Einfluss v. hoher Luftfeuchtigkeit auf selbstgem. Holzpfeile

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Samnick
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Einfluss v. hoher Luftfeuchtigkeit auf selbstgem. Holzpfeile

Beitrag von Samnick » 06.06.2016, 18:05

Hey
Seidem ich Bogen baue habe ich auch Sehnen und Holzpfeile gemacht.

Heute war ich auf ein Parcours im Wald schießen.
Es hat allerdings die Nacht und gestern gut geregnet.
Ich bin bei 17° und 92 % Luftfeuchtigkeit gestartet. Im wald war ein std später immer noch sehr nasse und wärmer.
Ein wenig wie auf Wanderung im Thailand, locker 90% Luftfeuchtigkeit oder mehr.

Dann haben angefangen meine Pfeilen nicht mehr grade zu fliegen, die Hinterteil der Pfeile hat große runde Kreisel in der Luft gemacht auf langen Schuss.
Egal wie ich später die leicht gebogen habe die haben sich in alle Richtung gebogen und sind so geblieben ein wenig wie marshmallow :o

Ich hatte dabei Pfeile aus Fichten und Zedern und die sind 2 bis drei mal geölt geworden mit normal Rapsöl.

Ich bin mir sicher ich habe etwas bei bauen falsch gemacht, falsches Öl benutz ?? zu oft daneben geschossen auf nasse Boden ??

Falls ihr Tipps haben wäre super.
Meine nächste Pfeile überlege ich mit Leinfirnis zu ölen oder mit wasserdichte Lack.

Danke
In fast jeden Stücken Holz versteckt sich ein Bogen. Die frage ist nur ob du die Geduld hast es am leben zu bringen.

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kra
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Re: Einfluss v. hoher Luftfeuchtigkeit auf selbstgem. Holzpf

Beitrag von kra » 06.06.2016, 18:32

Leinöl ist sicher die bessere Alternative!
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

PeterOStecher

Re: Einfluss v. hoher Luftfeuchtigkeit auf selbstgem. Holzpf

Beitrag von PeterOStecher » 06.06.2016, 21:47

Ich halte von Lack mehr, bei allem Respekt, ehrenwerter Kra - lackieren vor dem Befiedern, Parkettlack, Bootslack o. Ä. ein paar Schichten, abziehen, trocknen neu lackieren. Und die Federn halten auch besser auf dem lackierten Schaft. Ich bin der Meinung ein versiegelter Schaft/Pfeil bleibt eher so wie er ist, als ein geölter, auch das Öl weicht die Fasern und das Holz auf, es ist auch "Feuchtigkeit" und der Pfeil wird "weicher" - eine Lackschicht schließt das Holz sauber ab und alle Schrammen und Probleme sind schnell sichtbar im Lack. Pope und Young benutzten eine echte Schellack-Politur, soweit ich mich erinnere, auch für die Bögen - das war auch eher wie eine Lackversiegelung, nicht wie Öl. Und, ich denke auch, Zedernschäfte sind halt doch besser, halten Form und Spine besser, als alternative Pfeilhölzer die so angeboten/verwendet werden.

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Heidjer
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Re: Einfluss v. hoher Luftfeuchtigkeit auf selbstgem. Holzpf

Beitrag von Heidjer » 07.06.2016, 00:03

Öle und Wachse kann man über einer Versiegelung aufbringen, zB zum besseren Ziehen der Pfeile aus dem Ziel, sie versiegeln aber das Holz nicht gegen Feuchtigkeit.

Zur "Abdichtung" taugen nur echte Hartöle, also Leinölfirnis und Tungöl und eventuell noch Mischungen die diese zu einen großen Anteil enthalten (Danish-Oil, Tungöllack). Firnis ist auch nur der französische Ausdruck für Lack, wobei Leinölfirnis und Tungöl die einzigen Öle sind, die komplett polymerisieren und eine Luftdichte Beschichtung bilden.

(Zur Info, es gibt eine Untersuchung der amerikanischen Marine zum Rostschutz für Stahl, gewonnen hat Leinölfirnis, richtig aufgebracht schützt es Stahl 40 Jahre gegen Salzwasser, besser wie jedes Bleimenige oder sogar Feuerverzinkung, es ist leider nur sehr schwer bzw aufwändig auf Stahl aufzubringen und muß lange aushärten, Zeiten die kein Schiff mehr im Trockendock verbringt).

