Heimische Hölzer - was ist für den Bogenbau geeignet

Hölzer, Kleber, etc.
kantaka
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Eßkastanie/Edelkastanie/Marone

Beitrag von kantaka » 27.09.2006, 11:53

Hallo Rabe,
mit der Kastanie habe ich folgende Erfahrungen gemacht: Unbedingt gut trocknen, sonst geht gar nix. Auch gut getrocknete Stäbe haben wenig Druckfestigkeit und zeigen schnell chrysals. Habe zuletzt einen pyramidenförmigen 170 cm lang mit 8 cm Breite an den fade-outs gebaut, der ging dann halbwegs (32 lbs, ebenfalls chrysals, aber lebt noch). Dampfbiegen geht nicht - interessant, das: geht einfach nicht! Das Holz ist sehr leicht und sehr angenehm zu verarbeiten, scheint auch ausreichend zugfest, nur eben leider keine Druckfestigkeit. "Anrauchen" mit Ammoniak zeigt sehr heftige Wirkung, also evtl. Lösung auf 5 % verdünnen, sonst wird es zu dunkel.
Grüße
Klaus

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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo » 27.09.2006, 13:36

@Gian-Luca: Zu deiner Frage:
Goldregen (Laburnum) ist wohl brauchbar. Ich habe bisher noch keinen Selfbow aus Laburnum gesehen, selber aber schon Backings damit gemacht. Man sollte unbedingt im Jahresring bleiben; ich hatte Bruch an Stellen mit Verwachsungen. Laburnum ist eines der schönsten Hölzer überhaupt, wird unter Lichteinwirkung schokoladenfarben. Ich verwende das wenige Holz, das ich habe, meist für Pfeil-Vorschäfte.
Hainbuche: Damit hat Henning Erfahrung und er hat auch schon einen ELB daraus gebaut, soweit ich weiß. Schick ihm doch mal ne IM.

Viel Erfolg!

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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart » 27.09.2006, 14:30

Henning hat seine IM-Funktion deaktiviert! Daher Email schreiben!

Rabe

gian-luca
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laburnum und hainbuche

Beitrag von gian-luca » 28.09.2006, 08:53

hallo,

danke für die schnellen antworten, es scheint also, dass ich mich durchaus um goldregen und hainbuche werde bemühen 'müssen' um eigene erfahrungen zu sammeln. ich kann dann an dieser stelle berichten (dürfte aber etwas dauern).

gruss,
gian-luca

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Beitrag von Elfichris » 28.09.2006, 09:38

Darf man eigentlich einfach so und ungestraft in deutschen Wäldern so was fällen? Habt Ihr da mal positive oder negative Erfahrungen gemacht. Vielleicht besser im Dunkeln oder den Pächter fragen?
Grüße
Christoph

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Beitrag von Snake-Jo » 28.09.2006, 09:48

@Elfichris: Nein, darf man nicht, aber es gibt kaum Probleme, wenn man fragt. Meine Quellen:
Der nette Nachbar mit einem Kirschbaum, der im Wege steht :D
Entastungsarbeiten an Straßenbäumen im Herbst
Friedhöfe
Parkanlagen, die ausgelichtet werden müssen
Privat-Wald

Immer fragen, kostet meist nix! ;-)
Die Straßenbauarbeiter oder auch Waldarbeiter rücken gegen ein freundliches Wort oder Trinkgeld schon mal ein Stämmchen raus.

gervase
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Beitrag von gervase » 28.09.2006, 10:11

Hainbuche hab ich schon zu ELBs verbaut (60#, mit Hickorybacking. Ist extrem druckstabil.
Ist schwerer als andere Hölzer. Da es aber viel Druck ohne Probleme aushält, kann man den Bogen sehr schmal bauen, vor allem an den Enden, und damit den Gewichtsnachteil ausgleichen.
Verstehen kann man das Leben nur rueckw?aerts, aber leben muss man es vorwaerts....

gian-luca
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hainbuche

Beitrag von gian-luca » 28.09.2006, 14:32

hallo Gervase,

danke für die auskunft, hainbuche ist also sehr schwer und sehr druckstabil. wie steht es mit der dehnung? könnten damit selfbows ohne backing oder gar englische langbögen gebaut werden?

gruss,
gian-luca

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Beitrag von gervase » 28.09.2006, 20:10

Gian-Luca,
ich habs noch nicht probiert, aber aus dem bauch raus würd ich eher nein sagen. ich werd aber mal nen Bruchtest machen und berichten.
Verstehen kann man das Leben nur rueckw?aerts, aber leben muss man es vorwaerts....

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hainbuche selfbow

Beitrag von tomtux » 29.09.2006, 09:57

@gian-luca

ich hab 2 versuche mit hainbuche hinter mir, beide sind praktisch ohne vorwarnung explodiert.
nach dem ersten hab ich den zweiten breiter (5cm) und mit 69" für einen flat ziemlich lang ausgelegt.

bis ca. 20" auszug bei 60# bin ich gekommen, da hatte der rohling schon kräftig stringfollow.

von beiden versuchen ist jeweils ein wurfarm übrig, da werd ich im winter vermutlich mal ein "aus 2 mach eins mit hanfbacking" experiment starten.

