Pfeilholz ernten

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pierre
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Pfeilholz ernten

Beitrag von pierre » 18.11.2004, 16:24

Hallo ihr Experten!
Erst mal ein Lob an diese Forum, unglaublich was hier an Wissen und Erfahrung konzentriert ist...:anbet

Nachdem ich nun schon einige Pfeile mit fertigen Schäften gekauft habe, reizt mich der Bau mit heimischen Gewächsen. Da zur Zeit noch einige Blätter an den Büschen hängen und damit die Bestimmung der Büsche etwas einfacher sein dürfte, bietet es sich an noch ein wenig zu ernten. Folgende Fragen tun sich auf:
Wie dick müssen die Schössling sein? Entsprechen sie in Etwa den Zeder/ Kieferschäften? (Meine jetzigen Pfeile sind 11/32, 45")
Ist es überhaupt möglich, den Spinewert bei natürl. Pfeilschäften in frischem Zustand in etwa abzuschätzen?
Gibt es einen starken Unterschied beim Spinewert z.B. zwischen Hasel und Hartriegel bei gleichem Durchmesser?
Ändert sich der Spinewert beim Trocknen?
Haben eigentlich unsere Vorfahren die Pfeilstärke auf ihre Bögen/ Zuggewicht abgestimmt?
Viele Fragen... aber bei diesem kundigen Publikum hoffe ich auf die eine oder andere Antwort.
Vielen Dank im Voraus
Pierre

Steinmann

Beitrag von Steinmann » 18.11.2004, 21:32

@ pierre

herzlich Willkommen im Forum.

Die wenigen Pfeile die ich bisher aus gewachsenen Materialien gemacht habe waren i.d.R. dicker als die gekauften Standardschäfte. Der Spinewert hat sich durch das Trocknen verändert ( ist härter geworden ). Ob man das abschätzen kann weiß ich nicht.
Es gab auch verschiedene Spinewerte bei annähernd gleichem Durchmesser. Gemessen habe ich alle Pfeile erst nach dem Trocknen.
Auch der Standort und die Bodenbedingungen fliesen nach meiner Meinung mit ein. Haselstecken die auf kalkigen Böden gewachsen sind waren bei ähnlichen Durchmesser der Stäbe im Durchscnitt härter im Spinewert als Stäbe die auf einem lehmigen Untergrund in der Nähe eines Sandsteinbruches gewachsen waren. Aber vielleicht war das nur Zufall.
Ansonsten solltest Du dir den " Pfeilbaum " pflanzen. Innerhalb kürzester Zeit hast Du Pfeile die auch schon befiedert sind.
Ich zeige Dir mal ein Bild von meinem " Pfeilbaum " an der Federfarbe muß ich noch arbeiten aber der Rest ist schon ganz zufriedenstellend.
;-)
Bild

pierre
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Beitrag von pierre » 23.11.2004, 19:20

Habe nun ein paar Schösslinge Hartriegel geerntet. Der Spinewert passt im Moment aufs Pfund genau, mal schauen wie er sich verändert...
@ Steinmann
vielen Dank für die Ausführungen, interessant ist der Aspekt der verschiedenen Standorte. Ich sehe schon, hier hilft nur learnung by doing! Werde auf alle Fälle mal versuchen, die Thematik etwas zu systematisieren.
Den Pfeilbaum habe ich gepflanzt, wenn er Früchte trägt erfolgt umgehend eine Nachricht!!!:)

Steinmann

Beitrag von Steinmann » 24.11.2004, 16:26

@ pierre

Wenn Du deinen Pfeilbaum immer fleißig mit farbigem Wasser gießen tust, werden die Schäfte und die Federn automatisch entsprechend gefärbt. Bei Camo und Mischfarben funkt das noch nicht. Da wird noch dran gearbeitet.
Die Frage mit den Standort und der dort anstehenden Bodenqualität könnten eventuell die botanisch versierten Personen beantworten.

