Kriegspfeile - Einwegpfeile

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skerm
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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von skerm » 24.11.2008, 08:26

acker hat geschrieben:Hallo,
Gibt es denn keine schriftlichen Aufzeichnungen mehr aus der relevanten Zeit?
Es muss doch irgendwo niedergeschrieben wordn sein wie es damals gehandhabt wurde mit der Pfeil und Bogenproduktion-sowie die Ausbildung der Schützen .


Hi!

Das wäre schön, mir ist aber leider nichts dazu bekannt. Vielleicht schaut Jolinar noch einen Sprung in diesem thread und kann Auskunft geben, aber ich glaub, er hat selbst beim Suchen für seine Maturaarbeit nichts gefunden.
Zu den Pfeilen selber gibt es wie zu den Bögen selber natürlich einige Informationen durch die Mary Rose-Funde.
Das Holz für die Schäfte war größtenteils Pappel und Espe. Die Schäfte gab es in verschiedenen Versionen. Von 1/2" auf 3/8" von der Spitze zur Nocke getapert, das erste Drittel oder so 1/2" und dann auf 3/8" zur Nocke getapert, oder gebarrelt. Interessant ist noch, dass die gefundenen Pfeile keine einheitliche Länge hatten. Über den Grund dafür kann man nur spekulieren, vielleicht nahm man kürzere Schäfte für Spitzen mit längerem Sockel?

Beim warbow-Schießen kümmert sich keiner um den Spine. Ich hab selbst mal gefragt, wie das gehandhabt wird, nachdem mir bei meinen ungespinten Haselnusspfeilen nicht wirklich Unterschiede aufgefallen sind. Die Antwort war "stiff enough is good enough", also biegesteif genug genügt. Das erreicht man bei den genannten Hölzern und z.B. Birke, Esche oder Robinie mit 1/2" auf 3/8" automatisch.

Gruß,
Daniel

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skerm
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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von skerm » 24.11.2008, 08:34

kra hat geschrieben:Und, nicht zu vergessen, ein ELB mit z.B. 100# ist für die Jagd eher weniger geeignet.


Naja, für den Durchschnittsbogenschützen von heute vielleicht. Wo soll da für jemanden, der standardmäßig 100# (oder 150#) schießt, ein Problem sein?

Gruß,
Daniel

Schorl
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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von Schorl » 24.11.2008, 09:28

Hallo,

naja, es macht schon einen Unterschied ob man nun mit einem „Warbow“ mit mehr als 100 Pfund einen schweren Kriegspfeil über 200 oder 300 Meter ballistisch auf eine Fläche von einigen Quadratmetern schiesst oder z.B. mit einem „Jagdbogen“ ein Tier auf 30 Meter in einer relativ geraden Flugbahn auf eine Fläche von wenigen Quadratzentimetern treffen möchte.

Das Problem ist hier eher nicht die benötigte Kraft für den Auszug sondern das unterschiedliche Material/Design eines Jagdpfeiles, Entfernung und gewünschtes Trefferbild.

Schorl

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kra
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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von kra » 24.11.2008, 09:43

Und da das Wild sich häufig im Wald aufhält, wäre ein handlicher Bogen nicht von Nachteil ;D
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von Edradour » 24.11.2008, 10:33

Schorl hat geschrieben: naja, es macht schon einen Unterschied ob man nun mit einem „Warbow“ mit mehr als 100 Pfund einen schweren Kriegspfeil über 200 oder 300 Meter ballistisch auf eine Fläche von einigen Quadratmetern schiesst oder z.B. mit einem „Jagdbogen“ ein Tier auf 30 Meter in einer relativ geraden Flugbahn auf eine Fläche von wenigen Quadratzentimetern treffen möchte.


Mitnichten wurde nur ballistisch geschossen! In jedem Dorf gab es eigens dafür errichtete Erdhügel, an denen das sog. "Shooting at the butts", also Zielschießen auf kürzere Distanzen trainiert wurde.

Auch zeigen viele zeitgenössische Abbildungen Bogenschützen im direkten -also flachen- Beschuss.

