Sidepull ?

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Sidepull ?

Beitrag von Archiv » 03.09.2004, 23:30

Hallo zusammen,

hat jemand Erfahrungen mit einem Sidepull?
Worauf muß ich beim Kauf achten? Für welche Pferde mit welchem Ausbildungsstand ist es geeignet oder nicht geeignet? Worauf sollte ich bei der Umstellung achten?

Vielen Dank
benzi

Aureus
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Sidepull ???

Beitrag von Aureus » 05.09.2004, 21:12

Hi Benz,

wat is denn ein "Sidepull" ?

Isch kenn nur [red]REDBULL[/red] :D :D :D :D :D

Viele Grüße !

Aureus :bier
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shewolf
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Beitrag von shewolf » 05.09.2004, 21:21

Hi Benz, also ich persönlich halte nichts von einem Sidepull, Hackamore etc. - zumindest nicht außerhalb eines geschlossenen Reitplatzes.

Wer immer sowas benutzt, trägt die volle Verantwortung dafür, wenn sein Pferd durchgeht (Insektenstich, Erschrecken, Übermut, warum auch immer) und der Reiter es mit der alternativen Zäumung nicht rechtzeitig vor der nächsten Schnellstraße zum stehen kriegt.

Ich habe schon mit Sidepull geritten (war ausgeliehen), danach habe ich das Halfter genommen, das tats´auch - aber nur auf dem Platz bzw. in der Halle.

Einsetzen kannst Du ein Sidepull für alle Pferde, die auf feinsten Zügelkontakt am Hals weichen (die Reins sind aus pieksendem Pferdehaar oder Sisal).
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Niels

Beitrag von Niels » 06.09.2004, 09:47

Hallo Benzi,

frag doch mal bei unserem Cowboy (Thies) nach. Der wird Dir bestimmt einiges darüber erklären können.

Soweit ich weiß, kommt so ein Sidepull bei der Jungpferdeausbildung nach der Wassertrense und vor der Umstellung auf Kandare. Die Zügeleinwirkung ist so ähnlich, wie bei der Kandare, eben nur über die Nase. Es ist meiner Meinung nach also eher was für die Ausbildung auf dem Platz als fürs Gelände. Es gibt aber natürlich auch Leute, die Reiten damit raus.

Man sollte sich übrigens nicht täuschen. Die Einwirkung über die Nase ist nicht unbedingt weniger belastend für das Pferd. Deshalb sollte das Pferd schon durch die Wassertrense vorbereitet sein. In Spanien wird bei recht hartem Material zuweilen eine andere Reihenfolge gewählt. Das kann man dann an den Narben auf dem Nasenrücken erkennen.

Alphastern

RE:

Beitrag von Alphastern » 06.09.2004, 10:07

Original geschrieben von Niels

Meiner Meinung nach also eher was für die Ausbildung auf dem Platz als fürs Gelände.


Aus Sicherheitsgründen auch meine Ansicht, kommt natürlich aufs Pferd an :-)

Man sollte sich übrigens nicht täuschen. Die Einwirkung über die Nase ist nicht unbedingt weniger belastend für das Pferd.


Man muss es ausprobieren. Ich habe "Lehrgeld" für eine ähnliche gebisslose Zäumung bezahlt, mein Pferd mag das überhaupt nicht. Sie ist mit einem Gebiss zufriedener. Ich war überrascht, scheints aber zu geben.

@ Benzi: Falls Du Interesse hast: ich möchte das Teil verkaufen. Schreibe mir einfach ne IM im Falle des Falles ;-)

Azora
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Beitrag von Azora » 06.09.2004, 14:14

Hi Benzi!

also ich bin schon mit Sidepull und Parelli-Schnürlhalfter geritten, auf verschiedenen Pferden.
Ein Sidepull hat über der Nase des Pferdes einen steifen Riemen aus Rohhaut, und rechts und links einen Zügel.
Wenn man also die Zügel sehr stark einsetzt ist das fürs Pferd nicht wesentlich angenehmer. Wenn man das - wie es bei einem gut ausgebildeten Pferd der Fall sei nsollte - nicht tut, ist ein Sidepull sicher eine gute Lösung, da das Pferd das Maul, in dem eigentlich kein Platz für ein Gebiss ist, frei hat, und der Nasenriemen bei nicht angenommenen Zügel auch keinen Druck ausübt.