Friedhelm
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Schösslinge

Beitrag von Friedhelm » 30.11.2004, 23:20

Hi Pierre,
die Hartriegel finde ich nicht so gut, sie haben zu viele Seitenäste, auch die diesjährigen. Das "perforiert" den Schaft.
Nimm mal Schneeball, die (beide Arten) lassen sich gut richten. Ich nehme auch gerne Pfeifenstrauch, weil die zwar schwieriger zu richten, aber sehr leicht sind.

Schösslinge sind haltbarer als Spaltholz, ich schiesse immer noch die, die ich bei Frank und Anne 2003 durch die Sümpfe gezerrt habe. Gebrochene aus Zeder habe ich ganze Bunde.
Mittlerweile habe ich mir ganz abgewöhnt, die künstlichen Spaltschäfte aus der Fabrik zu verwenden.

Sieh zu, dass du Schösslinge aus diesem Jahr im Winter schneidest, frühestens, wenn die Blätter gefallen sind. Dann kannst du davon ausgehen, dass eine ausreichende Holzreife eingetreten ist.
Schneide spätestens im Februar, bevor die neuen Säfte aufsteigen, damit die Augen an den Knoten sich noch nicht regen. Vorjährige Triebe haben meist Seitentriebe, sind zu dick, zu hart und zu schwer. Oder nimm eine Armbrust.
Das mit dem Spine-Messen, das lass mal zunächst. Da bekommst du überhaupt kein Ergebnis, weil sich der Spine in dieser Phase ständig ändert. Erst müssen die Schösslinge trocken sein.
Den Durchmesser kannst du zunächst nicht abschätzen, der richtet sich nach dem Spine-Wert.
Du musst dir bewusst sein, dass du getaperte Schäfte erhältst. Am Ende kommt was zwischen 12 - 8 mm raus, aber an einem Schaft. Der Nock kommt ans dünne Ende.
So, jetzt kannst du mal überlegen, wo du das Spine-Gewicht ansetzt. Dazu möchte ich mal einen Werkstoff-Physiker hören. Gibt´s hier welche? Hallooo...

Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Schösslingen. Sieh mal z.B. die Beschaffenheit als markhaltige Röhre (Pfeifenstrauch) oder aus nahezu Vollholz mit geringem Markanteil. Sowohl Biegsamkeit als auch Gewicht sind artabhängig. Ob der Ernährungszustand einen Einfluss hat, kann spekuliert werden, allerdings bezweifle ich, dass das jemand signifikant herausbekommt.

Was unsere Vorfahren gemacht haben, weiss ich nicht. Aber einer, der davon lebt oder damit das Sterben verhindern will, muss sich auf sein Gerät 100% verlassen können.
Wer geht auf die Jagd, und weiss nicht, ob der Pfeil nach rechts oder links zieht? Natürlich gabs wohl welche, die davon keine Ahnung hatten. Aber das waren dann nicht the fittest, für das Survival. Was uns der fehlerverzeihende Sport, war nicht nur für unsere Vorfahren, sondern auch für Amerikaner, Afrikaner und Asiaten blutiger Ernst. Solche Unwägbarkeiten dürfen wir Europäer uns heute leisten.

pierre
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Beitrag von pierre » 08.12.2004, 18:14

Hallo Friedhelm
Danke erst mal für die sehr umfassenden Ausführungen!!
Viele gute Tipps und Hinweise, leider konnte ich bisher keinen Schneeball entdecken, auch der Pfeifenstrauch ist mir bisher unbekannt. Allerdings sind meine Hartriegel durchaus auf eine Länge von über 1 m recht gerade und ohne Seitenäste, sodass ich daraus eventuell doch ganz brauchbares Material erhalte. Ansonsten denke ich, dass ich mit Deiner Beschreibung sicherlich gute Ergebnisse erzielen kann.
merci!:-)
pierre

