Beizen und Liköre !!!

Hölzer, Kleber, etc.
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Tower
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Beizen und Liköre !!!

Beitrag von Tower » 24.12.2003, 16:04

Hier mal eine praktische Anleitung zur Verwendung von Walnüssen. Wer einen Walnussbaum sein Eigen nennt kann ja im nächsten Jahr mal loslegen.
Zum einen Pfeile und andere Artikel aus Holz beizen zum anderen was zur alkoholischen Verkostung herstellen. Ach ja, Wolle und Stoffe kann man damit auch färben. In wie weit man damit Leder färben oder gerben kann weiß ich nicht.

Walnusslikör

100 g grüne Walnüsse
750 g Farinzucker o. Rohzucker
5 tb Wasser
1 1/2 l Weinbrand oder Cognac
1/4 l Kirschwasser
8 Nelken
1 Stück getrockneter Ingwer
1 Zimtstange

Früchte gründlich waschen, trockenreiben und vierteln. Mit Zucker und Wasser bei milder Hitze so lange erwärmen bis sich der Zucker ganz gelöst hat.
1/3 vom Weinbrand hineinrühren und dann abkühlen lassen. Dann den restlichen Weinbrand, Kirschwasser und Gewürze zugeben. Alles in eine große Glasflasche füllen und gut verschlossen an einem warmen, hellen Ort 4 Wochen durchziehen lassen. Hin und wieder schütteln.
Den inzwischen honiggelben Likör durch ein Mulltuch abseihen und in saubere Flaschen füllen.

Nußlikör

Zutaten:
Klarer Schnaps
Wer keinen selbstgebrannten Schnaps hast, muss sich welchen besorgen. Klaren Schnaps mit einem Alkoholgehalt von 40 - 50% bekommt man in jedem Supermarkt. Wenigstens einen Liter sollte man nehmen. Die folgenden Angaben sind auf 1 Liter Nusslikör abgestimmt
Walnüsse
Man benötigst 6 - 8 Walnüsse (je nachdem wie intensiv der Nussgeschmack sein soll). Das wichtigste ist jedoch, dass die Nüsse nicht reif sein dürfen. Man muss sie bereits im Juni spätestens im Juli ernten. Der Kern (das was wir als Nuss kennen) darf noch nicht richtig ausgebildet sein und die Schale darf noch nicht hart sein. Was da geerntet wird, sieht noch nicht aus wie man sich eine Walnuss vorstellt. Sie ist rund und grün und hat einen Fruchtfleischmantel um den kleinen Kern.

Bild

Zucker
1 bis max. 3 Esslöffel Zucker (je nach Wunsch) sollte man dazugeben. Wenn man wenig Zucker nimmt, wird der Nusslikör eher bitter und schmeckt wie Medizin. Er ist dann hervorragend als "Verdauungsschnaps" geeignet. Wenn man viel Zucker nimmt wird aus dem Schnaps ein süßlicher Nusslikör.
Zubereitung
Zuerst halbiert man die Nüsse und die Hälften dann noch einmal, so dass man 4 Teile pro Nuss bekommt. Diese Nussstücke gibt man nun in ein Einmachglas. Danach schüttet man den Zucker darüber. Damit das Endprodukt nicht zu stark wird, gibt man ca. 1/8 Liter Wasser dazu. Nachdem alle Gläser gefüllt sind, gießt man jedes Einmachglas mit Schnaps auf. Hier kann die Stärke des fertigen Likörs bestimmt werden. Aber so min. 30 % sollte er schon haben.
Jetzt werden die Gläser luftdicht verschlossen (mit dem dazugehörendem Gummiring und einer Metallspange) und auf ein Fensterbrett, möglichst in Südrichtung, gestellt. (Die Wärme der Sonne ist dem Nusslikör behilflich sich zu entwickeln). Da es möglich ist, dass sich der Alkohol durch die Erwärmung ausdehnt, bleiben bei jedem Glas ca. 2 cm bis zum oberen Rand frei. Nun heißt es abwarten. Nach ca. 2 - 3 Wochen beginnt sich der Likör dunkel zu färben. Das ist in Ordnung und muss so sein. Nach weiteren 3 Wochen ist der Nusslikör fertig. Die Gläser werden geöffnet und durch ein Sieb gefiltert. Der Likör wird in Flaschen gefüllt.

Walnussbeize

Die Walnuss, lateinischer Name „Juglans regia“, aus der Familie „Juglandaceae“. Zum Färben werden die Blätter und die Walnusshüllen verwendet.
Der Name Walnuss stammt von Welsche Nuss (die Deutschen bezeichneten früher die Gallier als die Welschen). Der botanische Gattungsname „Juglans“ bedeutet soviel wie dem “Jupiter geweihte Frucht”. Der Artname „regia“ bedeutet königlich, also die königliche Nuss.
Die Walnussblätter sind sehr gerbstoffhaltig und werden bei Reizungen der Darm- und der Magenschleimhaut eingesetzt. Sie eignen sich sehr gut zur Behandlung von Hautkrankheiten, wie Akne und Ekzeme. Die Nüsse selbst sind reich an pflanzlichem Eiweiß, Fetten, Vitaminen und Mineralstoffen.

