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von holsche » 19.07.2004, 12:53
Hmm, ich habe den Eindruck (Obacht, im folgenden NUR MEIN subjektiver Eindruck, ohne jemandem zu nahe treten zu wollen)
das Du erst auf irgendeine Weise (Du hast Schrade bereits auf einem Turnier getroffen, also hast Du wahrscheinlich Zugang zu Bogenschützen auch in Deinem näheren Umfeld)
Möglichkeiten nutzt, um verschiedene Bögen auszuprobieren.
Nebenbei: wenn Du von "DEM" Kassai- Bogen sprichst, hört sich das für mich an, als ob Du Dich bisher eigentlich so gut wie garnicht vorinformiert hast, was diese Bögen angeht- sowohl Kassai als auch Grozer bieten je geschätzte 10 verschiedene Bogenmodelle plus unzähliger Varianten an...uns auch wenn vieles auf Bildern ähnlich aussieht: Im Schußverhalten liegen Welten zwischen den einzelnen Modellen!
Bitte versteh mein Geschreibsel nicht als "Mann, ist DER doof!", sondern eher als "Mensch, guck Dich vorher um, und staun nicht nach eignem Frust darüber, wie gut sich andere Bögen schießen!"
Mich hat die Erfahrung der Bogenmesse in Wolfenbüddel folgendes gelehrt:
Man probiere 10 Bögen "gleicher" Bauart ( 10 engl.Langbogen, 10 Reiterbögen, 10 Recurves - egal) die völlig identische Leistungsangaben drauf stehen haben, und Du wirst sehen... je 10 unterschiedliche Welten.
DeFacto kann die Bauart oder die Stärkenangabe nur ein kleiner Anhaltspunkt sein.
Die möglichkeit, das Du von einem "Oh wie toll der aussieht"-Photo plus einer Stärkenangabe (wer hat Dir eigentlich die von Dir genannte Zugstärke empfohlen????) per Post deinen Traumbogen bekommst, halte ich für höchst unwahrscheinlich - das ist Lottospiel, und nix anderes.
Flagella - Bögen habe ich im Vergleich zu Grozer und Kassai schon probegeschossen, und (wieder subjektiv) sie gefallen mir vom Schussverhalten NICHT!
Ich habe einen ziemlich langen Auszug, und die zwei getesteten Flagellas machen einfach zu früh "dicht" - d.h. bei langen Auszügen (und gerade ein Reiterbogen sollte DAS doch vernünftig leisten können), nimmt die benötigte Zugkraft nach hinten heraus immens zu, bis zum stocken / Stacking im letzten Zugdrittel.
Andere Modelle - und vergleiche ruhig zwischen den verschiedenen Varianten wie Magyar, Skytischen, Assyrischen, Hunnischen, usw.
ziehen da "wie am Stück" in gleicher Zugstärke durch...und das bis ans Ohr.
Verarbeitungsmäßig sehen die Bögen allerdings ziemlich gut aus - die verarbeiteten Holz und Lederqualitäten wirkten sehr ansprechend - allerdings geht auch hier die "Schere" auseinander: Will ich dickes, schön genähtes Leder auf den Wurfarmen, welches richtig "urig" und fett wirkt (und ist), oder fällt mir rechtzeitig ein, daß soviel dämpfender, dicker Belag an einem Bogenteil, der für möglichst direkt wirkende Schnellkraft zuständig sein soll irgendwie kontraproduktiv ist?
Ich selber würde aus oben genannten Gründen NIE einen Bogen, den ich nicht probiert habe, oder mindestens Vergleichsbögen des selben Bogenbauers in der selben Holzart (LB) geschossen habe, kaufen.
Dazu (und Preise scheinen Dir auch nicht ganz egal zu sein) ist ein Bogen einfach zu teuer - Frust läßt sich billiger haben, denk ich.
Abschließend:
such Dir Schützen in Deinem Umfeld, probiere möglichst viel SELBST aus, und bau Dir aus Tips der Erfahrenen, und der eignen Empfindung Deine Meinung selbst zusammen - NIX ersetzt Dir die eigne Erfahrung.
Grüße, Holsche