Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Hölzer, Kleber, etc.
gervase
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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von gervase » 03.08.2017, 20:24

das ist eine Aussage, die durch keinerlei Untersuchungen bzw Versuche verifiziert ist. Unsere Vorfahren haben Bogen geschossen, lange bevor Lein angebaut wurde. Meine Erfahrungen sind andere.
wenn man mal gesehen hat, welche Festigkeit ein Garn aus Lindenbast mit 0,1 mm dicke hat (ich schaff es nicht, das zu zerreissen, dann ist die Aussage von Junkmanns schon sehr fragwürdig

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Neumi
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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von Neumi » 04.08.2017, 09:15

Iss doch ganz einfach: baue eine Sehne aus Deinem unzerreissbaren Garn und schau mal mit ner Zuggewichtswaage wieviel die aushält, bis die zerreisst.
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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von fatz » 04.08.2017, 09:51

Aber Vorsicht, manche Waagen nehmen eine ploetzliche Entlastung uebel
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von lonbow » 04.08.2017, 10:09

Bezüglich der Belastbarkeit von Lindenbast habe ich auch meine Zweifel. Bei einer Exkursion mit der Uni haben wir die Ausgrabungen in den Salzberkwerken von Hallstatt angeschaut. Unter Anderem sah ich dort auch ein originales 4 cm dickes Seil aus Lindenbast. Rekonstruktionen des Seiles hatten eine Bruchlast von 500 bis 860 kg. Im Vergleich zu Hanfseilen ist dieser Wert sehr gering. Ein Hanftau mit einem Durchmesser von 2 cm hat laut Hersteller (hanf-seil.de) eine Bruchlast von 2530 kg. Wäre das Seil ebenfalls 4 cm dick, so müsste das Hanfseil bei einer Zugbelastung von etwa 10 000 kg reißen. Das ist ein gewaltiger Unterschied im Vergleich zum Lindenbast.

Hier ist der Link zur Rekonstruktion des Hallstatt Seiles aus Lindenbast:

https://www.youtube.com/watch?v=-NdjwjEB6is

lg,
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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von lonbow » 04.08.2017, 10:18

@ Gervase:
Ein Belastungstest mit dem Garn wäre sehr interessant.

Vielleicht gibt es genau, wie beim Hanf auch große Unterschiede bei Lindenbast? Diese müssten dann aber enorm sein.

gervase
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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von gervase » 04.08.2017, 10:26

das fängt schon mnit der Auswahl der Fasern an. Die dem Holz am nächsten liegenden Schichten sind die stabilsten. Nach aussen lässt die Belastbarkeit nach. Der Zeitpunkt der Ernte spielt auch eine Rolle. Ich bin gerade welche am Verarbeiten, die ich Mitte Mai geerntet habe (die erste Fuhre war von Ende März), und die Fasern sind wesentlich "holziger" und viel weniger belastbar als bei der ersten Probe. Ich wollte sowieso eine Sehne draus drehen. Im Moment hab ich gerade 10 m Angelschnur gedreht. Bericht kommt

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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von lonbow » 04.08.2017, 10:30

Freu mich schon darauf :)

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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von Neumi » 04.08.2017, 12:17

Da es sich um Naturfasern handelt gibt es selbstverständlichn Unterschiede - bei Hanf allein schon zwischen männlichen und weiblichen Pflanzen. Auch die Frage der Fasergewinnung darf man nicht ausser acht lassen - hier kann schon einiges daneben gehen. Aber nichtsdestotrotz ist Hanf nunmal die stärkste Pflanzenfaser, da beisst die Maus keinen Faden ab :D
Grüsse - Neumi
Ich habe jetzt übrigens mal verschiedene Garne bestellt - 2 Kandidaten hören sich sehr vielversprechend an.
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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von killerkarpfen » 06.08.2017, 22:14

;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D
Neumi hat geschrieben:... Ausserdem habe ich noch eine Anfrage bei Hanf-Fachleuten laufen, mal sehen ob die Quellen für Langfasern haben.
Grüsse


Ich bin nur verantwortlich für das was ich sage, nicht wie es andere verstehn ;)
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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von Neumi » 06.08.2017, 22:33

Rate mal mit Fisch - darf ich wissen, was Dich so sehr erheitert?
Auf jeden Fall hat die Testsehne aus weniger gut geeignetem Garn die ersten ca. 50 Pfeile hinter sich und schiesst sich angenehm.
Grüsse - Neumi
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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von Grombard » 06.08.2017, 22:42

Ich würde mal meinn, der Mörderfisch assoziiert den Begriff "Hanf-Fachleute" mit dem ortsansässigem Drogenfachverkäufer.
irgendwas is ja immer

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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von Ralph » 06.08.2017, 23:09

Moinsen....

