Federn brennen mit dem Schweisstrafo

Selbstgebaute Befiederungsgeräte, Spinetester, etc.
Antworten
Benutzeravatar
walta
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5016
Registriert: 05.11.2005, 21:58

Federn brennen mit dem Schweisstrafo

Beitrag von walta » 02.06.2012, 10:46

Zunächst etwas Theorie - wenn man dazu keine Lust hat kann man direkt in den nächsten Absatz springen.

Bei einem Trafo wird nicht einfach ein Eisenstück genommen und Draht herumgewickelt sondern er wird zuerst berechnet. Ziel ist es eine Spannung herauszubekommen die über einen grossen Strombereich konstant ist. Wenn man also 12V braucht dann sollen diese 12V bei 0A und bei 10A gleichbleiben. Problem beim Federnbrennen: uns ist die Spannung relativ egal - was wir vor allem brauchen ist viel Strom - und der möglichst konstant. Also hab ich mir an meine Lehrzeit erinnert und mir einen Schweisstrafo vorgenommen. So ein Trafo ist gänzlich anders berechnet. Mein Lehrer damals hat gesagt: Bei einem Schweisstrafo nimmt man die ganzen schlechten Eigenschaften eines Trafos - fertig ist ein Schweisstrafo - es kommt ein konstanter Strom raus und die Spannung bricht bei Gebrauch heftig ein.

Beim Original Federnbrenner aus Amerika haben die Brenndräht einen leicht ovalen Querschnitt. Der Vorteil ist das der Draht unter Hitze sehr stabil bleibt. Die einzige Quelle (ausser der Versand von Amerika) die ich in Europa gefunden habe war eine Firma die Heizdrähte macht. Die bieten auch ovale Heizdrähte an - Mindestbestellmenge 100m :-(
Also weitersuchen. Gefunden habe ich schlussendlich eine Einziehfeder aus der Elektroabteilung vom Baugeschäft. Diese Einziefeder (braucht man um Elektrokabel in die Kabelkanäle einzuziehen) besteht aus einem dünnen flachen Federstahldraht. 10 Meter für 3 Euro. Die Billigstausführung von einen Einziehdraht. Aber um einen stabilen Federnbrenndraht zu machen natürlich super. Problem: Ich brauche Strom - sehr viel Strom. Bei 20A auf meinem Batterie Federnbrenner wird das Ding gerade mal Handwarm :-(

Also: An den Schweisstrafo angeschlossen, auf Minimum eingestellt (40A), aufgedreht und abgebrannt (sieht man auf dem Video).
Nach längerem suchen im Internet in den verschiedenen Modellbauseiten hab ich eine Lösung gefunden. Die Leute dort steuern ihre Trafos mittels einen Dimmers. Ein simpler Lichtdimmer aus dem Baugeschäft wird an der Steckdosenseite (Primärseite) des Trafos eingebaut und fertig. Einen normalen Lichtdimmer wollte ich nicht da ich mich bei einer Leistung von 100W nicht wirklich wohl gefühlt habe. Also wieder zurück ins Internet und dort genauer auf eBay. Wenn man dort "SCR 3800W Regulator" eingibt (und auf Weltweite Suche umstellt) erhält man genau was man braucht. Ein kleines, nicht mal Faustgrosses Gerät, das als Lichtdimmer verkauft wird und bereist um 8Euro (incl. Versand) zu haben ist.

Wieder etwas Theorie (überspringbar):
Der Dimmer ist eine Phasenanschnittsteuerung über Thyristor - extrem simpel, extrem billig. Das teuerste ist wahrscheinlich der Poti. Er verwendet immer nur eine Halbwelle - für unseren Zweck vollkommen ausreichend, mit einem 2. Thyrisor könnte man mehr Leistung herausholen (und würde dann auch mehr kosten)

Dieses Ding wurde in den Trafo eingebaut, einen Schalter dazu der in überbrücken kann (sonst kann man den Trafo nicht mehr als Schweisstrafo gebrauchen - fertig.
Möglich wäre natürlich auch das man den Regulator in eine Steckdose einbaut - dann könnte man auch noch andere Dinge steuern (Lampen, Bohrmaschinen,…) - nur so als Anregung.