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Birke V

Beitrag von Ravenheart » 02.10.2006, 02:08

Nachdem das ersetzte, Segment gut hielt, habe ich das Tillern fortgesetzt.

Bei 18" Auszug gab es dann am "gesunden" WA plötzlich in einem 5 cm-Teilstück Kompressinsbrüche! Ursache war keine zu erkennen. Zuggewicht war da gerade mal 22#.

Bei 20" Auszug geschah etwas Seltsames: Der Bogen fing an, sich SEITLICH zu verziehen! Ich habe sofort gegengesteuert, aber nur mit mäßigem Erfolg! Er reagierte SO sensibel auf 2 - 3 Ziehklingen-Striche, dass ich ein paar mal "hin und her" getillert habe, ohne ihn wirklich zur Ruhe zu bringen!

Irgendwann bemerkte ich, dass ich nur noch "lustlos" an ihm "herumgeschabt" habe. Das Stringfollow war immens, schon ca. 3 Zoll, und da habe ich dann aufgegeben.... Obwohl er sich im Auszug gar nicht schlecht anfühlte!!

Nun wollte ich wenigstens noch mal sehen, auf wie viel Pfund er gekommen wäre - und habe ihn bis 28" gezogen.....

Er erreichte genau 30# - dann explodierte er mit lautem Knall!

Die Bruchanalyse sagt: Riss der Rückenfaser! Es ist übrigens der UNGEFLICKTE WA gebrochen, und zwar im Bereich der Kompressionsbrüche!

Fazit:

- Es IST vmtl. möglich, aus Birke einen Bogen zu bauen. Da Birke SEHR leicht ist, dürfte der sogar annehmbar werfen.
- Fehler werden nicht verziehen, kein Anfängerholz!
- Dämpfen ist NICHT zu empfehlen.
- Das Querschnittprofil sollte breit, und dies auch möglichst lange, sein. Erst auf den letzten 20 - 25 cm schmaler werdend.
- Ich werde es irgendwann noch mal versuchen. Versuch 1 ist gescheitert!

Rabe

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Beitrag von Elfichris » 02.10.2006, 07:38

Jetzt habe ich das ganze Wochenende beim Spazierengehen (mit Schäferhund - braucht viel Auslauf) auf alle möglichen Bäume, hauptsächlich Obst, Holunder und Haselnuss, geachtet. Aber irgendwie habe ich nicht einen einzigen Ast in der entsprechenden Länge gesehen, der auch gerade ist.
Wie findet Ihr denn solche Äste??
Grüße
Christoph

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Beitrag von Ravenheart » 02.10.2006, 09:20

Nun, zuerst mal nimmt man eher Stammholz als Äste! Es ist gerader, i.d.R. dicker (geringerer Krümmungsradius der Oberfläche) und auch fester - mit Glück auch noch weniger astig.

Ich bevorzuge Stämme von 15 - 20 cm Durchmesser.

Gehölze mit ausreichend lang/gerade gewachsenen Stämmen findet man am ehesten in Waldrand-Lage, wobei Gehölzstreifen entlang von Straßen oder Bahnlinien vergleichbare Bedingungen bieten.

Mein gesamtes Holz stammt von Fällmaßnahmen an Bahn, Straßen oder Parkanlagen. Gerade solche "großflächigen" Fällaktionen führen oft dazu, dass nicht alles sofort weggeräumt wird, sondern ein paar Tage rumliegt. Dann heißt es: schnell reagieren!

Für Stämme der o.a. Dimension genügt noch eine scharfe Bügelsäge zum Herausschneiden des geeigneten Teilstücks. 3 Keile und ein 500-g-Hammer dazu zum Spalten, und kurz darauf liegen die Staves im Kofferraum.

Natürlich hab' ich vorher gefragt...! ;-) :lalala

Rabe

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Beitrag von Elfichris » 02.10.2006, 09:36

Danke für Antwort und Tipps - ich habe halt immer nach Ästen Ausschau gehalten.

Ich werde Deine Vorschläge beachten.
Grüße
Christoph

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Beitrag von Snake-Jo » 02.10.2006, 10:15

@elfichris: Da hab ich mich schlecht ausgedrückt. Ich meinte mit "Ästen" schon die größeren Teilstämme, also wenn ein Baum mehrstämmig hochgeht oder auch "auf den Stock gesetzte" Ahorn-, Haselnuss- und Kirschbäume, die dann mehrstämmig (oder mehrastig) austreiben. Hier kann man einen Teilstmm herausschneiden, ohne dass der Baum nun abstirbt.
Bei großen Alleebäumen (Ahorn, Ulme, Robinie, Platane) wiederum werden im Kronenbereich auch seitwärts hoch gewachsene (über die Straße ragende) Äste rausgeschnitten, die haben dann aber schon "Stammkaliber" mit manchmal 20 cm Durchmesser. Also jetzt im Herbst oder im Winter auf die Alleebaum-Rückschnitte achten. Immer einen Anhänger mitführen oder einen großen Kombi fahren, Trinkgeld bereithalten, ebenso Unterlagen für den Kofferraum und Arbeitshandschuhe. ;-)

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