Zum Thema Durchgehen und Sicherheit:
Wenn ein junges Pferd gutam Boden gearbeitet wird, und lernt, auf einfach akustische Signale oder Körpersprache OHNE Ziehen und Zerren anzuhalten, wird das auch beim Einreiten mit Sidepull kein Problem sein, denke ich.
Ein durchgehendes Pferd kann man auch mit Gebiss nicht anhalten, wenn es nicht will.
Beim Umstellen von Gebiss auf Sidepull würde ich, begleitet von Bodenarbeit, zuerst versuchen, das Pferd in jeder Situation auf ein Stimmkommando anzuhalten. Also zuerst beim Führen, dann beim Reiten aus dem Schritt, dann aus dem Trab, zuerst auf dem Platz, dann auch im Gelände. Zuerst kommt das Stimmkommando immer vor der Zügelhilfe, die am Anfang wahrscheinlich noch relativ deutlich gegeben werden muss, dann kann die Zügelhilfe langsam reduziert werden.
Und: wenn dein Pferd im Gelände durchgeht, hast du ein anderes Problem mit ihm als die falsche Zäumung!

@alphastern
sicher gibt es auch Pferde, die, vor allem wenn sie es gewohnt sind, mit Gebiss zufriedener sind. Warum auch nicht? bei vernünfitgem Einsatz spricht nichts gegen ein Gebiss!

@shewolf
eine Hackamore ist eine sehr scharfe Zäumung, damit kann man einem Pferd das Nasenbein brechen!
und meiner Meinung nach löst keine Zäumung das Problem eines durchgehenden Pferdes...

Liebe Grüße,
Lisa (Azora)

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shewolf
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RE:

Beitrag von shewolf » 06.09.2004, 14:29

Original geschrieben von Azora
eine Hackamore ist eine sehr scharfe Zäumung, damit kann man einem Pferd das Nasenbein brechen!
und meiner Meinung nach löst keine Zäumung das Problem eines durchgehenden Pferdes...


Das stimmt, vor allem die sog. mechanische Hackamore (mit Stahlkette unter dem Gummiüberzug). Darum mag ich die Dinger auch nicht.

Aber mein Anliegen war ein anderes: ich habe schon soviele Freizeitreiter gesehen, die auf der Suche nach Alternativen zum engl. Reithalfter mit Wassertrense gutgläubig ein Sidepull/Bosal/ weiche Hackamore kauften, und dann ins Gelände gingen.

1. muß das Pferd - wie Du schon schreibst - dafür gründlich ausgebildet sein, und kaum ein "normales" Pferd in deutschen Reitställen ist das.

2. sehen manche Versicherungen den Einsatz dieser Zäumungen wg. fehlenden Gebiß als "grob fahrlässig" an, was einer Bekannten, deren mit Sidepull gerittenes Pferd eine Autotür eingedellt hatte, den Versicherungsschutz kostete... Sie hatte noch Glück, denn es war "nur" ein Blechschaden.
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Amazone
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Beitrag von Amazone » 06.09.2004, 23:07

Ich denke, die Ausbildung des Reiters ist fast wichtiger als die des Pferdes, wenn man das Teil verwenden will. Denn wenn man am Sidepull zieht - was man ja eh' nie tun sollte, aber wie's halt so ist...- kriegt das Pferd ganz schnell raus, daß es von seinem Ende des Zügels aus auch ziehen kann. Und wer das folgende fröhliche Tauziehen gewinnt, kann man sich denken...
Das heißt, wer's hinkriegt, alle Zügelhilfen impulsartig aus dem durchhängenden Zügel heraus zu geben, kann's einsetzen. Impulsartig = zuppeln, zupfen, rupfen ... alles, nur kein Dauerzug über einer halben Sekunde ( Pferde sind reaktionsschnelle Tiere...)
Bei Leuten, die sich am Zügel festhalten oder denken, daß Zügel immer straff gespannt sein müssen, produziert es furchtbar vorlastige Pferde, die dem Reiter Tonnen an Gewicht in die Hand packen und immer 'mal durchgehen.
Und: das Pferd muß lernen, auf den Zupf zu reagieren - siehe Azoras Beitrag.
Das heißt auch: wenn man nun mit dem üblichen schönen feinen Zupf halten möchte, und das Pferd sagt "nö, jetzt 'mal gerade nicht" - dann darf man das nicht durchgehen lassen, sondern muß seinen Wunsch - bei stetig steigender Hilfenintensität - unbedingt durchsetzen. Sonst ist der Respekt vor der Zäumung dahin, das Stoppen wird zu einer Art Lotterie, und das hat man als gefahrenbewußter Erwachsener in der Regel nicht so gern...

