Spine beim berittenen Bogenschiessen

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Der Steppenreiter

Spine beim berittenen Bogenschiessen

Beitrag von Der Steppenreiter » 09.06.2005, 13:49

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber so nach und nach siegt die Holzfraktion über die Metallologen. Holzpfeile haben einen enormen Vorteil vor den Alus, sie sind leichter und wer sich auf die Kunst des Selfnocks versteht individuell anpassbar. Ihr Nachteil des vorzeitgen Pfeiltods durch Bruch ist weniger groß als ich zunächst annahm.

In einer Tabelle habe ich gelesen dass bei einem Auszug von 32'' - der ist in unserem Schießstil üblich - und einem Zuggewicht von 30 - 35 lbs ein Spine von 55-60 zu verwenden ist. Bisher habe ich immer 45er genommen und bin meiner Meinung ganz gut damit gefahren, allerdings gebe ich zu in Sachen Holz doch etwas unbeleckt zu sein.

Wer kann es aufklären bzw. meine Wissenslücken schliessen? Hier die ominöse Liste: http://www.fletchers-corner.de/module/kitgal.cgi?action=viewuserpic&user=hunbow&view=spinewerte_holz.jpg

Frank
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Beitrag von Frank » 09.06.2005, 14:05

Hallo!

Wir haben ja grad in anderen Threads eine Diskussion über die Effizienz von Reiterbögen.

Reiterbögen (zumindest Glasbelegte) sind wohl eher am unteren Ende einer solchen Liste zu sehen. Kassai gibt das Zuggewicht nicht bei 28 Zoll an (auf das sich die meisten Tabellen beziehen) sondern bei 32 Zoll. Daher brauchst Du eher keine mit 60lbs Spine, aber
nachdem sich Bogenschützen das erste Mal Gedanken über den Spine ihrer Holzpfeile gemacht haben, kommt natürlich bei allen die Frage auf: „Welchen Spine brauche ich? Wo gibt’s da eine Tabelle?“. Diese gibt es eben nicht. Nur mit dem Rohschafttest lässt sich bestimmen, welcher Spine bei welchem Schützen mit seinem Release, Auszug, Spitzengewicht, Bogengeometrie und Effizienz passt.

Nimm einen Deiner 45’er Pfeile und schneid die Federn ab. Schieß ihn und wenn er einigermaßen gerade auf 20 Metern einschlägt, bleib dabei.

Gruß, Frank

Polvarinho
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Tabellen lügen -> Trial and Error......

Beitrag von Polvarinho » 09.06.2005, 14:27

Hi Steppenreiter...

es hilft nur eine Serie von Rohschafttests
mit verschiedenen Spine-Gruppen aus (in jeder Gruppe) gleichen Pfeilen.

Gruss

Polvarinho

(und sie gehen dennoch viel zu schnell kaput
;( :bash ;( ;D ;( :bash :-( ;( :-( :bash ;D
oder sie altern einfach und müssen dann ausgemustert oder gegen die Wand geschossen werden...

edit:

ich schiesse sie auch gerne in einem RIEEEEEEEEESENbogen durch die Luft in einen benachbarten Fluß, genieße die Beobachtung des Fluges und erfeue mich am markanten Blubb.....
(alles nur Verdrängung....;( )
Claus
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shewolf
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RE: Tabellen lügen -> Trial and Error......

Beitrag von shewolf » 09.06.2005, 15:04

Original geschrieben von Polvarinho

Hi Steppenreiter...

es hilft nur eine Serie von Rohschafttests
mit verschiedenen Spine-Gruppen aus (in jeder Gruppe) gleichen Pfeilen.



Für jeden Bogen einzelen, seufz.

Ein bißchen mogeln kann man mit einer dreifach Drallbefiederung, die stabilisiert optimal und richtet auch nicht "ganz so passende" Schäfte gerade. Aber diese Stabilität geht zu Lasten der Geschwindigkeit!
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kra
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RE: Spine beim berittenen Bogenschiessen

Beitrag von kra » 09.06.2005, 15:05

Original geschrieben von Der Steppenreiter

... Bisher habe ich immer 45er genommen und bin meiner Meinung ganz gut damit gefahren, allerdings gebe ich zu in Sachen Holz doch etwas unbeleckt zu sein.

