Fragen zu frischer Ulme

Hölzer, Kleber, etc.
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dersix
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Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von dersix » 22.12.2012, 14:10

Hallo Bogenbauer-Gemeinde,

nachdem das gestern mit dem Weltuntergang ja nix geworden ist, war heute schon mal Weihnachten für mich ;D .
Heute früh gab es einen Anruf des Forstwirtes meines Vertrauens - Freude!
Die Ulme musste weichen, da sie wohl zu dicht an einer weiteren Ulme stand und er lieber eine gute als zwei "schlechte" Ulmen in seinem Bestand hat. Hat mich erstmal tierisch gefreut (vor allem, das ich ihm im Sommer gesagt habe das ich irgendwann mal Bögen bauen möchte). Die ersten Versuche sind mit Hasel und junger Esche angedacht (diese trocknen derzeit im Keller und warten auf bearbeitung).

Es sind jetzt 2 Stämme bei mir gelandet. Stamm 1 hat ca. 185cm länge und ca. 20cm Durchmesser, der zweite ist ca. 205cm lang und hat zw. 15 - 18 cm Durchmesser. Ich denke da sollte sich etwas draus machen lassen.
MIr ist soweit schon mal klar, das jetzt erstmal die Rinde runter muss und die Stämme gespalten werden sollten. Versiegeln und dann trocknen. Soweit gut.

Leider habe ich seit heute morgen (typisch, ist ja Urlaub) "Rücken" und bin somit stark unbewegungsfähig :( . Es hat gerade noch gereicht die Stämmchen mit dem E-Hobel kurz zu bearbeiten und diese Bilder zu machen.

Als blutiger Anfänger will ich aber auch keine Fehler machen, die das schöne Ulmenholz unbrauchbar machen, deshalb habe ich noch ein paar weitere Fragen.

1. Die Ulme wurde gestern geschlagen. Wie schnell muss den jetzt weitergearbeitet werden? Wie gesagt, mein Rücken - aua. Kann die Ulme noch über die Feiertage ungespalten und mit Rinde im Carport bleiben bis ich mich einigermassen erholt habe?

2. Wo genau sollte ich denn die Spaltachse ansetzten um die besten Staves herauszuholen?

3. Soll ich nach dem spalten die Staves noch im Carport bzw. Garage lagern oder möglichst schnell in den (ca. 15°C und trocken) Keller bringen? Bei uns ist es derzeit eher kalt und nass wie wohl überall...

Hier noch ein paar Bilder und jetzt schon mal Danke
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Stamm2_3.jpg
leider unscharf (Rücken)
Stamm2_1.jpg
und der Anschnitt dazu
Stamm2_2.jpg
der 2. Stamm mit 205cm
Stamm1_2.jpg
Anschnitt Stamm 1 andere Seite
Stamm1_1.jpg
Anschnitt Stamm 1
Stamm1.jpg
Stamm 1, 185 cm lang

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Broken Bodkin
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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von Broken Bodkin » 22.12.2012, 14:48

Also zu 1.) kann ich sagen: Jop, kannste machen.
Gruß, Marc

In hoc signo vinces

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laurin
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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von laurin » 23.12.2012, 12:27

unbearbeitet ein/zwei Wochen bei den Temperaturen stellen kein Problem dar.
Wichtig bei Ulme, die Rinde runter! Je eher, um so leichter geht es. Dann kannst Du gleich sehen, ob Bohrlöcher vom Splintkäfer drin sind. Wenn nicht, hast Du optimale Voraussetztung für einen guten Bogenrücken unter der Rinde.

Spalten würd ich - sofern Dir Risse nicht einen anderen Weg vorgeben - so, dass Du eine Hälfte mit breiten Ringen erhältst, die andere Hälfte hat die schmaleren Ringe.

Im carport oder der Garage wäre es mir derzeit zu feucht. Lieber im Keller. Um etwaigen Befall - oder Verbreitung von Käfer oder Pilz zu verhindert, sollte das Holz zügig trocknen. Wohnung wär mir zu zügig.