Je weniger zwingend die Zäumung ist, desto besser muß die Erziehung des Pferdes sein!

Es taugt für die Grundausbildung, mit den seitlich angebrachten Zügeln läßt sich der Pfedekopf gut in Stellung zupfen, für Wendungen, Biegung ... aber mit differenzierteren Hilfen tut man sich schwer damit.
Ansonsten: für ein von Haus aus vorlastiges Pferd, das sowieso schon dazu neigt, den Kopf tief zu tragen, und sich gerne Kopf und Hals von seinem Reiter tragen läßt, ist es nicht so geeignet - es würde das Pferd eher noch mehr auf die Hand bringen. Da ist alles kappzaumartige besser, weil da die Zügel mehr vorne oben auf der Nase sitzen, das wirkt aufrichtender. Oder die weiche, kurzschenklige, englische Hackamore. Die mit den breiten Metallplatten als Hebel und dem breiten Ledernasenband - mit der man beim besten Willen kein Nasenbein brechen kann! Da bin ich Fan von, vor allem für trensensaure Pferde, weil man damit viel differenzierter... aber jetzt is' gut.
Bleibt die - ärgerliche - versicherungstechnische Frage, aber das handhaben alle Gesellschaften unterschiedlich. Also nachfragen!
Ob einem - und dem Pferd - diese Zäumung liegt, läßt sich gut mit den Zügeln am Stallhalfter ausprobieren. Und ob man sich nun ein "echtes" Sidepull kauft, ein altes Reithalfter umfunktioniert oder den Strick um die Nase selber bastelt ... muß jeder für sich wissen.

*** ich krieg' schon noch raus, wie ich die smilies in den text kriege! ***

Macht's gut!
Liebe Grüße, Claudia

:D - das wollt' ich aber nicht!!

Freisch?tz
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Beitrag von Freisch?tz » 06.09.2004, 23:53

Hallo Benz,

wofür möchtest Du das Sidepull denn eigentlich einsetzen? Und welche Vorteile/Änderungen versprichst Du Dir davon?
Jedes halbwegs gut ausgebildete Pferd, das an SEINEN Reiter gewöhnt ist, braucht eh kaum "Hilfen" über das Gebiß, da geht viel mit Gewicht, Lauten und (von Menschenseite aus) unbewußtem Körpereinsatz.
Wenn Deine Pferde keine Aversion gegen das Metall im Maul haben, warum sie durcheinanderbringen? Jeden Zügel, auch den, an dem das Metall hängt, kann man locker über den Pferdehals legen, um beide Hände frei zu haben. Und versicherungstechnisch hat Shewolf absolut recht, wenn was passiert und Du bist ohne Gebiß mit dem Pferd unterwegs (gilt sogar beim Führen z.B. auf dem Weg zur Koppel), hast Du die A....karte.

lg - Freischütz (bekennender Penquitt-Fan)

Alphastern

Beitrag von Alphastern » 07.09.2004, 00:13

Ich hatte auch Überlegungen dahingehend angestellt und mir folgendes Teil gekauft: [url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/10778/do08.jpg]
Bild[/url]

Die Zügel werden in die Ringe der hinteren "Strupfen" geschnallt. Diese Strupfen gehen druch die Nasenriemenringe über das Genick. Nimmt man die Zügel an, kommt Druck auf Nase und Genick. Starken Dauerzug kann man damit nicht ausüben, da es eher die Gegenwehr des Pferdes hervorruft, wenn man aber ständig daran zupft, reagieren die Pferde doch recht gut darauf.
Ich bin dreimal damit geritten, mein Pferd mag den Druck auf die Nase nicht, sie hat sehr ungehalten darauf reagiert.
"Halten" kann ich meinen Vollblüter draussen damit eh nicht, eine richtige Dressurarbeit in Sachen biegen ist damit nicht möglich. Für Wanderreiter evtl. ne gute Sache.

