Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

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klausmann84
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Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von klausmann84 » 02.01.2022, 19:24

Hallo,

Ich habe vor kurzem meinen nächsten Bogen https://fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=16&t=32513 fertig gebaut und habe gerade das erste mal das Problem dass ich wirklich gar keine Ahnung habe wie ich passende Pfeile finden soll.

Er hat 43 lbs bei 28''(mein normaler Auszug), Selfbow mit Schußfenster (fast aber doch nicht ganz centershot) und Recurves, recht effizientes Design mit schmalen Tips. Sehne:10 Strang Dacron mit Sehnendämpfern.

Ich schieße derzeit 13 gpp Pfeile mit 125er Spitzen, 65-70 gespineden 11/32 Kiefern-Schäften, 29 '', im letzten Drittel auf 5/16 getapert, 4'' Federn. Die gehen recht sauber raus und sind immer noch erstaunlich schnell, aber ich würde gerne ein niedrigeres Gewicht von 9-10 gpp schießen.

Schieße ich mit 9,5 gpp, 100 gr Spitzen, 29'' 5/16 Kiefernschäften, gespined auf 35-40 schlagen diese heftig an. Warum auch immer. Macht keinen Spaß.

Bisher habe ich immer halbwegs passenden Spine bestellt, mir grob nen Spitzengwicht zusammengereimt und bin immer bei etwa 9,5 gpp gelandet. Pfeile schossen ganz gut: Wunderbar. Diesmal habe ich die Befürchtung, dass wenn ich mir einfach wieder Schäfte mit relativ hohem Spine bestelle die fertigen Pfeile wieder so schwer sind, da kann ich auch gleich weiter mit den 13 gpp schießen.
Den dynamischen Spine würde ich durch leichtere Spitzen (100 grain), und möglichst knapp bemessene Pfeillänge (28'') erhöhen wollen, Gewicht durch Taper reduzieren können und trotzdem stell ich mir die Frage, wie ich an möglichst steife, möglichst leichte Pfeile komme und von welchem Spinewert ich für die Pfeile in etwa ausgehen sollte. Spinewertrechner habe ich alle durch, die geben mir teilweise ein ähnliches Setup an wie das, was nicht funktioniert.

Vielleicht hat von euch jemand eine Idee wie ich zumindest grob vorgehen könnte? Würde mich sehr freuen! Vielen Dank und viele Grüße, Klaus
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kra
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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von kra » 02.01.2022, 19:42

Leichteres Pfeilholz (Sitka-Fichte oder Hemlok-Tanne) ist keine Option?
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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klausmann84
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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von klausmann84 » 02.01.2022, 19:52

Doch, wenns leichter ist... ;D Ich habe nur bisher das Schaftmaterial nicht nach Holzart ausgewählt. Ich habe auch den Eindruck, dass im Onlinehandel zwar verschiedene Rohmaterialien zur Verfügung stehen, aber deren Eigenschaften werden oft gar nicht genau erläutert. Nen Laden habe ich nicht in der Nähe... Wo bekommt man diese dezidierten Materialien? Dann würde ich es einfach wie bisher beim Spine auch mit irgendwas naheliegendem probieren.
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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von st800 » 02.01.2022, 21:39

Hi Klausmann,
es könnte sein, dass der Auflagepunkt des Pfeils auf der Auflage zu weit vorn ist. Nach meiner Erfahrung sollte der höchste Punkt des shelfs ziemlich genau mittig im Griff liegen. Beim Ablass drückt sich der Pfeil dann heftig nach oben und schlägt dann am Bogen an. Bei schweren Pfeilen ist das relativ egal weil die Masseträgheit das irgendwie ausgleicht. Bei leichteren Pfeilen muss der Pivotpunkt mittig im Griffstück liegen. Clay Hayes hatte dazu auch mal ein Video gemacht.
Auf deinem Bild von dem Griffstück sieht es so aus, das der höchste Punkt deiner Auflage sehr weit vorn liegt.
Kann auch täuschen, sieht für mich aber so aus. Vorn ist für mich in dem Fall die Bauchseite.
Gruß
Alfred

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klausmann84
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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von klausmann84 » 02.01.2022, 21:53

Hmm der Auflagepunkt liegt eher am Rücken des Bogens allerdings heben die Pfeile gut ab, es gibt keinerlei Schleifspuren am waagerechten Teil des Schussfensters aber am seitlich angebrachten Leder dann schon. Heißt für mich sie schlagen seitlich an und das wäre dann eher Spine als Pivotpunkt. Dennoch werde ich da mal weiter drauf achten, danke für den Tip! Vielleicht finde ich mal wen der mir eine Zeitlupenaufnahme ermöglicht...
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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von st800 » 03.01.2022, 16:30