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dersix
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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von dersix » 23.12.2012, 20:24

Macht es eigentlich Sinn diese Stämme dann zu vierteln? Oder sind die dazu zu klein im Durchmesser?

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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von laurin » 25.12.2012, 19:14

halbier sie erstmal ;) wenn Du dann noch lust zum vierteln hast, würd`ich das erst in einem halben Jahr machen.
Dann ist die Gefahr des verdrehens nicht mehr so groß.

Nachdem der Spaltling fertig ist (geschält und Enden versiegelt) wiege ich die Teile und schreibe Datum und Gewicht auf. Dann kannst Du den Trocknungsverlauf besser abschätzen.

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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von dersix » 26.12.2012, 23:19

Danke,
so werd ichs dann wohl mal versuchen. Bin ja mal gespannt wie sich so eine Ulme spaltet. Scheint ja nicht ganz so einfach zu sein...

viele Grüße,
Six

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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von Ravenheart » 29.12.2012, 13:45

Jaein...! Ulme wächst stets in Ringebene wellig, wobei die Wellen von Ring zu Ring GEGENLÄUFIG "wellen", so dass die Fasern immer "über kreuz" liegen.

Das führt dazu, dass der Spalt nich sauber durch die Ebenen geht, sondern sich immer kreuzweise "Querverbindungen" erhalten. Dennoch KANN man Ulme relativ sauber und kraftarm spalten, man muss nur:

> den Spalt stets nur ein kleines Stück, so 10 - 15 cm, voran treiben, und dann erst mal mit einem Stechbeitel, Japansäge oder scharfem Messer alle Querverbindungen kappen. (Dass man, wie sonst auch, für jeden Keil den Stamm umdreht, ihn also von der anderen Seite einschlägt als den Vorherigen, setze ich voraus!)

Der Ablauf sieht dann etwa so aus:
(Annahme: Ein Stück ist schon gespalten, ein Keil ist drin, der 2. gerade raus gefallen...)

Stamm umdrehen.
Querverbindungen kappen.
Keil halb einschlagen.
Querverbindungen kappen.
Keil ganz einschlagen.
Querverbindungen kappen. (Anderer Keil fällt raus).
^wieder von oben....

Rabe ;)

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dersix
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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von dersix » 29.12.2012, 20:27

So, die erste Ulme wurde heute gespalten, entrindet und mit Weisleim versiegelt. Zum Glück habe ixh keine Tierchen gefunden. Das spalten war einfacher als erwartet. Hab es ohne des Raben's Post gelesen zu haben, nach seiner Anleitung gemacht. 8) Morgen kommt der zweite Stamm dran und dann dürfen die Hälften für die nächsten Monate im Keller trocknen.

Was allerdings ne ziemliche Strafarbeit für mich ist, ist den Bast runterkratzen... am besten ging das noch mit meinem Opinel und stellenweise mit Ziehklinge. Die letzten Reste hab ich dann mit Schleifflies entfernt. Insgesamt hab ich da heute bestimmt 4 Std. Bast gekratzt... >:)

Viele Grüße und Danke,
Six

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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von dersix » 31.12.2012, 11:20

Jetzt hab ich noch mal ne Frage hierzu. Wenn es jetzt schon absehbar ist, das ich ein paar Jahresringe abarbeiten sollte um an den schönsten Ring zu kommen, macht es dann trotzdem Sinn den kompletten Bast zu entfernen, oder reicht es wenn ich nur die Rinde runtermache und eine dünne Bastschicht beim trocknen drauflasse?

Danke, Six

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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von Haitha » 31.12.2012, 14:41

Wenn du ungeduldig bist, geht das. Dann aber unbedingt den Rücken bzw den Ring mit etwas versiegeln (zb. Lack), da sonst Feuchtigkeit über den Rücken verloren geht, was zu Rissen führen kann. Ich würde ihn beiseite stellen, wenn du noch anderes Holz zur Bearbeitung fertig hast. Ansonsten wie du vorgeschlagen hast, den Zielring grob freilegen oder einen Rding drüber drauf lassen und dick Lack oder Leim oder Farbe drauf.