Falls jemand Interessa an dem Ding hat, ich stells jetzt in die Rubrik "biete".

Gruß, Alpha*

Azora
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Beitrag von Azora » 08.09.2004, 18:36

die Sache mit dem Versicherungsschutz ist allerdings interessant.... und Grund genug für mich, mein Baby jetzt doch mit Gebiss einzureiten.
Ich hab nämlich auch zwischen Trense mit dünnem Westerngebiss (Snaffle Bit) und Sidepull geschwankt....

lg
Azora

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Beitrag von shewolf » 08.09.2004, 21:28

@Azora: also da gibt es auch ganz weich wirkende Gebiße, z.B. die doppeltgebrochenen Wassertrensen ohne Hebelwikung. Vielleicht eine sanfte Alternative zum einfach gebrochenen?
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Beitrag von jo » 15.09.2004, 18:59

@shewolf
meine meinung: ein gebiss ist so weich oder scharf wie die hand des reiters.
und ich mag diese dicken wassertrensen nicht, ich stells mir als Pferd angenehmer vor, ein dünneres gebiss im maul zu haben.

Liebe Grüße
Azora
johannes fischnaller
http://www.horsebackarchery.net

der grundlegende unterschied zwischen einem gewöhnlichen menschen und einem krieger ist, dass der krieger alles als eine herausforderung nimmt, während der gewöhnliche mensch alles entweder als einen fluch oder einen segen nimmt.
juan matus

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Beitrag von Azora » 15.09.2004, 19:01

ups, da war wohl an dem compi hier noch johannes eingeloggt ;-)

@shewolf
ich meine auch das snaffle-bit ohne shanks - also keine Hebelwirkung!

lg,
Azora

Niels

Beitrag von Niels » 16.09.2004, 11:02

@ Azora

Wenn es ums das Einreiten geht, halte ich das Sidepull unabhängig von der Versicherungssache für nicht so geeignet.

Für die dünneren und damit natürlich auch schärferen Gebisse spricht, dass sie feine Signale schneller und deutlicher übermitteln, als so eine klobige Wassertrense.

Ich würde da aber viel vom Pferd abhängig machen.

Bei einigen muss man anfangs die Signale schon etwas deutlicher übermitteln, damit sie verstanden und gelernt werden. Dann wäre ein zu scharfes Gebiss schlecht, weil es zu sehr abstumpft und Entwicklung hin zu feineren Signalen eher behindert.

Ich sehe die dünnen Gebisse vielmehr als Steigerung bei der Ausbildung, wenn das Pferd schon gut auf bloßes Zupfen anspricht. Bei einigen kann das aber durchaus schon von anfang an der Fall sein, je nach Veranlagung und erreichten Fortschritten bei der Bodenarbeit.

Außerdem habe ich es so gelernt, dass auch ein in der Westernreitweise auszubildendes Pferd zur Erreichung von Versammlung, Balance, untergeschobener Hinterhand usw. erstmal an den Zügel gestellt werden muss, bevor es gelernt hat, auch am hängenden Zügel nicht auseinanderzufallen. Ich würde mir das aber mit einer dünnen Wassertrense nicht zutrauen und gegebenenfalls dann doch wieder zu einem dickeren Gebiss greifen. Eine so ruhige und feinfühlige Hand habe ich einfach nicht.

Aber letztlich ist alle Theorie doch ziemlich grau und nichts geht übers probieren mit wachen Augen (wenn das bloß mal so einfach wäre, wie es gesagt ist).

Berichte doch mal, wie es mit dem Einreiten läuft. Mein kleiner Wallach ist ab anfang Oktober auch zum Einreiten bei einer Trainerin. Da mir die Zeit fehlt, kann ich nur zusehen, dass ich so oft wie möglich hinkomme, um wenigstens hin und wieder mitzumachen. Wäre doch auch ein interessanter neuer Thread, die Erfahrungen bei der Ausbildung junger Pferde zu sammeln.

@ Shewolf

Mit den doppelt gebrochenen Wassertrensen muss man, soweit ich weiss, aber auch aufpassen. Bei zu starkem Zug, können die wohl ziemlich klemmen und quetschen.

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