Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

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killerkarpfen
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von killerkarpfen » 03.11.2015, 20:52

Man sagt minimum 3 - 4 x Zuggewicht.
Ich mache meine Sehnen 8 - 10 Fäden bei 55#. Ich berechne meine Sehnen so mit 120 Kg Reisskraft. Die halten dann allerdings gute 2 -3 Jahre oder länger. (kommt natürlich darauf an wie viel man schiesst)

Nun ehrlich gesagt das Hoogengarn kenne ich noch nicht so gut. Ich habe noch eine Spule "Extraklasse" von einer Schweizer Firma die es leider nicht mehr gibt, von SLI Niederlenz AG. ein gleichwertiges Garn habe ich nirgends mehr gefunden. Das ist Dünner als das Hoogengarn, es ist leicht glänzend so fein ist es gesponnen und hält mehr wie 17 Kg. Damit mache ich Sehnen die sich mit Dacron vergleichen lassen. Bei gleicher Dicke ist Leinen leichter als Polyester. Nur das ist nur noch für Eigenbedarf bestimmt. >:)
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Schreiner » 03.11.2015, 21:02

@killerkarpfen:
wertvolle Info, danke! Ich bin eben bisher immer jahrelang, muss ich offen gestehen, rein nach dieser üblichen "Dacronstrang- Normtabelle" gegangen....in diesem Fall, bei Naturfasern, ist es natürlich relevant dieses Verhältnis zu kennen....hätte aber Zuggewicht x 4 spontan geschätzt.

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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Osboan » 04.11.2015, 00:16

Soda, hab gerade mal das Zuggewicht des ebay-Garnes gemessen. 2 Stränge rissen wiederholt bei 37 bis 42 # Belastung, das heißt ein Strang hat ~20#. Verzwirnen änderte daran nichts. Das heißt für mich, dass das Garn halbwegs gut ist. Hab dann auch noch 2 Sehnen mit je 10 Strang daraus gedreht (10*20=200# Bruchkraft) Wollte ja nur eine drehen, aber die wurde zu kurz, weil ich Dödel mich gleich mal übel mit dem Sehnenbrett verrechnet habe ::)

Also wird die kurze Sehne die Tage mal getestet. Werde einfach alles an Gewicht dranhängen, was ich so finde (inklusive mir selbst ;) )

Ja Killerkarpfen, das verstehe ich gut, dass du dein bestes Garn nicht hergibst. Hab auch noch 2 Rollen vom Schuster, die sind so gut, da stinkt alles andere dagegen ab :) Meines ist auch glatt poliert und 6fach verzwirnt bei ca.0,7 bis 0,8 mm Dicke. Diese Machart dürfte wahrscheinlich das empirisch ermittelte Optimum der alten Zwirnmanufakturen sein. Schade, dass die alle eingegangen sind (meine nämlich auch :'( )


Edit: kleines Updae zum Leinengarn von ebay:
habe mich heute an die 10Strang-Sehne gehängt und sie ist gerissen...Habe mit Gewand 80kg, das sind 176#, da hab ich mich wohl vermessen. 3 mal ist mir eine 10-Strang-Sehne gerissen, sowohl flämisch, als auch endlos. Erst ein Stück 12-Strang endlos hat mich dann ausgehalten und riss erst nach einigem Gezappel. Das heißt, die Bruchlast des Materials ist nach unten zu korrigieren auf ungefähr 15# pro Strang. Ist nicht überragend, aber für Bögen bis 50# geht's schon, zumal für den geringen Preis.
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von killerkarpfen » 04.11.2015, 20:27

Osboan hat geschrieben:Edit: kleines Updae zum Leinengarn...
habe mich heute an die 10Strang-Sehne gehängt und sie ist gerissen...


Das wundert mich nicht. Dein Testmaterial wurde ja mit 90% der theoretischen Tragkraft belastet. Es ist kaum möglich alle die einzelnen Fäden gleich zu belasten. Wenn nun 10% der einzelnen Fäden etwas kürzer und 10% etwas länger waren bleiben dir noch 80% der tragenden Fäden. Dann bist Du halt unter der Bruchkraft des gesamten.

