Zen oder die Suche nach dem zweiten Robinienückenring

Hölzer, Kleber, etc.
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Zoffti
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Zen oder die Suche nach dem zweiten Robinienückenring

Beitrag von Zoffti » 19.01.2014, 17:51

Hi, (Robinien)freunde,
habe mir letzthin einen Robinienast heimgetragen, (der nur gefallen war, weil jemand die schönen Mistelkugeln wollte, die drauf wuchsen...) Also, zweifelhafte Holzqualität war zu vermuten. Wollte ihn drum nur nutzen, um mich endlich mal an diesem Freilegen von Jahresringen zu versuchen - und im Fall von meinem Robinienast sollte das natürlich der 2. Splintholzring über dem Kernholz sein....
Da der Ast waagrecht am Baum gewachsen war, hab ich ihn nicht nach bogentauglichen Krümmungen sondern nur nach Druck und Zugholz ausgerichtet und dann im Laufe der Schaberei wieder mal Neues entdeckt.:
1. war dieser Splint - wenigstens auf der Zugholzseite - schier so zäh und langfasrig wie ein -vegetarischer - Sehnenbelag. Die Jahresringe liessen sich in feinen erstaunlich reissfesten Streifen vom Ast abziehen.
P5150140.jpg
Stripptease, almost complete

2. So ein Splintholz-Jahresring präsentiert sich weniger durchgehend, als ich das erwartet hatte. Splintholz wandelt sich offenbar in Kernholz in dem Masse wie es abstirbt. Also, weisses, saftführendes (lebendiges) Splintholz (bei diesem Ast 5 - 6 Schichten) wandelt sich zu gelbem (totem) Holz sowie oder wo es eben abstirbt.
P5150138.jpg
Jahresring Nr.2 verschwindet auf einmal

P5150138_2.jpg
Rückenansicht, Totholzstelle hat einen sehr hellen Hof- dh. hat kein Spätholz ausgebildet, sonder ist verstorben.
Dateianhänge
P5150138_3.jpg
gesunde Splintholzschichten, oben im Bild, dieselben Schichten zunehmend vergilbend unten
P5150139.jpg
Totäste verursachen einen gelben (abgestorbenen) Hof im Splint
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Heidjer
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Re: Zen oder die Suche nach dem zweiten Robinienückenring

Beitrag von Heidjer » 19.01.2014, 19:11

Achtung das "Verkernen" von Holz hat nichts mit dem Absterben zu tun, das Passiert nur durch das Einlagern von Lignin und das soll die "statische" Festigkeit des Baumes erhöhen.
Der Baum erzeugt im Inneren sozusagen für sich selbst eine "Wirbelsäule", der Kern trägt das Gewicht des Baumes, der Splint sorgt dafür das der Baum weiterhin im Wind elastisch bleibt. ;)
Wenn sich so ein Baum biegen muß, ist es wie beim Bogen, eine Seite wird dabei auf Zug, die andere Seite auf Druck belastet und die Mitte bleibt neutral. Die Aussenseite des Baumes muß also flexibler bleiben wie der Kern, der muß dafür dann mehr Gewicht tragen, das Holz lebt aber weiter. ;)
So kann es auch zu einer fladernde Verkernung kommen, die eine Holzfaser ruft, hey ich muß hier immer mehr tragen und mich kaum noch strecken, schickt mir Hilfe (Lignin) und die Nachbarfaser sagt danke mir aber noch nicht! Das sieht man bei Robinie häufiger dass, das "Verkernen" über mehrere Jahrringe unterschiedlich ist.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Zen oder die Suche nach dem zweiten Robinienückenring

Beitrag von Zoffti » 20.01.2014, 12:08

Heidjer hat geschrieben:Achtung das "Verkernen" von Holz hat nichts mit dem Absterben zu tun, das Passiert nur durch das Einlagern von Lignin und das soll die "statische" Festigkeit des Baumes erhöhen.
Der Baum erzeugt im Inneren sozusagen für sich selbst eine "Wirbelsäule", der Kern trägt das Gewicht des Baumes, der Splint sorgt dafür das der Baum weiterhin im Wind elastisch bleibt. ;)
Wenn sich so ein Baum biegen muß, ist es wie beim Bogen, eine Seite wird dabei auf Zug, die andere Seite auf Druck belastet und die Mitte bleibt neutral. Die Aussenseite des Baumes muß also flexibler bleiben wie der Kern, der muß dafür dann mehr Gewicht tragen, das Holz lebt aber weiter. ;)
So kann es auch zu einer fladernde Verkernung kommen, die eine Holzfaser ruft, hey ich muß hier immer mehr tragen und mich kaum noch strecken, schickt mir Hilfe (Lignin) und die Nachbarfaser sagt danke mir aber noch nicht! Das sieht man bei Robinie häufiger dass, das "Verkernen" über mehrere Jahrringe unterschiedlich ist.