Jedenfalls: Es funktioniert!!! Das ganze ist sogar doppelt regelbar - Grobregelung über den Dimmer, Feinregelung über die Traforegelung - für unsere Zwecke unnötig aber schön anzuschauen wenn man die Helligkeit des Drahtes stufenlos bis zum Durchbrennen regeln kann ;-) Also Leute, baut euch so ein Teil in eure Sonderangebotselektroklebemaschinen ein, vielleicht wollt ihr ja mehr als nur Elektrokleben (z.b. eine Dachrinne enteisen).

Anbei noch ein kleines Filmchen nach alter Manier. Eine Skala muss ich mir noch basteln um ein genaueres Gefühl für die richtige Einstellung zu haben.

walta
Burn Baby

Benutzeravatar
Archerbald
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 444
Registriert: 19.03.2010, 00:01

Re: Federn brennen mit dem Schweisstrafo

Beitrag von Archerbald » 02.06.2012, 11:51

Das hat was, schönes Video ;D
Gruß
Archerbald (der leider keinen Schweißtrafo hat)

Benutzeravatar
GroBo
Full Member
Full Member
Beiträge: 104
Registriert: 24.02.2010, 12:04

Re: Federn brennen mit dem Schweisstrafo

Beitrag von GroBo » 02.06.2012, 15:56

Ideen über Ideen... :) , nicht schlecht. Von einer ähnlichen Idee inspiriert,
habe ich meinen ersten Satz federn mit einem Auto-Batterieladegerät gebrannt.
Durch die Verwendung eines Schweissdrahtes aus einem Schutzgasschweissgerät
floss allerdings ein recht hoher Strom so dass die Überlastsicherung nach ein- bis zwei
Federn auslöste ( das Gerät leistet 8 Ampere bei 12 Volt). Dennoch war das Ergebnis sehr
gut. Ich habe mir für den nächsten Test 0,8 mm dicken Widerstandsdraht besorgt, den ich
maschinell leicht flachgewalzt habe, ich denke das sollte noch besser funktionieren.

Gruß

Peter

Benutzeravatar
Rizzar
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 861
Registriert: 01.06.2011, 20:03

Re: Federn brennen mit dem Schweisstrafo

Beitrag von Rizzar » 02.06.2012, 16:41

Wirklich nicht schlecht eure ganze Bastellei^^

Ich weiß aber wirklich nicht warum ihr euch so viel Stress damit macht. ???

Hab einen schönes stufenlos regelbares (Poti) uraltes Kfz (eher Stapler) Batterieladegerät mit Spannungsanzeiger im Keller stehen mit dem mein Bruder immer Styroporflügel (Modellflugzeugbau) schneidet. :D


Sowas gehört doch in jeden Haushalt. (Proll)

>:)

Duck und weg!

Benutzeravatar
walta
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5016
Registriert: 05.11.2005, 21:58

Re: Federn brennen mit dem Schweisstrafo

Beitrag von walta » 02.06.2012, 17:13

Ja - sollte in einem ordentlichen Haushalt nicht fehlen. Ein Staplerbatterieladegerät braucht man schliesslich jeden Tag ;-)

Nur für den Draht den ich verwende waren die 20 Ampere vom letzten Federnbrenner leider zu wenig. Und die 8 Euro für die Trafoerweiterung hatte ich gerade noch in der Kriegskasse.

