bericht müsste noch mehr geöffnet werden. Die Sehne liegt noch zu stark am Kasanbereich an. Ist das so? Ich habe es mit Hitze versucht, bin nicht weiter gekommen.
Weiter bin ich mir nicht sicher ob der Sal-Bereich zu stark biegt? Der untere Wurfarm ist noch schwächer.
Was muss ich sonst noch beachten bei diesem Bogen?

Viele Grüsse aus der schönen Zentralschweiz

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Spanmacher
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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von Spanmacher » 02.07.2022, 14:39

Ich entbiete Dir zunächst ein herzliches Willkommen.

Fachliche Beiträge werden nicht lange auf sich warten lassen. :)
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von schnabelkanne » 02.07.2022, 18:53

Servus und ebenfalls herzlich willkommen, zeig auch ein Bild vom abgespannten Bogen und noch ein paar Daten zum verbauten Material, wieviel Sehnen und welches Horn.
Lg Thomas
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Hieronymus
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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von Hieronymus » 02.07.2022, 20:29

Herzlich willkommen hier im Forum ;)

Sieht soweit gut aus...der Kasan ist bei dir sehr stark gebogen,sodass es auch sein kann ,dass die Standhöhe zu niedrig ist. wie viel cm Standhöhe hat er jetzt? Die Sehne sollte jedenfalls nicht auf dem Kasan aufliegen. Egal was du jetzt tust, du solltest vorsichtig sein, denn am Kasansauge platzt gerne das Horn ab. So habe ich schon ein paar Bogen verloren. Die Hornqalität ist nicht mehr so wie früher.Wo hast du das Horn gekauft? Wieviel Zuggewicht bei welchem Auszug strebst du an. Wie ist der Dickenverlauf und die Breite deiner Wurfarme. Wie dick ist er am Kasanauge und wie ist das Sehne Holz Horn Verhältnis?

LG Markus
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sambuehler
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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von sambuehler » 04.07.2022, 18:02

Hallo zusammen

Danke für euer Interesse und die Rückmeldungen.

Ich habe mich an den Massen Seite 50 von Adam Karpowicz beschriebenem typischen Osmanenbogen orientiert (siehe Bild unten). Das bezüglich Dicken- und Breitenerlauf. Mein Bogen ist von ntn mit 128 cm etwas länger ausgefallen.

Nachfolgend nun ein paar weitere Angaben:

- Horn: Wasserbüffelhor: dicke ca. 3 mm leicht abnehmend. Ich habe keine sauberen Rillen hingekriegt und darum nicht mit Hautleim geklebt. Ich habe mit Uhu Endfest 300 geklebt.
- Kern: Ahornholz: dicke 3-4 mm im Sal abnehmend.
- Sehnen: Straussensehnen 100 g mit 100 g Hautleim. Die sehen habe ich nicht kardiert und darum waren die Ende immer noch dick und die Übergänge nicht sehr schön. Darum waren die Dickenverläufe nicht mehr wie im Buch von Adam Karpowicz. Dann habe ich ein wenig abgeraspelt. Nach dem Aufspannen sind die obersten Sehnen im Sal gerissen. Also nochmals ein Schicht Sehne drauf und jetzt gibt es keine Risse mehr beim Aufspannen. Tja Anfängerfehler...
- Ziel Zugewicht: ca. 50-60 lbs bei 31"
- Das Horn habe ich bei Horst Perk - die Bogenbautradition - bezogen.
- Die Standhöhe bei aufgespanntem Bogen ist aktuell bei ca. 18 cm. Im Bild mit dem Tillerbrett kann man es erkennen. Die Linien haben einen 5 cm Abstand.
- Bezüglich Horn Holz Sehneverhältnis im Kasanauge kann ich keine genauen Angaben mehr machen, da ich keine lückenlosen Aufzeichnungen habe. Das Kasanauge ist 15 mm dick, ca. 4-5 mm Sehen, Horn ca. 3 mm habe noch abgeschabt, vielleicht auch nur noch 2 mm, der Rest Holz ca. 7 mm. Breite von 26 auf 23 mm abnehmend.
Bogen unbespannt.jpg
Angaben.jpg
Bin mal gespannt über eure Beurteilung...

