Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Hölzer, Kleber, etc.
Antworten
Fisherman
Newbie
Newbie
Beiträge: 7
Registriert: 23.06.2008, 09:29

Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von Fisherman » 24.06.2008, 08:33

Hallo zusammen,
ich bin durch Zufall an 3 Robinienstämme mit 2m Länge und Durchmessern von 10 -15 cm gekommen.  Alle fast kerzengerade. So weit so gut!
Der einzige "Nachteil" ist der reine Kernholzdurchmesser, der zwischen 7 und 10 cm schwankt.
Da ist natürlich mit idealer Platzwahl des Bogens und Aussuchen der idealen Wachstumsringe nicht viel zu machen.
Ein Stamm liegt in der Rinde und mit Holzleimversiegelung bereits im gut durchlüfteten Keller.
Bei den anderen Stämmen überlege ich, das Kernholz komplett frei zu legen, alles mit Holzleim zu versiegeln und einzulagern?! 
Wer hat Erfahrungen gesammelt mit Robinie/Scheinakazie.
In den Büchern und Foren finden sich teils sehr unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen.
Geht übrigens ein ELB aus Robinie oder nicht? Einmal hüh....einmal hott, je nach Buch und Autor.

jerryhill
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 371
Registriert: 18.12.2007, 09:55

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von jerryhill » 24.06.2008, 10:48

Hi, Fisherman!
Kernholz freilegen ist ok., aber auch bloß die Enden versiegeln, eventuell noch den Rücken, den Bauch nicht. Wenn du´s dir leisten kannst, versiegle mit Schellack, fand ich immer am besten (zwei dünne Aufträge).
ELB lieber nicht, da Robinie schnell Stauchrisse bekommt. Eventuell entkronen, aber nur, wenn du dir zutraust, sauber genug dafür zu arbeiten und erst nach dem Trocknen, so kannst du dich ggf. immer noch anders entscheiden.
lg,jerryhill
Unwissenheit prahlt, Dummheit reißt das Maul auf.

Fisherman
Newbie
Newbie
Beiträge: 7
Registriert: 23.06.2008, 09:29

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von Fisherman » 24.06.2008, 12:53

Danke, das fängt ja mal gut an hier mit den Tipps :)

benz

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von benz » 24.06.2008, 13:11

Hallo Fisherman,

ich stimme Jerry zu, was den ELB angeht.

Bei dem Holz kommt es drauf an was Du willst und was für Erfahrungen im Bogenbau Du hast?

Bei einem Kernholzanteil von 5-7 cm wird der Rücken rund werden, zum Entkronen gehört etwas mehr Erfahrung, als zum blosen Jahresring freilegen und das ist bei Robinie für einen Anfänger schon nicht ganz leicht.

Ich leg mir keine Robinie mit einem so geringen Durchmesser mehr zum Trocknen hin..... ist aber natürlich nur meine Meinung und auf meine Platzbedingungen und meine Wünsche zugeschnitten.

lG benzi

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22349
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von Ravenheart » 24.06.2008, 13:15

Also ich habe schon beides gemacht, Kernholz freilegen und Splint drauf lassen.

Beides hat Vor- und Nachteile:

Nachteile Freilegen:
1. Gibt es nun trotzdem (Längs-)Risse, ist der Stave meistens unbrauchbar.
2. Bekommt es so mal auch nur kurz Sonne oder zu viel Hitze, versprödet der Rücken.
Vorteile:
Die Wahrscheinlichkeit von Rissbildung ist geringer. Es ist schneller gebrauchsfähig (4 Monate), der anschl. Bogenbau geht schneller, das das Entfernen der Ringe feucht viel leichter geht als trocken.

Nachteile Drauflassen:
1. Es bilden sich fast garantiert Längsrisse, mit Pech gehen die bis in's Kernholz.
2. Die Trockenzeit verlängert sich um mind 2 Monate auf 6.
3. Trocken gehen die Ringe viel schwerer runter.
Vorteile:
Keine Gefahr, dass das Kernholz versprödet, Insektenfraß spielt sich, wenn, dann im Splint ab.

Nebenbei: Je dünner der Stamm bzw. je Schmaler der Spaltling, desto geringer die Gefahr von Rissbildung.

Zum Versiegeln nehme ich übrigens stets nur billigen Holzleim (im "Eimer"), den ich mit einem Pinsel auftrage.