Friedhelm
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Beitrag von Friedhelm » 22.12.2004, 22:21

Hi Pierre,
du kannst auch nicht einfach rausgehen und Schneeball finden. Bei uns am Niederrhein geht das so: du wartest bis Mai. Geh in die freie Landschaft, du wirst sehen, dass überall, auch in der Ferne, meist entlang Strassen, Wegen usw., fast knickartig Strauchreihen stehen. Die fallen sonst nie auf, aber im Mai siehst du darin verstreut weisse Flecken. Das sind Schneeball-Sträucher. Plötzlich siehst du nur noch Schneeball. Wenn der Holunder anfängt zu blühen (den kennst du doch), werden die Schneeball normal grün wie andere Sträucher. Im Sommer kannst du stundenlang Ausschau halten, du siehst sie nicht mehr. Aber du hast dir die Standorte gemerkt. Übrigens: südlich Bonn gibt es den wolligen Schneeball, nördlich den gemeinen.

Beim Pfeifenstrauch (falscher Jasmin, Philadelphus) ist es anders. Die Blütezeit ist zwar fast die gleiche, aber den findest du nicht in der freien Landschaft. Er wird bei uns meist im innerstädtischen Bereich angepflanzt, an Schulen, Radwegen und anderen öffentlichen Anlagen. Aber auch er ist authentisch, genau wie für einen aus Kleve der wollige Schneeball authentisch ist. Umgekehrt hat Ötzi den gemeinen Schneeball nie gesehen.

Du musst versuchen, Kontakt mit einem städtischen Gärtner zu bekommen. Die sind im allgemeinen sehr naturverbunden und von daher für diese Dinge aufgeschlossen. Sie werden im Dezember durch die Gegend geschickt, Sträucher zu schneiden. Wenn du im Frühjahr aufgepasst hast, kannst du die Standorte genau bezeichnen. Oder du fragst nach Philadelphus.

Das mit dem Hartriegel interessiert mich. Was für einer ist das? Europäisch sind nur Kornelkirsche und Roter Hartriegel, der Rest ist aus Asien oder Amerika. Versuch das mal rauszukriegen.

pierre
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Beitrag von pierre » 27.12.2004, 22:19

Hi Friedhelm,
Deinen Bedenken zum Trotz bin ich doch fündig geworden. Habe einige Wollige Schneebälle gefunden (dank einem sehr guten Botanikbuch mit hervorragenden Zeichnungen und noch einigen vorhandenen Blättern am Strauch.)
Und in meinem Garten wächst ein falscher Jasmin... :doh (nur war mir die Bezeichnung "Pfeifenstrauch nicht geläufig)...und er hat einige pfeilgerade Schösslinge!!
Die Sache mit dem Hartriegel kann ich im Moment nur teilweise beantworten. Eine Art ist auf alle Fälle ein Roter Hartriegel mit wunderbaren geraden Schösslingen. Den anderen kann ich nicht identifizieren, allerdings hat er eine eher bräunliche Rinde, die Blätter sind (waren) grün.
Vielen Dank nochmals für Deine Hinweise!

GernotK
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Holzlist?

Beitrag von GernotK » 01.02.2005, 15:10

Hallo!

Hat wer Erfahrung mit Wassertrieben vom Apfelbaum und wie schauts mit denen von der Haselnuss aus??

lg Gernot

Taran
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Hasel

Beitrag von Taran » 01.02.2005, 18:12

Hasel ist überhaupt kein Problem. Falls sie sehr trocken gelagert wird, verspröde sie manchmal mit der Zeit (so nach mehr als einem Jahr) und brechen dann etwas leichter. Ich habe mal probiert, einen Haselschaft, der zum Richten gefettet war, damit er nicht anbrennt, auch weiterhin gefettet zu halten, das hat aber nicht gut geklappt.
Ich würde eher zu Leinöl raten, falls man ihn versiegelt.
Fliegen tun sie gut!
Taran von Caer Dallben

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