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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von laurin » 01.01.2013, 10:00

Da die Ulme ja noch recht frisch ist, würde ich den Bast mit einem HDR (Hochdruckreiniger) runterfetzen. Dauert 2 Minuten.

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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von Neugier » 01.01.2013, 10:41

Natürlich kannst Du den Bast auch später mit den anderen Jahresringen runtermachen.
Nur wenn der Rüchen jetzt ohne Rinde ist musst du Ihn abdecken damit er da keine Risse bekommt.
Haitabu hat die Frage gut beantwortet ob Du schon den Rücken freilegen kannst.
Ich würde zum Abdecken Klebeband verwenden. Das kann man auch während der Arbeit über Nacht kurz draufmachen. Oder wenn du nicht fertiggeworden bist. Wenn das Holz durchgetrocknet ist, ist es natürlich nicht mehr nötig.
Grüße

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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von dersix » 01.01.2013, 13:37

Danke und ein frohes Neues wünsche ich euch...

...nur bin ich jetzt etwas durcheinander, bzw. verstehe es nicht. ???

Warum muss ich, wenn ich den Bast drauflasse, das Holz mit Klebeband oder Leim versiegeln und wenn ich den Bast ganz runtermache nicht? Die Enden sind auf ca. 7-8 cm mit Leim versiegelt. Was ändert sich durch den Bast im Trocknungsverhalten? Zieht der noch extra feuchte aus dem Holz? In meiner naivität hätte ich jetzt gedacht, der Bast schützt das Holz eher vor zu schnellem trocknen.

Unten mal ein Bild wie ich einen halben Stamm bereits fertiggestellt habe (so wie im markierten Bereich sieht der ganze Stave jetzt aus). Das zweite Bild zeigt die andere hälfte des Stammes wie er jetzt im Keller liegt (mit Bast, nur an den Enden ist der Bast weg und dort dann versiegelt).

@Haithabu, grob vorarbeiten kann ich nicht, hab leider nich so viel Zeit da ich für ein paar Tage weg muss. Das Holz soll jetzt eh erstmal in Ruhe trocknen und meine ersten Bogenbauversuche mache ich dann mit Hasel und Esche. Die sind schon trocken.

@Laurin, und woher soll ich jetzt einen Kärcher bekommen? ::) Ich hab sowas leider nicht, deshalb ist es ja so ne Strafarbeit :'(

Danke und schöne Restfeiertage,
Six
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Ulme Bast2.JPG
Ulme Bast1.JPG

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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von skinwalker » 01.01.2013, 14:44

hallo,
also ich verarbeite ja viel Ulme und halte das mit dem Bast nicht so dramatisch.
Die Arbeit das alles vom ganzen Stave zu kratzen/popeln etc. ist mir too much !
Der Bast kommt bei meinen Bögen als einer der letzten Arbeitsschritte runter ...
(mit viel Gefühl und einer Schwanenhals-Ziehklinge).
Dann hast du auch nicht mehr so viel Fläche an Bast die du popeln/schaben musst und
wenn du etwas davon dran lässt und schön verschleifst oder event. mit Beize bearbeitest,
hast du auch noch eine schöne Optik/Kontrast.
Daher würde ich mir nicht schon vorab zuviel Arbeit damit machen ;) .

Gruß
skinwalker
You're not your job. You're not how much money you have in the bank. You're not the car you drive. You're not the contents of your wallet. You're not your fucking khakis. You're the all-singing, all-dancing crap of the world ...
(Tyler Durden)

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Re: Fragen zu frischer Ulme

Beitrag von Neugier » 01.01.2013, 15:34

Da gabs wohl ein Mistverständniss.
Wenn die Rinde runter ist mit oder ohne Bast würde ich den Rücken abkleben.

Außen am Baum ist die weichste jüngste und rissanfälligste Schicht. Die gibt das Wasser am schnellsten ab. Das führt dann zu Rissbildung. Durch die Abdeckung wird der Feuchteaustritt an der empfindlichen Seite gebremst. Das gleich gilt auch für die Enden. Da leg ich auch das Klebeband um die Ecke und wickle dann noch einmal um den Stab.

Der Rest siehe Skinwalker.
Grüße

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