Spitzengewicht? Auslegung extra-leichter Carbonpfeile

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MarcelH.
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Spitzengewicht? Auslegung extra-leichter Carbonpfeile

Beitrag von MarcelH. » 31.05.2014, 20:06

Hi,

ich möchte gern für unsere Bögen neue Pfeile bauen. Das hat mehrere Gründe, v.a. aber Gewichtsgründe.

Erstens: Pfeile für mich selbst.

Ich schiesse einen Reiterbogen bzw. einen schnellen Recurve mit Daumentechnik. 35# auf 28", ich ziehe 31".
Aktuell schiesse ich Hemlock Tanne breasted Taper mit 60 gr. Spitzen. Damit komme ich auch eigentlich ganz gut zurecht, sie sind nur sehr aufwendig.

Hier möchte ich gern wechseln. Anna hat mir hier auch sehr weitergeholfen, danke nochmal dafür.

Die Pfeile sollen auf dem Bogen zu schiessen sein als auch auf meinem (hoffentlich bald neuen) schwächeren Übungsbogen, der dann etwa 26 # auf 28" haben wird, auch auf 31" Länge.


Ich möchte hier gern schiessen:

- Aurel Agil
- Spine 500
- 31"
- Insert 21 gr.
- Spitze 100 gr.
- Federn 4"

So vorgeschlagen von Anna, nach kurzer Recherche meinerseits dürfte das auch passen. Oder?




Zweitens Pfeile für meine Freundin.

Sie schiesst einen Ragim Wildcat Recurve TD mit 22# auf 28". Sie möchte ggf. auf stärkere Wurfarme wechseln aber nicht mehr als 26#.

Auch hier möchte ich gern extra leichte Pfeile. Sie hat bisher geschossen:

- Alupfeile (waren sehr leicht, aber ist leider kein grader mehr übrig)
- Holzpfeile (aus Sicherheitsgründen zu lang, nicht getapert. Auf jeden Fall hatten sie über 30 gramm (!) und sind daher auf dem schwachen Bogen nahezu unschiessbar)
- aktuell: Holzpfeile mit Nocktaper auf 1/4", 30 gr. Spitzen aus Alu. Wiegen insgesamt 17 gramm. Schon besser.

Zum Vergleich zu den Holzpfeile möchte ich hier auch einen Mini-Satz Carbonies bauen.


Der Spine ist ja immer abhängig von einigen Dingen. Ich kenne schon Heidjers/Dirks PDF, aber da ist der Spine abhängig vom Spitzengewicht. Aber: Wie soll ich wissen, welches hier das richtige ist?


Ich würde gern eigentlich dasselbe Setup wie oben schiessen:

- Aurel Agil
- 28"
- Spine 700 (ist der niedrigste)
- Insert 21 gr.
- Spitze (wieviel Grain sollte die haben??)
- Federn 3"? 4"?



Also, im Endeffekt bräuchte ich noch Hilfe welche Federlänge ich bei den kurzen nehmen sollte und welches Spitzengewicht. Und warum?


Bisher habe ich immer sehr gute Beratung vom Pfeil- und Bogenbauer meines Vertrauens genossen, der aber nur auf Holzpfeile schwört... deshalb muss ich mir Hilfe woanders suchen ;-)



Danke für Alles,
Marcel

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Arquerine
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Re: Spitzengewicht? Auslegung extra-leichter Carbonpfeile

Beitrag von Arquerine » 01.06.2014, 10:08

Die Schäfte sind mir unbekannt. Ich denke die Pfeile würden für Dich so passen. Was wiegen die Schäfte an grain per Inch? Du solltest beim Gesamtgewicht nicht unter 7 grain pro Pfund Zuggewicht kommen. Sonst könntest Du mit dem Spitzengewicht auch noch etwas runtergehen. Obwohl ein hohes Spitzengewicht für schnellere Stabilisierung des Schaftes sorgt.

Für Silvia würde ich mit dem Spine eher Richtung 800 gehen. Wie sehr hängst Du an den Aurel Agil? Oder Du gehst mit dem Spitzengewicht rauf. 100 gn würde ich auf den 700 ern mindestens nehmen. Bei dem Recurve brauchst Du nicht so viel Federfläche. 3" müssten reichen. Bei dem Recurve ist es wahrscheinlich nicht so schlimm, wenn Du mit dem Gewicht unter 7 gn per Pound kommst. Aber ich würde trotzdem vorsichtig sein.

Für die Kalkulation Gewicht, schlussendlicher Spine finde ich den Spinecalculator gut. Soll ich ihn Dir zuschicken?

Grüße
Martina

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Re: Spitzengewicht? Auslegung extra-leichter Carbonpfeile

Beitrag von MarcelH. » 01.06.2014, 16:12

Hi Martina,

die Aurel Agil hat mir Anna als Ultra-Leicht-Pfeile empfohlen.