Desweiteren heißt parabolisch auf größere Distanzen zu schießen nicht ungenau zu schießen, wie Simon Stanley mit seinen 140 bis 150# Bögen oft genug unter Beweis gestellt hat. Es gab dazu mal auf youtube ein eindrucksvolles Video vom Discovery Channel, in dem er auf eine Distanz von 175m ein Metallschild beschießt... und mehrfach trifft.

Der spätmittelalterliche Bogenschütze, der von Kindesbeinen an trainiert mit schweren Bögen auf große Distanzen zu schießen, wird ein ganz anderes Trefferbild haben, als wir, die wir das Bogenschießen als Freizeitvergnügen betreiben.
"I can resist everything - except temptation" (Oscar Wilde)

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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von captainplanet » 24.11.2008, 10:34

Schorl hat geschrieben:...oder z.B. mit einem „Jagdbogen“ ein Tier auf 30 Meter in einer relativ geraden Flugbahn auf eine Fläche von wenigen Quadratzentimetern treffen möchte.

Du redest hier von einem sauberen Kill. Für einen modernen Bogenjäger auf jeden Fall anzustreben, aber wenn Menschen wirklich Hunger hatten nahmen sie es sicher in Kauf daß die Mäglichkeit besteht das Tier nur zu verwunden. Auf 50 meter eine 10%ige Chance auf einen Braten ist dann mehr wert als ein vielleicht verschossener Pfeil oder moralische Gedanken dem Tier gegenüber.

Georg
Bester Rindengrapscher von FC!!!

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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von Granjow » 24.11.2008, 12:36

Edradour hat geschrieben:Desweiteren heißt parabolisch auf größere Distanzen zu schießen nicht ungenau zu schießen, wie Simon Stanley mit seinen 140 bis 150# Bögen oft genug unter Beweis gestellt hat. Es gab dazu mal auf youtube ein eindrucksvolles Video vom Discovery Channel, in dem er auf eine Distanz von 175m ein Metallschild beschießt... und mehrfach trifft.


Hier haben wir es:
http://www.youtube.com/watch?v=MZ5Zf81zv-0

Simon

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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von skerm » 24.11.2008, 12:41

Danke für das posten des links, Simon. Es gibt noch eines von ihm auf youtube, wo er auf 200 yards schießt. Es ist Teil einer Doku zum Bau eines Trebuchets. http://www.youtube.com/watch?v=bczEJt5XCps

kra hat geschrieben:Und da das Wild sich häufig im Wald aufhält, wäre ein handlicher Bogen nicht von Nachteil ;D


Genau, vor allem wenn jemand, für den es gedanklich nur kurze Bögen gibt, die Pflöcke so blöd positioniert hat, daß.. warte mal, was für Pflöcke?  ;)

Gruß,
Daniel
Zuletzt geändert von skerm am 24.11.2008, 12:52, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von shortRec » 24.11.2008, 13:47

Schorl hat geschrieben:Hallo,

naja, es macht schon einen Unterschied ob man nun mit einem „Warbow“ mit mehr als 100 Pfund einen schweren Kriegspfeil über 200 oder 300 Meter ballistisch auf eine Fläche von einigen Quadratmetern schiesst oder z.B. mit einem „Jagdbogen“ ein Tier auf 30 Meter in einer relativ geraden Flugbahn auf eine Fläche von wenigen Quadratzentimetern treffen möchte.





Du darfst hier nicht die moderne Jagdethik als Maßstab ansetzen, die war noch nicht erfunden. Es reichte, wenn die Sau Tod war. Wenn man dafür fünf Körpertreffer brauchte, brauchte man die eben. Das wurde zwar nicht als optimal angesehen, war aber in Ordnung.
Neben Bögen wurden ja hauptsächlich Spieße zur Jagd eingesetzt, aber auch Schwerter und anderes brauchbares Werkzeug. Aber das führt zuweit vom Thema weg...

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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von Ravenheart » 24.11.2008, 16:39

... und gleitet auch langsam in's "Jagdthema" ab, das wir hier auf FC meiden wollen....

Daher bitte "CUT" und zurück zum Topic...