Gruß Dirk


Danke Dirk!
Super Beschreibung!
Und wie das dann aussieht mit dem fladrigen Verkernung konnte man sehr schön an dem gesunden Robinienstave sehen, den seit kurzem die Padma in Arbeit hat. Da hatte sie ein Foto von der fast vollendeten Splint-Schaberei reingestellt....
Bei meinem Ästche findet man das oben beschriebene Phänomen eigentlich nicht wirklich. Bei dem Ding bildet sich eben nur um die vielen Totästchen die das Biest ::) hat ein verkernter Hof, der ca. 4 von den 5 Splintschichten, die es hat, durchdringt.
Daher meine - vielleicht tatsächlich ja falschen - Schlussfolgerungen, dass der punktuelle Absterbevorgang von so einem Ästchen zu einer Sache führt, die farblich betrachtet, aussieht wie eine Verholzung.....
Du siehst ich fange an mich vorsichtig auszudrücken ;D
bevor ich auf meinem "Holzweg" gänzlich in die Irre gehe.... :-\
Lieber Gruss,
Lena
P.s. Meine bisherigen Klebeversuche mit Epoxidharz zeigten weniger Stabilität als erhofft (oder als bei anderen Hölzern)...ist das weil Robinieholz zum verthyllen (oder so ähnlich) neigt! Diese Zellveränderung könnte vielleicht die Verklebbarkeit von Robinie verringern.... Oder siehst du das anders???
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Re: Zen oder die Suche nach dem zweiten Robinienückenring

Beitrag von nocona » 20.01.2014, 22:02

Hallo Zoffti,

ich bin etwas irritiert. Entweder interpretiere ich deine Bilder falsch oder du bist in mehreren Dingen auf dem Holzweg.
Sollte ich dich falsch verstanden haben, dann erklähre es mir bitte noch einmahl.

Dein Bild 1 zeigt abgelöste Baststreifen. Keine Splintstreifen! Das sich Bast samt Rinde in dieser Art ablösen lässt ist normal.

Bild 3 lässt zwei Möglichkeiten offen. Die erste unwahrscheinlichere ist, dass du hier ein bisschen Bast auf dem Splintholz gelassen hast. Der Bast wird beim trocknen braun. Die zweite wahrscheinlichere Möglichkeit ist, das über den Ast ein Pilz eingedrungen ist, der eine Holzverfärbung verursacht.

Bild 4 zeigt schlicht, dass du die Kernholzschichten angeschnitten hast. Der dunklere Bereich um die Äste ist tatsächlich kein Splint sondern Kernholz. Die 2 bis 3 Splintholzringe hast du hier vollständig abgetragen und dann 2 bis 3 Kernholzringe durchtrennt.
Wenn du dir Äste in Hölzern genau ansiehst, wirst du feststellen, dass der Baum um Äste herum schneller Holz bildet. Er gleicht Schwachstellen aus. An nahezu jedem Ast entsteht so eine Art Wulst. Schneidest du diesen Wulst plan weg, dann durchtrennst du die Jahrringe in dem Bereich um den Ast herum.

Freundliche Grüße,
Jan

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Re: Zen oder die Suche nach dem zweiten Robinienückenring

Beitrag von Zoffti » 20.01.2014, 23:34

Bild 1: weiss = Splintsteifen + dunkler = Baststreifen
Bild 3: Pilz? Das Holz um den Totast ist trocken, hart und hat die gleiche Farbe wie Kern.
Bild 4: Klar hab ich Kernholzschichten angeschnitten, wenn ich auf der Bauchseite arbeite. sagittaler Längsschnitt!
lG
Lena
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Re: Zen oder die Suche nach dem zweiten Robinienückenring

Beitrag von captainplanet » 21.01.2014, 00:08

Heidjer hat geschrieben:Achtung das "Verkernen" von Holz hat nichts mit dem Absterben zu tun, das Passiert nur durch das Einlagern von Lignin und das soll die "statische" Festigkeit des Baumes erhöhen.

Umgangssprachlich bezeichnet man Holz als "tot", wenn es beginnt zu morschen. Tatsächlich werden schon bei der Verkernung die Poren der Zellwände mit Lignin verstopft um eventuell eindringenden Pilzen die Ausbreitung im Holz zu erschweren. Diese Zellen sind dann stoffwechseltechnisch völlig inaktiv, sie erfüllen nur eine rein mechanische Stützfunktion. Sie sind quasi tot.

Georg
Bester Rindengrapscher von FC!!!

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