Die 700er (sind die weichsten) wiegen 5,1 gpi, die 500er 6,1 gpi.

Das mit dem Spine-Calculator fände ich gut! Bloß ich habe hier meist Probleme weil z.B. Spitzengewicht eine Option ist, die sich auf den Spine auswirkt, aber ich gar nicht weiß, wie ich als erstes sinnvollerweise das Spitzengewicht bestimmen sollte...


Grüße,
Marcel

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Re: Spitzengewicht? Auslegung extra-leichter Carbonpfeile

Beitrag von Heidjer » 02.06.2014, 11:53

Das Spitzengewicht beeinflußt den Schwerpunkt des Pfeiles.
Je weiter vorne am Pfeil der Schwerpunkt liegt, desto schneller stabilisiert ein Pfeil, aber der Pfeil wird auch schneller nach unten gezogen.
Beim Abschuß wird der Pfeil von "hinten" angeschoben, die träge Masse der Spitze reagiert langsamer und der Pfeilschaft biegt sich durch > dynamischer Spine.
Die Masse (das Gewicht) der Pfeilspitze wirkt sich somit direkt auf die Durchbiegung im Abschuß aus.
Für einen guten Peilflug muß die Durchbiegung zum Bogen und den Schützen passen > der dynamische Spine muß in einen Bereich liegen, das der Pfeilschaft nicht am Bogen anschlägt.

Zum Schiessen auf die "üblichen" Enfernungen sollte der FOC im Bereich von 8% bis 12% liegen (FOC > bezeichnet den Abstand den der Schwerpunkt vor der geometrischen Mitte des Pfeiles liegt). Für gute Schützen reicht dabei ein FOC von 8% vollkommen aus, bei Anfänger und schludrigen Schützen ist mehr Fehlerverzeihender. ;)
Daraus ergibt sich, das gute Schützen etwa 20% des Pfeilgewichtes in der Spitze konzentriert brauchen und die "anderen" etwa 25% oder mehr.
Bei Carbonpfeilen setzt sich das Spitzengewicht aus Insert und Spitze zusammen.

Also ausrechnen, Pfeillänge x gpi + 20gr (für Nocke + Feder) = 75% - 80% des Pfeilgewichtes, Rest muß das Spitzengewicht bringen.
Da man Carbonschäfte leider nicht in jeden Spinewert bekommt, muß man den dynamischen Spine über die Pfeillänge tunen. Ein 28" langer 800'er Cabonpfeil hat etwa den gleichen dynamischen Spine wie ein 29,5" langer 700'er Schaft wenn alles andere gleich bleibt. ;)


Gruß Dirk

PS: Es sollte klar sein, das man nur unter großen Bemühungen an den optimalen Pfeil kommt, kennt man aber die Zusammenhänge und hält die notwendigen Abweichungen klein, dann kann man einen Pfeil bauen der dem optimalen Pfeil sehr nahe kommt. ;)
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Spitzengewicht? Auslegung extra-leichter Carbonpfeile

Beitrag von MarcelH. » 02.06.2014, 12:30

Hallo Dirk,

danke nochmal für deine Erläuterungen. Ich versuch es mal mit deinem "Kochrezept" für die Pfeile meiner Freundin und dann schauen wir mal, ob sie fliegen ;-)


Gruß,
Marcel

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Re: Spitzengewicht? Auslegung extra-leichter Carbonpfeile

Beitrag von Eberesche » 02.06.2014, 13:18

Hallo,
Für dich: Ich hatte dir die Aurel vor Allem empfohlen, weil es sie auch in schön lang gibt. Auf deinem jetzigen, starken Bogen solltest du mal das Zuggewicht bei deinem Auszug herausfinden. Es könnte sein, dass der von dir gewünschte Pfeil da zu leicht wird (unterhalb der 8gpp landet) - dann lieber zur Sicherheit eine 125gn Spitze verwenden. Die Federn dürfen auch gerne 5" lang sein, aber da bist du ja schon erfahren im Basteln.

Für deine Freundin ist vielleicht auch der Carbon Express - Predator II interessant. Den gibt es auch im 800er Spine und er ist etwas günstiger. Der wiegt zwar 5.96gpi (Agil 700: 5.1) ist aber natürlich immer noch viel leichter als ein Holzschaft.

Anna

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Re: Spitzengewicht? Auslegung extra-leichter Carbonpfeile

Beitrag von Anschi » 02.06.2014, 14:53

Wenn deine Freundin so wenig Zuggewicht hat, der Carbon Express Predator II gibt es auch bis zu 1100er Spine (vielleicht noch mehr, weiß ich nicht).
Den hab ich nämlich auf meinem 25 Pfund Take-Down-Recurve geschossen. (mein Freund hat scherzhaft immer Zahnstocher zu meinen Pfeilen gesagt XD )
Und mein anderer 25 Pfund Bogen wir auch mit nem 1000er Predador II geschossen. Der ist deutlich leichter als der 700er.Und fliegt perfekt gerade aus. Wie schwer die Spitzen da drinne sind weiß ich allerdings grade nicht, weil die Pfeile mein HdV passend auf meinen Bogen gebaut hat. Bei Bedarf frag ich aber mal nach oder zieh mal eine raus und wieg sie.

