Reiterbogenköcher Bauanleitung

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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shewolf
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Reiterbogenköcher Bauanleitung

Beitrag von shewolf » 16.02.2004, 22:34

1. Vorwort
2. Werkzeuge & Schablonen
3. Die Bauteile
4. Löcher stanzen
5. Brennen
6. Färben & schnüren

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1. Vorwort
Ein FC-Reiterbogenseminar steht im April an – dazu muß natürlich die passende Ausrüstung her, dachte ich mir. Hunbow gab mir Bilder von den grundsätzlichen Formen. Ich entschied mich für einen kleinen schmalen Köcher mit einer „Taille“ in der Mitte, den ich sowohl an einem Gürtel wie auch darunter gesteckt tragen kann und der eine Handvoll Pfeile faßt. Ein Köcher, der auf den Rücken oder vor den Bauch passt. So eng, das die Pfeile ganz fest darin stecken. So kurz, das ich die Pfeile gut unterhalb der Befiederung greifen kann. Und wo – natürlich – ein Pferd drauf ist *grins*

2. A Werkzeuge
Dieser Köcher besteht aus 3 mm dickem Leder. Oben auf den Rand der Öffnung habe ich einen Streifen 4 mm dickes Leder geleimt, das ein durchrutschen des Köchers verhindern soll, wenn man ihn unter eine Schärpe steckt. Da der Köcher komplett gefärbt wird, durfte das Leder 2. Wahl sein.

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Hier seht Ihr zwei Sorten Lederschnüre: links Rundschnur auf der 50 m Rolle, und rechts die klassischen 2 x 3 mm Riemen. Ihr braucht ca. die 3,5 fache Köcherlänge (Rückenteil) an Schnur, wenn Ihr so schnürt wie hier gezeigt.

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Radiergummi
Superweicher Bleistift (B9) oder weicher Pastellstift weiß (bei dunklem Leder)
Bandmaß
Schere, groß & scharf
Kantenbrecher (€ 12,- Schusterbedarf)
Lochzange (hier mit Kraftverstärkung €19,90 Schusterbedarf) mit Lochleder (€ 2,50 Schusterbedarf)
Hammer und Locheisen

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Außerdem benötigen wir noch Pattex Kraftkleber, eine kleine Rundzange und etwas spitzes (Ahle, Nagel o.ä.)

Lederfarben, Pinsel & Aceton (siehe auch mein Artikel "Leder färben")
Optional sind Schmirgelpapier & Schleifklotz

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B Schablonen
Als erstes machen wir eine 1:1 Pappschablone von unserem Köcher. Ein Wort zu den Maßen: ein 190 cm großer Bogenschütze wird andere Pfeile schießen als ich mit 170 cm Größe. Eigentlich solltet Ihr die Maße eines Köchers an Eure Pfeillänge/Bedürfnisse anpassen, aber bei diesem Modell ist es egal, weil es nur ein "Kurzköcher" ist.

Länge meiner Reiterpfeile 76 cm
Höhe Rückenteil 55 cm
Breite Rückenteil 13 cm
Höhe Vorderteil 43 cm
Höhe Gürtelhalterung 35 cm

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Übertragt die Schablonen mit dem weichen Bleistift auf das Leder.

3. Bauteile

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Hier die drei Bauteile von links nach rechts Vorderteil, Rückenteil, Gürtelhalterung.

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Noch mal kontrollieren, ob die Länge passt...

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Die Rückansicht mit einem Gürtel zum besseren Verständnis. Die Gürtelhalterung ist deswegen so groß, damit man den Köcher flach kippen kann und damit auch eine Schärpe hindurchpasst.
Malt Euer Wunsch-Motiv mit weichem Bleistift auf. Neben Pferden, Adlern oder sonstigen Tieren sind auch Blumenmotive oder mongolische Ornamente passend. Für die Westernfraktion bieten sich Prärietiere oder Perlenstickerei an.

4. Löcher stanzen
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Fangt mit dem Vorderteil an. Mit einem feststellbaren Zirkel lassen sich die Lochabstände sehr gut in das Leder pieken. Ich arbeite am liebsten mit 1,5 cm Lochabstand.

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Mit der Lochzange die Löcher stanzen. Bei der Lochzange kommt immer ein hartes Leder (Schuhsohle) unter das Lochmaterial, damit die Lochpfeife niemals auf die Backe trifft (sonst ist die ganz schnell stumpf!).

