Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Hölzer, Kleber, etc.
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watzmann
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Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Beitrag von watzmann » 19.10.2008, 20:19

Hallo an alle die sich mit Holz auskennen oder (wie ich) ständig dazu lernen:

ich habe unlängst gelernt, dass sogenanntes geflösstes Holz (also Holz, dass per Wasser in Floss-Form transportiert wurde) nach dem Trocknen erstens leichter und zweitens widerstandsfähiger gewesen sein soll. Wobei nicht nur Resistenz gegen Schädlinge, sondern auch mechanische Stabilität gemeint war. Es hiess, dass Schreiner und Zimmermänner geflösstes und entsprechend lang getrocknetes Holz dem nicht gewässerten vorgezogen hätten. Erklärt wurde dies damit, dass die teilweise sehr lange Verweilzeit im Wasser Mineralien und andere Stoffe ausgeschwemmt hätten. Das passt übrigens zu der Geschichte in der Bower's Bible, dass irgendein Mensch im alten Amerika sein Holz zum Trocknen im Schlamm verbuddelt hätte. Und, übrigens sei geflösstes Holz auch deutlich bessereres Brennholz. Hm.

Hier gilt glaube ich der Erfahrungswert. Denn die Logik will mir ein bisschen abgehen, schliesslich fliesst da kein Wasser durch den Stamm, wenn er in demselben liegt. Hat denn irgend jemand Erfahrungen mit Holz, dass lange in bewegtem Wasser lag (das scheint irgendwie wichtig zu sein, passt aber nicht zur Schlammgeschichte s.o.)? Oder ist das ein weiterer Aberglaube der dem Bogenbauer Flausen in den Kopf setzen soll, damit er seine Holde damit vergrault dass er sein Bogenholz wochenlang in der Badewanne liegen lässt, der nur zu diesem Zweck zum Whirlpool umgebaut wurde...

CIAO
Der Watzmann

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Botjer
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Re: Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Beitrag von Botjer » 19.10.2008, 20:38

Guck mal hier: Holz im Wasser lagern

Da war schon mal was. Und dann tauchte das auch noch mal in Verbindung mit dem Trocknen von Eibe oder Osage auf - Rado hatte da irgendetwas vor, glaube ich …
LG Niels

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Rado
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Re: Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Beitrag von Rado » 19.10.2008, 21:10

Stämmchen im Wasser...ja vorhgehabt.
Auch aus damaligem Mangel an gutem Lagerplatz.
Als ich den dann hatte, ließ ich die Stämmchen lieber da wo ich sie sehen kann, als Wochen lang irgendwo unbeaufsichtigt.

Gruß
Rado

Steilpassfänger

Re: Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Beitrag von Steilpassfänger » 20.10.2008, 13:01

Hoedere!

Hatte mir unlängst die langwierige Arbeit angetan 10 Kirschenbillets zu entrinden und die Stirnseiten deftig mit Leim einzucremen. :)

Zum schön langsam trocknen in meiner kalten Werkstatt aufgelegt und siehe da, alle mit Rissen übersäht und komplett unbrauchbar. Der Rücken ist alle 2mm zerissen.

Da ich nicht alle Billets auf einmal entrinden konnte, hab ich 2 Billets in meinem Teich eingelegt. Wenn ich drauf vergesse, werd ich die beiden Billets erst mal nach dem Winter wieder rausfischen. Dann wird sich zeigen wie sich das Holz verändert.

Gruß
Matthias

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Re: Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Beitrag von walta » 20.10.2008, 14:49

die längsrisse sind der grund warum bei sägewerken das holz gewässert wird. wenn viel holz anfällt (nach einem sturm) und nicht schnell verarbeitet werden kann wird das holz nass gehalten damit es langsamer trocknet

grüsse
walta
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der keine signatur hat :-)

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Re: Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Beitrag von Rado » 20.10.2008, 16:32

Aber um das Ganze als Trocknungsmethode zu verwenden habe ich gehört, daß es unbedingt ein fließendes Gewässer sein muss.
Aber wie gesagt, alles nur gehört und nicht ausprobiert.