Hi Klausmann,
ich denke nicht das der spine da eine allzu große Rolle spielt.
Der spinewert den du angibst sollte für den Bogen passen.
Nockpunkt, Standhöhe und Ablass haben auch eine grosses Einfluss auf das Abschußverhalten.
Auf dem Auszugs Bild von dir scheint mir der Nockpunkt etwas zu tief zu liegen.
Nockpunkt ausschießen und dann weiter sehen.
Gruß
Alfred

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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von Ravenheart » 03.01.2022, 16:59

klausmann84 hat geschrieben:
02.01.2022, 19:24
Ich schieße derzeit 13 gpp Pfeile mit 125er Spitzen, 65-70 gespineden 11/32 Kiefern-Schäften, 29 '', im letzten Drittel auf 5/16 getapert, 4'' Federn. Die gehen recht sauber raus und sind immer noch erstaunlich schnell, aber ich würde gerne ein niedrigeres Gewicht von 9-10 gpp schießen.
Schieße ich mit 9,5 gpp, 100 gr Spitzen, 29'' 5/16 Kiefernschäften, gespined auf 35-40 schlagen diese heftig an.
Na ja, also von 65/70ern auf 35/40er, das ist ja ein Wechsel von Warbow- auf Kinderbogen-Pfeile... :D
Das können auch die 25 grn leichteren Spitzen nicht mehr ausgleichen....

Faustformel: 25 grn leichtere Spitzen > 1 Spinegruppe niedriger oder > 2" länger

Wenn (bei gleicher Länge)
65/70er mit 125 grn gut passen, wären Deine Alternativen demnach:
60/65er mit 100 grn oder
55/60er mit 75 grn (meist gibt es nur 70 oder 80er)

Spitzen unter 70 grn sind selten zu bekommen,
5/16 Schäfte gibt es bis 50/55 Spine, da drüber nur selten, bei 55/60 ist definitiv Schluss.

Schau mal, was Du an 5/16 Schäften maximal bekommst und teste die mit 70er und 80er Spitzen.

Rabe

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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von klausmann84 » 04.01.2022, 10:45

Hallo! Vielen Dank für eure Gedanken.
Ja der Unterschied zwischen meinen verfügbaren Testpfeilen ist schon frappierend, denke auch, dass das etwas ungünstig ist. Ich glaube ich muss mir mal ein Testkit zusammenstellen für die Zukunft. Wenn Fichtenschäfte erheblich leichter sind werde ich vermutlich ein nur etwas weicheres Setup mit Fichtenschäften 11/32 probieren. Dann erstmal länger lassen und dann bei Bedarf noch kürzen und/oder leichtere Spitzen wählen.

Aber ich nehme Alfreds Bedenken auch ernst, denn er zeigt mir deutlich, dass ich eigentlich null Plan habe wie ein Pfeil sauber aus einem Schussfenster rausgehen kann/soll. Zu niedrig genockt denke ich nicht. Sieht vielleicht so aus, aber ich nocke schon deutlich über dem rechten Winkel ein. Und wenn ich noch höher nocke liegt der Auflagepunkt ja erst recht nicht mittig sondern vorne an der Kante.

Ich werde versuchen damit zu spielen und meinen Mitbewohner darauf ansetzen mal ein paar Zeitlupenvideos von meinem Abschuss von hinten und von der Seite zu machen. Der hat ein Handy, dass das kann. Ich hoffe danach besser zu verstehen, wie die Pfeile rausgehen.

Vielen Dank nochmal, hilft auf jeden Fall Ideen von anderen zu hören. Ich muss auch mal dringend Schützen aus der Gegend suchen, mit denen man sich austauschen kann. War zuletzt nicht so einfach, aber unmöglich ist es auch nicht. Bin da etwas kontaktfaul.
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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von Ravenheart » 04.01.2022, 11:27

klausmann84 hat geschrieben:
04.01.2022, 10:45
Hallo! Vielen Dank für eure Gedanken.
Ja der Unterschied zwischen meinen verfügbaren Testpfeilen ist schon frappierend, denke auch, dass das etwas ungünstig ist.
Nein, junger Padawan, es nicht "etwas ungünstig" ist, ganz und gar unpassend und gefährlich es ist! ;D

Ein VIEL zu schwacher Pfeil auf einem Bogen kann beim Schuss brechen, und schlimmstenfalls die Hand piercen oder 45° nach links wegfliegen (und ggf. dort jemanden gefährden)...

Bogen und Pfeil müssen zueinander passen.