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Alternativ könnt Ihr auch Locheisen mit Hammer nehmen. Auch die Locheisen erfreuen sich immer "bester Gesundheit" wenn Ihr ein Stück Leder unterlegt...

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Das Vorderteil passgenau auf das Rückenteil legen, und durch die gestanzten Löcher in das untere Leder pieken.

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Vor dem Lochen noch schnell die Gürtelhalterung auf der Rückseite mit Pattex aufkleben.

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Hier die fertig gelochten Teile. Auf dem Rückenteil hatte ich rechts oben wo später der Rand des Frontteils ist Löcher für eine Zierschnur gestanzt, die ich dann später aber nicht durchgezogen habe, weil ich sie dann doch überflüssig fand. Also wenn Ihr die Schnur da nicht wollt, laßt auch die Löcher weg!

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Auf den oberen Rand habe ich einen Streifen 4 mm dickes Leder geklebt. Der Rand wird mit Schmirgelpapier geglättet.

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Eine Hand liegt flach auf dem Leder und hält es fest nach unten gedrückt. Der Kantenbrecher wird im Winkel angesetzt. Mit gleichmäßigem Druck und langsam schieben. Aufpassen, abgleitende Kantenbrecher machen garstige Löcher in die Finger.

5. Brennen

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Ein optimaler Arbeitsplatz ist hell, kann gut belüftet werden, hat einen CD-Spieler in Griffweite und ist Kinder- bzw. Katzensicher.

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Bei jedem neuen Leder mache ich eine Brennprobe, da jede Charge der Gerberei anders reagiert. Darum ist ein regelbarer Lötkolben ideal, an dem Ihr die optimale Temperatur einstellen könnt. Mit einem Brennpeter arbeite ich nicht, weil ich die Spitzen nicht selbst zurechtfeilen kann, und das Gerät auch nicht soviel Druck wie ein Lötkolben verträgt.

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Hier habe ich mit dem unteren Pferd angefangen, damit eventuelle Brennfehler nicht gleich oben zu sehen sind. Mit gleichmäßigem Druck zeichne ich die Entwurfslinien nach.

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Den oberen Rand habe ich als „Mähne“ miteinbezogen.
Das fertige Motiv kann jetzt gefärbt werden.

6. Färben & Schnüren
Die zu verwendende Farbe in ein kleines Gläschen geben. Das Leder auf eine alte Zeitung legen.

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Auch hier auf gute Belüftung achten! Achtung: Lederfarben sind hochgiftig, Kinder & Haustiere fernhalten.

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Dunkle Farben müssen mehrmals mit einem Pinsel aufgetragen werden. Das Pferd habe ich mit fast trockenem Pinsel gemalt, damit die Schattierungen besser rauskommen. Für ein deckendes Schwarz brauche ich zwischen 3 und 5 Farbaufträge. Bei dem Rot darf der Pinsel nicht zu naß sein, sonst gibt es Farbränder.

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Nach dem Bemalen wird das Oberteil auf dem Unterteil an der Öffnung mit einer Lederschlinge befestigt und dann geschnürt.

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Die Schnürung regelmäßig mit der Rundzange stramm ziehen.

Noch mal fetten – und fertig ist der Reiterbogenköcher!


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Die Bilder „Reiterköcher in Aktion“ folgen dann nach dem Seminar...
;-) ;-)
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locksley
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Beitrag von locksley » 16.02.2004, 22:38

Das ging ja mal wieder zackig, Wölfin.:knuddel
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)

Taran
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Wie immer...

Beitrag von Taran » 16.02.2004, 23:18

Super!
Die obere Randverstärkung in die Mähne zu integrieren - ein Geniestreich!
Gratuliere, Shewolf!
Taran von Caer Dallben

... και δόξα τω Θεώ !

Tower
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Beitrag von Tower » 16.02.2004, 23:21

Meine Güte, shewolf Du bist mir ein ständiger Quell des Entzückens und der Verwunderung. Wenn ich die Bilder intensiv studiere und mir Dein Equipment und die Art und Qualität Deiner Arbeit anschaue, bin ich schlicht weg erstaunt!!!
Gibt es etwas was Du mit Leder nicht hinbekommst??
Ich würde gerne mal mit Dir über den (für mich)optimalen Köcher diskutieren. Habe da einige Versuche gemacht.