Lacke, vor allem Acryllacke sind viel einfacher und schneller in der Anwendung. Schellack sieht einfach geil aus und feuert die Maserung an, ist aber leider nicht Wasserfest und muß mit Leinölfirnis geschützt werden. ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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walta
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Re: Einfluss v. hoher Luftfeuchtigkeit auf selbstgem. Holzpf

Beitrag von walta » 07.06.2016, 06:50

Ich bin auch eher ein Leinöler. Richtig aufgetragen ist es einem Lack mindestens ebenbürtig und ungiftig ist es auch noch. Nachteil: man muss wissen was man tut. Die heutigen Lacke sind da natürlich anwendungsfreundlicher.

walta

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Re: Einfluss v. hoher Luftfeuchtigkeit auf selbstgem. Holzpf

Beitrag von Sateless » 07.06.2016, 08:01

Hallo Samnick. Ich denke, du bist nur einem weit verbreiteten, nicht minder gravierendem, Irrtum aufgesessen. Man versiegelt Pfeile immer mit einer Schicht, die den Schaft vor jeglichem Wasser schützt. Zu den Mittelchen, die das können, gehören auch Öle, weshalb man halt "einölt." Das heißt nicht, dass jedes Öl, diesen Effekt erzielt. Eigentlich "nur" Leinöl und Tungöl.
Sonnenblumen-, Oliven-, Raps-, Distel-, Traubenkernöl und so weiter taugen für diesen Zweck nicht. Es sind natürlich auch Öle, aber sie versiegeln Holz nicht.
Und da es drauf ankommt, dass Holz zu versiegeln, und nicht auf das auftragen von Öl, machst du gerade die Erfahrung, die du hier beschrieben hast.

Und wie schon geschrieben, wären Leinöl und Kunstharzlacke tauglich, eben weil sie das Holz versiegeln.

Meine persönliche Meinung in der Sache ist: Leinöl auftragen, oder direkt Carbon schießen. Für mich überwiegt bei Holzpfeilen der Ökogedanke bei weitem die Nostalgie. Daher sehe ich Holzpfeile mit Kunstharzversiegelung (auch wenn die mit unter besser ist, als hart gewordenes Leinöl) als eine Mischung der schlechten Eigenschaften von Carbon- und Holzpfeilen an. Holz halte ich als Schaftmaterial gegenüber Carbon für unterlegen, und mit der Kunstharzschicht hat man auch Kunstharzabrieb, den man verteilt. Aber das ist nur meine Meinung, und abweichende können gerne auch richtig sein.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Bausch & Bogen
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Re: Einfluss v. hoher Luftfeuchtigkeit auf selbstgem. Holzpf

Beitrag von Bausch & Bogen » 07.06.2016, 18:48

Moin Samnick,
im Wesendlichen haben meine Vorschreiber schon das Meiste gesagt, möchte nur kurz ergänzen:
Neben Lein- und Tungöl gehören noch Walnuss und Mohnöl zu den polymerisierenden (härtenden) Ölen, Walnuss braucht nen Tacken länger als Lein (selbst erprobt) und dunkelt nicht so doll nach, Mohnöl dunkelt angeblich garnicht, ist aber nur was für sehr Geduldige.

Mit entsprechender Vorbehandlung (voroxydieren, beimengen von Sikkativen) wird aus Leinöl Leinölfirnis, die Trocknungszeit verkürzt sich dadurch drastisch (Tage statt Wochen), die Umweltbelastung durch Sikkative halte ich für vertretbar, aber wenns nicht sein muss... der weitaus größte Teil meiner Pfeile beendet sein Pfeilsein in der Natur, da ist auch mir eine rückstandsarme Verottung sehr willkommen.

Zu Schellack und Wasser: Ja, ein Boot würde ich damit nicht versiegeln, aber gegen kurzfristige Nässe wirkt er.
Ein schellackversiegelter Pfeilrest hatte nach 2 Std. Tauchbad keine messbare Gewichtszunahme, für mich ist das wasserfest genug.
Der Vorteil gegenüber Leinöl ist, daß der Sekundenkleber (shame on me, aber mit Knochenleim dauerts immer so lange) für die Federn besser, bzw überhaupt hält.
Der Teil des Schaftes der in die Scheibe eindringen könnte bekommt besser keinen Schellack ab, da dieser bei höherer Temperatur (Reibung) schmilzt und den Pfeil in die Scheibe klebt - hier ist Leinöl klar im Vorteil.

Summa Sumserum, ich tauche meine Schäfte bis eine Handspanne vor der Spitze in Schellack, lasse Aushärten, Federn ran, dann Öl von der Spitze bis zu den Federn.

Viel Erfolg,
Christian

@Dirk: Ich bin wie immer tief beeindruckt von Deiner Fähigkeit auch komplexe Sachverhalte nachvollziebar zu beschreiben (ist grad nicht das beste Beispiel, aber ich wollts mal loswerden). Du hast einen fantastischen Schreibstil. Hut ab und großer Dank.
Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt. (Gandhi)

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Samnick
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Re: Einfluss v. hoher Luftfeuchtigkeit auf selbstgem. Holzpf

Beitrag von Samnick » 07.06.2016, 23:09

Vielen Vielen Dank
Ich habe jetzt ein bessere Vorstellung wie die Sachen funktionieren.
Die Kombination lack und öl gefällt mir Gut
momentan sie meine Pfeilen am trocken, dann werde ich kontrollieren ob ich die nach richten muss
Dann bekommen die 2 Schichte Leinöl Firnis.
In fast jeden Stücken Holz versteckt sich ein Bogen. Die frage ist nur ob du die Geduld hast es am leben zu bringen.

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