Gruß
Rado

Bernhard Langbogen

Re: Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Beitrag von Bernhard Langbogen » 20.10.2008, 17:52

Benutzt die Suchfunktion, Shantam hat sich mal ausführlich zu diesem Thema geäußert.
Außerdem wird das wässern (Osage Staves) in einigen Bogenbau Büchern erwähnt.
Zumindest eines kann ich aus eigener praktischer Erfahrung sagen.
Es schadet auf keinen Fall. Vom Gefühl her war das Holz zäher und fester.
Ich habe damals nur 5 Staves (Robinie u. Esche)  in fließenden Gewässer eingelagert. Laut Literatur muß es ein fließendes Gewässer sein damit gewisse Holzstoffe ausgeschwemmt werden.

Bernhard

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Re: Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Beitrag von Ravenheart » 20.10.2008, 18:00

Ja genau! Im Rahmen der Architektenausbildung habe ich dazu diese Infos bekommen:

1. Das Holz kann sterben, ohne dabei auszutrocknen, d.h. Stoffewechsel- und Wassertransport hören auf, ohne dass dies bis dahin die Rissbildung begünstigt.

2. Zucker u.a. werden ausgewaschen, Schädlinge haben keinen Zugang.

und b.t.w.: SOO ungewöhnlich is das ja nu echt nicht! Zwar wird heute nur noch selten geflößt, aber jedes größere Sägewerk bewässert (berieselt) seine Frischholzstapel dauerhaft über einen längeren Zeitraum...

Rabe

Christopher
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Re: Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Beitrag von Christopher » 20.10.2008, 20:45

Ich hab mal gehört, dass die Finnen und schweden ihr Holz immer noch flößen, da die vielen Seen dort eine sehr gute Grundlage für ne floß-infrastruktur ist. ;D
Du hast die Macht, missbrauche sie!!!

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Re: Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Beitrag von tyron » 14.11.2008, 09:05

ohne meckern zu wollen oder so.

aber flößen aufm see ist wie sich treiben lassen in stehendem gewässer. vermutlich sind das aber in skandinavien holzverbünde, die per Motor geskippert werden wo keine strömung da ist.
Wenn die jungen wollten und die alten könnten, wäre für beide zusammen das unmögliche machbar.

Christopher
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Re: Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Beitrag von Christopher » 14.11.2008, 16:27

ja genau, die Flöße werden mit schleppern gezogen..
Du hast die Macht, missbrauche sie!!!

jerryhill
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Re: Wunderholz oder wie setzt man Gerüchte in die Welt

Beitrag von jerryhill » 14.11.2008, 16:42

Ich hab mal Eibe zwei Wochen lang im Fluss angebunden. Sie war danach mit irgendwelchem Schmierzeug bewachsen. Vorteilhafte Eigenschaften habe ich nicht feststellen können, aber so viel Erfahrungswerte hab ich bei Eibe auch nicht. Allerdings würde ich bei den meisten Weisshölzern befürchten, dass sie bei solcher Behandlung zu gammeln beginnen.
Dean Torges zieht das Dämpfen in einem Ofenrohr, das mittels eines Knies und einer Ofenmanschette über einem erhitzten Gefäss mit Wasser angebracht ist, vor. Das habe ich oft praktiziert. Man kann das Holz nach einer Stunde Dämpfungszeit auch ggf. gleich in Form bringen. Das ist schonender als getrocknetes Holz verformen und schützt auch nicht verformtes Holz ziemlich gut vor eventuellem späteren Verziehen wärend der Trocknung. Ach ja, man sollte bei diesem Vorgang das Rohr mit etwa isolieren, alter Schlafsack oder Decken oder so.

lg, jerryhill
Unwissenheit prahlt, Dummheit reißt das Maul auf.

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