Such im Netz mal Highspeed-Aufnahmen vom Pfeilabschuss, es gibt auch welche mit zu schwachem Pfeil, das lehrt Dich das Gruseln! ;)

Rabe

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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von klausmann84 » 04.01.2022, 11:31

Okay ja tatsächlich schieße ich die weichen Dinger eher ungern, auch wenn sie nicht zu leicht sind, da sie eben anschlagen und dadurch nicht planbar ist, wo sie landen. Ich werde sie nicht mehr auflegen, danke für den Sicherheitshinweis! :)
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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von Ravenheart » 04.01.2022, 12:53

Extra für Dich rausgesucht...
Ab 05:15 min bis zum Ende schauen... 8)
https://www.youtube.com/watch?v=96KGWC0PB6s

Rabe

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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von klausmann84 » 04.01.2022, 13:52

:o noch nie gesehen, danke!
Ich glaube nicht, dass meine Pfeile so schlimm reagieren, aber man sieht ja auch vorher, dass die nicht ganz so weichen fiese Schlangenlinien machen und permanent Kontakt zum seitlichen Shelf aufnehmen. Ich tippe auf einen ähnlichen Effekt bei mir: der Pfeil wird gebogen und flext entweder so stark dass er anschlägt bevor er genügend Zeit hat sich gegenteilig zu verbiegen oder er macht auch diese "Schlangenmoves."

Ich probiers mit leichteren aber recht steifen Pfeilen. Fürs Feintuning gibts dann ja noch genug Optionen.

Werde berichten ob das Problem lösbar war.
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grumpf
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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von grumpf » 08.01.2022, 21:17

Versuch doch mal Pfeile mit Gewichtswunsch zu bestellen, kostet zwar mehr aber lohnt sich. Ggf. vorher mit der Quelle telefonieren bzw. notfalls mailen. Da kann man viel im voraus abklären, z.B. welches Gewicht in welcher Spine-Gruppe gerade vorhanden ist.

Aktuell schieße ich:

Zeder 11/32" mit Nocktaper auf 9/32" und Selfnock (rot lackiert)
Länge Rohschaft: 76cm - Back of point to Nock: 73,5 cm
Spine: 55#
Spitze: 100 gn 3D Spitze brüniert
Federform: GK Parabol low Profile 5"
Gewicht: 421 bis 439 gn plus ein Außreißer mit 445 gn

Diese Schäfte könnten ggf. mit einer Redduktion auf 80gn Spitze noch bei Dir funktionieren.
30x Zeder rot.jpg
Die Schäfte habe ich bei https://www.blackarrow-shop.de/ bestellt.

Anderen Quellen für wären:
https://www.arrowforge.de/
https://www.ballg.de/shop/index.htm (Hemlock, etwas leichter als Zeder)

Fichte mag ich nicht, die bricht mir zu leicht beim Fehlschuss.
Mit Sitkafichte als Alternative hatte ich auch nicht so gute Erfahrungen. Die Schäfte haben sich nach dem lackieren teilweise verzogen.

VG grumpf
Beim Bogenschießen sollte auf geeignete Kleidung geachtet werden. ;)

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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von klausmann84 » 11.01.2022, 08:33

Hey danke für die Tips. Mir war nicht klar dass man einen Gewichtswunsch äußern kann. Mittlerweile habe ich mir was bestellt nachdem ich mich auch telefonisch beraten lassen habe. Bin gespannt ob passt aber wenn nicht, hat man halt noch Pfeilschäfte übrig für einen anderen Bogen oder für ein evtl Testkit. Ob das Tuning nun ganz exakt passt ist mir aktuell noch nicht so wichtig. Hauptsache die Pfeile schlagen nicht an, was ein Zielen völlig unmöglich macht
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Re: Leichte Pfeile mit hohem Spinewert?

Beitrag von klausmann84 » 21.03.2022, 20:23

So, das war jetzt aber ne lange Geschichte. ::)

Seit der Fertigstellung an Sylvester ist der erste Pfeil, der ohne Anschlagen aus dem Bogen rausgeht und vom Gewicht her halbwegs passt gefunden. Zwischendurch hatte ich zu weiche und offensichtlich zu harte Pfeile getestet.

Der ist es jetzt geworden. 60-65er Spine 11/32 Fichte ab etwa 2/3 Länge auf 9/32 getapered, 29“ Pfeillänge, 100 gn Spitzen. Schöner FOC von etwa 13%, Gewicht 427 gn also ziemlich genau 10 gpp.
IMG_20220320_122349_DRO.jpg
Jetzt kann ich endlich in Serienproduktion gehen. Halleluja!
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