Was ist der beste Bogen, nach verschiedenen Kriterien?

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Artus
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Was ist der beste Bogen, nach verschiedenen Kriterien?

Beitrag von Artus » 03.02.2009, 11:49

Hallo Forum.
Ich würde gern Anstoß für eine Diskussion geben. Nämlich welcher Bogen erfüllt welche Kriterien, welches Holz, Design usw.

Ich würde gerne folgende Gesichtspunkte ansprechen:

1. Haltbarkeit: Wie baut man einen möglichst haltbaren Bogen? Welches Holz, Design usw.

2. Schussleistung?

3. Anfängertauglichkeit, ein schnell und einfach zu bauender Bogen.

4. Welches Holz ist in großen Mengen Verfügbar, einfach zu beschaffen und schnell zu verwerten? Kann man das Holz günstig kaufen? Braucht man eine Motorsäge zum "ernten"? usw.

5. Welcher Bogen erfüllt das perfekte Mittelmaß dieser Punkte?

Ich bin eher noch Anfänger, ich würde zu Punkt 5. Folgendes Vorschlagen:

Ein Hickorybogen, mit flachem Bauch und überdimensioniertem Design, also breit und lang. Denn Hickory, gibt meines Erachtens nach einen guten Bogen ist relativ günstig und auch recht einfach zu beschaffen.

Freue mich auf eure Meinungen zu diesen Punkten.

tomtux
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Re: Was ist der beste Bogen, nach verschiedenen Kriterien?

Beitrag von tomtux » 03.02.2009, 13:02

zu 1:
sauber und mit möglichst wenig set bauen, aus fehlerfreiem holz. ein guter ausgangspunkt ist die massenformel von steve gardner.
holzfeuchte 8-12%, darüber wird das meiste holz weich und kriegt viel set, darunter wirds spröde und bricht leicht.
länger ist einfacher zu bauen, die breite ergibt sich beim tillern.

zu 2:
einfach die massen richtig plazieren, soviel als nötig und so wenig wie möglich in allen bewegten teilen.

zu 3:
wenn du das gefunden hast, gib mir bescheid. mit erfahrung ist aus fehlerfreiem holz fast alles schnell und einfach zu bauen, ohne erfahrung immer schwierig und langwierig.

zu 4:
na was so herumliegt oder wo sich keiner beschwert, wenn mans mitnimmt.
holler, hasel, heckenverschnitte, baumschnittreste, ......
wenns bogentauglich aussieht mitnehmen und ausprobieren, erfahrung kann man nur mit tun sammeln!

zu 5:
einfacher d-bogen, länge ca. auszugslänge mal 2 + 8", bei steifem griff nochmal 6-8" grifflänge dazu.  tipps um die 6mm, elliptischer tiller mit etwas steiferem griff und vorzugsweise ein holz bei dem ich nur die rinde abziehen muss im auf meinen bogenrücken zu kommen.
stücke mit 35 - 60mm durchmesser sind am besten, da muss ich auch von der seite nicht viel wegnehmen.
und die meisten hölzer sind sehr viel zugfester als auf druck belastbar, da hilft die rückenwölbung auch gleich beim gewicht sparen.

RubenAryala
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Re: Was ist der beste Bogen, nach verschiedenen Kriterien?

Beitrag von RubenAryala » 03.02.2009, 19:06

Ich kann mich nur der Ansicht anschließen, die ich neulich irgendwo gelesen habe. Der beste Kompromiß aus Haltbarkeit, Einfachheit bei der Herstellung, Einfachheit hinsichtlich der Verfügbarkeit des Materials und vernünftiger Leistung ist ein flacher, breiter, langer Holzbogen mit dünnen, leichten Enden.

Jede Steigerung der Leistung über das hinaus, was man mit diesem Konzept erreichen kann, kostet einen hohen Aufwand und besonders hochwertiges Material. Das leuchtet mir unmittelbar ein, ich würde mich aber auch gerne eines Besseren belehren lassen, falls das geht.

Artus
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Re: Was ist der beste Bogen, nach verschiedenen Kriterien?

Beitrag von Artus » 04.02.2009, 11:40

Denke auch, dass es so am besten geht. Aber ist ein leicht gerundeter Rücken nicht leichter zu tillern?
Jedoch hätte ich gehofft, dass aus dem Thread eine richtig interessante Diskussion wird, bei der auch richtig ins Detail gegagangen wird und eigene Erfahrungen erläutert werden. Bezüglich Holz, Lagerung, Aufbereitung usw. usw. Auch die Nachteile der verschiedenen Aspekte sollten erläutert werden.

Ich persönlich finde den 4. Punkt sehr interessant. Nachdem schon einige mit Brettern, Ästen usw. experimentiert haben, finde ich Alternativen zu den üblichen selbstgeernteten Staves/Bäume sehr interessant. Woraus lassen sich noch Bögen machen? Ich zum Beispiel habe einen netten Manaubogen gebaut. Ist zwar nicht das schnellste vom schnellen, aber geht. Vorallem günstig, einfach zu bearbeiten, verzeiht viele Fehler.
Es hat nämlich vl nicht jeder das Glück, in der Natur zu wohnen und leicht an Holz zu kommen, oder vl fehlt es am notwengigen Gerät usw.

lg

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Re: Was ist der beste Bogen, nach verschiedenen Kriterien?