Die kürzeren sind schon überstreckt und die längeren tragen noch nicht 8) ergo kann das schief gehen.

Andererseits wenn Du an 90% der errechneten Bruchlast gekommen bist hast Du eine sehr gute Sehne gemacht. Hut ab!
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Osboan » 06.11.2015, 00:43

Cool, das wusste ich noch gar nicht, dass die praktische Bruchkraft der Sehne nicht gleich der Summe der Einzelstränge ist.
Ok, dann stell ich für mich als Faustregel auf, dass, wenn eine Sehne mich hält, ich sie auch bis 50# einsetzen kann :)
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von bovidae » 06.11.2015, 07:03

Ich habe ein paar Sehnen mit Gütermann Leinenzwirn + Bienenwachs/Harz Mische gemacht. Leben auch noch, allerdings mussten sie auch nie viel ziehen.
Zu Gütermann: http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?p=460175#p460175

Gruß Frieder

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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Osboan » 06.11.2015, 16:11

Danke für deinen Link bovidae. Ich hab mal nachgerechnet und bei mir kommen sogar noch mehr, nämlich
2758(cN)*0,00102 (kg)*2,54 (Pound)= 7,15 # pro Einzelstrang deines Zwirns raus. Das Zeug sieht ja richtig dünn aus. Kannst du uns mal den Durchmesser davon sagen, bitte?

Grüße Oscar
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Anasazi » 06.11.2015, 16:52

Neeben dem Hoogen Garn, gibt es auch manchmal noch von Gruschwitz Leinengarn.
Die gepichten (gewachst) Garne sind auf jeden Fall einfacher zu bearbeiten, als selber zu wachsen.

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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Mathias » 06.11.2015, 17:54

Super Thema!

Bin gerade auf den Thread gestoßen.

Ich habe anfänglich auf meinen Holzbogen ausschließlich Hoogen - Leinensehenen geschossen und nach anfänglichen Rückschlägen bin ich bis 50 Pfund gut zurecht gekommen. Ehrlich gesagt, habe ich die Sehnenstärke nach Gefühl ausgewählt.

Die Rückschläge hatte ich immer wenn ich die Sehne mit dem Galgen gebaut hatte, also mit zwei Öhrchen. Die Sehnen mit einem Öhrchen und Bogenbauerknoten hielten dann bei gleicher Strangzahl. Die Fehlerquelle der unterschiedlichen Stranglängen, die ich da eingebaut habe, war mir auch nicht so bewusst, danke Killerkarpfen!

Zur Berechnung der Strangzahlen für meinen 60# Pfund tue ich mich jetzt schwer, bzw.zweifle ich.
Ein Strang hält ca 8 kg = 17, 6 lb also 3,5 Stränge mal 4 = 14 Stränge (passt ja zu @Osboans Versuch)

Und das ist ein Haufen Zeugs. Da hat man schon ein Seil anstatt einer Sehne. Ich könnte mir max. 8 Stränge sehnentaugliche Stärke vorstellen.

Zu Alternativen:
Sternzwirn aus Leinen - schön zum Pfeile wickeln aber mehr nicht

Gütermann: hört sich vielversprechend an, nur das wird doch nix mit so einem dünne Zwirn anzufangen, um den dann auf Sehnenstärke zu kriegen.

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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von killerkarpfen » 06.11.2015, 19:44

Mathias
Du schreibst:
Ein Strang hält ca 8 kg = 17, 6 lb also 3,5 Stränge mal 4 = 14 Stränge (passt ja zu @Osboans Versuch)
Also die von mir verlinkten Zwirne halten mehr wie 8 kg. Und mit 14 Strängen hast Du da wahrlich ein Schiffstau. Ich habe kürzlich einen 40Lbs Bogen mit einer 8 Strang-Sehne ausgestattet, die hat's gehalten mit doppelten flämischen Öhrchen. Wobei ich das nicht als Mass der Dinge propagieren möchte.

