Zieklinge oder Schweifhobel?

Selbstgebaute Befiederungsgeräte, Spinetester, etc.
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entman
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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von entman » 28.03.2003, 12:53

Da ich noch nicht die Erfahrung beim Bogenbauen habe, aber gerne mal einen Bauen wollte, wollte ich mal fragen wo der Unterschied zwischen einer Ziehklinge und einem Schweifhobel ist, wie man die beiden benutzt und welche vorteile sie haben. Und dann noch ob sich eine Bowyers Edge lohnt oder man mit den oben genannten auch zurecht kommt...
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gervase
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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von gervase » 28.03.2003, 14:49

Meinst du jetzt Ziehklinge oder Ziehmesser?
Ziehklinge ist ein Stück Blech, an dem ein Grat angezogen ist, um die Oberfläche zu glätten. Hat den Vorteil, dass sich die Klinge nicht ins Holz reinzieht und Späne abreisst. Nachteil ist, dass das Teil manchmal das Rattern anfängt und die Oberfläche lauter feine Kerben bekommt. Der Schweifhobel hat eine schrägstehende Hobelklinge, die Späne abhebt.
Und das Bowyers Edge ist im Prinzip eine Ziehklinge in einem Schweifhobel. Rattert nicht, reisst keine Späne raus und ergibt sehr feine Oberflächen. Mit dem teil kannst du papierfeine Späne abziehen. Ich hab mir das nachgebaut (pssst! nicht weitererzählen), weil mir das Original zu teuer war.
Und ich möchte das Teil nicht mehr missen.
Ist vor allem hervorragend, um einen durchgehenden Jahresring auf dem Bogenrücken vorsichtig freizulegen.

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Frank
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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von Frank » 28.03.2003, 15:03

Zum Bauen von Seflbows benutze ich nur ein Ziehmesser, meine zwei Lieblingsraspeln und diverse Ziehklingen. Schweifhobel habe ich zwar auch, die wollen aber immer möglichst gerade Oberflächen, daher benutze ich die kaum.
Dean Torges beschreibt in 'Hunting the Osage Bow' den Umgang mit diesen obengenannten Werkzeugen. Speziell das Schleifen von Ziehklingen (das Anbringen eines Grates) ist dort sehr gut beschrieben. Eine Bowyers Edge nach seinem Vorbild bekomme ich demnächst (ich verrate auch nicht von wem) ;-).
Ansonsten sind Ziehklingen aber unabdingbares Werkzeug, gerade zum Tillern.
Ansonsten benutze ich noch eine kleine Rundfeile um die Sehnenkerben anzubringen (die ist eigendlich zum Schärfen von Bandsägeblättern).
Mit ein paar Bogen Schleifpapier und Stahlwolle fürs Finisch bist Du ansonsten komplett.

• Nachricht wurde von Frank am 28.03.2003-15:06 nachbearbeitet!

entman
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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von entman » 28.03.2003, 15:09

@gervase
wird bei einer Bowyers Edge die Klinge dann senkrecht oder schräg fixiert? Sonst könnte man ja einfach die Basis eines Schweifhobels nehmen oder funzt das nicht? Die Ziehklinge wird dann doch auch irgendwo drin fixiert, oder nicht? So und nun eine letzte doofe Frage: Du hast nicht zufällig ne Bauanleitung für das Ding das ja aber keine Bowyers Edge ist? (Du hast Bowywers Edge gesagt *gesteinigt werd* : )
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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von kra » 28.03.2003, 15:28

@entmann,

der SChweifhobel kommt bei mir nur zum Einsatz wenn es um glatte Kanten/Seiten geht. Immer mit der Maserung arbeiten! Ziehklingen immer wenns um feine, glatte Oberflächen und einen kontrollierten Span ankommt. Und wenn die Oberfläche nicht eben ist. Das Ziehmesser für's Grobe (und auch etwas feinere, neben der Raspel mein Lieblingswerkzeug) und der Bowyers Edge muss noch fertig werden, dann wird der auch probiert (von Gervase bereits beschrieben). Für mich wohl für die Bearbeitung um die Nodien des Bambus herum. Aber das Wochenende wirds zeigen...
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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von Mathias » 28.03.2003, 16:30

@entman

In der Arbeitsphase (Endphase und während des Tiller), die eine Ziehklinge erfordert, ist ein Schleifhobel für mich undenkbar.
Viel zu grob.
Meine  Ziehklingen habe ich rund geformt und helfen mir ungeheuer bei der letztendlichen Formgebung.
Aber Achtung! Es geht dann zwar wenig Material weg, aber gerade in der Dicke macht sich Materialabtrag unheimlich bemerkbar.
Ansonsten halte ich es wie Kra, Raspel, Ziehklinge Schleifpapier und dann Metallwolle.

Nimm dir Zeit.


Viel Spass

@garvase

meinst due ein Flot ?



• Nachricht wurde von Mathias am 28.03.2003-16:37 nachbearbeitet!