Und einen kleinen Elektrokleber hat man einfach (nicht war Archerbald ;-)

walta

Benutzeravatar
GroBo
Full Member
Full Member
Beiträge: 104
Registriert: 24.02.2010, 12:04

Re: Federn brennen mit dem Schweisstrafo

Beitrag von GroBo » 02.06.2012, 17:42

Mein uraltes Staplerpoti ist wohl irgendwie verloren gegangen (Stapler ist auch weg) ;D hätte ich bloß gewusst,
wie wichtig das nochmal wird...

Peter
auch duck und auch weg

Benutzeravatar
eddytwobows
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 4294
Registriert: 31.05.2009, 12:09

Re: Federn brennen mit dem Schweisstrafo

Beitrag von eddytwobows » 03.06.2012, 08:37

Bild

Jaha, nun wird mir mal so einiges klar beim walta... der Mann ist ein echter "Legonist" der alten Schule noch... ;) :D :D

Sieht gut aus, topp... :) :)

LG
etb

(...wäre ja schon fast ein Grund, sich mit meiner Finanzministerin auf eine Anschaffungsdiskussion bezüglich eines solchen Mini- E-Schweißgerätes einzulassen... ;) ;D ;D )

Benutzeravatar
GroBo
Full Member
Full Member
Beiträge: 104
Registriert: 24.02.2010, 12:04

Re: Federn brennen mit dem Schweisstrafo

Beitrag von GroBo » 03.06.2012, 09:37

@Walta: Bei dem durchglühenden Draht hätte der Legomann eine Schutzbrille gebraucht,
wegen der Arbeitssicherheit. :D
Tolle Sache, so ein Schweisstrafo hat Power ohne Ende, 50 A sind da schon echt heftig.

Gruß

Peter

Benutzeravatar
walta
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5016
Registriert: 05.11.2005, 21:58

Re: Federn brennen mit dem Schweisstrafo

Beitrag von walta » 03.06.2012, 15:08

Hallo Leute - meine Hilfskraft hat einen kompletten Schutzanzug an incl. Helm und Sauerstoffflaschen. Sicherheit geht schliesslich vor.

Die 50A waren genau genommen nur halb aufgedreht ;-)
Das Schweissgerät hat im Angebot so an die 50-60 Euro gekostet - und man kann ganz toll Sachen damit zusammenschweissen (einen Rosenbogen, das abgebrochen Küchenmesser, Halterung für die Gartengeräte, Schuhständer,...) sind doch tolle Argumente - was tun wir nur für unsere Liebsten ;-)

walta

Benutzeravatar
klaus1962
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2267
Registriert: 05.02.2009, 11:44

Re: Federn brennen mit dem Schweisstrafo

Beitrag von klaus1962 » 03.06.2012, 15:31

Rizzar hat geschrieben:Hab einen schönes stufenlos regelbares (Poti) uraltes Kfz (eher Stapler) Batterieladegerät mit Spannungsanzeiger im Keller stehen mit dem mein Bruder immer Styroporflügel (Modellflugzeugbau) schneidet. :D
Sowas gehört doch in jeden Haushalt. (Proll)

Na klar hat jeder sowas zu Hause. ;D
Meines (Marke: Schrack uralt) ist aber leider etwas schwer (ca.50kg) und fest an der Wand montiert. Da müßte ich mir erstmal eine dicke Leitung zu der Stelle legen, wo ich die Federn brenne. ::)

Das Brennen mit dem Schweißtrafo hab ich auch schon durch. Aber auch so ein Schweißtrafo ist nicht gerade ein Leichtgewicht. Als Brenndraht habe ich übrigens dabei jene Stahlfedern benutzt, die als Stabilisierung in den Scheibenwischerngummis eingebaut sind. Also beim nächsten Wischertausch solltet ihr mal dieses Metall "herausoperieren". Es sind normalerweise 2 Stahlfederblätter (ca.0,5x2,5mm) pro Wischergummi dort verbaut. Schön hart und für Vieles zu gebrauchen. ;)

Gruß
Klaus

Antworten

Zurück zu „Werkzeuge“