Hut ab!!! Sehr gute Arbeit!!!

J.R.
Das Leben ist zu kurz um sich mit minderwertigen Dingen zufrieden zu geben! Besonders Schwerter, B?gen, Menschen allgemein, Freunde, Sexual- wie auch Lebenspartner!

Alphastern

Wiederholungen....

Beitrag von Alphastern » 16.02.2004, 23:51

...gefallen zwar nicht immer meint der Lateiner, aber hier wiederhole ich mich gerne:
SUUUUUUUUUPEEEEEEEEEEEEEEEERRRRRRRRRRRRRR !!!
(**)

Archiv
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...und wieder einmal

Beitrag von Archiv » 17.02.2004, 06:26

bin ich entzückt, über eine so fundamentale Anleitung. Deine Artikel Shewolf werden immer besser, owohl gutes an für sich kaum noch steigern ist! :-)

Danke für die Arbeit die Du nicht nur in den Köcher sondern auch in den Artikel gesteckt hast.

:bussi

Uli
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Beitrag von Uli » 17.02.2004, 07:41

Tolle Arbeit!!!
Vor allem bewundere ich immer wieder Leute, die eine solche Ordnung auf ihrem Arbeitsplatz halten.
Memento mori!
Gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus!

Mongol
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Beitrag von Mongol » 17.02.2004, 07:47

@Shewolf

Schickes Teil - aber eigentlich kein Reiterbogenköcher sondern ein Reiterpfeilköcher ;-)
Ein kluger Mann bemerkt alles.
Ein dummer Mann macht über alles eine Bemerkung
(H. Heine)

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Bewertung

Beitrag von Kettensprenger » 17.02.2004, 07:55

Und wo darf ich diese Arbeit bzw. Anleitung jetzt bewerten? Nicht, dass ich es wieder vergesse ... :-)
scio nescio

Ahenobarbus
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Beitrag von Ahenobarbus » 17.02.2004, 11:20

@Kettensprenger
Du willst doch wohl keine Wertung über dieses Teil abgeben????? as ist Kunst und die bewertet man nicht mit schnöden 'Bemerkungen' wie: nett, super, 1, etc. ...

Muss Mongo aber zustimmen, ist eher ein Pfeilköcher.

@Shewolf
wie teuer ist denn so 'ne Rolle mit Lederschnur und wo bekommt man die(vielleicht per mail). Hätte ich nur einen sooo schön aufgeräumten Keller ....

PokerXXL
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Beitrag von PokerXXL » 17.02.2004, 11:21

@shewolf
Einfach genial schön ;-)
The only thing neccessary for the triumph of evil is for good men to do nothing.
Edmund Burke

GothicDragon
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Beitrag von GothicDragon » 17.02.2004, 12:13

@shewolf#

einfach der hammer :o
wie alles von dir, muss ich hir schon mal sagen:anbet :o

horsebow
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Beitrag von horsebow » 17.02.2004, 12:21

@shewolf:

GENIAL!!

:anbet :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet

Gruß, horsebow
I shot an arrow in the air,
it fell to earth, I knew not where;
for so swiftly it flew, the sight
could not follow it in its flight.
Longfellow, Oct. 16, 1845

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shewolf
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Beitrag von shewolf » 17.02.2004, 18:50

Hallo Ihr Lieben, vielen Dank für Euer Lob :knuddel das motiviert für die nächste Anleitung... Ein dickes Lob muß ich an Marty weitergeben: der hat nämlich extra noch was programmiert, damit die Bilder in der Bauanleitungsgalerie ihren Threadnamen zeigen. Das war superschnell und supergut wie immer, thanks Marty!!! :bussi

@Mongol: da hast Du Recht, es ist ein Reiterpfeilköcher - der Reiterbogenköcher kommt, wenn ich meinen Reiterbogen habe (brauche ja die Maße dazu... ;- )

Mal so in die Runde gefragt, besteht bei Euch auch Interesse an einfachen Anleitungen zum Thema "Wie nähe ich mir ein Gewand" oder so?
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Warbeast
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Beitrag von Warbeast » 17.02.2004, 19:46

wow
alter schwede
das mal nen geiles teil
aber wohe das viel wrkzeug?

achja, woher bekotm na son ledeR?

Antworten

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