Viel Grüsse Sämi

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Hieronymus
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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von Hieronymus » 04.07.2022, 20:03

Also 18cm Standhöhe ist zu wenig, für einen Osmanen. Karpowicz schlägt eine Standhöhe zwischen 20-25 cm vor. Also ich würde auf 20-21cm Standhöhe gehen, dann sollte die Sehne nicht mehr aufliegen. Von den 31'' Auszug solltest du bei dieser Kürze des Bogens Abstand nehmen, da die kurzen Osmanen mit 28'' geschossen wurden. Es kann sein das du den Auszugs erreichen kannst, aber es belastet das Kasanauge sehr und das Horn kann dir auf Dauer dort abplatzen... Spreche aus eigener Erfahrung nach ca
1500 Schuss hat sich das Horn verabschiedet. Ich denke bei dem Dickenverlauf und dem Auszug wird das Zuggewicht höher ausfallen. Wo liegt den aktuell das Zuggewicht auf etwas mehr wie Standhöhe? Der Bogen könnte auch bei 31'' bereits in Stacking gehen, wie gesagt die Osmanen waren für 28-29'' ausgelegt...

LG Markus
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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von Sateless » 05.07.2022, 08:31

Ich find der Bogen hat ab Salmitte bis Kasan zu viel reflexe Biegung oder er ist dort zu steif. Die Standhöhe kann dann unter Umständen auch noch etwas hoch.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von sambuehler » 05.07.2022, 21:46

Ich bin nun auf 21 cm (8.2") Standhöhe gegangen. Jetzt liegt die Sehne nur noch wenig an den dem Kasan an. Das Zuggewicht ist bei 12" Auszug 22 lbs. Der linke Wurfarm ist aber um einiges schwächer als der rechte Wurfarm (siehe Bezeichnung Aufspannbrett). Auch ist der linke Wurfarm noch stark verdreht, der Recht ist weniger.
Bogen Standhöhe 21(6).jpg
Bogen Standhöhe 21(5).jpg
In den nachfolgenden zwei Bildern die Verdrehung des linken Wurfarmes. Ich weiss gar nicht wo die Verdrehung ist... Ich glaube im Sal? Wie kann ich das am besten korrigieren. Ich habe immer in den Schraubstock eingespannt, erwärmt und gegengedreht. Bis jetzt ohne Erfolg....
Bogen Standhöhe 21(8).jpg
Bogen Standhöhe 21(7).jpg
Auch rechts ist leicht verdreht.
Bogen Standhöhe 21(1).jpg
LG Sämi

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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von sambuehler » 11.07.2022, 14:16

Wo muss hier noch Horn abgetragen werden? Oder eher durch erwärmen und Druckausübung?
Tiller Osmane.png

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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von sambuehler » 11.07.2022, 14:18

Noch zwei weitere Fotos...
Tiller Osmane2.png
Tiller Osmane3.png

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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von Snake-Jo » 12.07.2022, 08:22

@sambuehler: Erst einmal Glückwunsch: Soweit geschafft, großes Kino! :)

Deine Fragen und die schon gezeigten Kenntnisse belegen: Du bist auf dem richtigen Weg.

Verdrehung: Ist bei so einem schmalen Bogen häufig der Fall und wie du selbst schreibst, nur leicht verdreht. Bevor du nun Horn wegschabst, erst einmal weiter mit Hitze versuchen. Dabei stark in die Gegenrichtung drehen und fixieren.
Nach dem Fixieren nochmals Hitze drauf, aber immer schön schwenken und moderat mit der Wärme arbeiten. Lange abkühlen lassen (mind. halben Tag). Falls das nichts nützt, würde ich noch eine Sehnenlage punktuell an der schwachen Seite anbringen. Der Bogen kippt immer zur schwachen Seite.

Was den Tiller angeht: Bitte Hieronymus! Ich selber habe andere Komposit-Typen gebaut und bin da raus. ::)

P.S. Auch einen Composit nicht im Auszug fixieren. Tillerwand mit Seilzug und Umlenkrolle!

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Hieronymus
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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von Hieronymus » 12.07.2022, 09:09

Zuerst,wenn du Bilder machst, bitte den Tillerstock im rechten Winkel zu den Fliesenfugen legen, da es sonst irritiert oder Leg ihn auf einen neutralen Hintergrund.
2. Bitte den Bogen nie schräg von unten Fotografieren, da es si schwierig wird den Bogen zu bewerten .