Mit Sehnenbrettchen muss ich gestehen, kann ich nichts anfangen, ich benutze eine verstellbare Schiene mit Zapfen. Weiter prüfe ich jede Sehne minutiös auf eben ungleich lange Fäden.
Zu guter Letzt habe ich auch ein recht feines Wickelgarn für die Mittenwicklung. Das trägt dann auch nicht so viel auf.
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Mathias » 06.11.2015, 20:29

Ich hatte einen Zugtest gemacht, aber werde ihn wiederholen.

ich habe das gepichte wie von dir abgebildet und ein nicht gepichtes in etwas geringerer Stärke.

Wenn du für 40# 8 Stränge nimmst, bin ich mit 14 bei 60# nicht ganz falsch.

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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von killerkarpfen » 06.11.2015, 20:51

Also ich habe kurz nachgemessen. An einem Faden konnte ich 17.5kg Gewicht anheben und es ist nicht gerissen. Dazu darf der Faden jedoch nicht geknotet werden. Ich habe einen Kletterkarabiner genommen den Faden angeknotet und dann etwa viermal darumgewickelt dass der Faden nicht meht rutscht. Das Gewicht habe ich dann mit der Hand und einem Tuch als Fingerschutz gehoben. Mehr kann ich nicht draufpacken ich habe mir fast die Finger abgeschnitten ;)
Ergo müssten eigentlich 8 Stränge für 60lbs reichen. So eine Sehne ist unter 3mm dick und normale Plastiknocken klemmen dann nicht mehr
DSC02234.JPG

Auf diesem Bild die alte Sehne ist ein Schiffstau aus den Anfangszeiten das ist meine Tillersehne da mit habe ich einen 100# Bogen getillert aber OHNE zu schiessen, nur aufgespannt. Darunter meine Sehne aus anderem Zwirn für meinen 55#Bogen. Aktuell habe ich auch da noch 2 Stränge auf der neusten Sehne weggelassen.

DSC02235.JPG

Hier der Vergleich der Leinensehnen zu den auf dem gleichen Bogen verwendeten Dacronsehnen.
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Osboan » 11.11.2015, 14:27

Ja da ist das Garn aus der Bucht auch ein wenig dick am Auftragen.
Hab auch mal einen Vergleich fotografiert:
Bild
vlnr.: ebay 10-Strang, ebay 12-Strang, Lambacher Leinen spezial 8-Strang, Dacron 12-Strang endlos, Dacron 10-Strang mit verstärkten Öhrchen

Man sieht hier schon, dass der neue Zwirn (der braune) nicht mit dem besten Leinen (weiß) mithalten kann. Auch an Dacron kommt es weit nicht heran. Aber ich hab mich heute nochmal an die 12-Strang-Sehne daraus gehängt und es hat gut gehalten. Ich werde diese Sehne als nächstes an einem 50#er ohne verstärkte Öhrchen und ohne Mittenwicklung testen, bis es reißt.

Das Gute Leinen ist mir sogar zum Testen fast zu schade, aber ich werde mich heute Abend mal an 8 Stränge flämisch dranhängen und berichten. 2 Stränge davon haben eine Bruchkraft von 50# und es ist glatter und dünner (ca. 0,7mm Durchmesser) Ich habe auch noch eine dritte Sorte (von amazon ::) ), die liegt qualitativ zwischen den beiden. Als nächstes will ich mal eine Bestellung aus Irland versuchen. Wäre jemand bei einer Sammelbestellung dabei? (Naja, Killerkarpfen, da du in der Schweiz wohnst, wird's ein bisschen schwierig dir das zukommen zu lassen)

...und wo hab ich eigentlich meine Seide hingelegt?...
...und mich würde noch immer der Durchmesser des Gütermann-Zwirns interessieren...

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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von schnabelkanne » 11.11.2015, 14:56

@Osboan - wäre intetressiert, welches Garn genau willst du bestellen? gewachst oder ungewachst?
Gruss Thomas
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Galighenna » 11.11.2015, 16:15

Eine richtig gute Seide wäre sehr interessant. Ist wahrscheinlich sehr teuer, aber dürfte leichter sein als Leinen, aber deutlich reißfester sein. Wie es mit der Dehnung aussieht weiß ich aber nicht. Ich glaube die dehnt deutlich mehr als Leinen. Das wäre dann für eine Bogensehne sehr ungünstig...
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