Wer kann es aufklären bzw. meine Wissenslücken schliessen? ...


Und warum willst du was ändern???? :-( Wenn's ok ist ist es nun mal ok. Nur wenn du mit dem Pfeilflug nicht einverstanden bist (nicht Tefferergebnis :D !) dann würde ich mal 6 Pfeile mit einem Spinewert +10 machen (gleiche Federn und Spitzengewicht) und probieren, Spitzengewicht verändern usw....

btw, es hängt _sehr_ viel vom eigenen Schießstiel ab.

Mit dem Rohschafttest stehe ich etwas auf Kriegsfuß... :bash :motz :bash
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
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Beitrag von Archiv » 09.06.2005, 23:00

Hallo Steppenreiter,

es haben ja alle Vorposter bereits geschrieben: vergiss Tabellen!

Wenn Du nicht mit dem Pfeilflug zufrieden bist, probier andere spine aus und schau ob es besser oder schlechter wird.

Zur Lebenserwartung: meist brechen ja die Spitzen ab und die Pfeil können dort sehr einfach, schnell und preisgünstig repariert werden.

liebe Grüße benzi

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 10.06.2005, 10:25

Vielen Dank für Eure Antworten. Tabellen sind für mich nur ein Anhaltspunkt, nun war ich ja so erstaunt, weshalb meine Erfahrung mit der der Tabelle soweit auseinander lag.

Franks Hinweis hat mir dann doch geholfen zu verstehen, wie es zu dieser großen Lücke kommen kann. Wenn das aber stimmt bedeutet es, dass die Tabelle falsch aufgebaut sind. Wenn ich in der Zeile die Zugkraft angebe, dann muß sie bei den unterschiedlichen Auszugslängen immer noch gleich sein. Wer soll das denn sonst noch verstehen?

Polvarinho
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RE:

Beitrag von Polvarinho » 10.06.2005, 10:51

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Wenn ich in der Zeile die Zugkraft angebe, dann muß sie bei den unterschiedlichen Auszugslängen immer noch gleich sein. Wer soll das denn sonst noch verstehen?


Hi Steppi...

..es ist und bleibt ein großes Koan...;-) :o


Viele Grüße

Polvarinho
Claus
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RE:

Beitrag von Archiv » 10.06.2005, 10:52

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Wenn ich in der Zeile die Zugkraft angebe, dann muß sie bei den unterschiedlichen Auszugslängen immer noch gleich sein. Wer soll das denn sonst noch verstehen?


Ich sagte doch VERGISS Tabellen :D

Es ist doch aber einleuchtend, daß der Spine anders sein muss, wenn Du 50# bei 25" hast, z.B Indianerbogen, oder 50# bei 32", oder nicht?

liebe Grüße benzi

liebe Grüße benzi

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 10.06.2005, 12:02

Ja Benz, ich vergess sie ja auch schon, nur wenn drüber steht langjährige Erfahrung, dann will ich's halt verstehen, dass es auch anders funktioniert, weiß ich ja.

Es ist doch aber einleuchtend, daß der Spine anders sein muss, wenn Du 50# bei 25" hast, z.B Indianerbogen, oder 50# bei 32", oder nicht?


Das ist auch verstanden und akzeptiert, wenn mir jemand aber sagt, nimm 60er Spine, wo ich bisher mit 45er zurechtkam, dann macht mich das eben stutzig. So steife Pfeil bedeuten ja meist auch einen anderen Querschnitt also 11/32... Aber lassen wir das, es sind eben tabellarisch dargestellte Erfahrungenwerte. Besser ist es immer sich mit jemand persönlich zu unterhalten und erklären zu lassen, auszuprobieren und das zu entdecken, was dann zu einem passt.