Beitrag von Squid (✝) » 04.02.2009, 13:09

Eigentlich ist es - wie ich am vergangenen Wochenende gelernt habe - unproblematisch, an bogentaugliches Holz zu kommen. Die meisten Laubhölzer aber nur wenige Nadelhölzer (Erle, Pappel, Zeder, Fichte, Tanne kannste vergessen) sowie Obstbäume sind geeignet, sobald sie eine Stärke von 7-8 cm haben. Das kann man auch mit einer Handsäge - sogar mit nem Schweizer Taschenmesser fällen.

Man muss nur den Blick dafür haben, dann fährt man die Landstraße entlang und es kommen Aussagen wie "Oh, eine gerade Robinie" "dort diverse Holler" "da ein Hartriegel" "ein Hasel" etc. etc.

Bruchwälder, Bahndämme, länger brachliegende Grundstücke sind eine gute Quelle. Die kann man zur Not auch mit dem Fahrrad abfahren und dann einen 2 m Stamm auf der Schulter nach Hause bringen. Wenn man sich 2 Keile, einen Hammer und 'ne Axt mitbringt, kann man auch an Ort und Stelle einen Stave herausspalten.

Alles natürlich unter der Bedingung, dass man das darf. Die meisten Straßenbauämter haben aber nix dagegen, es erspart ihnen die Arbeit, selber auslichten zu müssen.
Alternativ geht es natürlich auch, wenn man nicht gesehen wird... aber das muss man selber mit seinen Vorstellungen von Anständigkeit vereinbaren.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Was ist der beste Bogen, nach verschiedenen Kriterien?

Beitrag von RubenAryala » 04.02.2009, 15:13

Meine Erfahrungen sind begrenzt. Ich habe mit Billigung des Försters einen Ahorn gefällt (mit der Axt), der hatte einen Stammdurchmesser von ca. 20 cm und war bis knapp 2 m gerade. Daraus habe ich vier Spaltlinge hergestellt und einen voreilig zu einem Bogen verarbeitet. Voreilig deshalb, weil er sich beim Trocknen verzogen hat. Die drei verbliebenen Staves trocknen in der Garage langsam vor sich hin. Das Holz scheint aber gut zu sein, denn der erwähnte Bogen ist für sein Leichtgewicht (32#) recht flott und zeigt keine Tendenz zum Set. Da er gut 1,80 m ist, werde ich ihn noch um 10 cm insgesamt kürzen. Das ganze war mit zwei Anrufen beim Forstamt verbunden.

Erfahrung 2: Latten aus amerikanischer Roteiche aus dem Holzfachhandel. Bogen gebaut, Backing aus Sackleinen draufgeklebt. Der Bogen geht und hat nur einen geringen set. Materialpreis: vielleicht 15 Euro.
Zuletzt geändert von RubenAryala am 04.02.2009, 15:14, insgesamt 1-mal geändert.

Artus
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Re: Was ist der beste Bogen, nach verschiedenen Kriterien?

Beitrag von Artus » 04.02.2009, 20:14

Habe selber auch das Glück... Aber welche Möglichkeiten gibts für "Bedürftige"?
Und was ist am schnellsten verwendbar?

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Re: Was ist der beste Bogen, nach verschiedenen Kriterien?

Beitrag von Squid (✝) » 04.02.2009, 20:28

Die Antwort wird sich bald im Saplingbow Thread herausstellen

;)

Da geht es um die Problematik "Bedürftige und Zeitmangel". Und ein kleines Stämmchen von 8 cm Durchmesser findet jeder - alle, die sich damit herausreden, dass sie ja in der Stadt wohnen sind einfach zu faul zum Suchen.
Straßenmeistereien, Gemeinden, Landkreise, Friedhofsgärtnereien haben fast immer Holz, letztere sogar gelegentlich Eibe.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 04.02.2009, 20:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was ist der beste Bogen, nach verschiedenen Kriterien?

Beitrag von Dachs » 04.02.2009, 21:20

Für die Holzbeschaffung sind die deutschen Wälder eine echte Fundgrube. Neben den hier oft genannten Holzarten Esche, Robinie und Ahorn, sind mir auch schon Arten unter gekommen, für die hier in der Regel der Holzfachhandel bemüht wird - z. B. Roteiche, Schwarznuss und Hickory. Wegen der für den Bogenbau benötigten Durchmesser ist die Holzbeschaffung im Wald sehr günstig.
Die richtigen Ansprechpartner sind die örtlichen Förster oder das Forstamt.
Zuletzt geändert von Dachs am 05.02.2009, 18:04, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Was ist der beste Bogen, nach verschiedenen Kriterien?

Beitrag von Artus » 05.02.2009, 17:04

Ich gebe euch recht. Aber ich finde es trotzdem sehr interessant über die Alternativen zu sprechen.

Was die anderen Punkte betrifft, wäre eine detailliertere Diskussion zwar interessant aber schlussendlich kommt man eigentlich immer auf die gleiche Formel. Egal welche Quelle man nimmt. Naja....

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Re: Was ist der beste Bogen, nach verschiedenen Kriterien?

Beitrag von Squid (✝) » 05.02.2009, 17:47

Es gibt eigentlich keine echten Alternativen. Man muss ziemlich lange suchen, um z. B. einen Holzhandel zu finden, der geeignete (Kern-)Bohlen oder gar Spaltlinge hat.
Und günstig ist das dann meist auch nicht.
Baumärkte und Holzhandel können aber eine Alternative sein, wenn man laminierte Bögen bauen will - da lässt sich dann schon mal ein dicker Bambus oder eine geeignete Terassenbohle finden.
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