Schweizer Bergeibe

Hölzer, Kleber, etc.
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Art
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Schweizer Bergeibe

Beitrag von Art » 07.09.2019, 20:06

Werte Bogenbauer,

Seit Jahren lese ich hier mit und ich bedanke mich bei euch allen für die konstruktiven Beiträge, die mir im Bogenbau direkt oder indirekt weitergeholfen haben.

Zum Thema: immer und immer poppt hier der Begriff „Schweizer Bergeibe“ auf, der durch irgendwelche und angeblich hochqualifizierte Bogenbauer verwendet wird (ELB aus Schweizer Bergeibe ?).

Die primären Verbreitungsgebiete der Schweizer Eibe liegen vor allem im Osten des schweizerischen Mittellandes, im Jura und im Alpenvorraum oder der den Alpenrandgebieten zwischen Boden- und Thunersee und im unteren Rhonetal. Alpin und/oder auf der Alpensüdseite tritt die Schweizer Eibe nur vereinzelt auf.

Mit anderen Worten, alles was für uns Schweizer unter 800 m. ü. M. ist, ist schlicht und einfach Flachland, wie z. Bsp. der Uetliberg - quasi der kommerzielle Hügel der Stadt Zürich (und dessen Forstamt) - mit einer Höhe von 870 m ü. M.

Insofern ist der Begriff „Schweizer Bergeibe“ Makulatur und daher obsolet !

Aber wie auch immer, ich möchte euch NICHT die schweizerische Eibe und vor allem nicht ein Ausflug in die Schweiz vermiesen, seid euch aber bewusst, dass die Ressourcen die euch lokal zur Verfügung stehen, sehr wohl für einen perfekten Bogen verwendet werden können.

Wenn es dann aber trotzdem ein (schweizerischer) und qualitativ guter Eibenstave (> RPI) sein muss, dann empfehle ich euch die Regionen Jura (Solothurn) und unteres Rhonetal (Wallis/ab Sion) - Südhänge, warm, trocken, basische, bzw. kalkige Böden).

Gruss
Michel

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Spanmacher
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Re: Schweizer Bergeibe

Beitrag von Spanmacher » 07.09.2019, 21:48

Danke für diese Informationen.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Ravenheart
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Re: Schweizer Bergeibe

Beitrag von Ravenheart » 09.09.2019, 09:57

Art hat geschrieben:
07.09.2019, 20:06
....seid euch aber bewusst, dass die Ressourcen die euch lokal zur Verfügung stehen, sehr wohl für einen perfekten Bogen verwendet werden können.
Hmmm... Hey Michel, KENNST Du denn die "Ressourcen die [uns] lokal zur Verfügung stehen"?
Sogenannte "Garteneiben" mit Ringbreiten von 5 - 8 mm? Mit blassbräunlicher Kernfarbe?

Je langsamer Eibe wächst, desto druckfester ist sie.
Und auch wenn 800 m für Schweizer "Flachland" sind - es sind 800m...
Für einen Baum ist es wurscht, welche Einstellung die Genossen um ihn herum haben.
Sind die Bedingungen weniger optimal als in der norddeutschen Tiefebene, wächst er nun mal langsamer... ;)

Hier siehst Du sehr schön die Unterschiede..: https://bogensportwiki.info/index.php?title=Eibe

Versteh mich nicht falsch: Ich stimme mit Dir überein, dass auch aus Flachland-Eiben gute ELB gebaut werden können.
Und neben den oben skizzierten gibt es auch hier bessere...

Wer aber einen echten "Warbow" will, tut gut daran, Holz aus höheren Lagen zu verwenden. Und da sind 800 m Differenz durchaus signifikant! Nicht ohne Grund gibt es eine durch HÖHE definierte Baumgrenze!

Rabe

Dachs
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Re: Schweizer Bergeibe

Beitrag von Dachs » 11.09.2019, 10:13

Wesentliches Kriterium für die Eignung von Eibnenholz für den Bogenbau ist die Feinringigkeit.
Im Prinzip ist es auch im Norddeutschen Flachland möglich, dass Eiben sehr feinringig aufwachsen.
Feinringigkeit ist immer das Ergebnis von widrigen Standortsbedingungen, also höhenlagebedingte kurze Vegetationsperiode oder aber auch geringer Lichtgenuss z.B. durch starke Überschirmung von anderen Bäumen.
Das feinringige Eiben in Norddeutschland sehr selten bis nicht existent sind hängt mit der dortigen Waldgeschichte zusammen. Die natürlichen Wälder sind dort für Schiffbau und Salzherstellung der Hanse sowie für sonstigen Bau- und Energieholzbedarf verschwunden. Damit natürlich auch die Eiben.
Außerdem ist zu berücksichtigen, dass am Alpennordrand die Baumgrenze um 700m höher liegt. Vergrößert man den Abstand auf Norddeutschland und der zentralen Schweiz so wird de Unterschied wohl eher 800 bis 900m sein. Das würde grob bedeuten, dass die Länge der Vegetationsperiode vergleichbar ist.
Gruß Dachs, der nach schweizer Definition im submarinen Bereich aufgewachsen ist.