Rabe

Indie12
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 428
Registriert: 01.10.2005, 13:24

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von Indie12 » 24.06.2008, 13:28

ich hab schon einen ELB aus robinie gebaut, oder zumindest einen LB, weil flacher bauh ( weil das mit den stauchrissen absolut stimmt), der war aber für sein gewicht ein bissl überproportioniert, und hat nach ein paar versuchen ein rohhautbacking bekommen... hab keine probleme mit rissen und auch nur wenig stringfollow.

lagern tu ich meine robinie mit rinde und an den enden versiegelt, weil mir das risko der risse zu gross is...

und manchmal verirrt sich so ein holzwurm auch mal ins kernholz aber höchstens 2mm, da muss man den dann halt abarbeiten... viel arbeit, aber es lohnt sich bei dem holz ;D

gruss martin
erkläre es mir, und ich werde vergessen;
zeige es mir, und ich werde es mir merken;
lass es mich tun, und ich werde verstehen!  konfuzius

jerryhill
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 371
Registriert: 18.12.2007, 09:55

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von jerryhill » 24.06.2008, 16:00

@rabe: Sei mir mal ein frischer Eschenstave unter Holzkaltleim an den Enden total verstockt ist, traue ich dem Zeug nicht mehr. Weil ich immer wieder lese, das viele Leute das Zeug zum versiegeln nehmen, frage ich mich allmählich, ob ich da was falsch gemacht habe. Hatte die Enden ca 5cm weit eingestrichen
lg, jerryhill
Unwissenheit prahlt, Dummheit reißt das Maul auf.

Benutzeravatar
Rado
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1802
Registriert: 02.10.2005, 18:27

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von Rado » 24.06.2008, 18:03

Vieleicht hättest Du es zweimal einpinseln müssen?
Ich traue wasserlöslichen Versiegelungen eh nicht mehr.
Wenn der stave frisch ist, wird das Zeug wegen der nachziehenden Holzfeuchtigkeit ewig nicht trocken und die Feuchtigkeitsstopwirkung ist nur so halb gegeben.
Ich hab mal mit Acrylfarbe versiegelt und hatte auch das Problem, daß es a) nicht trocken wurde und b) kaum eine Versiegelung stattfand.
Als hätte ich überhaupt nicht gepinselt.

Gruß
Rado

jerryhill
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 371
Registriert: 18.12.2007, 09:55

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von jerryhill » 24.06.2008, 18:20

Stocken wird im Gegenteil von mangelndem Luftaustausch ausgehen. Dann "schimmelt" es drunter. Gut zum Versiegeln finde ich Abtönfarbe, die ja auch eine Dispersion wie Acryl ist. Mit Acryl habe ich auch schon recht gute Erfahrungen gemacht. Ich denke, gerade die absolut dichte Kunststoffschicht aus PVAC (Holzkaltleim) war schuld.
lg, jerryhill
Unwissenheit prahlt, Dummheit reißt das Maul auf.

Paleface
Newbie
Newbie
Beiträge: 38
Registriert: 26.11.2005, 23:54

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von Paleface » 24.06.2008, 19:13

Tach.

Lasst das Stämmchen doch ein paar Wochen liegen ohne es gleich zu vierteln und zul eimen und und und....
Ich habe die Erfahrung gemacht das Holz nicht mehr zum reißen neigt wenn der Stamm einige Wochen abgelagert ist. Auch Kirsche nicht. Das Robinienholz welches ich noch habe ist auch ohne Risse.
Nur fält dann leider das Entrinden und das herausarbeiten der Staves etwas schwerer.

MfG Paleface.
Ein neuer Tag, ein neuer Dollar. (Mr. Eugene Herbert Krabs)

Boettger
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 508
Registriert: 30.10.2005, 20:56

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von Boettger » 25.06.2008, 08:15

jerryhill hat geschrieben:@rabe: Sei mir mal ein frischer Eschenstave unter Holzkaltleim an den Enden total verstockt ist, traue ich dem Zeug nicht mehr. Weil ich immer wieder lese, das viele Leute das Zeug zum versiegeln nehmen, frage ich mich allmählich, ob ich da was falsch gemacht habe. Hatte die Enden ca 5cm weit eingestrichen
lg, jerryhill


Das mit den Stockflecken kenne ich auch. Ist glaube ich ganz normal.
Sobald das Holz nicht mehr feucht genug is - und das ist nur eine Frage von wenigen Tagen -  ist auch der Schimmel komplett gestoppt.
Der Schimmel breitet sich also nicht aus und hat abgesehen von den optischen Folgen m.E. keinerlei Auswirkungen auf die Qualität des Staves.

mfG

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22349
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von Ravenheart » 25.06.2008, 11:43

@jerry: Nix da, die Enden waren garantiert schon vorher trocken! Das geht schnell, besonders, wenn am Stave noch ein paar Zweige mit Blättern sind... Ich säge vor'm Versiegeln je 24 Std. unversiegeltem Rumliegen 1 cm ab... (ausgenommen, sie lagen im Regen)

Die Stockflecken sind bei Holzleim normal und haben keine schädlichen Auswirkungen, sind nur oberflächlich.