Wie Snake Jo schreibt verdrehen sich schmale Bogen sehr leicht. Es ist immer besser den Bogen etwas breiter zu halten, besonders bei Scheiben und Kriegsbögen. Die Verdrehung würde ich auch mit Hitze korrigieren habe Geduld dabei, so Osmanen sollte erst Mal "erzogen"werden, besonders mit viel reflex. Wenn er Stabil und gerade ist , sollte er Mal ein Nacht über aufgespannt bleiben. Am Besten gegen Umschlagen gesichert.

Zum tiller :

Oben in Griff Nähe biegt er gleichmäßig, was ich so erkennen kann. Mir ist so, als ob das linke Kasanauge noch zu viel Biegung hat(zu wenig geöffnet). Mein Tipp,bevor du irgend was machst, zeichne den auf gespannten Bogen auf einen Karton, dreh den Bogen um und schon siehst du genau, wo er anders biegt. Wenn es das Kasan Auge ist, so habe Gefühl an dieser Stelle,dann kannst du ihn durch leichtes erwärmen im aufgespannten Zustand etwas kommen lassen, aber Vorsicht nicht zu stark erwärmen, sodass das Horn zu weich wird, sonst kommt er zu stark und der Kleber zwischen Horn und Kern könnte Schaden nehmen. Du kannst ihn auch abgespannt an dieser Stelle erwärmen und von Hand vorsichtig über das Knie einbiegen. Nachteil du kannst Verdrehungen nicht so gut erkennen.

Gruß Markus
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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von sambuehler » 12.07.2022, 22:10

Danke für eure tollen Tipps und eure Einschätzungen. Ich wollte heute Abend voll motiviert starten mit den ersten Korrekturen, leider kam es nicht dazu... Beim Aufspannen und nochmaligen kontrollieren des Kasan-Auges hat es einen Knall gegeben. Das Horn ist am Kasan/Kasan-Auge/Sal abgeplatzt. Auf der Seite wo sich das Kasan/Auge mehr öffnete. Ja Markus du hattest recht bezüglich heikelster Stelle und der Reflex ist halt schon sehr ausgeprägt bei meinem Bogen... Schade - Das ist sehr ärgerlich....
IMG_20220712_172153.jpg
IMG_20220712_172208.jpg
Ich möchte den Bogen aber noch nicht aufgeben, weil ich sehr viel Arbeit investiert haben.

Kann man das noch reparieren. Ich dachte mir ich leim das Horn wieder mit Epoxi an und dann evtl. eine Wicklung?! Das Problem ist, dass es noch Kleberrest darunter hat, die ich nicht gut entfernen kann. Dafür müsste ich das Horn auf einer Seite Quer durchschneiden, möchte ich aber eigentlich nicht, das Horn hat ja nur zwei Längsrisse (siehe Bild). Gibt es noch andere Reperaturmöglichkeiten?

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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von Hieronymus » 13.07.2022, 10:59

Ja das ist bitter. Mit was hast du das Horn verleimt? Du könntest, wenn du Hautleim verwendet hast, neuen dazwischen laufen lassen, am besten einen Störblasenleim, da der bei niedrigen Temperaturen scheliert. Mit Epoxi kannst du es probieren, aber ohne Garantie das es halt...der Vorteil mit Epoxi, du könntest nach dem kleben das Horn dünner schaben und erst dann wickeln. Könntest du bei der anderen Methode auch, aber der Kleber hat ja beim ersten Versuch die Belastungen nicht ausgehalten. Wickeln würde ich beide Seite und zwar so, dass du vor und nach dem Kasanauge eine Wicklung mit Sehne aufbringt, am besten eine Wicklung mit Rückensehnen, da die um einiges mehr aushalten.
Der Zweite Ansatz....altes Horn runter, neues Horn drauf. Das kannst du aber immer noch , wenn die erste Methode nicht funktioniert 😉.
Aber vom mehr wie 28'' würde ich mich verabschieden...

Ich drücke dir die Daumen

Gruß Markus
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Re: Osmanischer Reiterbogen - "Tiller"

Beitrag von sambuehler » 13.07.2022, 14:02

Markus, danke für deine Inputs. Ich versuche den Weg Epoxi und Wicklung auf beiden Seiten... Viele Grüsse Sämi

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