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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von kra » 28.03.2003, 20:33

@mathias
mit Stahlwolle habe ich schlechte Erfahrung gemacht. Die hat sich in die Robinie richtig eingefressen, so das der Bogen mit Stahlwolle "gespickt" war (Vorsicht Übertreibung, aber im Kern stimmts).
Nehme für die Endbearbeitung lieber feinstes Glaspapier und zum Schluss Wasser und Schleifpads (Installateurbedarf).
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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von Halfmoon » 28.03.2003, 21:52

@ gervase

Muss ja wirklich ein dolles Ding sein, so eine Bowyers Edge ! Wäre wirklich toll, wenn Du mal ein Bild oder eine Anleitung zum Selberbau posten könntest ...

@ kra

Du gehst da am Ende mit Wasser (!) an Deinen Bogen ??? Und das macht nichts ? Tut es denn nicht auch ganz feines Sandpapier ?

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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von kra » 29.03.2003, 08:03

ja/Nö/Nö,
ich mache das Holz/Bambus mit Wasser feucht und lasse es trocken, damit sich die "loosen" Fasern (z.B. an den Poren) aufstellen. Anschliessend mit feinstem Schleifmittel anziehen. Und das Ganze mehrfach wiederholen.
Das ist das gängige Vorgehen beim Tischler/Schreiner, wenn er gaaaanz saubere Oberflächen fürs/beim Lackieren bekommen will. Das Holz wird ja nur anz oberflächlich nass.
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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von gervase » 29.03.2003, 08:51

@mathias
nein, dasist kein flott.ist im prinzip wie ein schweifhobel, in den eine einzelne ziehklinge senkrecht eingespannt ist. die klinge ist unten im 45° Winkel angeschliffen und hat einen grat angezogen. Du kannst dasteil auf einen 10tel-mm Abtrag einstellen und hauchfeine Späne abziehen
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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von Archiv » 29.03.2003, 10:49

@Halfmoon
Man sollte es kaum glauben aber manchmal tut ebend Wasser einem Bogen gut. Ich mache fast ähnlich wie kra. Mit Stahlwolle habe ich auch nur schlechte Erfahrung gemacht, das Zeugs löst sich in wohlgefallen auf und sitzt an den unmöglichsten stellen.Ich schleife auch mit Sandpapier von 60' er Körnung bis zur 600'er Körnung und nehme dan zum Schluss ein Schleifvlies das eine 1500'er Körnung hat. Der Bogen wird bei mir allerdings nur beim Beizen feucht gemacht und da wiederhole ich die beiz und schleif Schritte manchmal bis zu 8 mal.Meist reicht es nach dem dritten mal, das ich den Bogen nur noch mit einem feuchten Tuch abreibe.Die groben abstehenden Holzfasern gehen meist vorher schon ab.Wenn mans gut macht könnt man hinterher meinen der Bogen hat eine hauchdünne Lackschicht, so glatt ist der dann.

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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von Frank » 29.03.2003, 12:47

Wenn man Holz nass machen will, um die Faser aufzustellen, sollte man das *unbedingt* erst an einem Probestück testen. Einige Hölzer haben eine hohen Säureanteil - Robinie z.B. Wenn man die anfeuchtet, tritt die Säure in Aktion und färbt die Holzfasern sehr dunkel. Das sieht nicht uninteressant aus und verschwindet so im Laufe von 2 Monaten wieder, ist aber möglicherweise nicht der gewünschte Effekt.
Auch an Händen, Lappen, Tischen bleibt dieser Effekt lange in Erinnerung.

Bei Eibe ist das übrigens auch ein wenig zu sehen. Ulme, Hickory, Osage und Esche sind da meiner Erfahrung nach unkritisch.

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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von Archiv » 29.03.2003, 23:01

Zum Polieren habe ich mit ganz feiner Stahlwolle ganz gute Erfahrungen gemacht. Vorher ist aber immer schon fein geschliffen worden und in der Regel eine Schicht Hartöl auf das Holz gekommen.
Anssonsten arbeite ich gerne mit Ziehklingen (meist in einen Ziehklingenhalter eingesetzt; kein Bowyers-Edge), weil man mit ihnen einfach einen sehr feinen Abtrag und eine sehr glatte Oberfläche hinbekommt. Ich setze sie aber meist erst beim Tillern ein (abwechselend mit einer grossen Holzfeile; grobes Schleifpapier 80er ist auch oft dabei). Vorher arbeite ich mit Ziehmesser, Schabhobel und Raspel.

Martin
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Zieklinge oder Schweifhobel?

Beitrag von Martin » 31.03.2003, 08:25

@gervaase
Mit Deinen Beschreibungen von der Qualität des Bowers Edge machst Du einem ja den Mund wässrig....
Stell' doch mal eine Bauanleitung ein - oder zumindest stell ein paar Photos vom gesamten Gerät und von den Einzelteilen ein. Interessant wäre natürlich auch, aus welchem Material die Klinge ist und wie sie angeschliffen werden muss.
Das wäre echt ganz toll, da ich demnächst mit einem neuen Bogen anfangen will.

Dank und Gruss

Martin
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... und wer 'n Tipfehler findet darf ihn behalten!!!

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