Nun aber zum Färben.
Man braucht: Wasser, große Schüsseln, 1 Holzlöffel, 1 großes Sieb, 1 feines Sieb, grünbraune Walnussschalen.
Die Walnüsse muss man bereits im Juni spätestens im Juli ernten. Der Kern (die Walnuss) darf noch nicht richtig ausgebildet sein und die Schale darf noch nicht hart sein. Die Walnuss (der Kern) kann weggeworfen werden, denn zum Färben braucht man nur den Fruchtmantel, das ist die weiche, grünbraune Schale, in der die harte Nuss steckt. Zum Färben werden ausschließlich die noch grünen Schalen verwendet, diese werden getrocknet und gemahlen. Je brauner die Schalen sind, desto schwächer ist die Färbewirkung.

Bild

Mit der Farbe dieser Schalen lässt sich unbehandelte Wolle oder Baumwolle aber auch Holz in schönen Naturtönen von Beige bis Braun färben.
ACHTUNG: Bei der Arbeit mit den Schalen und dem Sud auf jeden Fall Gummihandschuhe tragen!!!
Nimm ca. 5-6 handvoll grünbraune Schalen (grüne Schalen ergeben einen stärkeren Braunton) ohne Nuss, zermale oder zerhacke die Schalen in kleine Schnipsel und lass sie einen Tag antrocknen. (Es kann auch nichts schaden eine handvoll Blätter mit in den Sud zu geben.) Dann weicht man sie einen Tag und eine Nacht lang in Regenwasser ein. Die Schalen sollen gerade vom Wasser bedeckt sein. Das Wasser wird braun. Man kann nun die ganze Masse noch etwas stampfen um die Schalen auszupressen.
Der Farbsud mit den Schalenstücken wird zuerst durch ein grobes, dann durch ein feines Sieb in eine Schüssel gegossen. Schon hat man den gewünschten Farbsud bzw. die Beize.

Wolle:
Da die Walnuss sehr viel Gerbsäure enthält, braucht nicht vorgebeizt zu werden. Man benutzt den Sud wie jede andere flüssige Beize. Tauchbeizen hat sich hier bewährt, aber nicht zu lange, damit das Holz nicht quillt.
Nach dem Beizen kurz mit einem Lappen abwischen und trocknen lassen. Danach „fiebern“, also mit Rosshaar die feinen Härchen abrubbeln. Es geht aber auch feine Stahlwolle. Nach bedarf erneut beizen. Der Sud kann auch eingkocht und so reduziert werden. So entsteht eine stärkere Beize.

Wolle:
Die Wolle vollständig in den kalten Farbsud eintauchen und drei 3 Tage darin ziehen lassen. Dann die gefärbte Wolle zum Trocknen auf die Leine hängen. Die Farbe verändert sich an der Luft. Die Menge der Wolle pro Liter Färbesud gibt den Farbton an. Erst nach dem Trocknen wird die Wolle gewaschen und gespült.
Mit dem Sud lassen sich Pfeile erstklassig färben. Unsere amerikanischen Freunde haben da einen Artikel zum Färben von Pfeilen unter:
http://www.primitivearcher.com/articles/rbwalstn.html
In dem Artikel wird aber völlig anders vorgegangen.

Viel Spaß!
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shewolf
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Beitrag von shewolf » 24.12.2003, 22:03

Das ist eine prima Anleitung - sowohl das Likörchen (schmeckt bestimmt prima auf Eis (**) )als auch die Farbe! Kann man damit eigentlich auch Federn färben??
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Tower
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@ shewolf

Beitrag von Tower » 24.12.2003, 23:32

... nie probiert, aber werde es mal im Sommer an einigen federn probiern!

Frohes Fest noch!

J.R.
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Beizen vs. Färben

Beitrag von Nacanina » 25.12.2003, 16:09

@Tower:
du schreibst im Titel von Beizen und im Text von Färben.
Wobei du im Text recht hast. Im Sprachgebrauch wird das leider durcheinandergeworfen und auch die heute käuflichen Beizen sind ja (Wasser-) lösliche Färbstoffe oder Farbstoffe.
Die echte Beizung beruht auf einer Kombination von Metallsalz und Gerbstoffen (u. U. in Verbindung mit Salmiak).
Die sind dann auch nicht wasserlöslich. Nachteil:
es gibt keine schönen Farben. Im Grunde nur grünlich über bräunlich nach schwarz.
Rötliche Töne können aber auch mit Färbstoffen zusätzlich in der Nachbeize erzielt werden.
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur

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ein paar Links...

Beitrag von Harbardr » 26.12.2003, 08:14


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