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Beitrag von Snake-Jo » 13.06.2005, 15:17

@Steppi: Noch etwas zu deinem Verständnis: Der Spine bezeichnet die "Steifigkeit" des Pfeiles bei einer Standardauflage (26" Distanz zwischen den Auflagepunkten) und einem mittig angehängten Gewicht von 2 lbs und wird gemessen in [mm] oder [inch] Durchbiegung. Die Angabe in lbs (Spinewert = lbs) ist immer eine Umrechnung und die ist nur so genau wie die einberechneten Faktoren (Zuggewicht, Bogentyp, Auszugslänge) und weiterhin mit den nicht einbezogenen Faktoren (= Fehlerquelle) behaftet: Auszugsverhalten des Schützen (Release), Art der Befiederung, Gewicht der Spitze, Form des Schaftes (gebarrelt etc.) und diverse Bogeneigenheiten (hohes Gewicht bei geringem Auszug, ungleichmäßige Kurve im Auszugsdiagramm ezc.).
Verstehst du nun, warum diese BERECHNUNG nicht hinhauen kann?

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Beitrag von Mongol » 14.06.2005, 08:03

@Steppenreiter

Also für meinen Schießstill (bei vergleichbarem Auszug) würde ein Spine 45-50 passen.

Ich schieß ja nen Mongolen, den ich vor Jahren mal bei dir gekauft hab, mit 40# und schieße da nen 50-55 Spine. Im Zweifelsfalle würd ich bei Reiterbögen eh eher zu einem zu "steifen" Pfeil raten...
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RE:

Beitrag von Polvarinho » 14.06.2005, 11:26

Original geschrieben von Mongol
Im Zweifelsfalle würd ich bei Reiterbögen eh eher zu einem zu "steifen" Pfeil raten...


@mongol,steppi et al.

Ich denke auch das kann man nicht pauschalisieren.

Mache gerade Erfahrungen mit Pfeilflug bei unterschiedlichen Handgriffen.

Habe mir bei Kassai einen Hunnen (LamHun 39,5#32"Sehne12StgDakron) machen lassen, der über einen schmaleren Handgriff verfügt als mein Trainingsbogen (LamHun35#32"Sehne10StgDakron) und war eigentlich davon überzeugt mir für diesen Bogen etwas steifere Pfeile machen zu müssen.

In Ermangelung des Rohmaterials habe ich dann die Pfeile geschossen, die aus meinem schwächeren Bogen ideal geflogen sind und siehe da, was ich mir zunächst nicht erklären konnte: auch aus dem schwereren Bogen fliegen diese Pfeile gut!!

Ich denke, es hat mit der Stärke des Handstücks zu tun. Der stärkere Bogen wirft zwar härter(das würde eingentlich einen härteren Schaft erfordern), der Pfeil ist aber aufgrund des schmaleren Handstücks nicht in dem Maße dem Paradoxon unterworfen, verwindet sich daher auch unter der höheren Anfangsenergie weniger und fliegt genau so gut.....

->Je dicker das Handstück, desto mehr wird der Pfeil dem Paradoxon unterworfen, desto besser muss er (sein Spine) zum Bogen passen.

Und umgekehrt! -> Center-Shot Bögen schiessen verschiedene Pfeile in einer gewissen Spine-Breite immer noch gut....

grübelnd

Polvarinho
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Beitrag von Mongol » 14.06.2005, 11:44

hmmm... es hängt auch sehr and der Technik des Schützen...

Ich hab's mal bei meinem Indoperser (59#) durchgetestet und Spines von 35-65 geschossen... prinzipiell kann man mit allen recht gut Gruppen schießen, aber mit den "zu" steifen geht's deutlich besser...
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Beitrag von mbf » 14.06.2005, 11:49

@Polvarinho
Ein Bogen mit Fenster braucht steifere Pfeile als einer ohne Fenster, wie Du ganz richtig geschrieben hast. Aber er ist nicht _so_ viel toleranter, was man am Tunigaufwand der FITA-Schützen erkennen kann. Ein bißchen vielleicht, aber ein Rohschaft (oder nasse Federn bei Regen!) offenbaren sehr schnell ein mies abgestimmtes System.
Der Pfeil fliegt hoch, der Pfeil fliegt weit.
Warum nicht - er hat ja Zeit!
-- Modifiziert nach einer Vorlage von Heinz Erhardt

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