Federn zu lang für Befiederungsgerät?

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Chris Yarbrough
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Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Chris Yarbrough » 13.06.2022, 21:28

Sieht auf diesem Bild irgendetwas falsch eingestellt aus? Meine 5,5 Zoll Federn liegen vorne auf der Metallhalterung auf. Erstmal habe ich mir nicht so viel gedacht, aber dann ist mir aufgefallen, dass da schon ein leichter Unterschied zwischen der ersten und den zwei nächsten Federn ist. Dadurch dass der Kiel 1-2 mm dick ist, verschiebt sich der Schaft nach der ersten Feder.

Wenn ich die Feder in der Klammer Richtung Nocke schiebe, hängen mir die Federn unangenehm in den Fingern oder im Gesicht, das mag ich einfach nicht gern. Vom Nockpunkt bis zum Kiel sind es 4cm. Aber die Pope & Young Form steht 1cm über, also 3cm Platz für die Finger.
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Übertreib ich es mit der Federlänge oder dem Abstand zur Nocke?
Dateianhänge
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apaloosa
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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von apaloosa » 13.06.2022, 21:59

Hallo Chris,
bei mir sind es auch 4cm und die Federn sind 4,5 '' (11,5cm gegenüber deinen 14cm) lang, das reicht voll aus, mehr oder weniger normal sind die Federn 3'' (7,5cm gerundet) lang. Je länger desto schneller stabilisiert sich der Pfeil aber er wird auch langsamer.

VG
Harald

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Heidjer
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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Heidjer » 14.06.2022, 08:11

Hallo Chris,
den Abstand zur Nocke kannst Du etwas reduzieren, es sei den Du hast ungewöhnlich dicke Wurstfinger. Je weiter hinten die Feder sitzt, desto besser ist der Hebeleffekt der Feder, der den Pfeil stabilisiert.
Ein großen Abstand zwischen Balancepunkt des Pfeiles und der Feder bedeutet das weniger Kraft auf die Feder wirken muss um den Pfeil gerade auszurichten. Je weniger Kraft zur Ausrichtung des Pfeiles verbraucht wird, desto weiter (flacher) kommt der Pfeil.
Ein berühren der Feder beim Einnocken oder Ausziehen ist ohne Bedeutung für den Schuss und beim Ablass zieht man eh die Finger zurück und die Feder kommt frei aus den Bogen.

Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von MrCanister123 » 14.06.2022, 09:11

Würde an deiner Stelle auch eher hier den hinteren Teil von der Feder machen.
Ich hab richtige Wurstfinger und mit einer "Indian-Style-Feder" reicht mir der Abstand aber immer noch ;)
Aber wenn du es so nicht willst dann dann musst halt die Feder einkürzen ;)
7D0E8383-057F-4CEC-BD52-F1AD549C4DEF_LI.jpg

Außerdem Tipp von mir: Würd die Federn ned soooo lange machen.
Du sparst Material und Aufwand. Meiner Federn sind nur 3,6", reicht ewig.
Außer natürlich du willst hier richtig traditionelle Pfeile fürn ELB o.Ä. machen.. Dann kann ich verstehn dass du die Länge nimmst ;)
Schaffa Schaffa

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Chris Yarbrough
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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Chris Yarbrough » 14.06.2022, 10:51

Danke für eure Einschätzungen! Das hilft mir schon weiter. Es hat natürlich auch geklappt ein Stück Leder vorne zwischenzulegen als Halterung für die erste und zweite Feder, aber trotzdem interessieren mich die Vergleiche.

An sich ist das erste Zoll dieser Feder wenig effektiv und ich bin tatsächlich ein bisschen hin und hergerissen zwischen:
  • Ich weiß, dass ich mit 5 oder 4 Zoll und bequemer Parabolform wahrscheinlich den typischsten, besten Kompromiss fürs Treffen hab.
  • Aber es sieht viel cooler wie Mittelalterpfeile aus wenn lang und wenig getrimmed. Die auf dem Bild sind Pope & Young und aktuell nur für den modernen Gebrauch, aber es stimmt, dass ich mich gerne mal Richtung historische Pfeile hinarbeiten würde.
  • Aktuell sieht mein Trefferbild noch nicht so gut aus, aber bin schon bald auf einem Turnier, da will ich auch nicht alle Pfeile verlieren; also denk ich mir lieber etwas zu große Federn um meine Fehler zu kompensieren und auf Distanz treffe ich zur Zeit noch nicht.
Also überlege ich noch ein bisschen, auf jeden Fall kann ich vermutlich doch noch ein Stück Richtung Nocke.

Kennt jemand zufällig Quellen zu historischen Federformen (1330-1450)? Bisher kenne ich nur die Osprey-Darstellungen oder andere Interpretationen und hier und da mal eine schwer zu entziffernde Illumination. Die zeigen alle die simple Keilform und meistens lange Federn. Vielleicht fühle ich mich ja cooler mit nem Saubuckel wenn ich wüsste, dass es den schon ein paar Jahrhunderte länger gibt als Bearpaw. ;D

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Heidjer
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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Heidjer » 14.06.2022, 11:22

Historisch für Europa sind alle Dreieckigen bis geraden Formen die mit einen geraden Schnitt einfach herzustellen sind.
Ein gerader Schnitt lässt sich mit jeden halbwegs scharfen Messer einfach herstellen. Kurvige Formen wie es sie (vor allem in Osteuropa und dem Orient) natürlich auch gab, sind nur (für Munition) aufwändiger herzustellen.