Rabe  ;)

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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von walta » 24.11.2008, 19:14

auf die frage ob ich 10 gute pfeile oder 30 schlechte nehmen würde wenn mich 20 leute angreifen würden: ich würd die 10 guten nehmen. wenn ich angegriffen werden und der erste pfeil verfehlt sein ziel kann ich mich gleich selber erschiessen. wenn aber der erste pfeil trifft überlegt sich der feind nochmal genau ob er das risiko eingehen soll das der 2. pfeil auch trifft. und das ich nur 10 pfeile habe weiss der feind ja nicht.

weiters gibt es in jedem krieg wenige spezialisten (z.b. der scharfschütze mit der teuersten ausrüstung) und das gemeine fussfolk (auch kanonenfutter genannt) die die standardwaffe bekommen - das ist schon seit jahrtausenden so bis auf den heutigen tag.

die "militärische intelligenz" wird in den kriegsfilmen nur sehr selten richtig dargestellt, und berichte über schlachten werden immer von den gewinnern geschrieben

grüsse
walta
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damit wir wieder zum thema kommen :-(

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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von Squid (✝) » 24.11.2008, 20:08

Seh ich anners - vorausgesetzt ich bin nicht allein. Wenn 30 Gestörte mich abmurksen wollen, nehm ich die Beine in die Hand und werfe von mir, was mich verlangsamt.

Wenn ich aber mit 20 Mann da stehe, dann nehmen wir alle lieber 30 schlechte Pfeile, als 10 ganz tolle, denn die werden in Salven abgefeuert und wirken besser, als wenn sich die Herren Schützen in der psychisch bzw. psychologisch schwer belasteten Angriffssituation auch noch auf gezielte Einzelschüsse konzentrieren sollen...
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 24.11.2008, 20:35, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von walta » 24.11.2008, 20:59

tja - ausgangsfrage war aber "was würde ich machen wenn ich alleine wäre" - ein einzelner scharfschütze kann eine ziemliche menge an leuten ordentlich nervös machen.

wenn ich 20 mann habe dann ist auch die kriegsführung eine andere - dann kommt das fussvolk zum einsatz - masse statt klasse

grüsse
walta
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im krieg wird alles eingesetzt was ich nur kriegen kann :-(

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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von BBouvier » 25.11.2008, 01:03

Interessant in diesem Zusammenhang mag die Niederlage
des Crassus gegen die Parther bei Carrhae (53 v. Chr)  sein:
=>


Die Römer hatten sich auf einen flachen Hügel zurückgezogen
und mit ihren 6 Legionen ein Viereck gebildet:
Insgesamt über 40.000 Mann.

"...Die ganze Zeit wurde das römische Heer mit Pfeilen beschossen, abgesprengte Teile des Heeres mit schwerer Kavallerie attackiert.

Die Hoffnung der Römer, dass die Gegner bald ihren Pfeilvorrat verschossen hätten, erwiesen sich als haltlos,
denn
die Parther führten mit einem Korps von 1.000 Kamelen ständig neue Pfeile zu. (!)
Erst als die Nacht hereinbrach,
ließen die Parther von ihrem Gegner ab....
...Am nächsten Morgen stürmten die Parther
das römische Lager und töteten die 4.000 zurückgelassenen Verwundeten."

Gruss,
BB
Zuletzt geändert von BBouvier am 25.11.2008, 01:05, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile

Beitrag von Heidjer » 25.11.2008, 01:45

Das war ja meine Aussage, in der Schlacht, schießt jeder was zur verfügung steht. Und bei einem Heer, das auf Bogenschützen setzt, wird Ausreichend Nachschub an Pfeilen geliefert.
Die Schlacht ist aber auf Feldzügen die Ausnahme, die meiste Zeit ist man auf dem Marsch, im Lager oder wartet darauf das was Passiert.
Meines Wissens nach mußte ein Bogenschütze vor dem Anwerben beweisen! das er seinen Lohn wert ist. Er wird also auch seinen Bogen und Pfeile dabei haben. Material mit dem er optimal umgehen konnte.
In der Zeit die einem "Bogenschützen" zur verfügung steht, wird er also seine Ausrüstung optimieren und nicht einfach mit einem einfach in die Hand gedrückten Bogen und Pfeilen tagelang auf eine gelegenheit zum Ausprobieren warten.
Die Bogenschützen die 100# und mehr ziehen,haben alle mehr als Zehn Jahre Erfahrung als Schützen, und das zu einer Zeit als es dieses Forum noch nicht gab. :D

Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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