...also ich habe keine Ahnung von Lindenbast, Hanffaserlängen etc. bzw. wie man das Ganze wie zusammenflechten muss, damit es hält.

Aber, dass diese Naturmaterialien auch für hochzuggewichtige Bogen keine Schiffstaudicke erreichen müssen, und dennoch halten, beweist dieses hier:

http://www.hermann-historica.de/de/grosser_kompositbogen_im_mandschu-stil_mit_originalsehne_china_19-anfang_20_jhdt/l/138180?aid=140&Lstatus=0&Accid=1007&currentpos=12

Die Sehne ist aus geflochtener Rohhaut. Bei dem Bogen handelt es sich um Gymnastik- bzw. Demonstrationsbogen, die in der Regel zwischen 150-180 lbs. Zuggewicht auf 32-36 Zoll Auszug erreichten und die nur zum Zwecke der Demonstration vorhandener, körperlicher Kraft bzw. zu deren Aufbau, nicht jedoch zum realen Schießen genutzt wurden.

Die zu sehende Sehne hält heute noch und ist - wie ich selbst auf der Auktion gesehen habe - 4-5 mm dick gewesen.

Die schußfähigen Mandschuhbogen mit ihren in der Regel 70-120/130 lbs. hatten Sehnen von bis zu 2 mm Dicke.

Für einen 100 lbs. Warbow dürfte somit eine weniger dicke Sehne als "Schiffstaudurchmesser" durchaus zu fertigen möglich sein.

Ralph
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Was ? Ihr missbilliget den kräftigen Sturm
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Hätt' Allah mich bestimmt zum Wurm,
So hätt' er mich als Wurm geschaffen." - Goethe, West-östlicher Diwan, Buch Timur

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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von Neumi » 06.08.2017, 23:27

Ja, ich bin auch absolut sicher, dass eine Sehne aus gutem Garn oder Fasern für 100# unter 2 mm Stärke hat, bzw. haben kann - kommt ja auch noch etwas auf die eingerechnete Sicherheit an. Die heute benutzte hat nachgemessen 2,6 mm und wie gesagt ist das benutzte Material alles andere als optimal.
Grüsse - Neumi
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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von Osboan » 06.08.2017, 23:54

Also ich habe letztes Jahr viel mit Leinensehne auf Turnieren geschossen und bin von deren Performance begeistert - Bedingt auch von der Langlebigkeit. Wir hatten das im letzten großen Leinensehnenthread. Da wurde oft gesagt, eine Leinensehne wäre nach 1000 Schuss durch. Das kann ich nur bedingt bestätigen. Mein Bogen hatte Wickelnocken und die Sehne war eine flämisch gespleißte mit 5 Strängen + 4 Strängen extra an den Öhrchen. Sie hat wahrscheinlich jetzt 2000 Schuss drauf und wird bald durch sein an einem Öhrchen. Bei diesen Wickelnocken ist aber auch die Reibung groß, deshalb denke ich, dass da bei anderen Nocktypen gut Luft nach oben ist.

Ich habe auch ungezählte Stunden mit Recherche zu diversen Herstellern von Leinen- und Hanfzwirnen verbracht, kann dir gern mal einige Bezugsadressen raussuchen. Hab auch Muster rumliegen, hatte aber leider bis jetzt noch keine Gelegenheit, sie alle zu testen.
Was mir jedoch auffiel beim Vergleich der verschiedenen Hersteller und Zwirne: Im Vergleich der Herstellerangaben schneiden die Hanfzwirne meist schlechter ab beim Verhältnis Zugkraft/Dicke. Wie gesagt, meine Lesezeichenliste ist voll mit Zwirnzeugs, aber es wird etwas dauern, das zu sortieren. Ich hätte da noch einen Hanfkandidaten, der sehr vielversprechend aussieht, den konnte ich aber noch nicht beziehen bis jetzt. Also, ich such die Tage mal meine Links durch ;)

Grüße, Osboan
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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Beitrag von Neumi » 07.08.2017, 00:24

Danke Osboan, ich bekomme die nächsten Tage sehr vielversprechende Garne und werde dann mal Sehnen bauen ;D
Grüsse - Neumi
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