Die Pope & Young Feder ist aus der dreieckigen Feder entstanden bei der dem Dr. Saxton Pope einfach nur das hintere Ende der Feder immer in der Nase gekitzelt hat und er es einfach gekappt hat.

Bei Deinen Bildern ist mir aufgefallen das der Federkiel noch sehr dick ist, einfach die Feder in die Federklammer einlegen und den Kiel auf Schleifpapier abschleifen, 0,2-0,3mm Dicke reichen völlig.

Gruß Dirk
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Chris Yarbrough
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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Chris Yarbrough » 20.06.2022, 10:24

Heidjer hat geschrieben:
14.06.2022, 11:22
...einfach die Feder in die Federklammer einlegen und den Kiel auf Schleifpapier abschleifen, 0,2-0,3mm Dicke reichen völlig.
Danke für den Tipp!

Die Federformen hab ich mittlerweile auch im Osprey-Band gefunden. So wie Heidjer sagt auf jeden Fall Dreiecke. Dort war allerdings auch eine runde, Art Saubuckel oder Parabol, abgebildet; kann natürlich reine Mutmaßung sein oder ungetreue Originalquelle. Ich persönlich erkenn ja auf den meisten historischen Abbildungen sehr wenig von den Details. :'(

Ich scheine auf jeden Fall nicht allein zu sein mit meinem Federlängenproblem. Richard Head Longbows bietet große Befiederungsgeräte für besonders lange (aka historische) Federn an. Und es scheint ja wirklich sichere Quellen zu geben die mehr als 6 Zoll Federn beschreiben.

Im Zuge dessen habe ich auch gelesen, dass die damaligen Graugansfedern weicher als Truthahn sind und demnach vermutlich nicht so gut in der Höhe stehen ohne stark zu flattern. Meine eigene These ist jetzt, dass die Dreiecksfedern eher niedrig geschnitten wurden wegen der Festigkeit und deshalb länger sein mussten als heutzutage. :D

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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Neumi » 20.06.2022, 11:02

Was ist ein Osprey-band?
Es ist Fakt, dass die Befiederung der Mary Rose Funde bei durchschnittlich um 180 mm lagen.
In der Regel wurden Federn der Hausgans benutzt, da sozusagen einheimisch. Der Federschnitt erfolgte in der Regel entlang der Fettlinie Öllinie
Zuletzt geändert von Neumi am 20.06.2022, 19:23, insgesamt 1-mal geändert.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Chris Yarbrough » 20.06.2022, 13:09

Neumi hat geschrieben:
20.06.2022, 11:02
Was ist ein Osprey-band?
Osprey.jpg
Den hier (und ähnliche) mein ich. Eventuell unter dem deutschen Titel "Langbogenschützen und Englische Ritter".
Neumi hat geschrieben:
20.06.2022, 11:02
Der Federschnitt erfolgte in der Regel entlang der Fettlinie.
Ich weiß was das sein soll, aber bei meinen eigenen gekauften Federn erkenn ich die nicht. Hat jemand ein Bild wie sehr so eine Linie sichtbar sein sollte? Würde mich interessieren ob das ein guter Anhaltspunkt für Federformen ergibt. Unter dem Begriff "Feder Fettlinie" finde ich zumindest online nichts.

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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Anasazi » 20.06.2022, 15:41

Versuch es mal mit Öllinie... (siehe auch hier z.B. https://traditional-archery.de/WebRoot/ ... linie2.jpg )

Die Öllinien sind bei Wasservögeln (Gans, Schwan,...) ausgeprägter als z.B. bei Truthahn /-henne. Bei stark behandelten Federn (gewaschen, gekämmt, gefönt, ....) kann diese Schicht auch quasi weg sein.

Bei mir haben Graugansfedern bei Regen eine bessere Standfestigkeit bevor sie komplett flach anliegen. Die handelsüblichen Truthahnfedern liegen im Grunde schon an, wenn die ersten Tropfen fallen.

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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Neumi » 20.06.2022, 19:34

Öllinie ist dann wohl der richtige Begriff, obwohl das vom Tier benutzte Fett zum fetten der Federn Bürzelfett heißt und das Zeug in der Feder Fett ist ::)

Hier mal noch ein Foto einer Gänsefeder von einer Hausgans - man erkennt die Linie sehr gut. Und wenn man sich die Länge anschaut und die Höhe der Öllinie, dann erscheint es selbstverständlich zu sein, dass man die Feder mit gut 7" Länge mit ca. 1/2" Höhe benutzt.
20220620_191350.jpg
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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Anasazi » 21.06.2022, 08:28

Ist nicht Öl auch Fett? 8)

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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Chris Yarbrough » 21.06.2022, 11:14

Danke Neumi, das Bild ist sehr erleuchtend!
Anasazi hat geschrieben:
21.06.2022, 08:28
Ist nicht Öl auch Fett?
Ich bin für Öl weil es flüssig ist, aber wenn es sich dann im Laufe der Zeit auf der Feder verhärtet, Fett. :P

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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Neumi » 21.06.2022, 12:28

Anasazi hat geschrieben:
21.06.2022, 08:28
Ist nicht Öl auch Fett?
Definitiv :)
Die Engländer sagen grease line und grease heißt Fett ;D
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Re: Federn zu lang für Befiederungsgerät?

Beitrag von Anasazi » 21.06.2022, 13:00

Öl ist Fett, welches bei Normaltemperatur flüssig daher kommt... ;)

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