Liebe Grüße, Diana

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Re: Spitzengewicht? Auslegung extra-leichter Carbonpfeile

Beitrag von MarcelH. » 02.06.2014, 15:32

Danke auch dir nochmal!

Ich finde das Thema Carbon-Pfeile momentan noch sehr verwirrend und weiß gar nicht, wie und wo ich anfangen soll, wenn ich mir selbst Pfeile zusammenstellen" soll.

So viele Variablen... und bei allen Spine-Calculatoren weiß ich noch nichtmal, welche Felder ich überhaupt ausfüllen muss und mit was?

Verstehe einfach nicht die ganzen Zusammenhänge, da es hier für mich viel zu viele Variablen gibt.
Ich finde nichtmal eine Umrechnungstabelle die mir sagt Carbon 500 bedeutet Holz-Spine ??, Carbon 800 bedeutet Holz-Spine ??

Ich werde meinen Bogen am Freitag mal messen lassen. Ich schätze ihn ungefähr auf 45# bei 31".

Für mich würde ich bauen:
Aurel Agil 500, 31", 6,1 gpi
21 gr. Insert
100 gr. Spitze
20 gr. für Nock und Federn.

Das macht dann Summa Summarum 331 grain und damit etwa 7,35 gpp. Diese sollten dann auch auf meinem zukünftigen Bogen (der ja schwächer sein sollte) vom gpp noch besser passen, weil etwas höher.


Bei meiner Freundin hab ich jetzt hin und her gerechnet aber komm auf nix passendes.

Mit den Carbon-Express Predator II komme ich auf 308 grain rechnerisch, was dann ja 14 gpp, was ich immer noch relativ schwer finde.

Insgesamt wären es

CE Predator II, 28 ", 5,96 gpi
21 gr. Insert
100 gr. Spitze
20 gr. für Nock und Federn

Laut Stu Millers Calculator passen hier aber der dynamische und statische Spine super zusammen, wenn ich auch hier 100 gr. Spitzen und 21 gr. Inserts benutze.

Aber hier hab ich einfach mal "Ragim Bear" gewählt, weil ich die anderen Optionen einfach nicht weiß.

Kenn mich in der Theorie doch noch zu wenig aus, offensichtlich...

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Re: Spitzengewicht? Auslegung extra-leichter Carbonpfeile

Beitrag von Eberesche » 02.06.2014, 15:45

Man kann die Spinewerte von Carbon- und Holzsschäften nur schlecht "umrechnen". Du kannst bei jedem Schaft die Durchbiegung messen, ein Carbon- und Holzschaft mit gleicher Durchbiegung fliegen aber nicht unbedingt gleich. Für dich ist das nicht so tragisch, weil du mit einer Technik mit Bogendrehung sowieso fast jeden Spine nutzen kannst. Mit meinem 29" Auszug haben 500er Carbonschäfte auf Bögen von 22-50#@28" funktioniert.

Für deine Freundin lohnt es sich, auf Erfahrungswerte von Leuten mit ähnlich starken Recurvebögen zurückzugreifen. Eine Freundin von mir verwendet 700er Schäfte mit 60gn Spitze auf einem 26#@28" Bogen, sie hat ca. 28" Auszug. Allerdings schießt sie mit Daumen und Bogendrehung. Für einen Recurvebogen sollte es vermutlich etwas Weicheres sein und 100gn Spitze ist sicher sinnvoll.

Anna

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Re: Spitzengewicht? Auslegung extra-leichter Carbonpfeile

Beitrag von Anschi » 02.06.2014, 18:41

Das würde sich ja in etwa mit meiner Erfahrung decken, Anna.
Ich hab mich mal schlau gemacht:
Also ich hab 1000er Spine und 80er Spitzen (für 25 Pfund Tuscany Style OP 140) und 1100er Spine und 60er Spitzen (für Ragim Wildcat TD Recurve mit 28 Pfund). Das sollte in etwa zu 700er Schaft und 100gn Spitze passen. Daumen braucht soweit ich weiß wegen Bogendrehung ja eher nen härteren Pfeil.
Ich würde jetzt (aber ich bin ja auch Anfänger) denken, dass weicherer Schaft und leichtere Spitze insgesamt den leichteren Pfeil ergibt, und darauf soll hier ja der Schwerpunkt liegen, oder? Allerdings könnte es sein, dass etwas steiferer Schaft und schwerere Spitze sich schneller stabilisiert.

Ich kann jedenfalls sagen, dass die oben genannten Pfeile auf den oben genannten Bögen bei mir (Anfänger, 27 Zoll Auszug, mediteran) super funktionieren.

Liebe Grüße, Diana

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