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Re: Schweizer Bergeibe

Beitrag von Art » 11.09.2019, 16:49

"die Bergeibe" - der Plural wäre dann wohl "der Berg Eiben" ? ;D
eibe_1.JPG
eibe_2.JPG
eibe_3.JPG
eibe_4.JPG
eibe_5.JPG
eibe_6.JPG
Sorry, das war vermutlich nicht fair ... :)

Spass beiseite, mit Ressourcen dachte ich nicht ausschließlich an Eibe. Schliesslich wird hier fast täglich bewiesen, dass fantastische Bögen aus anderen geeigneten Hölzern gebaut werden können.

Ansonsten bin ich bez. der Eibenqualität aufgrund der Wachstumshöhe und -lage voll bei euch. Trotzdem ist "Schweizer BERGeibe" eine Doppelaussage, Redundanz, oder ein weisser Schimmel mit dem ggf. eine Pseudoqualität suggeriert wird.

Aber wie auch immer, ich kann das Bedürfnis nach qualitativ guter Eibe nachvollziehen, insbesondere nachdem ich die z. T. horrenden Preise für ein Eibestave festgestellt habe. Obige Eiben werden z. T. für < 100 CHF / 90 EUR verkauft.

Gruss aus der Bergregion Zürich
Michel
Zuletzt geändert von Art am 12.09.2019, 10:23, insgesamt 1-mal geändert.

Sateless
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Re: Schweizer Bergeibe

Beitrag von Sateless » 12.09.2019, 12:56

Art hat geschrieben:
11.09.2019, 16:49
eine Doppelaussage, Redundanz, oder ein weisser Schimmel mit dem ggf. eine Pseudoqualität suggeriert wird.
Naja ... es gibt bei Pferdefellfarben durchaus Abweichungen von rein weißen Pferden die trotzdem Schimmel heißen (Rotschimmel, Rappschimmel usw.), weshalb die Bezeichnung weißer Schimmel oder Atlasschimmel schon eine Berechtigung hat.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Re: Schweizer Bergeibe

Beitrag von Erbschen » 12.09.2019, 13:08

Kann man da eventuell an einen guten Stamm kommen?
Gruß Erbse
Wir glauben immer unheimlich klug zu sein, aber was wissen wir denn schon?

Dachs
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Re: Schweizer Bergeibe

Beitrag von Dachs » 12.09.2019, 13:43

@Art,
sag mal, wie sieht denn die Verjüngungssituation in den Eibenbeständen aus, in denen das Holz auf deinen Bildern geerntet wurde?
Gruß
Dachs

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Re: Schweizer Bergeibe

Beitrag von Art » 12.09.2019, 14:32

@Erbse - siehe PN

@Dachs - schweizweit wird versucht die Eibenpopulation zu erweitern. Ergo auch im Raum Zürich, allerdings gibt's in dieser Region extreme Probleme mit dem Wildverbiss. Die Fotos sind von gestern, also taufrisch. Letztes Mal war ich vor ca. 3 Jahren dort und da lag in etwa dieselbe Menge mit denselben Dimensionen rum. Naja, die Eibe ist ein Teil der kommerziellen Holzbewirtschaftung. https://www.waldwissen.net/wald/baeume_ ... z/index_DE

Dachs
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Re: Schweizer Bergeibe

Beitrag von Dachs » 12.09.2019, 16:44

Wildverbiss, also drastisch überhöhte Bestände des wiederkäuenden Schalenwildes stellt europaweit das mit Abstand größte Problem für die Erhaltung der Baumart Eibe dar. Und das seit mindestens 100 Jahren.
Deshalb meine Frage.
Die Ernte von Holz muss nachhaltig erfolgen. Das heißt, dass die Verjüngung der Bestände zu gewährleisten ist.
Auf Grund der Rahmenbedingungen ist das bei der Eibe sehr schwer.
Dennoch ist die Nutzung von Eiben ein guter Weg zur Arterhaltung, weil ihr so ein Wert gegeben wird. Ein Nutzungsverbot würde zur Nichtbeachtung führen. Die Konsequenz ist, dass niemand den Aufwand macht sich um die Verjüngung dieser Baumart zu kümmern.
Gruß
Dachs

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