@Rado: Stimmt, kann schon mal 2 Tage dauern, bis der Leim klar wird und somit leidlich trocken ist. Und? Mich stört das nicht, nach dem versiegeln hab ich 6 Monate Zeit....
;)

@Paleface: Sorry, aber das ungespaltene Liegenlassen halte ich für einen schlechten Rat! Selbst wenn keine Risse sichtbar sind, bauen sich doch Spannungen auf, die später zu Rissen führen können!

Meine ideale Vorgehensweise ist:

Sofort spalten
Kanten / Splitter glätten (Ziehmesser)
Je nach Holzart ggf. entrinden
Sofort versiegeln
Einige Zeit schattig im Freien (bei trübem Wetter!) oder im Keller (bei sonnigem Wetter) lagern, (1 - 2 Wochen)
Dann auf den trocknen Dachboden.

Rabe

Benutzeravatar
Rado
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1802
Registriert: 02.10.2005, 18:27

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von Rado » 25.06.2008, 11:54

Klar stimmt schon.
Nur auf die Zeit kam es mir gar nicht so sehr an, die Versiegelung verdünnisierte sich buchstäblich.
Deshalb war es als hätte ich überhaupt nicht gepinselt.Was nach einer Woche bei mir zu sehen war, war lediglich ein Film der Farbpigmente.Der Rest ist wohl über die Tage weil ständig feucht und immer mehr verdünnt, ins Holz oder sonstwohin gezogen.
Zumindest bei der (Künstlerbedarf)Acrylfarbe.
Dicker unverdünnter Weissleim mag da besser sein, aber wenn noch ordentlich Wasser im stave ist, kann das durchaus schon passieren.

Gruß
Rado

jerryhill
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 371
Registriert: 18.12.2007, 09:55

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von jerryhill » 25.06.2008, 12:39

@rabe; den Aussagen über das Aufspalten und vor allem erstmal 2 Wochen im Keller lagern (wenn der nicht beheizt ist) von frischem Holz kann ich absolut zustimmen. Weil mir nämlich schwierig zu trocknende Hölzer wie Robinie und Osage trotz Versieglung schon gerissen sind, wenn ich sie bei Trockenheit und Wind unter dem Schleppdach draußen gelagert habe. Bei Flieder sogar im Keller und wenn ich mir nächsten November Wildpflaume hole ziehe ich da von Anfang an die ganze Palette an Tricks durch, da die lt. hiesigen Aussagen am schlimmsten reißen soll.
lg. jerryhill
Unwissenheit prahlt, Dummheit reißt das Maul auf.

Benutzeravatar
Snake-Jo
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 8675
Registriert: 10.10.2003, 11:05

Re: Robinie/Scheinakazie richtig behandeln und lagern?!

Beitrag von Snake-Jo » 25.06.2008, 12:51

@fisherman: Kann Rabe und Jerry nur zustimmen. ich habe schon sehr viele Robinienstämme in dem Kaliber verarbeitet, so ca 20. Allesamt hatten sie am Ende Längsrisse, wenn sie nicht gespalten wurden. Ich habe diese dann entlang der schon vorhandenen Risse gespalten, war auch nicht schlimm.
Besser ist es, die Spannung vorab rauszunehmen und einen 15 cm Stamm zu vierteln. Enden versiegeln, Holzleim völlig unproblematisch, Stockflecken, was ist das?  ;D
Vom Splint, wenn er denn schön gelb ist, lasse ich die 1-2 letzten Ringe vor dem Kern stehen, sofern sie breit genug sind bzw. die entsprechende Qualität haben. Eigentlich haben alle meine Robinienbogen einen Splintrücken.
Breit bauen (45 bis 75 mm), beste Form für Robinie: halbpyramidal bis pyramidal und dann körperlangen Bogen.

Antworten

Zurück zu „Materialien“